20.05.2018

Pfingsten 1987

Wir feiern heute Pfingsten, das 3.Hochfest unseres christlichen Glaubens.

Es ist die Jahreszeit, in der sich die Natur in ihr schönstes Gewand kleidet und in Herrlichkeit erstrahlt. Doch der Mensch, die Krone der Schöpfung, steht im Abseits, ist „von allen guten Geistern verlassen“, und die er rief, die Unguten, wird er nicht mehr los.

So lebt er dahin

-         in Sorge, dass die Erde ihm nicht mehr die treusorgende Mutter ist, sondern ihn zu vergiften droht.

-         in Furcht, dass das Atom, das er aus seinem Märchenschlaf weckte, ihn eines Tages vernichten kann.

-         in Angst, dass die blindwütenden Fluten der Kriege, des Terrors, der Protestmärsche ihn hinwegspülen können. Ja, wer vermag uns denn noch zu erretten aus dem Zugriff dieses unheiligen Geistes?

Die Antwort gibt der heutige Festtag: Es ist der Hl. Geist! „Ohne dieses Geistes Wehen kann das Gute nicht geschehen.“

-         Er ist das Feuer, das die erstorbene Asche wandelt in lodernde Glut.

-         Er ist der Sturm, der das Morsche zerbricht und neues Leber gibt.

-         Er ist der Tau, der die Hitze lindert und Kühlung bringt.

-         Er stand an der Wiege der Menschheit und hauchte dem Adam den Lebensodem ein.

-         Er kam am ersten Pfingsttag in Feuerszungen und Sturmesbrausen auf die Apostel herab und erfüllte sie mit seiner Kraft, den Samen des Gottesreiches auszustreuen über die ganze Erde hin.

-         Er will auch uns beschenken mit den Gaben Weisheit, Einsicht, Rat, Stärke, Erkenntnis, Frömmigkeit, Furcht des Herrn.

-         Er schaut uns an im Tautropfen, in dem sich die Morgensonne spiegelt, er grüßt uns in der Farbenpracht der ungezählten Blüten und Blumen, er spricht zu uns im Murmeln des Baches. Und wehe, er würde uns verlassen. Diese Schöpfung wäre

-         wie ein Acker, auf den kein Sonnenstrahl fällt.

-         wie ein Baum, der keine Frucht trägt.

-         wie ein Land, das zur verdorrten Wüste geworden ist. Und die Stallungen würden zu Totenhäusern und die Wohnungen zu Museen.

Warum hat der Mensch, der doch Geist von Gottes Geist ist, so viele Schwierigkeiten mit dem Hl. Geist, sodass er von ihm als dem „unbekannten Gott“ spricht? Er ist es doch „in dem wir leben, uns bewegen und sind“. Er ist die Quelle, die uns reich beschenkt, machtvoll stärkt, liebevoll tröstet. Er ist der Kraftspender, der besonders in Zeiten der Drangsal und Not Stärkung, Kraft und Zuversicht spendet.

Dies durfte wunderbar Elias, der Prophet des Alten Bundes, erleben, als er den Mörderhänden seiner Königin entfliehen musste und in der Wüste Zuflucht suchte. Völlig erschöpft, von Hunger und Durst gequält, legt er sich in den Schatten eines Ginsterstrauches und betet: „Herr, nimm meine Seele an und schenk mir deinen Frieden“. Ja, er gibt auf, er will sterben, denn er kann nicht mehr. Doch da kommt des gleichen Weges ein Reisender. Er geht nicht vorbei, er eilt ihm zu Hilfe und ruft ihm zu: „Steh auf, nimm und iss, denn du hast noch einen weiten Weg zu deinem hohen Ziele“, und er reicht ihm Brot und Wasser.

Und Elias findet wieder die Kraft zu leben. Ja, er weiß, in diesem Fremden ist mir Gott begegnet.

Finden nicht auch wir uns oft in solch einer Lage, wie der Prophet Elias, von einem unheiligen Geist verfolgt und von allen guten Geistern verlassen, von der Angst überwältigt ohne jeden Lebensmut, zu Tode gehetzt, vom Leben nicht mehr getragen? Öffnen wir dann weit unsere Seele Ihm, dem Geist aus Himmelshöhen,

-         er, der „Odem Gottes“ will alle Angst aus unseren Herzen nehmen und sie mit Freude erfüllen.

-         er, der „Lebensbrunn“ will allen Hunger und Durst nach Leben reichlichst stillen.

-         er, das „Licht aus Himmelshöh´n“ will alles Dunkel vertreiben und Licht auf unserem Wege sein.

Wir wollen beten:

„Komm zu uns, du heiliger Geist! Licht von Gott, das Liebe heißt, strahl ins Dunkel unsrer Welt!

Komm, weil du die Armen liebst! Komm, weil du uns alles gibst, komm, mach unsre Herzen hell!

Du gibst Trost und nimmst die Last; du bist ein willkommner Gast, du hältst jung die Christenheit!

Den Gehetzten gibst du Ruh; hitzig Streiten mäßigst du; dem, der weint, stehst du zur Seit.

Strahlend Licht, dein sel'ger Glanz fülle Geist und Sinne ganz, mache leicht, was sonst zu schwer!

Ohne, dass du in uns webst, ohne, dass du uns belebst, sind die Herzen tot und leer.

Wasche, was im Schmutz vergeht! Gieße, was zu trocken steht!

Heile all das Leid der Welt!

Biege, was zu fest und hart! Taue, was zu Eis erstarrt!

Halte fest, was stürzt und fällt!

Denen, die dir hier vertrau´n, die auf keinen Sand mehr bau´n, schenke alle Gaben dein!

Führ sie dann, weil sie geliebt, durch den Tod, der Leben gibt, in die ew´ge Freude ein!“