Willkommen!
Kommunion:
Vorbereitung und Danksagung
vom Heiligen M.M. Loyola
Verfasser von „Erste Kommunion“, „Beichte und Kommunion“ und „Heim ins Vaterhaus“.
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Nach der Originalausgabe
des
Pater Thurston S. J.
übersetzt von M. Banska.
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Dritte Auflage
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1916
Regensburg und Rom
Druck und Verlag von Friedrich Pustet
New York und Cincinnati: Fr. Pustet und Co.
Imprimatur.
Ratisbonnae, die 18. Februarii 1916
Dr. Scheglmann
Vi. Gen.
Und der Geist und die Braut sagen:
Komme!
Und der es hört, soll sagen:
Komme!
Amen. Komm Herr Jesus!
Einführung
An gediegenen Kommunionbüchern ist kein Überfluss. Zumal solche, die auch außerhalb der Klöster auf Beifall rechnen dürfen, sind selten. Das vorliegende Büchlein mit dem trefflichen Titel „Willkommen“ fand im Ausland eine sehr freundliche Aufnahme. Seine Übersetzung ins Deutsche ist freudig zu begrüßen.
„Willkommen“ ist ganz eigenartig angelegt. Es geht keine gewöhnlichen Wege. Keine Überschwänglichkeiten, keine Phrase, alles ist gesunde Glaubensnahrung. Aus jeder Seite weht die erfrischende Luft des Wortes Gottes entgegen. Dass das Büchlein in überreicher Fülle gerade die Heilige Schrift ausschöpft, ist sein wertvollstes Vorzug. Die geschickte Anwendung derselben wirkt geradezu herzerquickend. Wie fein treffen die Anwendungen den rechten Ton, wie verständnisvoll schlagen sie oft die tiefsten Saiten des Seelenlebens an, wie überraschend lauschen sie der Seele ihre Regungen, ihre Anliegen ab, wie schlicht und schön kleiden sie dieselben in wenige Worte! Und wann die schönen Gebete ausgeklungen — und darin liegt wieder ein besonderer Vorzug — werden ihre Gedanken noch lange nachhallen und zu fruchtbarer Eigenarbeit die Seele wirksam anregen.
Möge das schöne Büchlein auch in der Übersetzung viele Freunde finden. Seine Benutzung wird die tief begründeten Absichten des Heiligen Vaters über den häufigen Empfang der heiligen Kommunion bei vielen mehr und mehr verwirklichen.
G. Rohr, Rektor in Godesberg
Einleitung
Viele Umstände pflegen die Art und Weise unserer Vorbereitung für den Besuch eines Gastes zu bestimmen — seine Stellung, seine Beziehungen zu uns, der Zweck seines Besuches, vielleicht auch unsere persönlichen Bedürfnisse. Für alle diese Fälle und für jeden einzelnen gibt es nur ein passendes Wort. Und dieses Wort heißt „Willkommen“. Ob der Gast dieses Wort von unseren Lippen hört, ob er es auf unserem Antlitz liest, gleichviel, er ist zufrieden. Ein „Willkommen“ in leuchtenden Buchstabe begrüßt den Herrscher. „Willkommen“ klingt schön von den Lippen des ärmsten Bauern, wir hören es gerne selbst von einem, den wir nicht näher kennen. „Willkommen“ passt für den vertrauten Freund wie für den Verwandten, es steht auch dem Kinde gut. Es ermüdet nicht, es wird nicht langweilig oder überflüssig. Denn je nach den Umständen ändert es seine Bedeutung, indem es bald den Gast, bald uns selbst erfreut. Ist jemand fröhlich oder traurig, ist ihm Unrecht geschehen, ist er müde, geängstigt, beunruhigt: „Willkommen“ passt für alle Fälle.
Unser Herr ist einer aus uns und in allem, die Sünde ausgenommen, ist er uns ähnlich geworden. Sein Herz erwidert, gleich unserem Herzen, den Gruß „Willkommen“. Schneller schlug Sein Herz, wenn Er, müde von der Arbeit des Tages, am Abend die Schwelle des Hauses zu Nazareth überschritt und ein „Willkommen“ im Antlitze Seiner Mutter las, wenn Er dieses „Willkommen“, hell und glänzend, dem ganzen Hause zu Bethanien aufgedrückt sah und Marthas ehrfurchtsvollen, doch herzlichen Gruß und das Lispeln ihrer Schwester vernahm, unhörbar für alle andern, nur nicht für Ihn. So süß ist dieses „Willkommen“ Seinem Ohr, dass Er sich herablässt, es zu erbitten: „Zachäus, steig eilends herab, denn heute muss Ich in deinem Hause Einkehr nehmen. Und Zachäus stieg herab und empfing ihn mit Freuden.“ „Und als die Jünger, die nach Emmaus gingen, sich dem Flecken, ihrem Ziele, näherten, da stellte Er sich, als wollte Er weitergehen. Aber sie drangen in Ihn und sprachen: Bleib bei uns, denn es wird Abend und der Tag hat sich schon geneigt. Und er ging mit ihnen hinein.“
Hören wir, wie der Heiland anderseits das Willkommen vermisst und wie schmerzlich Ihn die bloß äußerliche Form des Anstandes berührt: „Du gabst Mir keinen Kuss.“
Wir wissen also, was wir Ihm bieten sollen; das Hauptziel bei unseren Kommunionen muss Seine Freude sein. Allerdings gehen wir zu Ihm, um gesättigt, bereichert, getröstet zu werden; doch ein stärkerer Grund, ein dringenderes Bedürfnis muss für uns die Erwiderung Seiner Liebe sein; mit Freuden müssen wir den Gast in unser Herz aufnehmen, dessen Wonne es ist, bei uns zu sein.
Unser Willkommen pflegt, wie wir gesehen, verschieden zu sein, je nach der vorherrschenden Stimmung. Bald ist es frohlockend, bald demütig, bald ernst und voll der tiefsten Gefühle und dann wieder der Ausdruck des Dankes, je nachdem Lob oder Reue, Vertrauen und Sehnsucht oder Liebe das Zepter führen. Aber immer sind es nur Variationen über einen Akkord und jede derselben wird ihr Echo finden in seinem eigenen „Willkommen“ an der Schwelle unserer ewigen Heimat. Wenn wir herauskommen aus der Finsternis der Welt, werden wir Ihn dort erblicken, wie Er auf uns wartet. Unzählige Male ist er uns als Gast Willkommen gewesen, während der Zeit unserer Pilgerfahrt; nun ist unsere Stunde gekommen, nun sind wir Seine Gäste. „Kommet, ihr Gesegneten Meines Vaters, besitzet das Reich, das euch vom Anbeginn der Welt bereitet ist. ... Gehe ein in die Freude deines Herrn. ....“
26.08. – 01.09.2020
Das letzte Willkommen
II.
