14.01.2018

Die Taufe Jesu 1987

Noch klingt uns die Botschaft von der Geburt Jesu in Bethlehem und der Anbetung der drei Weisen aus dem Morgenland in den Ohren, da läßt uns heute -nur 5 Tage danach- der Evangelist Matthäus Zeuge der Taufe Jesu sein.

Und doch liegen 30 lange Jahre zwischen Geburt und Taufe, 30 lange Jahre, die die Ereignisse von Bethlehem in Vergessenheit geraten ließen, 30 lange Jahre, in denen Jesus, auf den Jahrtausende warteten, im Kreise seiner Familie in der Verborgenheit von Nazareth lebte.

Da tritt ein Mann auf, sein Name ist Johannes;

An den Quellflüssen des Jordan steht er und ruft sein „metanoeite“ in die Herzen seines Volkes.

Und sie kommen — die Menschenscharen — aus allen Teilen des Landes, sie kommen, die Armen, die nach einem tröstenden Wort Ausschau halten wie der Ertrinkende nach einem .Strohhalm, sie kommen, die Reichen, die Priester, die Schriftgelehrten, die Pharisäer, — reich an Wissen, aber arm an Verlangen des Herzens, und es kommt auch ER, den niemand kennt, den aber doch alle erwarten, ER, der nicht abseits steht von den Taufbewerbern, sondern sich solidarisiert mit den Sündern,

ER, der nicht seine Gottheit erkennen lässt, sondern als Mensch die Not des sündigen Menschen teilt,

ER, der sich nicht zum Richter der sündigen Menschheit macht, sondern sich die Schuld auf die Schultern lädt, um sie am Kreuz im Tod zu tilgen.

Und da ER niederkniet, erkennt Johannes seinen Meister und sagt: „Ich müsste von dir getauft werden, und du kommst zu mir?“ Und Jesus antwortet: „Las es nur zu, denn nur so kann sich ganz erfüllen, was Gott fordert.“

Und da tut sich der Himmel auf, und im Licht des Hl. Geistes ertönt die Stimme Gottes, des Vaters: „Das ist mein, geliebter Sohn, an dem ich mein Wohlgefallen habe.“

Seit dieser Legitimation Jesu durch seinen Vater gilt:

Jesus Christus ist das Heil der Welt, — und wer es n ihm nicht finden will, sucht es vergeblich auf der ganzen Welt.

Denn ER ist gleichsam die Membrane, die unseren Notschrei hinträgt zu Gott, und seine tröstende Antwort uns hören läßt. ER ist der Schlüssel, der die Herzen aufschließt, damit sie nicht in Selbstsucht ertrinken , sondern sich, öffnen im Dienst am Anderen. ER ist die Tür, durch die wir aus dem Gefängnis dieser Zeit entfliehen können in die Freiheit, die Gerechtigkeit und den Frieden Gottes.

Seit dieser Legitimation Jesu durch seinen Vater gilt:

wie Jesus sich solidarisiert hat mit einem jeden von uns, so ist es unsere Pflicht, in einem jeden unseren Bruder, unsere Schwester zu sehen und stets bereit zu sein, nicht über ihn oder sie den Stab zu brechen, sondern einander in jeder Lage die Stange zu halten,

nicht den Splitter im Auge des anderen zu suchen, und des Balkens im eigenen Auge nicht zu gedenken,

nicht in Selbstgerechtigkeit zu erstarren, obwohl wir jederzeit der Verzeihung bedürfen.

Seit jener Legimitation Jesu durch seinen Vater gilt:

Leben heißt lieben.

Augustinus sagt: „Der Preis für ein Grundstück ist dein Geld, Der Preis für eine Perle ist dein Gold. Der Preis für deine Liebe bist du selbst.“

Ja, wie anders sähe doch unser Leben aus, wenn wir unser Schneckenhaus verließen und auf den anderen zugehen würden, in der Ehe Mann und Frau, — in der Familie Eltern und Kinder, — in der Dorfgemeinschaft Nachbar und Nachbar.

Es war bei einem Luftangriff im Jahre 1944. Man hatte Zuflucht gesucht im Luftschutzkeller. Da saß man zusammengepfercht in Angst vor einem Bombentreffer. Auf dem Arm einer Mutter weinte ein Kind. Ein alter Herr nahm seine eiserne Ration — einen Apfel — und gab ihn dem Kind. Und mit weitgeöffneten Augen fragte dieses Kind: „Bist du der liebe Gott?“

Ja, die Liebe öffnet den Blick für Gott.

Diese Liebe der ersten Christen Roms zwang die heidnische Umwelt zu dem Wort: „Seht, wie die einander lieben!“