25.02.2018

8. Sonntag 1987

„Macht euch keine Sorgen darum, was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden, ... euer Vater im Himmel weiß doch, was ihr brauchte.“

Bereitete uns das Evangeliums des letzten Sonntags mit seiner Forderung „Liebet eure Feinde“ ein gewisses Unbehagen, so findet das heutige unsere ganze Sympathie: „Macht euch keine Sorgen...“

Mit diesen Worten meint Jesus gewiss nicht das alternative Leben der Aussteiger unserer Zeit, der Hippis, die da meinen, wenn Gott die Vögel, die nicht säen, nicht ernten, nicht in ihre Scheuern sammeln, ernährt, — wenn er die Lilien, die nicht spinnen, nicht weben, doch so herrlich kleidet, wie Salomo in seinem Prachtgewand, — dann wird er auch uns in unserem Nichtstun nicht verhungern lassen .... o nein, dieser Gott hat auch gesagt „wie der Vogel zum Fluge, so ist der Mensch zur Arbeit geboren“, —

der Gammler, die das „süße Leben“ suchen, von Blüte zu Blüte flattern Gott einen guten Mann sein lassen und ihre Hände immer empfangsbereit aufhalten, — weil die Reichen auch etwas Gutes tun können, dann sollte man Gottes Wort nicht vergessen: „Wer nicht arbeitet, der soll auch nicht essen“, —

der Neinsager, die jede Sorge ertränken im Alkohol, betäuben im Rauschgift und letztlich wegwerfen im Selbstmord, — und Anklage erheben gegen die Gesellschaft, ... dann heißt die Antwort Gottes „gib Rechenschaft über die Verwaltung deines Lebens'„. —

„Macht euch keine Sorgen darum....“

Damit meint Jesus auch nicht die Sorgen, die wir alle haben, die Sorge um ein Leben in Frieden, Freiheit und Sicherheit, die Sorge um den Umweltschutz und die nötige Energie, die Sorge um den Hunger in der Welt und die uns bedrohende Seuche der Aidskrankheit, — und er meint auch nicht die Sorge der Eheleute, die sich nichts mehr zu sagen wissen, der Schlüsselkinder, die auf der Straße herumlungernd, auf die Heimkehr von Vater und Mutter warten, der heranwachsenden Jugend, die vergeblich einen Arbeitsplatz sucht. —

Jesus meint die ängstliche, törichte, selbstgemachte Sorge, die uns den Frieden des Herzens raubt.

Sören Kiergegard erzählt die Geschichte einer Wildtaube, die in Freiheit lebend täglich die zum Leben nötige Nahrung fand. — Eines Tages erzählten ihr Haustauben von den reichen Kornvorräten in der Scheune ihres Bauern. — Seit der Zeit saß sie nur noch bei den Haustauben wohnte in dem Taubenschlag mit ihnen, ... und endete schließlich auch im Suppentopf.

„Macht euch keine Sorgen darum....“

Jesus geht es in diesem heutigen Gleichnis um die Erkenntnis des „einen Notwendigen“... des wahren „alternativen Lebens“:

„Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit...“ Denn: „Niemand kann zwei Herren dienen.“ „Niemand vermag mit seiner Sorge seinem Leben auch nur eine Elle zuzumessen.“ „Jeder Tag hat seine eigene Sorge...“

Wer aus dieser Erkenntnis heraus all sein Vertrauen auf Gott setzt, der ist fähig, ... sich dem Zugriff dieser Welt zu entziehen und ist nicht in der Gefahr, aus einem Besitzenden zu einem Besessenen zu werden, die Gaben dieser Erde nicht recht zu gebrauchen, sondern von ihnen verbraucht zu werden, — ein Opfer des Mammons zu werden.

Wer wirklich zuerst das Reich Gottes sucht, wird auch immer ein Auge haben für das Licht, das Gott in das Dunkel unseres Lebens fallen läßt, damit wir immer auf dem rechten Weg sind, ein Ohr haben für das Wort, das aus dem Munde Gottes kommt, und uns Trost sein will in der Traurigkeit des Lebens, -einen Hunger haben nach dem Brot das vom Himmel kommt, einen Durst haben nach den Quellen des Heiles, um seinen Lebensweg glücklich vollenden zu können. —

Wer seine Sorge auf Gott wirft, ist versorgt, denn er, der keinen Sperling vom Dachrand fallen lässt, obwohl eine Handvoll keinen Pfennig wert ist. Er, der die Lilien so herrlich kleidet, obwohl sie heute noch blühen, morgen geschnitten werden und übermorgen ins Feuer geworfen werden, wird die Krone seiner Schöpfung nicht vergessen, — denn „seid ihr nicht viel wertvoller als sie“?