„Zur gnadenreichen Zeit erhöre Ich dich und am Tage des Heiles helfe Ich dir! Siehe, jetzt ist die gnadenreiche Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heiles.“ (2. Kor 6,2
Vor der Kommunion
Ich schaue empor von meinem Platze im Fegfeuer, hin zur Kommunionbank, wo ich während meines Lebens kniete, zu dem Plätzchen, wo ich nach der Kommunion meine Danksagung verrichtete. Ich schaue zurück auf die Augenblicke, die ich dort zubrachte, die mir manchmal vielleicht lange schienen. Oh nur ein Viertelstündchen jener gnadenreiche Zeit! Nur einen einzigen Tag des Heiles! Ich begreife nun, wenigstens bis zu einem gewissen Grade, Gottes unerforschliche Heiligkeit, die Hässlichkeit der Sünde, die Gerechtigkeit und Strafe, die ihr auf dem Fuße folgen. Überdies fühle ich die unwiderstehliche Anziehungskraft jener Schönheit, die ich beim Gerichte flüchtig sah. Wie die Woge dem Ufer zutreibet, so werde ich zu ihr hingezogen mit einer Gewalt, die mein ganzes Wesen fortreißt und Gott nahe bringt. Im selben Augenblicke aber werde ich zurückgeworfen, denn ich bin noch nicht fähig, den Allerheiligen zu umarmen. Die Folgen der Sünde, die auf Erden so leicht hätten weggeschafft werden können, müssen weggebrannt werden, langsam, schmerzlich, ohne dass ich im geringsten helfen kann.
In meiner Angst rufe ich: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen? Nach dem Werke Deiner Hände strecke aus Deine Rechte.“ Und Er antwortet mir: „Zu einer gnadenreichen Zeit habe Ich dich gehört und am Tag des Heiles dir geholfen. O dass du an diesem deinem Tage erkannt hättest, was dir zum Frieden gewesen wäre! Aber du hast dir diese Dinge nicht zu Herzen genommen, noch hast du dein Ende vor Augen gehabt. Siehe, nun ist die Nacht gekommen, in der kein Mensch mehr wirken kann. Wahrlich, Ich sage dir, du kannst nicht herauskommen, bist du den letzten Heller bezahlt hast.
Wie werde ich dann mit nutzloser Trauer die Vernachlässigung des Schatzes beweinen, der für mich in der Kommunion hinterlegt war und mit welchem ich meine Schulden hätte bezahlen können! Mein Gläubiger war bei mir und Er bot mir seine unendliche Genugtuung an, ja Er nötigte mir dieselbe auf, um damit alle meine Schulden zu bezahlen. „Ihr, die ihr kein Geld habt, kommet, kaufet ohne Geld und ganz umsonst!“ (Is 55,1)
Er weiß, wie notwendig ich ihn brauchen werde, sobald das Leben hienieden vollendet ist. Er weiß, dass das, was wir jetzt Not heißen, diesen Namen nicht verdient; dass die wirkliche Not erst im jenseitigen Gefängnis beginnt, wo die Seele nach Gott sich sehnt mit einem Hunger und einem Durst, von dem kein noch so starkes Sehnen hienieden den leisesten Begriff geben kann. Aber auch in Seinem heiligen Herzen wird ein Hunger sein. Sein Herz und meines wurden füreinander geschaffen. „Mit menschlichen Banden zog Ich sie, an Seilen der Liebe.“ (Os 11,4) Und wenn einmal die entgegengesetzte Anziehungskraft auf Erden wegfällt, so werde ich Seinem Zuge mit der ganzen Kraft meines Wesens folgen. Warum sollte ich Ihn warten lassen? Warum soll ich nicht jetzt schon jener Reichtümer mich bedienen, die Er mir zur Verfügung stellt? Warum soll ich nicht Seine Gegenwart in meinem Herzen benutzen, um meine Angelegenheit vor Ihm klarzulegen und Ihn zu besänftigen, solange es Zeit ist, solange wir zusammen auf dem Wege sind? (Mt 5,25)
Und warum soll ich Seine Nähe in diesem Leben nicht benutzen, um mir einen Platz in Seiner Nähe für die ganze Ewigkeit zu sichern? Wie viele weitere Grade der Gnade sind die Frucht einer einzigen Kommunion! Und einem jeden solchen Grad von Gnade entspricht ein Grad der Glorie, der mich befähigt, Ihn besser zu erkennen, mehr zu lieben, vollkommener zu genießen — und zwar für ewig.
„Siehe, jetzt ist die gnadenreiche Zeit, siehe, jetzt ist der Tag des Heiles!“ O Herr Jesus, verleihe mir die Gnade, an diesem meinem Tage zu erkennen, was mir zum Frieden dient!
Nach der Kommunion
„Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott der Heerscharen.“
„Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
„Würdig bist Du, o Herr, unser Gott, zu empfangen Preis und Ehre und Kraft.“ (Offb 4,11)
„Darum singen wir mit den Engeln und Erzengeln, mit den Thronen und Mächten, mit der ganzen himmlischen Heerschar den Preisgesang Deiner Herrlichkeit und rufen ohne Ende: Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott Sabaoth, Himmel und Erde sind voll Deiner Herrlichkeit! Hosanna in der Höhe! Gebenedeit sei, Der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!
„Jetzt ist die gnadenreiche Zeit, jetzt ist der Tag des Heiles.“ (2. Kor 6, 2)
Meine Kommuniontage! Oh Herr, gib mir Weisheit, dass ich sie benutze, wie ich soll!
O gib, dass Deine innige Gemeinschaft mit mir eine Vereinigung bewirke, die fortbesteht, nachdem Deine wirkliche Gegenwart aufgehört, eine Vereinigung, die immer vertraulicher, inniger, herzlicher werde, eine Vereinigung, die in einer Verschmelzung all meiner Angelegenheiten und Wünsche mit den Deinigen endet!
Gib, dass die Selbstliebe deiner Liebe Platz mache und die Selbstsucht einer aufrichtigen Unterwerfung unter Deinen Willen!
Gib, dass ich Deinen Willen suche, wenn er verborgen ist, ihn schnell erkenne, wenn er sich zeigt, ihn umfasse und ihm anhange, selbst dann, wenn er mir Leiden bringt; dass ich in demselben ruhe, unbekümmert wie das Vöglein in seinem Neste!
Nur auf diese Weise, o Herr, kann eine wirkliche Vereinigung zwischen uns bestehen. Und dass unsere Vereinigung wirklich sei, daran ist alles gelegen.
Fort mit aller Erdichtung! Fort mit aller Täuschung! Leben, Seele, Ewigkeit sind Wirklichkeiten, die mir auf allen Wegen entgegentreten. Ich muss sie fest ins Auge fassen und das kann, das wage ich nicht allein; meinen Weg entlanggehend, muss meine Hand von der Deinen fest umschlossen werden; meine Augen müssen fest auf die Deinigen gerichtet sein und meine Füße Deiner Leitung folgen.
