Tagesheilige

Louis-Marie Grignion de Montfort
Das Goldene Buch




24.12.2020

Vorwort zum „Goldenen Buch“
Ludwig Maria Grignion von Montfort

Das Buch, das heute noch als das Goldene Buch bezeichnet wird, beinhaltet die Schriften des Heiligen Ludwig Maria Grignion von Montfort. Es handelt „über die wahre Andacht zu Maria“ (der Gottesmutter), die in der Ganzhingabe an sie, ihren besonderen Ausdruck findet.
Er beginnt die „wahre Andacht zu Maria“ mit jenem Satz, der im Grunde „die ganze Heilsordnung der christlichen Religion zusammenfasst“: „Durch Maria ist Christus in die Welt gekommen; durch Maria will er auch in der Welt herrschen“ (Nr. 1).
Das Wesen der Ganzhingabe besteht in der völligen Schenkung seiner selbst und allen Besitzes an die seligste Jungfrau, um durch sie ganz Jesus Christus anzugehören. Und zwar erstreckt sich diese Schenkung „auf unseren Leib mit allen seinen Sinnen und Gliedern, auf unsere Seele mit allen ihren Fähigkeiten, auf unsere gegenwärtigen und zukünftigen äußeren Güter, aber auch auf unsere inneren und geistigen Güter, d. h. auf unsere Verdienste, Tugenden und guten Werke und zwar die vergangenen, gegenwärtigen und zukünftigen, kurz auf alles, was wir in der Ordnung der Natur und in der Ordnung der Gnade besitzen, und auf alles, was wir in Zukunft in der Ordnung der Natur, der Gnade und der Glorie noch besitzen mögen.
Ludwig von Montfort hat seine Schriften selbst nicht herausgegeben. Die Manuskripte wurden während der Französischen Revolution unter der Erde verborgen und blieben dann unbeachtet in einer Klosterbibliothek. Schließlich wurde am 22. April 1842 - mehr als hundert Jahre nach dem Tod des Heiligen - das bedeutende Manuskript ,Über die wahre Andacht zu Maria' entdeckt. Ludwig selbst hat dieses Schicksal vorausgesehen und im genannten Manuskript festgehalten (114): ,Wohl sehe ich voraus, dass zornschnaubende Bestien voll Wut daher rasen werden, um mit ihren Teufelszähnen diese kleine Schrift zu zerreißen, ebenso wie den Verfasser, dessen sich der Heilige Geist zur Niederschrift bedient hat. Zumindest werden sie dieses Büchlein im Dunkel und im Schweigen einer Truhe vergraben, damit es nicht ans Licht komme. Ja, sie werden sogar jene, die es lesen und in die Tat umsetzen, angreifen und verfolgen. Aber was liegt darin? Umso besser! Diese Aussicht gibt mir Mut und lässt mich einen gewaltigen Erfolg erhoffen, nämlich eine große Schar beiderlei Geschlechtes tapferer und mutiger Soldaten Jesu und Mariens, die in den gefahrvollen Zeiten, die mehr als je anbrechen werden, die Welt, den Satan und die verderbte Natur bekämpfen werden! Wer es liest, der möge es verstehen, wer es fassen kann, der fasse es!'
Das „Goldene Buch“ fand im ganzen deutschen Sprachraum Verbreitung. Sein Titel wurde später auch in anderen Ländern übernommen. Bis in die fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein hielt man an der Übersetzung von Professor Gommenginger fest. Dann entschied man sich für eine Neuübertragung, die von Hilde Firtel, die die Legio Mariae in Deutschland aufgebaut hat, besorgt wurde. Im Jahre 1996 erschien die 25. Auflage in der Übertragung des Montfortaner Paters H. J. Jünemann. Das „Goldene Buch“ dürfte eines der am meisten gelesenen religiösen Bücher im deutschen Sprachgebiet sein. Die 26. Auflage 2007 ist im Salterrae-Verlag, Maria Roggendorf/Österreich erschienen.


Das Goldene Buch
Lebensbeschreibung des heiligen Ludwig Maria Grignion v. Montfort

