05.08.2018

18. Sonntag im Jahreskreis 1987

„Alle aßen und wurden satt.“

Das heutige Evangelium führt uns in die Haurawüste, die tiefste Einsamkeit und Verlassenheit - fern jeder menschlichen Behausung. Die Sonne geht unter, bald wird es Nacht. Und niemand der Menschenmassen verspürt Hunger und Durst. Gebannt hängen ihre Augen an den Lippen des Herrn und trinken all seine Worte in sich hinein. Ja, sie erleben es, „der Mensch lebt nicht allein von dem Brot, das den Hunger des Leibes stillt“, sondern von dem Himmelsbrot und „jedem Wort, das aus dem Munde Gottes kommt“.

Und dort, wo die Seele Ausschau hält nach Gott, reicht dieser Gott ihm auch das Brot für seinen Leib.

Er erfüllt nicht den Wunsch der Apostel: „Schick doch die Menschen weg, damit sie in die Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können.“ Nein, er antwortet: „Gebt ihr ihnen zu essen!“

Den Jüngern muss es sehr schwer gefallen sein, zu begreifen, wie man wohl mit fünf Broten und zwei Fischen 5 Tausend Männer und all die Frauen und Kinder satt machen könnte.

Aber „bei Gott ist kein Ding unmöglich“. „Jesus blickte zum Himmel auf, sprach den Lobpreis, brach die Brote und gab sie den Jüngern, die Jünger aber gaben sie den Leuten, und alle aßen und wurden satt“.

Wie muss doch diese wunderbare Brotvermehrung die Menschen alle zutiefst ergriffen haben. Sie wollen ihn zum König machen, zu einem König, der ihnen täglich den Tisch mit dem Brot decken könnte. Ja, das Volk erkennt den tiefen Sinn dieses Wunders nicht. Jesus muss sich seinem Zugriff entziehen.

Des Menschen leiblichen Hunger zu stillen, dafür hatte sein Vater bereits in seiner Schöpfung Sorge getragen, da er der Erde den Samen für das tägliche Brot anvertraut hatte.

Wir wissen, dieses Wunder des Brotes, das den leiblichen Hunger der Menschenmassen stillte, war nur der Hinweis auf das wunderbare Brot, das er ihnen am folgenden Tage in der Synagoge von Kaparnaum ankündigen würde: „Das Brot, das ich euch geben werde, ist mein Fleisch für das Leben der Welt!“

Doch der Schwerpunkt des heutigen Evangeliums ist wohl die Aufforderung Jesu an seine Jünger: „Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen!“

In welch einer verzweifelten Lage müssen doch diese Männer gewesen sein, mit 5 Broten und 2 Fischen diese Menschenmassen sätttigen zu können. Aber sie tun, was der Meister sagt, und siehe da: „Alle aßen und wurden satt und viele, viele Brotstücke blieben übrig“.

„Gebt ihr ihnen zu essen!“ Dieses Wort hat der Meister nicht nur im heutigen Evangelium zu seinen Jüngern gesagt, als er die hungernden Menschen in der Wüste um sich sah. Dieses Wort gilt zu allen Zeiten und es gilt uns, einem jeden von uns gegenüber einem vielfachen Hunger, der so manches Herz gerade in unseren Tagen quält. Der Hunger des Kindes nach der Liebe der Mutter, die glaubt, mit der Sorge um Wohnung und Nahrung und Kleidung alles getan zu haben und nicht fühlt, wie das Kind innerlich vereinsamt und freudlos dahinlebt. Der Hunger der Eltern im Altenwohnheim nach einem Besuch und lieben Wort ihrer Söhne, der Töchter, der Enkelkinder als Dank für all die Liebe, die sie durch Jahrzehnte erfahren hatten. Der Hunger der Einsamen und Traurigen nach einem tröstenden Wort, das die Tränen trocknet und ein wenig Freude und Hoffnung dem Herzen schenkt. Der Hunger der Sterbenden nach einer Hand, die bereit ist, in der äußersten Verlassenheit dazusein und die letzten Schritte dieser Zeitlichkeit hinzuführen in das ewige Leben.

Bieten wir uns dem Herrn an, dass er durch uns stillen möge den Hunger unserer Brüder und Schwestern nach den Gaben, die der Weltgeist nicht kennt.

So wollen wir beten:

Gib mir Liebe ins Herz, lass mich leuchten, gib mir Liebe ins Herz, bet´ ich; Herr, du selbst bist das Licht, das erleuchtet, darum scheine du nun selbst durch mich!

Lass mich sein wie lebendiges Wasser, das durch Trockenheit fließt, bet´ ich; Herr, du selbst bist das lebende Wasser, darum, fließe du nun selbst durch mich!

Lass mich sein für die Welt wie ein Hirte, der für andere lebt, bet´ ich; Herr, du selbst bist der allertreueste Hirte, darum sei du nun auch das durch mich.