Ich muss vollkommen aufrichtig mit Dir sein, mein Verkehr mit Dir muss offen und ehrlich sein. Du weißt alles, was in mir vorgeht, denn Du bist mein Gott; doch weil Du überdies mein Vater und mein Freund bist, sollst Du es auch durch mich erfahren. Von nun an soll jede Falschheit im Verkehr mit Dir aufhören.
Meine Schäden will ich nicht zudecken, um sie Deinem Anblick zu entziehen. Nichts will ich allein in Angriff nehmen; alles wollen wir gemeinsam vollbringen. Offen und gerade will ich mit Dir sein, soweit ich mich selbst erkenne. Dass ich elend, gemein, selbstsüchtig, ja sogar arglistig bin, will ich zugeben, wenigstens Dir gegenüber. Mein Herz will ich Dir enthüllen, auf dass alles offen vor Deinen Augen liege. Nicht das fürchte ich, dass Deine Augen meine Unvollkommenheiten sehen möchten, sondern dass durch eine freiwillige Falschheit oder eine vorsätzliche Zurückhaltung die freie Ergießung meines Herzens in Dein Herz, o Vater, gehemmt werden möchte.
So wie ich der Stunde meines Todes vorauseilen und mich in dem strafenden Feuer schauen kann, geradeso will ich manchmal, vom Schleier des Geheimnisses umhüllt, der heiligen Messe beiwohnen und von meinem Platze im Himmel herniederschauen auf den wohlbekannten Altar, von welchem aus ich so auf das heilige Opfer zu Gott emporsteigen sehe.
Ich sehe, wie die daselbst vollbrachte Handlung die Aufmerksamkeit jener, die in vollem Glanze der unverhüllten Anschauung Gottes leben, fesselt und wie jene weiße Hostie den Blick der gesamten Kirche auf sich zieht, der triumphierenden, der leidenden, der streitenden, die alle eine Kirche bilden.
Die Seligen blicken hernieder auf sie mit anbetender Liebe. Die Seelen im Fegfeuer wenden ihr hoffnungsvoll ihre traurigen Blicke zu, die Gläubigen auf Erden schauen auf zu ihr, wenn sie emporgehoben wird, und werfen sich nieder vor dem Lamme, das zur Schlachtbank geführt wird.
Ich sehe Ströme des lebendigen Wassers von allen Seiten des irdischen Thrones des Lammes fließen. Es steigt empor zum Himmel und erfreut die Stadt Gottes. Es fließt in einem starken Strome durch das dürre Land des geduldigen Schmerzes und erfrischt die dort Leidenden, die nun erkennen, was das Opfer des Altares ihnen im Leben hätte sein können und vor was es sie nach dem Tode bewahrt haben würde. Nach Norden und Süden, nach Osten und Westen ergießt sich dieser Strom über die Erde, indem er allüberall läutert und befruchtet und solch reichliche Wirkungen für Gottes Ehre hervorbringt, dass sie gewissermaßen jetzt schon „das Reich unseres Herrn und Seines Gesalbten geworden ist.“ (Offb 11,15)
All das sehe ich von meinem Platz aus im Himmel. Ich sehe, wie von dem Altare aus, in dessen Nähe ich die heilige Messe — leider ach oft so zerstreut — anhörte, die ganze Kirche belebt und bereichert wird. Ich sehe, was eine häufigere und inniger Beiwohnung des heiligen Opfers während der Tage meines Lebens für meine Seele und für diejenigen, die mir so lieb wie meine Seele sind, hätte wirken können.....
Und dann erinnere ich mich voll Dank und Freude, dass diese Tage noch mein sind. „Die gnadenreiche Zeit“ ist noch nicht verflossen, noch kann ich Knien vor diesem Altar. Wenn ich mit den Augen des Glaubens über mir „die große Wolke“ jener sehe, die Zeugnis ablegen, wenn ich in den Preisgesang der Engel und Erzengel und der ganzen himmlischen Heerschar einstimme,
wenn ich die kläglichen Rufe der gefangenen Seelen höre, wenn mein Herz bebt bei dem Gedanken an die Nöte und Leiden der Kirche auf Erden, dann verstehe ich den Schluss aller ihrer Gebete „durch Jesum Christum unsern Herrn“.
Ich gewinne eine vollere Wertschätzung des Opfers unserer Altäre, des Gastes in meiner Brust, und mit erneuter Dankbarkeit preise ich Gott für Seine unaussprechliche Gabe.
Aufopferung und Bitte
Als Gott der Liebe hast Du Dich mir geoffenbart, und da es in der Natur der Liebe liegt zu geben, so gibst Du verschwenderisch und unermüdlich, und zwar von Deinem Besten. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab.“ Alle anderen Gaben sind geringer als diese. Alle anderen sind in dieser enthalten. „Wie, sollte Er uns mit Ihm nicht alles geschenkt haben?“ (Röm 8,32)
Was kann ich Dir dafür geben? Ich habe nichts, das nicht Dein wäre. Doch Du willst das von meiner Hand annehmen, was ohnehin schon Dir gehört. Ich biete dir also als Gegengeschenk all die Güter der Seele und des Leibes, alles, was die Liebe mir gegeben, alles, was sie mir vorenthalten hat: Leben, Kraft, Fähigkeiten, meine Leiden und Freuden, meine Gnaden und meine Verantwortlichkeit, meine Wünsche und meine Tauglichkeit zu Deinem Dienste.
Weil aber alles, was ich besitze, Deiner unwürdig ist, so opfere ich Dir die Vollkommenheit Deiner Engel und all die Verdienste Deiner Heiligen auf; ich opfere Dir auf das überaus heilige Herz Mariens; Dein eigenes allerheiligstes Herz — ein Opfer von unendlichem Werte, das in der heiligen Kommunion mir geschenkt wurde, auf dass ich es hinwiederum dir anbiete als überreichen Ersatz für alles, was ich bereits empfangen, und für das, was ich hienieden und drüben erwarte.