Am 31. Januar 1673 als Sohn angesehener Eltern zu Montfort in der Bretagne geboren, erhielt Grignion bei der Taufe den Namen Ludwig, dem er bei seiner Firmung aus inniger Liebe zur Mutter Gottes den Namen Maria beifügte. In größter Dankbarkeit gedachte er stets der Gnaden, die er durch die Taufe erhalten hatte, aber auch seiner Taufgelübde, und nannte sich zum Andenken daran, dass er sie in seinem Heimatorte empfangen hatte, von Montfort. Als 12jähriger Knabe kam er an die Jesuitenschule zu Rennes, die er acht Jahre lang besuchte. Als Vorbild für jeden Studenten zeichnete er sich durch seine Leistungen und noch mehr durch seine Tugenden aus, so dass er von Lehrern und Mitschülern in gleicher Weise bewundert und geliebt wurde. Von 1693 – 1700 studierte er an der Sorbonne zu Paris Theologie und wurde nach zwei Jahren in das berühmte Seminar St. Sulpice aufgenommen. In seiner Liebe zur Armut und Sanftmut, in der Hingabe an die göttliche Vorsehung, kam er den größten Heiligen gleich. Mit ganz besonderer Freude redete er von den Herrlichkeiten Mariens, die er schon von Kindheit an seine „geliebte Mutter“ nannte. Alle Bücher, die über die Verehrung Mariens handeln, hatte er gelesen und studiert. Aus Liebe zur Gottesmutter legte er schon vor dem Empfang der heiligen Weihen das Gelübde ewiger Keuschheit ab.
So vorbereitet empfing er im Alter von 27 Jahren am 5. Juni 1700 die Priesterweihe. Am liebsten wäre er zur Bekehrung der Heiden alsbald in die Missionen gegangen. „Meine Sünden sind es“, sprach er seufzend, „die mich einer solchen Gnade unwürdig machen. Ich werde nie zufriedener sterben, als wenn ich meine Seele am Fuße irgendeines Baumes in fremdem Lande aushauche, wie der heilige Franziskus Xaverius in Japan.“ Die Oberen des Seminars St. Sulpice wollten indes Ludwig Maria nicht frei lassen. Am liebsten hätten sie ihn für ihre Genossenschaft gewonnen. Da er sich dazu nicht entschließen konnte, schickten sie ihn nach Nantes in die Genossenschaft der Klementiner, die sich aber dem Jansenismus ergeben hatte. Infolgedessen verließ Grignion nach einem halben Jahr dieses Haus und bot sich dem Bischof von Poitiers als Missionar an, der ihm indes die Leitung des großen Spitals von Poitiers übertrug. Mit größter Liebe nahm er sich der Armen und Kranken an und legte hier den Grund zu der Kongregation der „Töchter der Weisheit“. Die zwölf ersten Mitglieder dieser Gesellschaft waren arme, gebrechliche Insassen des Spitals, die er einer blinden Oberin unterstellte. In ihrem Versammlungssaal errichtete er ein großes Kreuz, um sie immer daran zu erinnern, dass die wahre Weisheit in der Torheit des Kreuzes bestehe. Von Neid und Eifersucht der weltlichen Leiterinnen und Wärterinnen verfolgt, musste er schließlich das Spital verlassen und begab sich nach Paris, wo er im großen Spital der Salpétrière Aufnahme fand, das über 4000 Kranke und Arme beherbergte. Nach einem Jahr tiefer Verdemütigung rief ihn der Bischof von Poitiers auf Drängen der armen Kranken, in das dortige Spital zurück, wo er die bestehenden Missstände zu beseitigen suchte und auch seine „Gesellschaft der Töchter der Weisheit“ zu neuem Leben erweckte. Wiederum zwangen ihn heftige Anfeindungen, das Spital zu verlassen. Von da an durfte er sich bis zu seinem Tode dem so lang ersehnten und erkämpften Beruf als Missionar widmen. Im Februar 1706 wanderte er zu Fuß nach Rom mit dem Wunsche, sich vom Papst mit größeren Vollmachten ausstatten zu lassen, um desto mehr zur Ehre Gottes und zum Heile der Seelen wirken zu können. Papst Klemens XI. empfing ihn am 6. Juni in Privataudienz, billigte seine „Wahre Andacht zu Maria“ und seine Grundsätze für die Missionstätigkeit und ernannte ihn zum apostolischen Missionar. Dann kehrte der Heilige zu Fuß nach Poitiers zurück, das er aber auf Befehl des im sonst gutgesinnten Bischofs, wegen der Anfeindungen der Jansenisten, bald wieder verlassen musste. Er zog daher in die benachbarten Diözesen Westfrankreichs, wo er mit wahrhaft apostolischem Eifer wirkte. Sein ganzes Sehnen war, allen alles zu werden, nur um Seelen zu gewinnen.
