24.12.2017

2. Adventssonntag 1986

„Kehret um« denn das Gottesreich ist nahe...

Welch ein Unterschied, ja Gegensatz besteht doch zwischen der Adventszeit eines Johannes des Täufers und der unserer Tage: damals ein Advent der Stille und Einsamkeit in der Wüste, ...heute ein Advent der Betriebsamkeit und des Lärms in den Städten und Dörfern, ---

damals ein Johannes, der Vorläufer Jesu, im Büßergewand,

...heute ein Weihnachtsmann im Bischofsgewand, ---

damals der Aufruf... „kehret um, denn das Reich Gottes ist nahe-

...heute die Werbespots zum Großeinkauf auf dem Christkindlsmarkt.

Im ersten Advent der Kirche erleben wir im heutigen Evangelium Johannes, den Täufer, in öder Steppe und einsamer Wüste im östlichen Teil des Gebirges von Judäa. Hier bereitet er sich vor für seinen großen Auftrag, das Kommen des Weltenheilandes zu melden. Diese Wüste hat für Johannes wie für das jüdische Volk nicht nur die Bitternis der Einsamkeit und Verlassenheit, — sie schenkt auch das Erlebnis der hautnahen Nähe Gottes, der mit seinen Wundern einst das Vätervolk begleitet hatte auf seiner Wanderung aus dem Sklavenhaus Ägypten in das Gelobte Land.

So sammelt sich alltäglich viel Volk an den Quellflüssen des Jordans um Johannes, um seiner Predigt zu lauschen.

... Und was ist aus dem heiligen Advent geworden in unseren Tagen? Man hat diese Zeit genannt „die Rennstrecke des Jahres“. Ja, müssen wir nicht wirklich bekennen,

dass zu keiner Zeit im Laufe des Jahres soviel Betriebsamkeit und Hektik wie gerade im Advent. festzustellen ist, -

dass unsere Städte und Dörfer im hellsten Lichtglanz leuchten, -

dass aus ungezählten Lautsprechern bereits die Weihnachtslieder erklingen, ...

aber auch das kann uns nicht verborgen bleiben, dass auf so manchem Gesicht der von Geschäft zu Geschäft hastenden Menschen Sorgenfalten stehen.

Machen wir doch die Adventszeit zu einer Zeit der Stille und Einkehr, denn wir sind noch auf dem Wege, aber noch nicht am Ziel!

Welch eine einmalige Gestalt ist doch dieser Johannes, der sich ganz verzehrt in seinem Dienst an seinem Herrn. Als Sohn eines Priesters war es ihm möglich, in der Geborgenheit eines reichen Elterhauses zu leben, — aber er geht in die Wüste, teilt die Hitze des Tages und die Kälte der Nacht mit den Tier.

Seine Kleidung ist ein Mantel aus Kamelhaaren, ein lederner Gürtel umschlingt die Hüften.

Seine Nahrung sind Heuschrecken und wilder Honig der Bäume. Nur von dem einen Gedanken ist er beseelt, Vorläufer und Wegbereiter des Herrn zu sein. Und so. bekennt er ...“ich bin nicht wert, ihm die Schuhriemen aufzulösen...“.

... Und in unseren Tagen begegnet uns auf dem Weg zur heiligen Weihnacht der „Weihnachtsmann“ — der seiner Würde entkleidete Bischof von Myra, der heilige Nikolaus.

In Pelzmantel und Wanderstiefeln, mit einem riesigen Bart, so wandert er — auf seinem Rücken einen großen Sack mit vielen Geschenken für die braven Kinder, in seiner Hand eine Rute für die bösen Buben — besucht er die Familien und sorgt emsig für ein gutes Weihnachtsgeschäft. Armer heiliger Nikolaus!

Und wie steht es um unsere Vorbereitung auf das Kommen des Herrn? — Lassen wir uns nicht auch gefangen nehmen von all den Äußerlichkeiten, so dass. wir es garnicht hören, was er uns zuruft...“sieh, ich steh vor deiner Tür und klopfe an...?“

Doch schauen wir noch einmal auf Johannes in der Wüste und hörn wir seine Einladung...“kehret um, denn das Reich Gottes ist nahe, bereitet dem Herrn den Weg...“ Welch eine einmalige Gestalt der Menschheitsgeschichte: er steht an der Grenzscheide der Zeit, von der es einmal heißen wird ... vor und nach Christus, -

er ist nicht berufen zu einem Apostel im Kollegium der Herrn, nein er wird eingestampft in das Fundament der Kirche, — er macht wahr, was er angekündigt hat ...“Er muss wachsen, ich muss abnehmen.“ und so wächst „Er“ hinauf auf den Kreuzesstamm und Johannes nimmt ab um seines Haupteslänge.

Und was tun wir in der Wüste unseres Lehens? Lassen wir uns nicht alle innere Freude nehmen durch eine heidnische Sorge... „was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden...“

Advent heißt auf dem Wege bleiben ... in stiller, freudiger Erwartung sich sehnen --- auf das heilige Weihnachtsfest, — das Kommen des Herrn.