15.07.2018

15. Sonntag im Jahreskreis 1987

„Ein Sämann ging aus, seinen Samen zu säen.“

Dieses Gleichnis vom Sämann, der ausging seinen Samen zu säen, spricht  uns auf dem Lande, die wir noch Aussaat miterleben können, besonders an.

Vor drei Monaten wart ihr ausgegangen, den Samen auf euren Feldern auszusäen. In drei Monaten werdet ihr wieder ausgehen, um die Früchte dieser Aussaat in eure Scheuern und Vorratskammern einzubringen.

Dieses alljährliche Erlebnis der Aussaat und Ernte macht der Herr zu

einem Gleichnis seiner Aussaat und Ernte:

Gott ist der Sämann, das Wort Gottes = Christus ist der Same, unsere Seele ist der Ackerboden.

Und wir fragen: welch eine Ernte ist dieser Aussaat beschieden? Welch eine Enttäuschung. Der Meister spricht von drei Missernten und nur einer guten Ernte, die aber einen 30 %,  60 % und 100 % Erfolg bringt.

Der Grund der ersten Missernte ist der „harte Weg“.

Auf einem harten Weg kann das Samenkorn nicht eindringen. Es wird zertreten, von den Vögeln aufgepickt und bleibt ohne Frucht.

Solch ein „harter Weg“ ist der Ackerboden jener Menschen, die das „Wort Gottes hören und doch nicht hören“. Die in Selbstherrlichkeit mit Nietzsche sagen: „Wenn es einen Gott gäbe, wie könnte ich es ertragen, nicht dieser Gott zu sein?“. Die in Selbstgerechtigkeit eine zügellose Freiheit für sich in Anspruch nehmen, die in Selbstgefälligkeit sagen: „Ich bin der Herr, nein Gott!“.

Ihnen gilt des Herrn Urteil: „Mensch, du denkst du lebst, wisse du bist tot!“

Der Grund der zweiten Missernte ist die „zu dünne Humusschicht auf dem harten Fels“.

Diese dünne Humusschicht nimmt wohl das Samenkorn auf, aber es kann keine Wurzel schlagen in den Fels, und so wird das kleine Pflänzlein schon bei dem ersten Unwetter hinweggespült.

Ja, wie viele Menschenherzen haben nur diese dünne Humusschicht, und schon der erste Sturm stürmt das Glaubensgebäude ein. In den Tagen Ihrer Kindheit haben sie noch ein aufgeschlossenes Herz „für jedes Wort, das aus dem Munde Gottes kommt“. Doch kommen die Verlockungen der Welt, fallen sie ab.

Solange sich die Wünsche des Lebens erfüllen, halten sie Gott die Treue. Sobald aber Probleme und Schwierigkeiten auftauchen, wenden sie sich ab.

Wenn ihnen die Sonne des Lebens scheint, erkennen sie Gott an. Kommen aber Wolken, Dunkelheit oder sogar ein Schicksalsschlag, kündet man Gott die Treue.

Der Grund der dritten Missernte sind die „Dornen“.

Ein Samenkorn, das unter die Dornen fällt, kann wohl Fuß fassen, aber da das Unkraut schneller wächst als die gute Saat, fehlt ihnen Licht und Luft und muss ersticken.

Wie armselig muss doch der Samen des Wortes Gottes dahin vegetieren in einem Seelenacker, wo das Unkraut und die Sumpfblüten seichter Illustrierten, schlechter Filme und dummer Reklame wuchern. Wo den Neigungen des Leibes mehr entsprochen wird als frommen Wünschen der Seele. Wo den verführerischen Einflüssen schlechter Kameraden gern nachgekommen wird, und jedes gutgemeinte Wort belacht wird.

Doch da gibt es auch noch jenen Acker der Seele, der Frucht bringt – eine 30%, eine 60%, ja, sogar eine 100% Ernte.

Ja, auch in unseren Tagen gibt es noch die stillen und doch so großen Seelen, die sich weit öffnen für alles Gute, Erhabene, Schöne. Die sich anbieten dem Wort Gottes, und es tief in ihr Herz betten. Die ihre Lebenszeit nicht vertrödeln mit sündhaften Vergnügungen, sondern es erfüllen mit dem Gnadenreichtum Gottes.

Solche Menschen wissen, dass sie alles vermögen in dem „der sie stärkt“. Solche Menschen reden, wie Er redet, handeln wie Er handelt und leben, wie Er lebt - ohne Abstriche. Von solchen Menschen fallen ab Angst und Sorge, Not und Pein, Zweifel und Unsicherheit.

Hier wurde das Weizenkorn in die Erde geworfen. Es verwelkte, verweste, um neu aufzustehen und bis hundertfältige Frucht zu bringen.

Für einen jeden von uns hat Gott diesen Samen bereitgelegt. Lass ihn dir nicht vergebens gegeben sein.