Kein Wunder war es, dass Ludwig Maria von allen Seiten angegriffen wurde. Priester, Ordensleute, die höchste Geistlichkeit, ja oft seine eigenen Oberen machten ihm Schwierigkeiten, feindeten ihn an und maßregelten ihn. Und gar erst die Welt! Seine großen Erfolge entfesselten gegen ihn einen wahren Sturm der Hölle. Aber auch diese sonst so leicht entmutigenden Erfahrungen konnten ihn nicht stören. Starkmütig trug er sein Kreuz und überwand alle seine Leiden mit apostolischer Geduld und Sanftmut, ohne die öffentliche Meinung zu scheuen, immer bereit, sein Werk fortzusetzen, immer gehorsam auf das geringste Zeichen jener, die ihm zu befehlen hatten. Überall, wo er für die Erneuerung des religiösen Lebens arbeitete, wurde er, wie Papst Pius XII. ausführte, „zu einem Zeichen, dem widersprochen wird“ (Lk 2,34). Er wurde ausgewiesen, er durfte mitunter nicht einmal die heilige Messe lesen, ja in La Rochelle verabreichte man ihm eine vergiftete Speise; seine Gesundheit war von da an schwer mitgenommen. Wenn man von diesen Missionsreisen des Heiligen liest, von ihren herrlichen Erfolgen und ihrem oft jähen, durch teuflischen Hass herbeigeführten Abbruch, weiß man nicht, worüber man sich mehr wunder soll, über die Niedertracht der Menschen, oder über die freudige Geduld, mit der Grignion dies alles ertrug. Die Kalvarienberge, die er im Anschluss an seine Missionen errichtete, waren Symbol seines Lebens, und „Das Rundschreiben an die Freunde des Kreuzes“ ist nicht am grünen Tisch entstanden, sondern mit seinem Herzblut geschrieben.
Neben seiner umfangreichen Seelsorgearbeit fand Ludwig Maria noch Zeit genug, sich schriftstellerisch zu betätigen. Außer der „Abhandlung über die vollkommene Andacht zu Maria“, dem „Geheimnis Mariä“, dem „Rundschreiben an die Freunde des Kreuzes“ und der „kleinen Krone der allerseligsten Jungfrau“, hat Grignion von Montfort noch „Die Liebe zur Ewigen Weisheit“, „Der heilige Rosenkranz, das wunderbare Geheimnis der Bekehrung und des Heiles“ und viele fromme Gedichte geschrieben.
Im Jahre 1713 ging er nach Paris, um dort seine zweite Genossenschaft der „Missionare von der Gesellschaft Mariens“ zu stiften, die seine Missionsarbeit fortsetzen sollten. Seine letzte Mission hielt er in St. Laurent-sur-Sèvre ab. Todesmatt bestieg er die Kanzel und predigte über die Sanftmut Jesu bei dem Verräterkusse des Judas. Zum letzte Mal entlockte er seinen Zuhörern zahlreiche Tränen. Nach der Predigt musste er sich schwer krank niederlegen. Bei vollstem Bewusstsein ordnete er noch alle Angelegenheiten bezüglich seiner Genossenschaften und bereitete sich dann auf seien Tod vor. Nachdem er wiederholt die Scharen, die sich weinend an sein Sterbelager drängten, mit dem Kruzifix gesegnet und sie getröstet hatte, fiel er in eine tiefe Ohnmacht; als er daraus erwachte, rief er zitternd, aber mit lauter Stimme: „Du greifst mich umsonst an; ich bin zwischen Jesus und Maria. Gott sei Dank und Maria! Ich bin am Ende meiner Laufbahn; es ist vorbei, jetzt kann ich nicht mehr sündigen.“ Nach diesen Worten verschied er sanft am 28. April 1716, im Alter von 43 Jahren. Seine Gebeine ruhen in der Kapelle der allerseligsten Jungfrau in der Kirche zu St. Lauren-sur-Sèvre, wohin seine beiden Ordensgenossenschaften ihren Hauptsitz verlegten.
