28.01.2018

4. Sonntag 1987

Die 8 Seligkeiten

„Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg Er auf einen Berg, setzt sich und gab ihnen eine neue Lebensordnung: die 8 Seligkeiten, nach denen auch er sein Leben hier auf Erden gelebt hatte.

Von diesem Berg der 8 Seligkeiten wandern unsere Gedanken zurück durch die Jahrtausende zu einem anderen Berg in der Wüste, dem Berg Sinai, wo sein Vater seinem auserwählten Volk seine Lebensordnung gegeben hatte, die 10 Gebote.

Die 10 Gebote wie die 8 Seligkeiten sind von Gott gegebene Orientierungen, nach denen wir unser eben gestalten können, — und doch unterscheiden sie sich von einander:

Sind die Gebote wie Bäume an einer Straße, wie Hinweisschilder und Verbotstafeln, so sind die Seligpreisungen wie ein Kompass in unseren Herzen, der uns den rechten Weg, weist.

Zeigen uns die 10 Gebote in ihrem „du sollst“ und „du darfst nicht“ unsere Pflichten gegen Gott und den Mitmenschen auf, so wollen die erfüllten 8 Seligkeiten uns mit Freude erfüllen.

Die Gebote verpflichten uns zu einem Erfolgszwang, in den Seligkeiten überlassen wir uns. Gott, und wir können unser Leben gelassen führen.

Dieser Höhenweg der Seligkeiten begegnet so manchem Widerspruch, und es gibt nicht wenige Christen, die in den Spott und Hohn des Philosophen Friedrich Nietzsche einstimmen und sagen: „Das Christentum ist die Partei aller Schwachen, Niedrigen, Missratenen. Es hat den Lebenswillen der Starken verdorben durch das Ideal des Mitleids, es gibt dem Leben einen düsteren fragwürdigen Aspekt.“

Welch katastrophale Auswirkungen dieses Denken in unserem Vaterland gezeitigt hat, wird sich auch noch in den kommenden Generationen erzeigen.

Welch eine Torheit glauben zu wollen, die Seligkeiten wären nur Vertröstungen auf ein besseres Jenseits an jene, die hier ein bitteres Los tragen müssen, — o nein, im Gegenteil, ein Leben nach dem Seligkeiten lässt erst die Torheit eines Lebens einseitiger Diesseitigkeit erkennen.

Gottes Uhren haben eben ganz andere Gewichte, — ja „Gott hat das Schwache und Niedrige erwählt, um das, was sich in diesem Leben so groß wähnt, lächerlich zu machen“.

So können wir das „selig“ erst ganz zutiefst erfassen, wenn wir ihm das „wehe“ gegenüberstellen.

„Selig ihr Armen im Geiste. … „, die ihr Maß haltet im Anspruch nach den Gütern der Erde, ihr werdet einmal den Reichtum des Himmels erben.

Wehe aber euch, die ihr euch mit irdischen Werten belastet, glaubet, „eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr als ein Reicher in das Himmelreich“.

„Selig ihr Trauernden“, denen niemand einen Trost und eine Anerkennung schenkt, „mein Vater wird euch jede Träne von den Wangen wischen“.

Wehe aber euch, die ihr euch ohne jedes Bedenken von einem Vergnügen in das andere stürzt in einem zügellosen dolce vita, „wer zuletzt lacht, der lacht am besten“.

„Selig ihr Gewaltlosen“, die ihr nicht Kränkung mit Kränkung beantwortet und beten könnt: „Herr, verzeih ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“, Gott wird euch alle Sanftmut und Demut vergelten.

Wehe aber euch, die ihr euch rücksichtslos mit euren Ellbogen durchsetzt und niemand an die Futterkrippe laßt, „ich sage euch, die Letzten werden dort die Ersten sein“.

Selig ihr Hungernden, „die ihr hungert und verhungert und doch nicht verzweifelt, Ich selbst werde euch einen Tisch bereiten und bedienen im Hause meines Vaters“.

„Wehe aber euch, die ihr dem reichen Brasser gleich immer an gut gedeckten Tischen sitzt und blind seid für den armen Lazarus, der an der Schwelle eures Hauses sitzt und sich freuen würde über die Brosamen, die vom Tische fallen.

„Selig ihr Barmherzigen“, die ihr ein Herz habt für die Ausgestoßenen, Niedrigen, Schwachen, ihr dürft ewig Geborgenheit finden in meinem durchbohrten Herzen.

„Wehe aber euch, die ihr ein Herz von Stein habt, das sich durch kein Leid erweichen lässt, wer soll euch bei Gott Fürsprecher sein?“

„Selig ihr reinen Herzen“, die ihr bereit seid, euer Herz zu einem Tabernakel Gottes zu machen, ich werde, euch eine Wohnung bereiten bei meinem Vater.“

„Wehe aber euch, in deren Herz sich der Teufel eine Wohnstatt bereitet hat, ihr seid ewig verloren.“

„Selig die Friedfertigen“, die ihr immer bereit seid die Hand zum Frieden und zur Versöhnung zu reichen, ich werde euch heimgeleiten in das Reich des Friedens beim Vater.

„Wehe euch, die ihr immer in Zank und Streit und Hass leben müsst, wer kann euer liebloses Leben vor dem ewigen Tode bewahren?“

!“Selig, ihr Verfolgten“, die, ihr um des Glaubens willen in den Gulags, den Konzentrationslagern, den psychiatrischen Anstalten gequält und zu Tode gepeinigt werdet, eure Wunden werden leuchten -wie Sonnenstrahlen.

„Wehe aber euch, die ihr euch an meinen Brüdern und Schwestern versündigt, lasst alle Hoffnung auf ein ewiges Leben fahren.“

Welchen Weg wollen wir wandern, den Weg der Gebote, des „du musst „du darfst nicht“, den Weg, der unser Herz immer in Sorge sein lässt, —oder doch den Weg, den uns Christus vorangegangen ist, den Weg auf den wir in der Taufe gestellt worden sind, den Höhenweg der Freude, von Gottes Auge stets behütet zu sein.