21.01.2018

3. Sonntag 1987

„Folget mir nach …“

So kann ein Stellenangebot lauten:

Wir sind ein gutgehendes Unternehmen. Wir suchen qualifizierte Fachkräfte, die bereit sind, gewissenhaft ihre Arbeit zu erfüllen. Wir erwarten Hilfsbereitschaft und tatkräftigen Einsatz. Wir bieten 40- Stundenwoche, — hohe Sozialleistungen, — 13. Monatsgehalt, —großzügige Urlaubsregelung, — gutes Betriebsklima. Bei der Wohnungssuche sind wir behilflich.

Wie ganz anders klingt es da doch im heutigen Evangelium: Da gibt es kein Stellenangebot mit der Zusicherung eines gehobenen Lebensstandards, — da heißt es kurz und klar: „Folget mir nach. Ich will euch zu Menschenfischern machen!'

Wir spüren, dieses Wort fordert den ganzen Menschen, — und an dieser Forderung hat sich auch nichts geändert durch die 2 Tausend Jahre hin. Geändert hat sich aber wohl die Antwort, die die Menschen im Laufe dieser Zeit gaben.

Heißt es in unserem Evangelium: „Ohne Zögern verließen sie ihren Vater und ihre Netze, und folgten ihm. …“, so heißt es leider heute: „Sie waren so verloren in diese Welt, dass sie den Anruf Jesu gar nicht hörten.

Glauben wir nicht, der Anruf des Herrn „folge mir nach“ konnte bei den Männern am See Genesareth leicht Gehör finden, denn es war ein leichtes für sie, sich aus ihrer Armut zu lösen, — diese Apostel waren keine Weltenbummler, — nein sie kannten eine viel tiefere Gebundenheit an Elternhaus, Heimatscholle und Gewerbe, als wir es heute empfinden, aber sie hatten noch ein offenes Ohr für einen Anruf von oben und sie hatten noch ein opferbereites Herz, diesem Anruf zu folgen. — Den Anruf Christi vor Damaskus beantwortete Saulus bedingungslos „was willst du, Herr, dass ich tun soll?“

Dieses „folge mir nach“ gilt in besonderem Maße denen, die er zu Menschenfischern machen will. Ja, es gibt in der Kirche ein Amt, in dem die ganze Gestalt Christi gegenwärtig ist. Es ist die Teilhabe am Hohepriestertum Jesu Christi, an seinem Lehramt, — er darf das Evangelium mit der Autorität des Herrn verkündigen, an seinem Priesteramt. — er darf die Sakramente im Auftrage des Herrn spenden, an seinem Hirtenamt — er darf in der Person des Herrn handeln, Führer sein auf einem Weg, der zum Himmel führt.

Der Priester darf die Worte seines Herrn in seinen Mund nehmend das Wunder wirken, das Brot zu wandeln in Fleisch und Blut Christi, die Seele zu befreien von Schuld und Sünde.

So ist der Priester berufen, die sich selbst aufopfernde Liebe des Gottessohnes bis in den Tod solange zu vergegenwärtigen, bis er wiederkommt am Ende der Zeiten.

Welch eine Auserwählung, — selbst für Engelsschultern zu schwer. So muss er seine Gemeinde bitten, dass sie ihre Hände falte zu Flügeln, die ihn Gott entgegentragen.

Dieses „folge mir nach“ gilt aber auch einem jeden, der in der Taufe zu einem Glied des Leibes Jesu Christi geworden ist:

„Folge mir nach“, du Mutter, die du berufen bist, an meiner Schöpferkraft teilhaben zu können. Nimm ein jedes dir anvertraute Kind an, es ist mein Lehen an dich und zugleich auch ein Faustpfand für dich, denn du kannst einmal vor Gott hintreten und mit Jesus sagen: „Vater alle, die du mir anvertraut hast, ich habe sie angenommen und bewahrt und keines ging verloren.“ Ja, so sammelt man sich Schätze für den Himmel.

„Folge mir nach“, du Mann, der du hineingestellt bist in ein feindliches Leben, — in ein Leben der Gottlosigkeit, der Sittenlosigkeit, des Spottes und der Verhöhnung aller sittlichen Werte, verheimliche nicht deinen Glauben, den du in deiner Gemeinde am Sonntagmorgen bekennst, — nein, „rede, mahne, weise zurecht, sei es gelegen oder ungelegen“. Dann kannst du auch einmal hören in den Gerichtsschranken Gottes: „Weil du treu warst im Kleinen, will ich dich setzen über Vieles.“

„Folge mir nach“, meine liebe Jugend, die ihr es nicht leicht habt in dieser Zeit.

Wir wanderten einst ein enge Straße, die eingerahmt war und begrenzt von Bäumen. Und soviele Zweige trugen, soviele Hände streckten sich uns entgegen, glücklich durch das Leben zu finden. Ihr geht eine breite Straße der Freiheit, auf der sich ungezählte Vergnügungen anbieten. Und ihr wollt sie alle in euch aufnehmen, ohne zu glauben, dass allzu viele dieser Früchte madig sind. Ja, befolge, was ein lateinisches Sprichwort sagt: „Was du auch immer tust, handle klug und bedenke das Ende!“

„Komm, folge mir nach!“

Und unsere Antwort soll sein: „Wir sind bereit, denn wir sind die einzige Bibel, die die Öffentlichkeit noch liest. Wir sind Gottes letzte Botschaft, in Taten und Worten geschrieben.“