Prophetisch sagte er voraus, dass seine Schrift von der „Wahren Andacht“ mit Wut von der Hölle verfolgt und in einem Koffer vergraben werden würde, um deren Veröffentlichung zu verhindern. Trotzdem prophezeit er deren Erscheinen und großen Erfolg. Alles ist buchstäblich in Erfüllung gegangen. Der Verfasser starb im Jahre 1716, und das Manuskript der Abhandlung wurde erst im Jahre 1842 von einem Priester aus dem Staube hervorgezogen. Im Jahre 1853 wurden seine Schriften von der Ritenkongregation als von jedem Irrtum, welcher der Heiligsprechung hinderlich sein könnte, frei erklärt.
Der Heilige war nach den Worten eines Lebensbeschreibers „durch seine Predigten ein zweiter Vinzenz Ferrerius, durch seine Armutsliebe ein zweiter Franziskus, durch seine Verehrung der Mutter Gottes ein zweiter Bernardus, durch seine Leiden und Verfolgungen um des Namen Jesu willen ein zweiter Apostel Paulus; und in der erfolgreichen Bekämpfung des Jansenismus hat er mehr getan als alle jene, welche in der damaligen Geschichte der Kirche auf den Leuchter gestellt wurden“. Durch seine feierliche Heiligsprechung durch Papst Pius XII., am 20. Juli 1947, ist Ludwig Maria Grignion von Montfort jetzt Gemeingut der ganzen katholischen Welt geworden, und die Kirche empfiehlt ihn in der gesamten Christenheit und damit auch uns als Beispiel und Fürbitter.
Am 27. Dezember 1908 gewährte Papst Pius X. dem Generalprokurator der Gesellschaft Mariä eine Audienz, in der dem Heiligen Vater ein Exemplar der „Abhandlung über die Wahre Andacht zu Maria“ vom hl. Grignion von Montfort überreicht wurde. Er bezeichnete dieses Werk als wahrhaft sehr schön“ und erklärte: „Bevor ich die Enzyklika über das fünfzigjährige Jubiläum der Verkündigung der Unbefleckten Empfängnis Mariä verfasste, habe ich diese Abhandlung wieder gelesen“. In der Tat ist die ganze Enzyklika Pius X. „Ad diem illum“ vom 2. Februar 1904 im Grunde genommen nichts anderes als eine rückhaltlose Anerkennung und Empfehlung der „Wahren Andacht zu Maria“ des hl. Montfort, dessen wunderbare Gedanken sich durch das ganze Rundschreiben wie ein roter Faden hindurchziehen. Die große Aufgabe der Kirche in unserer Zeit, „alles in Christo wiederherzustellen“, kann nach der Überzeugung des Papstes auf keinem anderen Wege besser erfüllt werden, als durch die Vermittlung der allerseligsten Jungfrau, die als Mutter Gottes auch unsere wahre Mutter in der übernatürlichen Ordnung ist und durch ihre Teilnahme am Leiden ihres göttlichen Sohnes unsere Vermittlerin bei ihm und die Ausspenderin seiner Gnaden wurde. Die vollkommene Hingabe an Maria bezeichnet Pius X. mit den Worten des hl. Montfort als den „sichersten und leichtesten Weg, um alle mit Christus zu vereinigen und durch Jesus Christus wiederum die vollkommene Gotteskindschaft zu erlangen, durch welche wir heilig und unbefleckt vor dem göttlichen Angesicht dastehen“. Auch den Wert der wahren Andacht zu Maria für die Verehrung des heiligsten Herzens Jesu hebt er mit den Worten hervor: „Wer muss also nicht anerkennen, wie sehr wir recht haben mit der Behauptung, dass Maria, die beharrliche Gefährtin Jesu vom Hause in Nazareth bis zum Kalvarienberg, dass sie, die mehr als irgend jemand eingeweiht war in die Geheimnisse seines göttliche Herzens, darum auch uns am sichersten und wirksamsten helfen kann, wenn es sich darum handelt, zur
Erkenntnis und zur Liebe Jesu zu gelangen?“
Mit Freuden erklärte Pius X. am 27. Dezember 1908 seinen Beitritt in die Vereinigung der Priester Mariä, der Königin der Herzen und schrieb unter die ihm überreichte Bittschrift um Anerkennung des „Goldenen Buches“ eigenhändig die Worte: „Juxta preces Tractatum de vera devotione erga Beatam Mariam Virginem a Beato de Montfort mirabiliter exhibitum enixe commendanus et eiusdem Tractatus lectoribus“, „der Bitte gemäß empfehlen wir eindringlichst die wunderbare Abhandlung des hl. Grignion von Montfort über die wahre Andacht zur seligsten Jungfrau und erteilen den Lesern derselben den apostolischen Segen.“