Ich opfere Dir heute dieses Herz für jede Seele in der Welt; für die 500 Millionen Christen, von denen so viele Deinen Namen tragen, ohne Dich zu lieben, ohne Dir zu dienen; für die 900 Millionen, die niemals Deinen Namen gehört haben, denen die Schönheit Deines Lebens und die Zärtlichkeit Deines Herzens nie zur Erkenntnis gekommen ist. O Erlöser der Welt, Der Du den Tod keines Menschen willst, Der Du im Gegenteil wünschest, dass alle Menschen bekehrt werden und leben sollen, rette diese dem Verderben entgegeneilenden Seelen, von denen jede mit Deinem kostbaren Blute erkauft ist und einen Platz in Deinem Herzen hat. O Herr der Ernte, sende Arbeiter in Deinen Weinberg, gib, dass der Glaube sich schneller und weiter verbreite. Gib Gedeihen den auswärtigen Missionen, sichere den sterbenden Kindlein die Taufe; komme denen zur Hilfe, die am heutigen Tage ohne Priester, ohne Sakrament ihr Leben beschließen. Ich opfere Dein allerheiligstes Herz auf für alle jene, die, im Dunkeln tastend, den Weg zur Wahrheit suchen. O Licht, das einen jeden erleuchtet, der in diese Welt kommt, hilf ihnen hinweg über die Schwierigkeiten, die Du allein bemessen und die Du allein aus dem Wege räumen kannst. Stärke jene, die zögernd an der Schwelle der Kirche stehen und die durch irdische Beweggründe vom Eintritt abgehalten werden.
O welch ein Glück, könnte ich nur einer von diesen Seelen behilflich sein! O Herr, gib mir Gelegenheit hierzu und Deine Gnade! Wenn ich nicht „viel“ tun kann, so lass mich „Weniges“ vollbringen.
Mache mich freigebig an Liebe, an Zeit, an allem, was ich ihnen zur Verfügung stellen kann. Du aber erachte jede Anstrengung, jeden Wunsch meinerseits als eine Danksagung für die mir so unverdient verliehene Gnade des Glaubens.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
19. – 25.08.2020
Das letzte Willkommen
I.
„Denn wenn ich auch wandle mitten im Todesschatten, so will ich nichts Übles fürchten, weil Du bei mir bist.“ (Ps 22,4)
Vor der Kommunion
Das letzte Willkommen! Wann wird es sein und wo und wie? All das ist mir verborgen. Das eine jedoch ist gewiss, dass es bald sein wird. Wie viele Kommunionen zwischen der heutigen und meiner letzten auch sein mögen, gar bald wird diese letzte kommen.
Wie schnell entfliehen die Jahre! Wie rasch folgen die Osterkommunionen, die ersten Freitage und die Kommunionen der großen Feste aufeinander! Jede befestigt meine Vereinigung mit unserem Herrn durch die Vermehrung der heiligmachenden Gnade und verleiht mir ein Recht zu einer zukünftigen, innigeren Vereinigung mit Ihm. Jede ist eine Schutzwehr in Gefahren der Seele und des Leibes, doch das bleibt mir in diesem Leben verborgen. Jede gibt mir ein Recht auf die Leitung und Stärkung in den täglichen Nöten und auf den besonderen Beistand in den entscheidenden Stunden. So oft ich die göttliche Speise empfange, bewahrheitet sich das Versprechen unseres Herrn: „Wer Mich isst, wird durch Mich leben“ in immer vollkommener Weise. Durch jede Kommunion werde ich Ihm mehr und mehr ähnlich.
Das verdanke ich den Kommunionen während meines Lebens. Was aber wird die letzte für mich wirken? Oh mein Herr, wie viel verspreche ich mir von Deinem letzten Besuche! Wie notwendig wird mir Dein Schutz und Deine Hilfe sein; um mich auf den Tod vorzubereiten! Aber jetzt schon muss ich meine Schuldigkeit tun. Auf große Ereignisse im Leben bereite ich mich so gut als möglich vor. Wie, soll ich keine Vorbereitungen treffen zu dem letzten Schritt, der nie wiederholt werden kann und von dem alles abhängt? Es ist ein großer Irrtum, wenn ich glaube, die einfache Tatsache, dass der Tod nun herangenaht ist, werde mich zu einer außerordentlichen Anstrengung anregen. Zu nichts anderem werde ich tauglich sein als zur Ausführung des notwendigen und dieses wird nicht anders als gewöhnlich geschehen. Gebe Gott, dass wir jedes Mal beim Empfang des heiligen Sakramentes alles tun, was notwendig ist, und noch mehr. Manche Leute rechnen auf eine lange Vorbereitung — eine Generalbeichte und weiß Gott, was noch. Viel besser aber ist es, alles im Voraus ins Reine zu bringen. Es kann sein, dass ich eine lange Krankheit durchzumachen habe, es kann aber auch das Gegenteil stattfinden. Der Tod kann mich bei einem Eisenbahnunglück oder bei einem Feuer überfallen, ohne dass ich die geringste Ahnung davon habe. Ich darf mich nicht der Gefahr aussetzen, sondern muss alles im Voraus in Ordnung bringen. Nichts von dem, was gesagt werden muss, will ich bis zum Sterben verschieben. So oft ich den Beichtstuhl verlasse, soll es mit dem demütigen Vertrauen geschehen können, dass ich bereit wäre, falls nun der Ruf an mich ergehen sollte. Mein Gott, gewiss wird in der Gegenwart und in der Zukunft noch manches kommen, was meine abnehmenden Kräfte in Anspruch nimmt, ohne dass ich auf die Vergangenheit zurückzukommen brauche, um das recht zu machen, was ich vorsätzlich auf die Todesstunde verschoben habe. Wie würde ich in der Angst und Traurigkeit jener Stunde zu einer Anstrengung fähig sein, die ich in gesunden Tagen nicht habe machen wollen? Ich darf mich weder auf Zeit noch guten Willen, noch auf sonst etwas verlassen, es sei denn die Gnade Gottes und die guten Gewohnheiten des Lebens, die mir dann gute Dienste leisten werden. Für meine letzte Beichte brauche ich eine starke, demütige, vertrauensvolle Reue. Ich muss mich jetzt schon darin üben, indem ich aufmerksam bei den Beweggründen der Trauer verweile, damit, wenn es mit mir zum Sterben kommt, der Anblick des Kruzifixes, ein zugeflüstertes Wort, die in meinem Herzen bereits vorhandene Reue wachrufe. In der Todesstunde belohnt Gott die Gewohnheiten des Lebens. Wenn mir jetzt mit meinem Gebete um Reue und mit der Anwendung dessen, was Reue erweckt, ernst ist, dann wird es mir in jener Stunde der Schwachheit zu Hilfe kommen und mir für meine letzte, sakramentale Absolution eine Reue einflößen, die nicht nur meine Seele von Schuld befreien, sondern auch die Sündenstrafe erlassen wird!
Mein Gott, der Du jetzt zu mir kommst, senke in mein Herz eine aufrichtige Reue über alles, wodurch ich Dich in meinem Leben beleidigt habe — eine vollkommene Reue der Liebe, so dass meine Missetaten nicht schmerzen, weil ich dadurch gegen einen Gott, Der in sich selbst so unendlich gut und aller Liebe würdig ist, gesündigt habe! Mache sie vollkommen, und zwar in so hohem Grade, dass sie nicht nur die Nachlassung der Schuld, sondern auch der Strafe, die die Sünde verdient hat, bewirke! Um keine Gnade bitte ich ernstlicher als um die Gnade einer andauernden Reue über die Sünde. Erinnere dich, o Herr, Deines Versprechens, wer bittet, der empfängt, wer sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan werden! Ich bitte, ich suche, ich klopfe an mit aller Inbrunst meiner Seele. Ich verlange danach für jede Stunde meines Lebens, ganz besonders aber für die Stunde meines Todes.
