15.04.2018

3. Sonntag in der Osterzeit 1987

„Werft die Netze zum Fang aus!“

Die Botschaft des Engels, die an die Frauen am Grabe am Ostersonntag erging: „Sagt Petrus und seinen Freunden, sie sollen wieder heimkehren nach Galiläa, zu ihrem See Genesaréth.“, haben die Apostel mit Freude erfüllt. Denn nach der furchtbaren Enttäuschung des Karfreitags sehnten sie sich wieder nach der Geborgenheit in der Familie.

Nun waren sie wieder dort, wo der Meister sie berufen hatte: in seine Nachfolge. Nun lebten sie wieder ihrem Fischfang.

Im heutigen Evangelium sehen wir sie am Strand des Sees, wie sie in den ersten Strahlen der Morgensonne ihre Netze vom Seetang befreien. All ihre Mühe war umsonst, und so waren sie niedergeschlagen, ent-täuscht am Ende. Da dachten sie wohl an das Wort ihres Meisters: „Könnt ihr den Kelch trinken?“

Der Kelch, gefüllt mit Enttäuschung, Bitterkeit, Hoffnungslosigkeit — er bleibt keinem Erdgeborenen erspart. Auf diesem stürmischen Lebensmeere ist niemand eine Ruhe vergönnt. In so vielen Stunden der Dunkelheit ist eine klare Sicht nicht möglich. Auf dieser fluchtbeladenen Erde wird niemand sein volles Glück finden konnen.

Darum wollen wir schon bereit sein, nach dem Beispiel des Herrn diesen Kelch zu trinken. Denn auf seinem Grund liegt der Dank Gottes für die Ergebung in seinen Willen.

Darum wollen wir die Lebensparole befolgen: „Wähle ein Kreuz von Golgotha, denn du musst leiden. hle weise, denn an dir ist´s zu entscheiden: Soll dein Schmerz ein heilig Sühneleiden sein oder der Verdammten wilde Pein.“

Da heißt es weiter im heutigen Evangelienbericht: „Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Er sagte zu ihnen: „Werft das Netz auf der rechten Seite des Botes aus, und ihr werdet etwas fangen.“

Welch eine überzeugende Kraft muss doch in diesen Worten gelegen haben. Die Jünger wissen nicht, dass es der Herr ist und vertrauen doch diesem Wort. Sie haben sich die ganze Nacht vergeblich gemüht, und entgegen der Erkenntnis, dass am Tag wenig Hoffnung auf Erfolg besteht, werfen sie doch ihre Netze aus, und sie holen so viele Fische ein, dass das Boot zu kentern droht.

Die Jünger wussten nicht, dass der Fremde am Ufer Jesus war. So sehr hatte die Enttäuschung ihre Augen getrübt.

Erleben wir es nicht auch immer wieder, dass Angst, Kummer, Sorge und Schmerz uns so zu erschüttern vermögen, dass wir uns wie in einem Gefängnis fühlen, das keine Tür hat, wodurch wir in die Freiheit gelangen könnten, das kein Fenster hat, durch das ein Lichtstrahl der Hoffnung dringen könnte, dass wir fürchten, unser Lebensschifflein könnte untergehen, dass wir glauben, von allen guten Geistern verlassen zu sein.

Ja, in solcher Not sollten wir des Wortes gedenken: „Wo die Not am größten, ist Gottes Hilfe am nächsten.“

Wenn wir das Licht des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe leuch-tend in unserem Herzen tragen, dann werden wir auch in finstersten Nächten noch Auge und Gehör für des Herren Wort, das er den Aposteln im heutigen Evangelium sagte: „Werft eure Netze rechts vom Boote aus und ihr werdet etwas fangen.“ Ja, wir würden dann unsere Netze in das rechte Meer, das Meer der Ewigkeit, werfen, um dort die Gnadenkraft einzufangen, von der Paulus sagt: „Ich kann alles in dem, der mich stärkt.“ Und das Evangelium hat noch einen wunderbaren Abschluss: „Kommt und esst!“

Dieses Mal ist die Krönung das Zusammenseins mit seinen Freunden. So war es bei den beiden Emmausjüngern. So war es mit allen Aposteln im Abendmahlsaal zu Jerusalem, und jedesmal tat er es in der freudigen Sehnsucht, dieses Mahl zu halten.

Mit Sehnsucht habe ich danach verlangt, dieses Mahl mit euch zu halten.“ und dies gilt auch heute noch. Mit Sehnsucht hält er Ausschau nach allen Müden und Beladenen, um mit allen in den ersten Stunden einer jeden neuen Woche das Mahl zu feiern, das die Gnade und die Freude und die Kraft geben soll für eine lange Woche mancher schwerer Last und Arbeit. Weisen wir diesen Engel, der uns den Kelch des Segens und der Kraft reichen will, nicht von der Tür mit törichten Ausreden. Der letzte Engel, der dir begegnet, der Engel des Todes, hat kein Auge für deine Tränen, kein Ohr für deine Bitten, keine Zunge für einen Trost. Du musst ihm folgen in die Gerichtsschranken Gottes, um Rechenschaft abzulegen über jede Stunde deines Lebens. Nützen wir doch die angebotenen Gnaden eines jeden Sonntages und Feiertages! Sie wollen Stufen sein, auf denen wir hingelangen sollen zum Hochzeitsmahl der ewigen Herrlichkeit.