31.12.2020

Das Goldene Buch
Abhandlung von der Wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria
Erster Teil: Von der Andacht zur allerseligsten Jungfrau im Allgemeinen
Erstes Kapitel: Die allerseligste Jungfrau in der Erlösung

2. Artikel - Mitwirkung Mariä bei der Heiligung der Seelen (Teil I)

1. Ratschluss der heiligsten Dreifaltigkeit hinsichtlich der allerseligsten Jungfrau
Wie die drei Personen der allerheiligsten Dreifaltigkeit bei der Menschwerdung und ersten Ankunft des Erlösers die Mitwirkung Mariä in Anspruch nahmen, so wollen sie auch bei dem Erlösungs- und Heiligungswerk der Kirche und besonders bei der bevorstehenden zweiten Ankunft Jesu Christi am Ende der Zeiten die Mithilfe der allerseligsten Jungfrau keineswegs entbehren.
Gott der Vater ließ die Wassermassen der Erde an einen Ort zusammenfließen und nannte sie Maria, d.h. Meer. Er vereinigte auch alle Ströme der Gnaden in einem auserwählten Geschöpf, und diesem gab er den Namen Maria. Alles Herrliche, alles Seltene und Kostbare sammelte Er in eine geheimnisvolle Schatzkammer, um in ihr Seinen eingeborenen Sohne eine würdige Wohnung zu bereiten. Und dieses unermesslich reiche Heiligtum ist niemand anders als Maria, welche die Heiligen die Schatzkammer des Herrn nennen, aus deren Fülle die Menschen alle empfangen haben.
Gott der Sohn hat Seiner Mutter alles mitgeteilt, was Er durch Sein Leben und Seinen Tod, durch Seine unendlichen Verdienste und Seine wunderbaren Tugenden erworben hat, und hat sie zur Schatzmeisterin eingesetzt über alles, was Ihm der Vater zum Erbe gegeben. Durch sie wendet Er allen Gliedern Seines mystischen Leibes Seine Verdienste zu, durch sie teilt Er ihnen Seine Tugenden und Gnaden aus. Maria ist Sein geheimnisvoller Kanal, durch den Er mildherzig und überreich Seine Erbarmungen fließen lässt.
Gott der Heilige Geist hat Maria, Seiner geliebten Braut, Seine unaussprechlichen Gaben anvertraut und sie zur Ausspenderin aller Seiner Reichtümer erwählt, so dass sie alle Seine Gaben und Gnaden austeilen kann, wenn sie will. Ja der Heilige Geist verleiht den Menschen alle Himmelsgaben nur durch Marias jungfräuliche Hand. Denn das ist der Wille Gottes, dass wir alles durch Maria besitzen. So sollte vom Allerhöchsten diejenige bereichert, erhöht und verherrlicht werden, welche die Armut erwählt und sich während ihres ganzen Lebens durch ihre tiefe Demut in den Abgrund des Nichts erniedrigt und versenkt hat. – Dies alles sind Gedanken der Kirche und der heiligen Väter.
Wenn ich zu den Gelehrten unserer Zeit spräche, würde ich das, was ich jetzt nur mit einfachen Worten sage, weitläufig aus der heiligen Schrift und den Vätern beweisen, es durch lateinische Textstellen und zahlreiche Beweisgründe belegen, wie es z.B. der ehrwürdige Pater Poiré in seiner „Dreifachen Krone der seligsten Jungfrau“ getan hat. Da ich aber zu einfachen und schlichten Leuten rede, die guten Willens sind und mehr Glauben haben als gewöhnlich die Gelehrten, auch mit mehr Einfalt und Verdienst glauben, so gebe ich mich damit zufrieden, ihnen in einfachen Worten die Wahrheit zu erklären, ohne mich damit aufzuhalten, alle lateinischen Texte anzuführen, die sie ja doch nicht verstehen. Gleichwohl will ich nicht unterlassen, wenigstens einige der wichtigsten Aussprüche vorzubringen, ohne jedoch sehr darnach zu suchen.



30.12.2020

Das Goldene Buch
Abhandlung von der Wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria
Erster Teil: Von der Andacht zur allerseligsten Jungfrau im Allgemeinen
Erstes Kapitel: Die allerseligste Jungfrau in der Erlösung

1. Artikel - Mitwirkung Mariä bei der Menschwerdung (Teil II)

Wenn wir sodann das übrige Leben Jesu Christi ins Auge fassen, so sehen wir, dass Er Seine Wunder durch Maria beginnen wollte. Er hat den hl. Johannes im Schoße seiner Mutter Elisabeth durch das Wort Mariä geheiligt. Denn kaum hatte sie die Worte des Grußes zu Elisabeth gesprochen, da wurde Johannes von der Erbsünde gereinigt, und das war das erste und größte Wunder Jesu in der Ordnung der Gnade. Auf die demütige Bitte Mariä hin verwandelte Er auf der Hochzeit zu Kana Wasser in Wein, und das war Sein erstes Wunder in der Ordnung der Natur. So hat Er Seine Wunder begonnen und fortgesetzt durch Maria, und Er wird sie auch weiterhin durch Maria fortsetzen bis zum Ende der Zeiten.
Gott der Heilige Geist, unfruchtbar in der Gottheit, insofern Er keine andere göttliche Person hervorbringt, ist fruchtbar geworden durch Maria, welche Er Sich vermählt hat. Mit ihr, in ihr und von ihr hat Er Sein Meisterwerk hervorgebracht, welches ist der menschgewordenen Sohn Gottes. Auch heute noch bringt Er in gleicher Weise die Auserwählten hervor und wird sie als Glieder jenes anbetungswürdigen Hauptes auch in Zukunft hervorbringen bis zum Ende er Zeiten. Je mehr Er daher Maria, Seine treue und unzertrennliche Braut, in einer Seele findet, um so mehr wird Er Jesus Christus in dieser Seele und diese Seele in Jesus Christus hervorzubringen vermögen.
Selbstredend soll damit keineswegs gesagt sein, die heilige Jungfrau habe dem Heiligen Geist die Fruchtbarkeit erst gegeben, wie wenn Er sie bis dahin nicht gehabt hätte. Als Gott besitzt Er ja die Fruchtbarkeit und Schöpferkraft, ebenso wie der Vater und der Sohn, obwohl Er sie nicht betätigt, insofern Er keine andere göttliche Person hervorbringt. Es soll damit nur gesagt sein, der Heilige Geist betätige Seine Fruchtbarkeit durch Vermittlung der allerseligsten Jungfrau, obwohl Er ihrer nicht unbedingt bedarf, indem Er in ihr und durch sie Jesus Christus und Seine Glieder hervorbringt; ein Geheimnis der Gnade, das selbst die weisesten Geistesmänner nicht erfassen können.