Ich hoffe, o mein Gott, dass Du für mich jenes gnadenreiche Sakrament bereit hältst, welches die Vervollkommnung des Sakramentes der Buße ist, jene letzte Salbung, die meine Seele von den Überbleibseln der Sünde reinigen und die Wunden und Schwächen heilen wird, die die Sünde zurückgelassen. Gib mir durch die letzte Ölung Kraft, Geduld und Vertrauen für meine Sterbestunde; gib, dass dieses letzte Sakrament mir zum Troste gereiche dadurch, dass es meine Angst vor dem Tode sowie auch meine Trauer um meine zurückbleibenden Angehörigen schwäche und dass es die Furcht vor der Ewigkeit, in die ich nun eintrete, und vor der Rechenschaft, die ich werde ablegen müssen, vermindere! Gib, dass es die Macht des Feindes breche und dass es mich befähige zur bereitwilligen Annahme Deines Willens in allen Leiden des Leibes und der Seele! Ich setze mein Vertrauen auf die Gebete, die Deine Kirche in jener Stunde für mich verrichten wird. Um vollen Nutzen daraus zu schöpfen, will ich mich jetzt schon damit vertraut machen. So werden mir dieselben am Sterbebett willkommen sein, und da sie Dich durch die heilige Ölung um Deine mildreichste Barmherzigkeit anfleht und um Verzeihung all dessen, was ich durch Missbrauch des Gesichtes, Gehöres, Geruches, Geschmackes und Gefühles gesündigt habe, so wird meine Seele angeregt werden, den Worten des Priesters mit Verständnis zu folgen. Wieviel verlieren jene, die diese Gebete am Sterbebett zum ersten Mal hören und die sich nie gekümmert haben, zu erfahren, was die Kirche für sie in jener furchtbaren Stunde bittet!
Und dann die Wegzehrung! Lieblich ist jede Benennung Deiner heiligen Eucharistie, doch in dieser liegt eine besondere Lieblichkeit. Wie zärtlich ist Deine Sorge gewesen, wie reichhaltig die Anordnung für jene letzte Lebensstunde, von der die Ewigkeit abhängt! Sakramente und heilige Zeremonien umfrieden das Sterbelager auf allen Seiten und zum Schluss kommst Du selbst, und zwar unter einem neuen Namen, um unsere Aufmerksamkeit wachzurufen und vertrauensvolle Liebe zu erwecken. O, wenn wir dort auf unserm Sterbebett liegen, welch einen Pfad von Licht und Gnade werden wir sehen, zurückreichend von dieser letzten Kommunion bis zur ersten, die wir vor langer, langer Zeit empfingen. „So komm auch Du mit deinen Dienern!“ (4. Reg 6,3) So lautete unsere Einladung von jenem lichtvollen Morgen, als wir Ihn zum ersten Mal baten, auf der Wanderung durch das Leben unser Gefährte zu sein. „Er antwortete: Ich will kommen. Und Er ging mit ihnen.“ (4. Reg 6,3)
Er ist unser treuer Freund und Gefährte gewesen den ganzen Weg entlang. Er hat uns gekannt in den verschiedensten Lebenslagen. Wir haben Ihm, je nach unserer Stimmung und unseren Bedürfnissen, das Willkommen entboten und wie ein treuer Freund hat Er unsere jeweiligen Verhältnisse berücksichtigt. Als Sünder vor Ihm kniend mit unserer Last, als Bittende mit unseren Nöten und Gebeten, aber auch als Freund mehr auf Ihn als auf uns bedacht, so haben wir Ihn in zahllosen Kommunionen während unseres Lebens empfangen. Und nun ist das Ende gekommen — das letzte Willkommen, das alle vorausgehenden zusammenfasst. Wir müssen Ihn mit Scham und Reue empfangen, da wir jetzt mehr als je Verzeihung und Barmherzigkeit brauchen. Ernst muss unser Flehen sein, denn der Augenblick der höchsten Not ist nahe. Wir müssen uns anstrengen, Ihm bei diesem letzten Besuch so viel Gastfreundschaft zu erweisen, als es unseren dahinschwindenden Kräften möglich ist. Unsere verschiedenartigen Willkommen sollen sich in dieser Kommunion vereinen, wo er zum letzten Mal unter dem Schleier der Gestalten kommt, eine Kommunion, die ein Vorbote jener Anschauung von Angesicht zu Angesicht ist, auf die eine ewige Danksagung folgt.
Herr, lass mich am heutigen Tage jener Stunde zuvorkommen! Lass mich heute für meine letzte Kommunion die Gnade gewinnen, dass dieselbe trotz Erschöpfung und Schmerz ein wirkliches Willkommen werde!
Ich glaube unerschütterlich fest, dass in diesem Sakramente Jesus Christus, der eingeborene Sohn Gottes, wirklich gegenwärtig ist, Der für uns Menschen und um unseres Heiles willen vom Himmel herabgestiegen ist und Fleisch angenommen hat vom Heiligen Geiste aus Maria, der Jungfrau, und Mensch geworden ist. In diesem Glauben verlange ich zu leben und zu sterben; Herr, ich glaube, vermehre meinen Glauben!
Ich hoffe, o mein Heiland, auf jenes Erbarmen, das Dich für mich vom Himmel auf die Erde herabgezogen, das mich mein ganzes Leben hindurch unermüdlich begleitet, das mir so oft verziehen hat, das bis zum Ende bei mir bleiben wird. Ja, o mein Gott, trotz Sünde und Untreue gegen dich, trotz der Verschwendung von Zeit, Gnade und Gelegenheit, trotzdem ich die Genugtuung vernachlässigte, trotz aller Ärgernisse zum Schaden der Seelen, die Du liebst, trotz der mannigfachen Pflichtversäumnisse hoffe ich auf Dich, halte ich mich an Dich und übergebe mich dir rückhaltlos für Zeit und Ewigkeit. Ich weiß, an wen ich geglaubt und ich bin sicher, dass er das, was ich ihm anvertraut, bewahren kann. Auf dich, o Herr, habe ich gehofft und ich werde in Ewigkeit nicht zuschanden werden.
