06.01.2018

Erscheinung des Herrn 1987

Erlebten wir die hl. Weihnacht, die Geburt des Gottessohnes in seinem auserwählten Volk in bitterster Armut — das Kind in Windeln gewickel in einer Krippe liegend, umgeben von Maria und Josef, den armen Hirten, Ochs und Esel, —

so erzeigt sich das heutige Fest „Erscheinung des Herrn“ in märchenhafter Pracht und Schönheit, — Könige in prunkvoller Gewandung, Edelstein gezierte Kronen auf den Häuptern, in Begleitung von Dienern und Dienerinnen, von Kamelen und Dromedaren ... so zeichnen dieses Fest die Darstellungen auf Bildern und in Krippen.

Wie schlicht und einfach dagegen ist doch der Bericht, den Matthäus im heutigen Evangelium macht:

Er spricht von „Magiern aus dem Morgenland“, von Sterndeutern, die einem Stern nachwandern, der nach einer Prophetie aus grauer Vorzeit die Geburt eines „Weltenheilandes“ anzeigt. Er wird es sein, wie Zarathustra sagt, „der seinen Getreuen im großen Kampf der Geister den Weg zu Gott bahnt.“

Daß es drei sind, dass es Könige sind, dass ihre Namen Caspar, Melchior, Balthasar sind ... ist die frommen Ergänzung späterer Zeit.

Matthäus spricht von dem König Herodes, dem König des jüdischen Volkes, der dem Sterben nahe, doch zutiefst erschüttert ist, durch diesen „neugeborenen König“ seinen Thron verlieren zu können, — der statt das Gotteskind anzubeten, nach ihm seine Mörderhände ausstreckt.

Matthäus spricht von den Schriftgelehrten, die wohl den Propheten Michäas zu deuten wissen „du, Bethlehem im Stamme Judas, bist nicht die geringste unter den Fürstenstädten Judas, denn aus dir wird der Fürst hervorgehen, er mein Volk regieren soll“, — die. aber keinen Schritt auf dieses Gotteskind zugehen, weil ihr Herz erstorben ist.

Matthäus spricht von seinem auserwählten Volk, das ganz gefangen ist von seiner Wunschvorstellung, im Erlöser einen Kriegs- und Gottesheld zu erleben. …

einen Kriegsheld, der kommen würde, das Volk von der Last der Römerherrschaft zu befreien, — doch ER kam, um sein Volk in die Freiheit der Gotteskindschaft zu führen,— als der gute Hirt, —

einen Gottesheld, der kommen würde, seinem Volk die Herrschaft über die Völker der ganzen Welt zu geben, — doch ER kam, um die Sünden seines Volkes auf seine Schultern zu laden und auf die Balken des Kreuzes zu tragen, — als das Lamm Gottes.

Ja, seine Größe gründet nicht auf äußerer Macht, seine Insignien sind nicht Thron, Krone und Zepter, seine Würde ist nicht blendender Schein, nein, sein „Reich ist nicht von dieser Welt“, — sein Reich sind die unsterblichen Seelen, — die Herzen, die sich ihm als Thron anbieten.

Ja, sie alle, der König Herodes, die Schriftgelehrten, das jüdische Volk sie wissen soviel von dem Gotteskind, — aber geblendet von ihren Wunschvorstellungen bleibt ihr Herz blind, — und „nur mit dem Herzen sieht man gut“, --- und diese königliche Tugend ist den drei Weisen eigen, ---

Was der greise Simeon über den Knaben einst im Tempel beim Loskauf gesagt hatte, es wird schnell die traurige Wirklichkeit „dieser ist gesetzt zum Fall und zur Auferstehung“, — „zum Segen und Fluch“, zum Fluch für sein Volk „er kam in sein Eigentum und die Seinen nahmen ihn nicht auf“,

zum Segen für das Heidentum: „die ihn aber aufnahmen, denen gab er Macht, Gottes Kinder zu werden“, —

zum Fluch für sein Volk: „das Licht leuchtet in der Finsternis, aber die Finsternis hat es nicht begriffen“,

zum „Segen für das Heidentum: „denen die im Finstern wandeln, leuchtet ein Licht“, —

zum Segen der Heiden: „einst werden sie kommen von den Enden der Erde und zu Tisch sitzen mit Abraham, Isaak und Jakob“,

zum Fluch für sein Volk: „ihr aber der Kinder der Erwählung“?

So wollen wir als Christen uns fragen: „Ist uns Christus zum Segen oder zum Fluch? Fühlen wir uns nicht dem Judentum innigst verwandt? — als von Gott „auserwählte Völker?“

Beide verehren den gleichen Gott — unterschiedlich ist der Name ... „Ich bin dir nahe“ — „Ich bin dein Vater“, — beide sind von Gott „Gezeichnete“. ... die einen durch die Beschneidung, die anderen durch das Siegel der Taufe, — beide berufen sich auf einen Stammvater ... die Juden auf Abraham, das Vorbild des Glaubens, wir Christen auf Christus, die Vollkommenheit der Liebe. —

Wir stehen nicht als Zuschauer auf der Lebensbühne/die Christus betreten hat, o nein, — ein jeder muss seine Rolle nach bestem Vermögen spielen. Und so müssen wir uns fragen, ob auch uns das Wort gilt, das ER gegen dieses Volk gesprochen: „Ach, dass du es doch erkannt hättest an diesem deinem Tage, was dir zum Heile dient, — da aber hast es nicht gewollt“, „Jerusalem, Jerusalem, wie oft wollte ich deine Kinder um mich sammeln, wie die Henne ihre Küchlein unter den Flügeln sammelt, du aber hast nicht gewollt“, — „Jetzt, wenn ihr die Stimme Gottes höret, verhärtet eure Herzen nicht.“

Erscheinung des Herrn. …

„O Menschenkind, halte treulich Schritt, die Könige wandern, o wand're mit, der Stern der Gnade, der Gnade Stern, erfülle dein Herz, so du suchst den Herrn...

ja, auch uns leuchtet ein solcher Stern auf unserem Wege seit der Taufe, ein Stern, der uns führen will. ,

Es ist wahrhaftig kein leichter Weg, denn er ist umsäumt von Spott und Hohn und Verachtung deiner Kollegen an der Arbeitsstelle, — vielleicht sogar deiner Kinder in der Familie, — es ist wahrhaftig kein leichter Weg, denn bisweilen flackert dieses Lichtlein nur noch in deinem Herzen, weil der Glaube von Zweifeln bedroht ist, — die Zuversicht allzu gering ist, —die Liebe zu ersterben droht, —

es ist wahrhaftig kein leichter Weg, wenn alles Licht erlischt und dunkelste Nacht einbricht ... bei einer unerwarteten Krankheit, bei einem plötzlichen Tode eines geliebten Menschen. Haben wir Vertrauen wie die drei Könige, von denen es heißt: „da ging der Stern wieder vor ihnen her, und sie hatten eine große Freude“.

Möge das Fest der Erscheinung des Herrn unser Herz voll Freude jubeln lassen, — denn unser aller Leben steht unter seinem guten Stern.