29.12.2020

Das Goldene Buch
Abhandlung von der Wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria
Erster Teil: Von der Andacht zur allerseligsten Jungfrau im Allgemeinen
Erstes Kapitel: Die allerseligste Jungfrau in der Erlösung

1. Artikel - Mitwirkung Mariä bei der Menschwerdung (Teil I)

Mit der ganzen Kirche bekenne ich, dass Maria als Geschöpf aus der Hand des Allerhöchsten hervorgegangen im Vergleich zu Seiner unendlichen Majestät geringer als ein Atom, ja geradezu ein Nichts ist. Denn Gott allein ist Der, Welcher das Sein aus Sich Selbst besitzt und infolgedessen der Allerhöchste ist, Der allzeit unabhängig Sich Selbst genügt. Niemals bedurfte Er der allerseligsten Jungfrau, noch bedarf Er ihrer jetzt, um Seine Absichten zu verwirklichen und Seine Herrlichkeit zu offenbaren. Er braucht nur zu wollen, um alles zu vollbringen.
Ich behaupte indessen, dass Gott, Der in der ganzen Heilsordnung Seine größten Werke durch die allerseligste Jungfrau seit ihrer Erschaffung beginnen und vollenden wollte, diese Ordnung sicherlich in alle Ewigkeit beibehalten wird; denn Er ist Gott und ändert Sich weder in Seinen Absichten noch in Seinem Handeln.
Gott Vater hat Seinen Sohn der Welt nur durch Maria geschenkt. Mochten die Patriarchen noch so lebhaft nach der Ankunft des Messias verlangen, mochten die Propheten und Heiligen des alten Bundes 4000 Jahre lang noch so innig darum flehen, Maria allein hat diesen Schatz verdient und Gnade gefunden vor Gott durch die Kraft ihres Gebetes und die Größe ihrer Tugenden. Die Welt war nicht würdig, sagt der hl. Augustinus, den Sohn Gottes unmittelbar aus den Händen des Vaters zu empfangen; Gott der Vater hat Ihn Maria geschenkt, damit die Welt Ihn aus ihrer Hand erhalte. Der Sohn Gottes ist Mensch geworden, um uns zu retten, aber nur in Maria und durch Maria. Gott, der Heilige Geist, hat Jesus Christus in Maria gebildet, aber erst, nachdem Er durch einen der ersten Diener Seines Hofes ihre Zustimmung eingeholt hatte. Gott der Vater hat Maria teilnehmen lassen an Seiner Fruchtbarkeit, soweit ein Geschöpf dessen fähig ist, um sie in den Stand zu setzen, Seinen Sohn zu gebären und alle Glieder Seines mystischen Leibes in Sich zu bilden.
Gott der Sohn stieg in ihren jungfräulichen Schoß hinab als neuer Adam in das irdische Paradies, um in ihr Sein Wohlgefallen zu finden und Seine geheimen Wunder der Gnade zu wirken. Als menschgewordener Gott fand Er Seine Freiheit darin, Sich in ihrem Schoß zu verbergen. Seine Macht wollte Er dadurch leuchten lassen, dass Er Sich von dieser bescheidenen Jungfrau tragen und pflegen ließ. Seine und Seines Vaters Ehre fand Er darin, Seine Herrlichkeit vor allen Kreaturen hienieden zu verbergen, um sie Maria allein zu offenbaren. Seine Unabhängigkeit und Majestät verherrlichte der Gottmensch dadurch, dass Er Sich von dieser liebenswürdigen Jungfrau abhängig machte in Seiner Empfängnis, in Seiner Geburt, in Seiner Aufopferung im Tempel und während Seines dreißigjährigen verborgenen Lebens bis zu Seinem Tode. Schließlich sollte sie auch bei Seinem bitteren Leiden und Sterben an Seiner Seite stehen, da Er mit ihr ein und dasselbe Opfer ausmachen und nur mit ihrer Zustimmung dem himmlischen Vater geopfert werden wollte, wie einst auch das Opfer Isaak nach dem Willen Gottes von der Zustimmung Abrahams abhängig gemacht wurde. Maria ist es, die unseren Erlöser genährt, gepflegt, aufgezogen und für uns geopfert hat.
O wunderbare und unbegreifliche Abhängigkeit eines Gottes, die der Heilige Geist im Evangelium nicht erwähnen konnte, ohne uns ihre Bedeutung und die unendliche Schönheit ihres Glanzes zu zeigen! Sonst hat er uns fast alle geheimnisvollen Wunder vorenthalten, welche die menschgewordenen Weisheit während ihres verborgenen Lebens gewirkt hat! Dieses Wunder konnte Er uns nicht verschweigen. Denn Jesus Christus hat Seinen himmlischen Vater durch Seine dreißigjährige Unterwürfigkeit unter Seine Mutter mehr verherrlicht, als wenn Er durch die größten Wunder die ganze Welt bekehrt hätte. O wie hoch werden daher auch wir Gott verehren, wenn wir, um Ihm zu gefallen, uns Maria unterwerfen nach dem Beispiel Jesu Christi, unseres höchsten Vorbildes!



