18.02.2018
7. Sonntag 1987
Liebet eure Feinde, tuet Gutes denen, die euch hassen…
Das Evangelium enthält Worte, die die ganze Frohbotschaft Gottes wie in einem Brennpunkt zusammenfassen. Ein solches Wort hörten wir soeben im heutigen Evangelium: „Liebet eure Feinde, tuet Gutes denen, die euch hassen, betet für die, die euch verfolgen!“
Ein gewaltiges Programm der Liebe, das er später noch erklärt mit einigen Beispielen. Wenn er sagt: „Wer dich bittet, dem gib, und wer von dir borgen will, den weise nicht ab! Wer dich bittet, eine Meile mit ihm zu gehen, mit dem gehe zwei Meilen, wer dir deinen Leibrock nehmen will, dem lass auch noch den Mantel. Wer dich auf deine rechte Wange schlägt, dem halte auch noch die andere hin.“
Das sind gewaltige Forderungen, und wir werden sagen, wer kann sie wohl erfüllen?
Und eins ist gewiss, diese Erwartungen sind nicht gerichtet an die massa damnata, die überwiegende Zahl der Menschen, die nach der Pfeife des Fürsten dieser Welt tanzt, die nur ein Auge hat für die Vergnügen dieser Welt und blind ist für die Freuden, die im Herzen wohnen können, die nur ungläubig sagen kann: „Diese Rede ist hart, wer kann sie hören?“
Diese Erwartungen können aber wohl erfüllt werden durch die pusillus grex, die kleine Herde, die gern bereit ist, dem Ruf Jesu zu folgen, die zuversichtlich den Höhenweg der acht Seligkeiten wandelt, weil sie weiß, dass es wenig nützt, die Welt zu gewinnen, wenn man darüber den Himmel verliert, die bereit ist, mit Petrus zu sagen: „Wohin sollen wir denn gehen, du allein hast Worte, die zum wahren Leben führen.“
„Liebet eure Feinde, tuet Gutes denen, die euch hassen, betet für die
die euch verfolgen (...)“.
Dieses Wort gilt einem jeden von uns und wir müssen uns fragen nach
der Antwort, die wir geben wollen.
Das ist doch die schmerzliche Wunde unserer Zeit, dass sie nur an Vergeltung denkt: „Auge um Auge, Zahn, um Zahn“, „Wie du mir, so ich dir“, „Homo homini lupus“, „Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf“.
Das ist aber auch die Erkenntnis, dass es nicht so weiter gehen kann. Denn wohin soll das denn führen, wenn ein jeder gnadenlos ist, Recht einfordert, wenn auf Gewalt Gegengewalt, auf Rache Gegenrache folgt, wenn niemand den Mut hat, aus dieser Fessel des Bösen auszubrechen?
Und das ist die einzige Hoffnung, aus dieser Sackgasse wieder heraus zu finden, wenn es Menschen gibt, die sich orientieren an dem Wort
Jesu: „Liebet eure Feinde, denn euer Vater Im Himmel lässt auch die Sonne aufgehen über Gute und Böse und den Regen fallen auf Gerechte und Ungerechte.“
„Liebet eure Feinde!“
Ja, dazu gehört Heroismus und dazu ist auch nur jener fähig, der mit Paulus sagen kann: „Ich kann alles in dem, der mich stärkt“.
So sagt Dr. Martin Luther King, der Kämpfer für die Gleichheit der Rassen: „Gewaltloser Widerstand gegen das Böse ist keine Sache für Feiglinge. Wer gewaltlosen Widerstand leistet, will seine Gegner nicht vernichten und demütigen, sondern er will ihre Freundschaft und ihr Verständnis gewinnen. Die Frucht ist eine neue Gemeinschaft. Nicht nur weigern wir uns, auf unsere Gegner zu schießen, wir weigern uns auch, sie zu hassen. Macht mit uns, was ihr wollt. Wir werden euch dennoch lieben.“
Wer wirklich zuerst das Reich Gottes sucht, wird auch immer ein Auge haben für das Licht, das Gott in das Dunkel unseres Lebens fallen lässt, damit wir immer auf dem rechten Weg sind, ein Ohr haben für das Wort, das aus dem Munde Gottes kommt und uns Trost sein will in der Traurigkeit des Lebens, einen Hunger haben nach dem Brot das vom Himmel kommt, einen Durst haben nach den Quellen des Heiles, um seinen Lebensweg glücklich vollenden zu können.
Wer seine Sorge auf Gott wirft, ist versorgt, denn er, der keinen Sperling vom Dachrand fallen lässt, obwohl eine Handvoll keinen Pfennig wert ist. Er, der die Lilien so herrlich kleidet, obwohl sie heute noch blühen, morgen geschnitten werden und übermorgen ins Feuer geworfen werden, wird die Krone seiner Schöpfung nicht vergessen, denn: „Seid ihr nicht viel wertvoller als sie?“.