27.05.2018

Fest der Hl. Dreifaltigkeit:

Wir feiern heute das Fest der heiligsten Dreifaltigkeit. Es führt uns in die Mitte unseres Glaubens, in die „Tiefe des Reichtums, der Größe und Erhabenheit Gottes.“

Wie ein Hohlspiegel die vielen Lichtstrahlen sammelt, um sie in einem leuchtenden Glanz aufstrahlen zu lassen, so will das heutige Fest all die Gnadenstrahlen der drei Hochfeste unseres Glaubens noch einmal lebendig vor unsere Seele stellen:

- Weihnachten, das Fest des Vaters, der die Menschheit aus dem ewigen Tod herausholte und in das ewige

  Leben erhob.

- Ostern, das Fest des Sohnes, der auf diese Erde kam, um uns den rechten Weg zu diesem ewigen Leben

  zu  zeigen.

- Pfingsten, das Fest des Hl. Geistes, der uns Beistand sein will auf diesem gefahrvollen Wege.

Leider sucht der Mensch der „Gottesfinsternis“ unserer Zeit nicht mehr die Geborgenheit im dreifaltigen Gott. Er ist ausgeheimatet aus Gott und läuft ziellos auf den Straßen dieser Erde umher. Er gleicht einem Vogel, dessen Flügel beschnitten sind, so dass er sterben muss, denn es fehlt ihm das Lebenselement, die Luft. Er gleicht einem Fisch, den die Wellen des Meeres an das Ufer gespült haben, so dass er sterben muss, denn es fehlt ihm das Lebenselement, das Wasser. Er gleicht einem Reh, das sich auf die Straßen der Großstadt verirrt hat, so dass es sterben muss, denn es fehlt ihm das Lebenselement, der Wald.

Ja, ohne Gott wird der Mensch sich zum Rätsel. Sein Leben ertrinkt in einer inneren Leere.

Unser Glaubensbekenntnis beginnt mit den Worten: „Ich glaube an

Gott, den allmächtigen Vater.“

Gott, der Vater ist Ausgang und Ziel unseres Lebens. Von ihm kommen

wir, zu ihm gehen wir. Unser ganzes Leben ist eine Wanderung heim zum Vater.

Nicht ein Herrengott, ein Vatergott erwartet uns, und so wissen wir:

- unser Leben ist nicht eine Sackgasse. Nein, es mündet hinein in das Leben Gottes, das weder Leid noch

  Kummer, Sorge, Angst, Not, Tod kennt, denn er ist ein „Gott der Lebenden“.

- unser Leben ist nicht das „Leben der verlorenen Kinder Evas“. Nein, am Tor des Todes erwartet uns ein

  liebender Vater, der uns an sein Herz nehmen will. Er will nicht „den Tod es Sünders“.

- unser Leben ist nicht nur umsorgt von einem Gott-Vater. Gott liebt uns wie eine Mutter, die ihres Kindes

  nicht vergisst.

In unserem Glaubensbekenntnis beten wir weiter: „Ich glaube an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn.“

Seit der Vertreibung aus dem Paradies sind wir Menschen hier auf Erden Fremdlinge, Pilger und Wanderer, unterwegs auf ungezählten Straßen, immer in der Gefahr Umwege, Abwege und Irrwege zu gehen.

Um aber auf dem rechten Weg zu wandern, kam Christus auf diese Erde, um uns den Weg zu zeigen, der der einzig wahre ist und zum Leben führt. So leben wir in der Freude, dass Jesus Christus uns ist:

- die Brücke, die die Verlassenheit dieser Erde verbindet mit der Geborgenheit im Himmel.

- der Kahn, der uns über das stürmische Weltmeer hinträgt in den bergenden Hafen der Ewigkeit.

- die Tür, durch die wir aus der Gefangenschaft dieser Zeitlichkeit hindurchfinden in die Freiheit der Kinder

  Gottes.

Und in unserem Glaubensbekenntnis heißt es weiter: „Ich glaube an den Hl. Geist, den Herrn und Lebensspender.“ Durch Jesus kennen wir den Weg zum Vater, wir wissen aber auch, dass dieser Weg Kreuzweg heißt, ein Weg ist, der uns eine heldenreiche Haltung abverlangt

Um unter der Last dieser ungezählten Kreuze nicht zu erliegen, hat uns Jesus den Hl. Geist als Beistand gegeben. Er will uns Rat sein in allen Ratlosigkeiten, Kraft in allen Mutlosigkeiten, Trost in allen Trostlosigkeiten unseres Lebens. Und wie furchtbar des Lebens Not sein kann, zeigen die letzten Aufzeichnungen, die der Jesuit Pater Alfred Delp im Angesicht des Todes mit gefesselten Händen niedergeschrieben hat: „Wenn ich an die Nacht in der Lehrter-Straße denke, in der ich Gott um den Tod gebeten habe, weil ich diese Ohnmacht nicht mehr ertragen konnte, dieser Wucht und Wut des Volksgerichtshofes mich nicht mehr gewachsen fühlte. Wie ich die ganze Nacht mit dem Herrgott gerungen und einfach meine Not ihm hingeweiht habe. Und erst gegen den Morgen strömte die große Ruhe in mich ein, eine beglückende Empfindung von Wärme und Licht und Kraft zugleich, begleitet und gesegnet durch die Zuversicht: du wirst durchstehen! Das ist der Tröstergeist, kraft dessen man leben und bestehen kann!“ Ja, dieser Tröstergeist will uns nicht vertrösten auf das Jenseits; er will uns ermutigen zum Leben hier auf Erden.

Darum wollen wir bitten:

Möge unser tägliches „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ uns mit dem Vertrauen erfüllen, dass unser Leben ein Heimweg ist zum Vater auf dem Wege, der Jesus Christus heißt, in der Obhut des Heiligen Geistes.