28.12.2020

Das Goldene Buch
Abhandlung von der Wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria
Einleitung (Teil III)

Die ganze Erde ist erfüllt von ihrem Ruhm. Wie viele Königreiche, Diözesen und Städte haben sie zu ihrer Patronin und Beschützerin erwählt! Wie viele Dome sind Gott unter ihrem Namen geweiht! Kaum eine Kirche gibt es ohne einen Altar zu ihrer Ehre; kaum ein Land, eine Gegend, wo man nicht eines ihrer wundertätigen Bilder verehrte, vor dem Kranke und Elende von allen möglichen Übeln geheilt, Hilfesuchende mit mannigfachen Gnaden beglückt und bereichert werden. Wie groß ist die Zahl der Bruderschaften, Kongregationen und Orden, die den Namen Mariä tragen und unter ihrem Schutze stehen! Wie viele Tausende von Mitgliedern all dieser Bruderschaften, wie viele Mönche und Nonnen in all jenen Orden singen ihr Lob und preisen ihre Barmherzigkeit! Selbst der Kinder Mund, der kaum das Ave Maria zu stammeln vermag, verherrlicht den Namen dieser guten Mutter. Die Sünder wenden sich in reumütiger Gesinnung voll Vertrauen an diese barmherzige Vermittlerin am Throne Gottes, selbst die Teufel in der Hölle zittern vor ihr mit Furcht und Schrecken und tragen so zu ihrer Verehrung bei.
Demnach muss man in Wahrheit mit den Heiligen sagen: De Maria nunquam satis, „man hat Maria noch nie genug gepriesen und erhöht, noch nie genug verehrt und geliebt, und ihr noch nie genug gedient.“ Deshalb muss man mit dem Heiligen Geist sprechen: Omnis gloria eius Filiae Regis ab intus (Ps 44,14), „alle Verherrlichung der Tochter des Königs kommt aus dem Innern.“ Alle äußere Ehre, welche ihr Himmel und Erde wetteifernd darbringen, ist nichts im Vergleich zu der inneren Verherrlichung, die sie vom Schöpfer empfängt, die uns winzigen Geschöpfen verborgen bleibt, weil wir in das Geheimnis der Geheimnisse des Königs nicht einzudringen vermögen. Daher müssen wir mit dem Apostel ausrufen: Nec oculus vidit, nec auris audivit, nec in cor hominis ascendit (1.Kor 2,9), „kein Auge hat gesehen, kein Ohr gehört und kein
Menschenherz hat je begriffen die Schönheit, die Größe und Herrlichkeit Mariä.“ Sie ist das Wunder aller Wunder der Natur, der Gnade und der Glorie. Wenn ihr die Mutter begreifen wollt, sagt ein Heiliger, dann begreifet den Sohn, denn sie ist eine würdige Mutter Gottes: Hic taceat omnis lingua! „Hier schweige jede Zunge!“
Das Herz hat mir in die Feder diktiert, was ich soeben mit ganz besonderer Freude niederschrieb, um zu zeigen, dass Maria in ihrer hehren Würde bis jetzt fast unbekannt geblieben ist. Das ist auch einer der Gründe, weshalb Jesus Christus noch nicht die allgemeine Anerkennung gefunden hat, die Ihm gebührt. Wenn daher, was ja sicher geschehen wird, die Kenntnis und das Reich Jesu Christi die Welt beherrschen soll, so kann dies nur dadurch erreicht werden, dass vorher die Erkenntnis und das Reich Mariä in der Welt verbreitet wird. Die allerseligste Jungfrau hat den Heiland zum ersten Mal der Welt geschenkt und wird Ihn uns auch zum zweiten Mal schenken.



27.12.2020

Das Goldene Buch
Abhandlung von der Wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria
Einleitung (Teil II)