Ich liebe dich, o Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Die Liebe zeigt sich in der Freigebigkeit. Du hast mir alles gegeben dadurch, dass Du dich selbst mir gabst. Alle Gaben, die ich aus Deiner Hand empfangen habe, opfere ich Dir auf und gebe sie Dir zurück. Meine unsterbliche Seele, die Du so innig geliebt und um den Preis Deines kostbaren Blutes und Lebens erkauft hast, übergebe ich Dir jetzt und für die Stunde des Todes. O Herr, ich liebe Dich und danke Dir für diese Deine unendliche Liebe, für alles, was Du für uns gelitten während Deines leidvollen Lebens und bei Deinem grausamen Tod; für Deine Kirche, Deine Sakramente, Deine Verheißungen und vor allem für die unaussprechliche Gabe Deiner wirklichen Gegenwart. Ich liebe Dich nicht nur um dessentwillen, was Du gegeben und versprochen hast, sondern um Deiner selbst willen. Ich möchte Dich lieben, wie Du geliebt zu werden verdienst. Vermehre deine Liebe in meinem Herzen jede Stunde meines Lebens, damit ich Dich liebe in alle Ewigkeit mit der vollen Kraft meines ganzen Wesens, so wie Du es willst und ich selbst es wünsche!
O Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehest unter mein Dach. Gib mir jetzt und für die Stunde meines Todes ein tiefempfundenes Gefühl meiner Unwürdigkeit; aber lasse dieses Gefühl eine aufrichtige Demut sein, die sich nicht entmutigen lässt! Je weniger ich in mir finde, worauf ich mich stützen könnte, umso entschlossener will ich mich in die Arme Deiner Gnade und Liebe werfen.
Ich möchte Dich heute empfangen, o Herr, möchte Dir ein Willkommen voll innigster Liebe bereiten. Gib mir für meine letzte Kommunion einen so großen Glauben, ein so heißes Verlangen, dass meine Seele aufgeweckt werde aus jener Gleichgültigkeit, welche Kräfte und Gefühle in Fesseln hält, sobald der Tod herannaht! Jetzt und für die Stunde meines Todes lade ich Dich ein, in mein armes, schwaches Herz zu kommen, indem ich meine Sehnsucht mit der Sehnsucht Deines liebenden Herzens vereinige, das ein großes Verlangen gehabt hat, sich mir zu schenken.
Komm, Herr Jesus!
Zeige mir Dein Angesicht und lass Deine Stimme in meinem Ohre klingen!
Wie der Hirsch nach der Wasserquelle, so lechzet meine Seele nach Dir, o Gott.
Denn was habe ich im Himmel und was liebe ich auf Erden außer Dir?
Komm, o Herr, und zögere nicht!
„Siehe, ich komme bald.“
„Ja, so komm, Herr Jesus!“
Nach der Kommunion
„Mein Gott und mein Heiland.“ (Ps 61,3)
„Was habe ich im Himmel und was liebe ich auf Erden außer Dir?“ (Ps 72,25)
„Meines Herzens Gott und mein Teil ist Gott in Ewigkeit.“ (Ps 72,26)
„Lobe, meine Seele, den Herrn und alles, was in mir ist, Seinen heiligen Namen!“ (Ps 102,1). Lobe, meine Seele, den Herrn und vergiss nicht alle Seine Wohltaten!“ (Ps 102,2)
„Mir ist Gott anhangen gut.“ (Ps 72,28)
„Gott ist mein Helfer, ich will auf Ihn hoffen.“ (Ps 17,3)
„So tue nun, Herr, an mir nach Deinem Willen!“ (Tob 3,6)
„Beschirme mich unter dem Schatten Deiner Flügel!“ (Ps 16,8)
„Erzeige Deine wunderbare Barmherzigkeit, der Du rettest, die auf Dich hoffen!“ (Ps 16,7)
„Herr, Du bist mein Helfer und mein Erlöser.“ (Ps 18,15)
„Der Tag, der dir vorgesehen ward, deine Heimsuchung naht“ (Mich 7,4)
O Gott, diese Worte schrecken mich, denn ich kenne meine Missetat und meine Sünde ist allezeit vor mir. Ich weiß, dass Deine Augen mein unvollkommenes Wesen durchschauen, und wenn Du acht haben wolltest auf die Missetaten, Herr, wer könnte dann vor dir bestehen?
„Sei ruhig, fürchte dich nicht, und dein Herz verzage nicht!“ (Is 7,4)
„Ich will Mich deiner Erbarmen mehr als deine Mutter.“ (Sir 4,11)
Herr, ich fürchte nicht nur die Sünden, die ich begangen, sondern auch die Wut meines Feindes, der auf mich „herabgekommen und großen Zorn haben wird, indem er weiß, dass er wenig Zeit hat“. (Offb 12,12)
„Fürchtet euch nicht und erschrecket nicht... Gibt es einen Gott außer Mir?“ (Is 44,8)
„Fürchtet euch nicht vor ihm, vor dem ihr zaget und bebet, fürchtet ihn nicht, denn ich bin bei euch, um euch zu helfen und zu erretten aus seiner Hand!“ (Jer 42,11)
O Herr, ich fürchte die Versuchungen jener Zeit, die Angriffe und Gefahren, die in meiner Todesstunde auf mich warten.
„Fürchtet dich nicht vor ihnen, denn Ich bin bei dir, dich zu erlösen!“ (Jer 1,8)
„Der Herr, dein Gott, wird streiten für dich.“ (Deut 3,22)
Herr, ich fürchte das Alleinsein in jener Stunde, denn hinabgehen muss ich, allein, in das dunkle Tal des Todes. Kein Freund wird mich begleiten, meine Not und mein Weinen wird keinem bekannt sein.
„Bleibe bei Mir, fürchte dich nicht!“ (1. Reg 22,23)
„Wisse, dass der HERR, dein Gott, ein starker und getreuer Gott ist.“ (Deut 7,9)
„Der Freund, Der am Tage der Trübsal bei dir bleiben wird.“ (Sir 7, 9)
„Ein treuer Freund.“ (Sir 6,14)
„Eine starke Wehr.“ (Sir 6,14)
Ich weiß, o Herr, an Wen ich geglaubt, und ich bin sicher, dass Er das, was ich Ihm anvertraut habe, bewahren kann. Aber ich fürchte, ich möchte im letzten Kampfe Dich, meine Stütze, loslassen, von Dir abfallen und ewig verdammt werden.
„Unten sind seine ewigen Arme,“ (Deut 33,27), fürchte dich nicht, Mein Sohn, sei nicht besorgt, denn Ich werde dich retten, Ich bin bei dir, um dich zu retten.
Herr, die Zeit der Gnade endet mit diesem Leben. Als Richter werde ich Dich treffen, wenn ich vor Dir erscheine, und ich fürchte mich. „Euer Herz betrübe sich nicht, und fürchte nicht.“ (Joh 14,27).
