25.02.2018
2. Fastensonntag 1987
„Herr, hier ist gut sein, lass uns drei Hütten bauen.“
Welch ein Gegensatz in den beiden Evangelienberichten des 1. und 2.
Fastensonntags.
Am 1.Fastensonntag erlebten wir den Meister in der Einsamkeit der Wüste, preisgegeben den Verführungskünsten des Fürsten dieser Welt. Am heutigen 2.Fastensonntag schauen wir den Herrn auf dem Berg Tabor, verklärt im himmlischen Glanz seines Vaters.
Doch ist dieses Wechselspiel von Dunkel und Licht nicht auch unsere tägliche Erkenntnis?:
Eben noch himmelhochjauchzend —- doch bald zu Tode betrübt, dem Getragensein auf den Wogen der Freude folgt das Hinabgestoßensein in die Tiefe des Leides, heute möchten wir sagen zum Augenblick: „Verweile doch, du bist so schön“ und morgen klagen wir „Mein Gott, warum hast du mich verlassen
Die Taborscene lässt unsere Gedanken zurückwandern an den Jordanfluss, wo wir Zeuge der Taufe Jesu sein durften. Auch damals öffnete sich der Himmel über unserer Welt, und wir erlebten die Erscheinung des dreifaltigen Gottes.
Diese Gotteserscheinung erinnert uns an unsere Taufe, da wir erlebten, dass wir aus der Erdentiefe in Himmelshöhe gehoben wurden, — denn in uns ward Wirklichkeit: „Wir werden kommen und bei ihnen Wohnung nehmen der Vater, der Sohn und der Hl. Geist.“
Die Taborscene lässt unsere Gedanken auch in die Zukunft wandern und an jene Stunde denken, da am Tag der Auferstehung Jesus, das Licht des Ostertages aufleuchtete, das keinen Untergang kennt. Dieses Osterlicht wird — so hoffen wir — auch in die Nacht unseres Sterbens hineinleuchten und uns hinüberführen in die bergenden Hände Gottes.
Zwischen diesen beiden Eckdaten — dem Tauftag und dem Sterbetag — liegt die Wegstrecke unseres Lebens.
Es ist eine Wanderung durch tiefe Schluchten und über manch steile Höhen durch viele Engpässe.
Ja am Rande dieser Straße stehen viele Kreuze, die ihren Schatten über uns breiten — die Kreuze der Verlassenheit, der Einsamkeit, des Vergessenseins, — die Kreuze der Gleichgültigkeit, der Gehässigkeit, der Feindseligkeit, — die Kreuze des Altwerdens, des Siechtums, des nahenden Todes, — wer wollte die Unzahl all dieser Kreuze kennen.
So können wir sehr gut verstehen, dass Petrus auf dem Tabor, als er seinen Herrn im göttlichen Glanz erblickt, ausruft: „Herr, hier ist gut sein, laß uns drei Hütten bauen.“ Er darf erleben, was der Psalmist in seinem 27. Psalm sagt: „Nur eines erbitte ich vom Herrn, danach verlangt mich: im Haus des Herrn zu wohnen alle Tage meines Lebens, die Freundlichkeit des Herrn zu schauen und nachzusinnen in seinem Tempel Denn er birgt mich in seinem Haus am Tage des Unheils; er beschirmt mich im Schutz seines Zeltes, er hebt mich auf einen Felsen empor.“
Doch dieses „Herr, hier ist gut sein...“ und der Hüttenbau während unsere Erdentage ist verfrüht, denn hier umfängt uns die Wüste, in der der Fürst dieser Welt die Gottesleuchten auslöscht und dafür seine Irrlichter aufstellt, manche fata morgana uns vortäuscht, die uns in Hoffnungslosigkeit treibt, selten die Oase uns finden lässt, nach der unser Herz sich sehnt.
„Herr, hier ist gut sein...“
Dieses Taborerlebnis gibt eine Antwort auf den Sehnsuchtsschrei unseres Herzens nach der Erlösung aus dem Leid dieser Zeit in die Geborgenheit der Ewigkeit, will ein Licht sein auf dem Wüstenweg, um nicht völlig in die Irre zu geraten, schenkt uns die Kraft, den Kampf mit dieser bösen Weltenzeit zu bestehen.
„Herr, hier ist gut sein...“
Von dieser Verklärung auf Tabor
- empfängt unser Glaube die Kraft, .ja zu sagen zu allen Bitterkeiten unserer Erdenwanderung, denn wir wissen „mußte Christus nicht all dieses leiden, um dafür in die Herrlichkeit einzugehen?“
- empfängt unsere Hoffnung die Zuversicht, Verzicht leisten zu können auf die Vergnügungen dieser Zeit, und ja zu sagen für jedes Opfer, denn wir wissen „die Leiden dieser Zeit sind nicht zu vergleichen mit den Freuden der Ewigkeit“
- empfängt unser Herz den Mut, nach dem Vorbild Jesu ein Vorbild zu sein für alle Brüder und Schwestern guten Willens.
Möge uns das Licht des Tabors: wie ein Gewand umhüllen, damit wir unsere Fasten- und Passionszeit in der Zuversicht durchwandern, einst in das ewige Ostern eingehen zu dürfen.