Mit den Heiligen sage ich: die Gottesmutter ist das irdische Paradies des neuen Adam, in dem Er durch Mitwirkung des Heiligen Geistes Fleisch annahm, um daselbst unbegreifliche Wunder zu wirken. Sie ist die große und herrliche Welt Gottes, die unaussprechliche Schönheiten und Schätze in sich birgt. Sie ist die Wonne des Allerhöchsten, in der Er Seinen eingeborenen Sohn wie in Seinem eigenen Schoße geborgen hat und mit Ihm alles Herrliche und Kostbare. O, welch große und geheime Dinge hat der allmächtige Gott in diesem wunderbaren Geschöpf gewirkt, was sie selbst trotz ihrer tiefen Demut mit den Worten bestätigt: Fecit mihi magna, qui potens est (Lk 1,49), „Großes hat an mir getan, Der da mächtig!“ Die Welt kennt diese Geheimnisse nicht, weil sie dazu nicht fähig und dessen nicht würdig ist.
Die Heiligen haben wunderbare Dinge von dieser heiligen Stadt Gottes ausgesagt und waren nach ihrem eigenen Geständnis nie beredter, nie glücklicher, als wenn sie von ihr sprechen konnten. Feierlich bekennen sie, dass es unmöglich sei, die Größe ihrer Verdienste zu begreifen, die sich bis zum Throne Gottes erheben, die Weite ihrer Liebe zu ermessen, die sich über alle Länder der Erde erstrecke, die Größe ihrer Macht zu erfassen, die sie Gott gegenüber besitze, und endlich die Tiefe ihrer Demut, aller ihrer Tugenden und Gnaden zu durchdringen, die einem unerforschlichen Abgrunde gleichen. Alles preist, alles verkündet von Tag zu Tag, von einem Ende der Erde bis zum andern, von den höchsten Regionen des Himmels bis zu den tiefsten Gründen der Erde die wunderbare Jungfrau Maria. Die neun Chöre der Engel, die Menschen jeglichen Geschlechtes, Alters, Standes und jeglicher Religion, Gute und Böse, bis hinab zu den Dämonen, sind durch die Macht der Wahrheit unwiderstehlich gezwungen, Maria selig zu preisen. Alle Engel des Himmels, sagt der hl. Bonaventura, rufen ihr fortwährend zu: Sancta, Sancta, Sancta Maria, Dei Genitrix et Virgo, „heilig, heilig, heilig bist du Maria, Gottesgebärerin und Jungfrau“, millionenmal des Tages bringen sie ihr den Engelsgruß Ave Maria dar, und bitten sie in tiefster Ehrfurcht um die Gnade, von ihr mit einigen Aufträgen beehrt zu werden. Ja, Sankt Michael, sagt der hl. Augustinus, obwohl der Fürst des ganzen himmlischen Hofes, ist am eifrigsten bemüht, ihr alle Ehre zu erweisen und erweisen zu lassen, und steht selbst immer bereit, auf ihr Wort hin einem ihrer Diener zu Hilfe zu eilen.



26.12.2020

Das Goldene Buch
Abhandlung von der Wahren Andacht zur allerseligsten Jungfrau Maria
Einleitung (Teil I)

Durch die allerseligste Jungfrau Maria ist Jesus Christus in die Welt gekommen, durch Maria soll Er auch in der Welt herrschen. Während ihres irdischen Lebens hat sie stets in größter Verborgenheit gelebt. Deshalb wird sie vom Heiligen Geist und von der Kirche genannt: Alma Mater, „verborgene, stille Mutter“. Ihre Demut war so tief, dass sie auf Erden kein innigeres und beharrlicheres Verlangen hatte, als sich selbst und jedem anderen Geschöpfe verborgen zu bleiben, um Gott allein bekannt zu sein.
Um ihr Verlangen nach Verborgenheit, Armut und Erniedrigung zu stillen, hat es Gott gefallen, sie in ihrer Empfängnis, in ihrer Geburt, in ihrem Leben, in ihren Geheimnissen, in ihrer Auferstehung und Himmelfahrt fast vor jedem menschlichen Geschöpfe verborgen zu halten. Nicht einmal ihre Eltern kannten sie; selbst die Engel fragten oft einander: Quae est ista? „Wer ist diese?“, da der Allerhöchste ihnen die Bestimmung dieser Jungfrau verheimlichte, oder wenn Er ihnen etwas von ihr offenbarte, ihnen doch noch unendlich mehr vorenthielt.
Gott dem Vater gefiel es, dass Maria während ihres Lebens kein einziges Wunder wirkte, wenigstens kein offenkundiges, obwohl Er ihr dazu die Macht verlieh. Gott der Sohn billigte es, dass sie fast nichts redete, obwohl Er ihr seine Weisheit mitteilte. Gott der Heilige Geist willigte ein, dass Seine Apostel und Evangelisten nur sehr wenig von ihr sprachen, obwohl sie Seine getreue Braut war, und dass sie nur soviel von ihr berichteten, als notwendig war, um Jesus Christus bekannt zu machen.
Maria ist das herrliche Meisterwerk des Allerhöchsten, Dessen Kenntnis und Besitz Er Sich allein vorbehielt. Maria ist die wunderbare Mutter des Sohnes Gottes, Dem es gefiel, sie während ihres Lebens zu verdemütigen und verborgen zu halten. Um sie in der Demut zu fördern, nannte Er sie, wie eine fremde Person, „Frau“ und „Weib“, obwohl Er sie in Seinem Herzen höher schätzte und mehr liebte als alle Engel und Menschen. Maria ist die versiegelte Quelle und die getreue Braut des Heiligen Geistes, zu der Er allein Zutritt hat. Maria ist das Heiligtum und die Ruhestätte der Allerheiligsten Dreifaltigkeit, wo Gott erhabener gegenwärtig ist, als an irgendeinem anderen Ort des Universums, und herrlicher thront als über den Cherubim und Seraphim. Ohne ein ganz besonderes Vorrecht ist es daher keinem Geschöpf erlaubt, so rein es auch sein mag, in dieses Heiligtum einzutreten.