08.06.2018
Herz - Jesu - Fest 1987
„Du hast auf Erden Angst und leidest Schmerz. Weißt du, wovor du bangst? Es ist dein Herz. Dein Herz erweckt dir solche Not und freilich auch der Tod und sein Gebot.“, so heißt es in einem Gedicht unserer Tage.
Angst, Schmerz und Tod - das waren stets die treuen Begleiter auf dem Lebenswege der Menschheit.
Angst, Schmerz und Tod sind aber in unseren Tagen zu hohen Bergen angewachsen, unter denen wir drohen begraben zu werden, insbesondere unsere Jugend, auf dem Weg „zu tausend Wüsten, stumm und kalt“. Die unterzugehen droht in der Namenlosigkeit der Großstädte. Die ertrinken muss in einem Meer der Massengesellschaft. Die sich wirklich so vergessen fühlen muss wie „verlorene Hunde“, wie es der Titel eines Filmes besagt.
Ja, welch eine Flut von Reizen umspült sie und verspricht alle Sehnsüchte zu erfüllen, um doch nur bittere Enttäuschung zu bereiten, denn das Herz bleibt leer: Es weiß sich von niemand angenommen. Es sucht vergeblich Geborgenheit. Es weiß nicht, warum es lebt und wofür es lebt!
Christa Meves, eine bedeutende Psychologin unserer Zeit, spricht von einer modernen Krankheit, der „neurotischen Verwahrlosung des Menschen“, und der Ursprung dieser Erkrankung ist die fehlende Liebe.
„Angst, Schmerz und Tod“ schrecken auch uns, die wir wissen, warum wir leben, wofür wir leben. Denn des Lebens Last ist groß und des Lebens Bürde ist nicht leicht und wir haben längst erfahren müssen: „Des Lebens ungetrübte Freude ward keinem Sterblichen zuteil!“ Darum gehen wir unserer Arbeit nach. Denn „wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen!“ Darum gründen wir unsere Familien. Denn erst die Kinder geben unserem Leben eine Zukunft. Darum kämpfen wir jeden Tag neu an gegen Angst und Schmerz und Tod, denn all das will angenommen, ertragen und bewältigt werden.
Aber was auch immer diese Welt uns zu bieten vermag, es kann nicht ausreichen, die Sehnsucht des Herzens ganz zu stillen. Denn des Herzens Abgrund kann nur Gott füllen!
Goethe lässt seinen Faust in solch einer bohrenden Fragestunde sagen: „Man sehnt sich nach des Lebens Bächen, ach, nach des Lebens Quellen hin!“
Und dieses Lebens Bach und dieses Lebens Quelle hält diese fluchbeladene Erde für uns nicht bereit. Nein, da gilt es die Augen zu erheben zum Vater der Lichter, von dem alles Gute kommt. Und dieser Vater, hat uns ein solch liebend Herz erzeigt, dass er seinen einzig geliebten Sohn hingab, damit er uns aus „Angst, Schmerz und Tod“ errette zu Zuversicht, Freude und Leben.
Das größte Geheimnis Gottes ist seine Liebe! Eine Liebe, die in einmaliger Weise erzeigt ward dem auserwählten Volke Israel, das dieser Liebe immer wieder davonlief. Eine Liebe, die sichtbar wurde in dem Gottmenschen Jesus Christus. Eine Liebe, die zum Stein des Anstoßes wurde, den Toren zum Widerspruch, den Frommen aber zur einzigen Zuversicht in ihrer Not.
Im ersten Johannesbrief lesen wir: „Liebe Brüder, wir wollen einander lieben, denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott. Wer nicht liebt, hat Gott nicht erkannt; denn Gott ist die Liebe.“
Die „Weisen und Klugen“ dieser Erde sind Gefangene ihrer Stellung und ihres Reichtums, so dass ihr Blick nicht über die Grenzen dieser Erde hinausreicht. Sie kennen nicht die Liebe, die Eröffnung des Herzens der Not des anderen. Darum wendet sich Gott den Armen und Hungernden zu, deren Blick nicht behindert wird, zum Himmel zu schauen. Ihnen gilt das Wort des Herrn, das wir soeben im Evangelium hörten: „Ich preise dich Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du das den Weisen und Klugen verborgen, den Unmündigen aber geoffenbart hast.“ „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten tragt! Ich werde euch Ruhe verschaffen.“ „Nehmt mein Joch auf und lernt von mir; denn ich bin gütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht.“
Nur daran werden wir als Bruder und Schwester Christi sichtbar, wenn wir den Mitmenschen in unser Leben hineinnehmen. Wenn wir ihn aber ablehnen, dann weisen wir Gottes Liebe ab.
Lasset uns beten:
"Herr, in dessen Herz die heiße Glut der Liebe Gottes brennt: entzünde, hüte und verströme auch in unseren Herzen jenes Licht und jenes Feuer, das du auf diese Erde zu werfen kamst, dass wir deine Liebe erkennen, erfahren und ihr vertrauen können, wie du geliebt sein möchtest und deine Kinder, wie du sie lieben würdest! Amen.“
(Ordenspriester - England)