08.07.2018

14. Sonntag im Jahreskreis 1987

„Kommet alle zu Mir, die ihr schwere Lasten tragt. Ich werde euch Ruhe finden lassen.“

„Ich preise dich, Vater, dass du das den Klugen und Weisen verborgen, den Kleinen aber offenbart hast. Ja, Vater, so hat es dir gefallen.“

„Dass du das den Klugen und Weisen verborgen hast.“ Mit diesen Worten will Jesus nicht ein Urteil fällen über die, die keine Scheu zeigen vor den Geheimnissen in der Natur und alle Rätsel zu lösen versuchen. Nein, er will davor warnen, sich in die Schöpfung zu verlieren und darüber den Schöpfer zu vergessen, über der Werkoffenbarung die Wortoffenbarung zu verschweigen, nur den Verstand zu gebrauchen, das Herz, aber nicht mitsprechen zu lassen.

„Dass du es den Unmündigen aber geoffenbart hast.“ Das soll kein billiger Trost sein an all die, die an der Schattenseite des Lebens dahinvegetieren müssen. Nein, der Herr will darauf hinweisen, dass das Leben sich nicht erschöpft in dieser kurzen Erdenzeit, und dass „die Leiden dieser Zeit nicht in Vergleich gesetzt werden können mit den Freuden, die denen bereitet sind in der Ewigkeit, die Gott lieben“.

Diese Unmündigen sind Jene, die sich von den Angeboten dieser Zeitlichkeit nicht völlig gefangen nehmen lassen, sondern „das suchen, was droben ist“, die sich vom Strom der Zeit nicht hinwegspülen lassen, sondern sich für höhere Werte einsetzen, die sich nicht neigen den Trieben ihres Leibes, sondern ihr Leben gestalten nach der Weisung ihres Gewissens.

Ihnen gilt das Wort des Herrn: „Kommet alle zu Mir, die ihr schwere Lasten tragt! Ich werde euch Ruhe finden lassen.“

Sie haben den Mut, zum Kreuz aufzuschauen, denn sie sehen nicht nur die blutüberronnenen Kreuzesbalken. Sie sehen Ihn, der sich sein Herz öffnen ließ, um eine Wohnstatt zu schaffen, in der Zuflucht finden können alle „die schwere Lasten tragen“.

Hier hinein flüchten sie bei den Schicksalsschlägen des Lebens, wie der Wanderer im Hochgebirge in eine bergende Hütte bei einem plötzlichen Unwetter.

„Kommet alle zu Mir, die ihre schwere Lasten tragt! Ich werde euch Ruhe finden lassen.“

Dieses Wort gilt nicht nur den Unmündigen, den schlichten frommen Herzen. O nein, dieses Wort gilt allen in den Grenzsituationen des Lebens, wenn du dich allzu früh aus deiner Lebensführung herausgerissen siehst durch einen Unfall oder eine Krankheit, und du dich so vergeblich umschaust, dass einer da wäre, deine Einsamkeit zu teilen. Ja, dann freust du dich und hörst gern: „Komm doch zu mir!“

Wenn du auf dem Operationstisch liegst, und dich die Augen des Arztes traurig anschauen. Ja, da sehnst du dich schon nach dem tröstlichen Wort: „Fürchte dich nicht! Ich bin bei dir!“ Wenn du den kalten Schweiß des Todes spürst, wenn du jede helfende Hand loslassen musst, dann bleibt nur noch der einzige Trost, dass Er, der immer am Rande deines Lebens stand, dir die Hand reicht, um dich zu führen zur ewigen Ruhe.

Im ersten Johannesbrief lesen wir: „Liebe Brüder, wir wollen einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe.“

Die „Weisen und Klugen“ dieser Erde, sind Gefangene ihrer Stellung und ihres Reichtums, sodass ihr Blick nicht über die Grenzen dieser Erde hinausreicht. Sie kennen nicht die Liebe, die Eröffnung des Herzens der Not des anderen. Darum wendet sich Gott den Armen und Hungernden zu, deren Blick nicht behindert wird, zum Himmel zu schauen.

Ihnen gilt das Wort des Herrn, das wir soeben im Evangelium hörten: „Ich preise dich Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber geoffenbart hast.“

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten tragt, ich werde euch Ruhe verschaffen.“

„Nehmt mein Joch auf und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.“

Nur daran werden wir als Bruder und Schwester Christi sichtbar, wenn wir den Mitmenschen in unser Leben hineinnehmen, wenn wir ihn aber ablehnen, dann weisen wir Gottes Liebe ab.

Lasset uns beten:

„Herr, in dessen Herz die heiße Glut der Liebe Gottes brennt: entzünde, hüte und verströme auch in unseren Herzen jenes Licht und jenes Feuer, das du auf diese Erde zu werfen kamst, dass wir deine Liebe erkennen, erfahren und ihr vertrauen möchten, wie du geliebt sein möchtest und deine Kinder, wie du sie lieben wurdest. Amen.“

(Ordenspriester — England)