„Ich bin es.“ (Mt 14,27)
„Welchen ihr, ohne Ihn gesehen zu haben, lieb habet, und an Welchen ihr, ohne Ihn jetzt zu sehen, glaubet, über Den ihr nun glaubend euch mit unaussprechlicher und herrlicher Freude freuen werdet.“ (1. Petr 1,8)
„Mit ewiger Liebe liebe Ich dich.“ (Jer 31,3)
„Bei deinem Namen rief Ich dich, du bist Mein.“
(Is 45, 4)
„Ich bin der Herr und verändere Mich nicht.“ (Mal 3, 6)
„Ich bin es, fürchtet euch nicht!“ (Joh 6,20)
„Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute, und in Ewigkeit.“ (Hebr 13,8)
„Der Herr ist mein Licht und mein Heil, wen soll ich fürchten? Der Herr ist der Beschirmer meines Lebens, vor wem sollte ich zittern?“ (Ps 26,1)
„Wenn ein Heerlager wider mich stehet, so soll sich mein Herz nicht fürchten.“ (Ps 26,3)
„Warum soll ich mich fürchten am bösen Tage?“ (Ps 48,6)
„Siehe, Gott ist mein Heiland, ich bin getrost und fürchte mich nicht.“ (Is 12,2)
„Wenn ich auch wandle mitten im Todesschatten, so will ich nichts Übles fürchten, weil Du bei mir bist.“ (Ps 22,4)
„Der Herr ist mein Licht..... Er wird mich ans Licht bringen.“ (Mich 7,8 f.)
„Ich aber will aufschauen zu dem Herrn, harren auf Gott, meinen Erlöser.“ (Mich 7,7)
Aufopferung und BitteBitte
Als Gott der Liebe hast Du Dich mir geoffenbart, und da es in der Natur der Liebe liegt zu geben, so gibst Du verschwenderisch und unermüdlich, und zwar von Deinem Besten. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab.“ Alle anderen Gaben sind geringer als diese. Alle anderen sind in dieser enthalten. „Wie, sollte Er uns mit Ihm nicht alles geschenkt haben?“ (Röm 8,32)
Was kann ich Dir dafür geben? Ich habe nichts, das nicht Dein wäre. Doch Du willst das von meiner Hand annehmen, was ohnehin schon Dir gehört. Ich biete dir also als Gegengeschenk all die Güter der Seele und des Leibes, alles, was die Liebe mir gegeben, alles, was sie mir vorenthalten hat: Leben, Kraft, Fähigkeiten, meine Leiden und Freuden, meine Gnaden und meine Verantwortlichkeit, meine Wünsche und meine Tauglichkeit zu Deinem Dienste.
Weil aber alles, was ich besitze, Deiner unwürdig ist, so opfere ich Dir die Vollkommenheit Deiner Engel und all die Verdienste Deiner Heiligen auf; ich opfere Dir auf das überaus heilige Herz Mariens; Dein eigenes allerheiligstes Herz — ein Opfer von unendlichem Werte, das in der heiligen Kommunion mir geschenkt wurde, auf dass ich es hinwiederum dir anbiete als überreichen Ersatz für alles, was ich bereits empfangen, und für das, was ich hienieden und drüben erwarte.
Ich opfere Dir heute dieses Herz für jede Seele in der Welt; für die 500 Millionen Christen, von denen so viele Deinen Namen tragen, ohne Dich zu lieben, ohne Dir zu dienen; für die 900 Millionen, die niemals Deinen Namen gehört haben, denen die Schönheit Deines Lebens und die Zärtlichkeit Deines Herzens nie zur Erkenntnis gekommen ist. O Erlöser der Welt, Der Du den Tod keines Menschen willst, Der Du im Gegenteil wünschest, dass alle Menschen bekehrt werden und leben sollen, rette diese dem Verderben entgegeneilenden Seelen, von denen jede mit Deinem kostbaren Blute erkauft ist und einen Platz in Deinem Herzen hat. O Herr der Ernte, sende Arbeiter in Deinen Weinberg, gib, dass der Glaube sich schneller und weiter verbreite. Gib Gedeihen den auswärtigen Missionen, sichere den sterbenden Kindlein die Taufe; komme denen zur Hilfe, die am heutigen Tage ohne Priester, ohne Sakrament ihr Leben beschließen. Ich opfere Dein allerheiligstes Herz auf für alle jene, die, im Dunkeln tastend, den Weg zur Wahrheit suchen. O Licht, das einen jeden erleuchtet, der in diese Welt kommt, hilf ihnen hinweg über die Schwierigkeiten, die Du allein bemessen und die Du allein aus dem Wege räumen kannst. Stärke jene, die zögernd an der Schwelle der Kirche stehen und die durch irdische Beweggründe vom Eintritt abgehalten werden.
O welch ein Glück, könnte ich nur einer von diesen Seelen behilflich sein! O Herr, gib mir Gelegenheit hierzu und Deine Gnade! Wenn ich nicht „viel“ tun kann, so lass mich „Weniges“ vollbringen. Mache mich freigebig an Liebe, an Zeit, an allem, was ich ihnen zur Verfügung stellen kann. Du aber erachte jede Anstrengung, jeden Wunsch meinerseits als eine Danksagung für die mir so unverdient verliehene Gnade des Glaubens.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
12. – 18.08.2020
Das Willkommen eines Kreuzträgers
III.
„Kommet zu Mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, und Ich will euch erquicken.“ (Mt 11, 28)
Vor der Kommunion
„Kommet!“ — Ist dieses Wort eine Einladung oder ein Befehl? Beides. Es ist eine Einladung, denn weit mehr liegt es in unseres Herrn Art und Weise anzuziehen als zu zwingen. Es ist aber auch ein Befehl, denn: „Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und Sein Blut nicht trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben.“ (Joh 6, 54)
„Kommet zu mir!“ — Er sendet die Hungrigen nicht ungesättigt hinweg, wie die Apostel tun wollten, als fünftausend Männer, ohne Weiber und Kinder, Ihm in die Wüste gefolgt waren. „Sie haben nicht nötig wegzuziehen,“ sagte Er. Und Er sammelte sie um Sich und speiste sie mit eigener Hand und dann entließ Er sie gesättigt und glücklich.“
„Kommet zu Mir alle!“ — Damit ich nicht etwa in meiner Verkehrtheit denke, ich sei ausgenommen und ausgeschlossen. Seine Einladung und Seine Vorschrift lassen keine Ausnahme zu. „Kommet alle!“
„Kommt zu Einem, Der euch durch und durch kennt, Der sieht, an welcher Stelle und in welcher Weise die Bürde drückt und wo die schwachen Seiten in eurer Seele sind, Der jede Anstrengung, jeden Wunsch wahrnimmt, Der jedem Kampf mit liebender Teilnahme folgt und Der gar oft an einem Fehler mehr zu bemitleiden als zu tadeln findet.
