14.02.2018

Aschermittwoch 1987

Mit dem heutigen Aschermittwoch beginnt die Zeit im Kirchenjahr, von der der hl. Paulus sagt: „Jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt sind die Tage des Heiles.“

Das Aschenkreuz, das uns auf die Stirn gezeichnet wird, ist das Sinnbild für das Sterben und Leben mit Christus:

Seit dem Ungehorsam Adams am Stamm des Paradieses gilt die bittere Wahrheit: „Gedenke, o Mensch, dass du Staub bist und zu Staub zurückkehrst!“

Seit dem Gehorsam Jesu am Stamm des Kreuzes gilt aber auch die andere Wahrheit: „Von dem Tode auferstanden lebt Jesus, und so werden auch wir leben.“

An die bittere Wahrheit des Sterbens erinnert uns der Staub, an die freudige Wahrheit des Lebens erinnert uns das Kreuz. So wollen wir mit Jesus hinaufziehen nach Jerusalem, um uns am Karfreitag mit hineinnehmen zu lassen in sein Sterben und uns am Ostertag auferheben zu lassen in sein ewiges Leben.

Nützen wir die Zeit der Gnade, die Tage des Heiles, die Saat auszustreuen, aus der uns das ewige Leben erblühen soll. Es sind die Saatkörner des Betens, Fastens und Almosengebens.

Des Betens

Gewiß kann man ein Loblied singen auf euren Arbeitseifer, aber wie steht es um das Gebet? — Denn: „Der Mensch lebt nicht allein von den Brot, das von unseren Feldern kommt, sondern von jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt…“

Und dieses Wort Gottes ist die Antwort auf das Wort, das du ihm schenkst.

Machen wir uns doch das gegenseitige Versprechen für diese Fastenzeit, bei dem Läuten des Angelus einzuhalten in der Sorge um das tägliche Brot des Leibes, um der Seele das Brot, das vom Himmel gekommen ist, zu gönnen: „Das Wort ist Fleisch geworden.“

Des Fastens

Fasten ist mehr, als der Verzicht auf nicht lebensnotwendige Dinge, ja nicht selten sogar auf lebensschädigende Genussmittel. Fasten enthebt uns der Gefahr, unser Leben bestimmen zu lassen durch das, was Augenlust, Fleischeslust und Hoffart des Lebens als Werte uns vorgaukeln.

Fasten“unterdrückt die Sünde, erhebt den Geist und schenkt Selbstbewußtsein“, sagt die Fastenpräfation.

Des Almosengebens

Fasten ist nicht nur ein Segen für unser Leben, Fasten ist auch Gewinn für die Vielen, die auf unsere opferbereite Lebensweise angewiesen sind. Ist das nicht eine furchtbare Sünde unserer Zeit, dass ein Drittel der Menschheit hungern und verhungern muss, während zwei Drittel der Menschheit im Wohlstand lebt?

Jesus sagt zu dem Jüngling, der die Gebote von Jugend auf alle getreu erfüllt hat: „Willst du vollkommen sein, so geh hin, verkauf alles, was du hast...“ Wir müssen nicht alles verkaufen, aber lassen wir doch alle Tage der Fastenzeit einen Armen Gast sein an unserem Tisch. Was wäre das für ein herrliches „Misereor-Opfer“!

Über der Sorge um das tägliche Brot für unsere Armen in der Welt wollen wir nicht vergessen, Sorge zu tragen um das Brot, das vom Himmel gekommen ist, als Speise unserer unsterblichen Seele.