„Kommet zu Mir, damit Ich euch helfe, eure Hände führe und stärke, eure Bürde von euch nehmen oder erleichtere, indem Ich sie teile; kommet, damit Ich euch zeige die Ähnlichkeit mit Mir, die in eurer Seele hergestellt wird und den Lohn, den sie sich verdient!
„Kommet, damit Ich euch Meine Schätze mitteile, Meine Neigungen und Abneigungen, damit ihr sie euch zur Regel machet, Meinen Frieden, den die Welt weder geben noch nehmen kann, Meine Liebe als Ersatz für alles übrige.
„Kommet zu Mir, damit Ich euch stärke in eurer Angst um eure Lieben! Es gibt keinen Schmerz, in welchem Ich euch mehr Mitgefühl entgegenbringen könnte. „Auch Ich habe ein Herz so gut wie ihr.“ (Joh 12,3) Ich weiß es, was es um den Menschen ist, der bösen Einflüssen ausgesetzt ist, dessen Wille schlaff und dessen Herz matt geworden, dessen Seele die Kraft verloren hat zu widerstehen oder anzuspornen.
„Kommet zu Mir, vertrauensvoll, denn Ich bin einer aus eurem Geschlechte! Ich nahm ein menschliches Herz an, auf dass Ich aus Erfahrung wüsste, was ihr zu leiden habt, und damit Ich euch jene Teilnahme, deren nur ein Leidensgenosse fähig ist, entgegenbringen könnte. Den Stachel der Ungerechtigkeit und der Undankbarkeit habe Ich gefühlt und die Todesangst der Liebe, die machtlos den Leiden seiner Liebsten gegenübersteht. Das Bitterste der menschlichen Traurigkeit habe Ich kosten wollen, auf dass Ich durch Mitgefühl jedes betrübte Herz an Mich ziehen könnte.
„Es gibt Zeiten, wo verschlossener Schmerz deine Seele niederdrückt. In solchen Stunden komme zu Mir! Erleichtere deine Last in Meiner Gegenwart! Sage alles, sprich unumwunden! Ich verstehe die Heftigkeit deiner Klage. Fürchte nicht, durch leidenschaftliche Worte Den zu erzürnen, Der die Angst der Seele sieht. Ungehemmt und ohne Tadel mag sie sich ergießen vor dem allliebenden Schöpfer, Der mit einem unbegrenzten Mitleiden die ganze Zärtlichkeit Seines vollkommenen, menschlichen Herzens verbindet. Ich erinnere mich an jene Nacht in Gethsemane, wo die Leiden und auch die Sünden aller Meiner Mitbrüder Mir auferlegt wurden. Ich erinnere mich an den mächtigen Ruf und an Mein von Tränen begleitetes Flehen. Das Rufen, das stammelnde Gebet eines jeden Leidtragenden nehme Ich auf, mache es zu Meinem eigenen und stelle es Meinem Vater mit den fürbittenden Verdiensten Meines Leidens vor. Ich will immer hören; Ich will stets helfen. Die Hilfe wird in Befreiung von deinem Leiden bestehen, falls dies das Beste für dich ist. Wenn Ich aber sehe, was auch du einst sehen wirst, dass Mut und Kraft eine passende Antwort auf dein Gebet sind, so wird dir auf diese Weise geholfen werden. O Menschenkind, beraube dich nicht selbst dessen, was Ich in den einsamen Stunden deiner Leiden für dich tun kann! Komm zu Mir und überzeuge dich aus eigener Erfahrung von der Hilfe, die du in Meinem Herzen hast!
„Komme zu Mir, ganz besonders dann, wenn das Gefühl der Sünde dich niederdrückt! Es gibt eine Macht, die dich entweder zu Mir hin oder von Mir weg zieht. Mein Wunsch ist es, dass sie dich in Meine Arme führe. Wie kommt es, dass du vor Mir fliehest, gerade dann, wenn du Mich am notwendigsten brauchst? Dass du meinst, deine Treulosigkeit und dein Undank hätten Mich dir so entfremdet oder die Beziehung zwischen uns geändert, dass Ich dir weniger Vater bin als vorher? „Wenn wir schon sündigen, so sind wir doch dein.“ (Weish 15,2) Wenn sich eine Seele durch die schwere Sünde von Mir, soweit das an ihr liegt, trennt, so hat sie Mich dadurch nicht zu ihrem Feinde gemacht im Sinne, wie die Menschen dieses Wort verstehen. Diese verwünschen einen, der eine Stunde vorher noch ihr Freund war. Sie verschließen ihm ihr Herz. Sie weichen einer Wiederversöhnung aus. Nicht so handle Ich. In dem Augenblick, wo Ich den Sünder von Mir stoße, öffne ich Meine Arme, um ihn wieder aufzunehmen. Mein Herz ist bereit, ihm das zurückzugeben, was er verloren, es ist bereit, ihm Liebe und Vertrauen zu schenken und ihn zu segnen wie zuvor. Und zwar nicht nur einmal, sondern so oft, als er es braucht und will, nicht nur nach einem Fall, sondern nach siebenmal siebzig Fällen. Mit ewiger Liebe habe Ich euch geliebt, mit einer beharrlichen, geduldigen, alles erwartenden Liebe. Komme zu Mir nach deinem Falle und Ich werde alles wieder recht machen! Komme um Kraft und Stärke, deren du bedarfst! Komme, es erwartet dich Meine Umarmung und Mein Kuss! Komme zu Mir schnell, wenn nicht um deine Liebe zu befriedigen, so doch um die Meine zufriedenzustellen.
Nach der Kommunion
„Preise den Herrn, alle Diener des Herrn!“ (Ps 133, 1)
„Erhebet den Herrn, unsern Gott!“ (Ps 98,9)
„Lobet den Herrn, ihr, alle Seine Engel!“ (Ps 102, 20)
„Danket dem Herrn, denn Er ist gut!“ (Ps 106, 1)
„Bete den Herrn, deinen Gott, an und danke Ihm!“ (Tob 11
„Den Herrn, meinen Gott, bete ich an.“ (Dan 14, 24)
„Gebenedeit sei der Herr, denn Er hat mir Seine Barmherzigkeit wunderbar erwiesen.“ (Ps 30,22)
„Hochpreiset meine Seele den Herrn und mein Geist frohlocket in Gott, meinem Heilande.“ (Lk 1,46 f.)
„Denn Großes hat an mir getan, Der da mächtig ist und Dessen Name heilig ist.“ (Lk 1,49)
„Was soll ich dem Herrn opfern, das Seiner würdig wäre? Soll ich das Knie beugen vor dem hohen Gotte?“ (Mich 6,6)
„Gib dem Allerhöchsten nach der Gabe, die Er dir gegeben!“ (Sir 35,12)
Herr, du selbst hast Dich mir gegeben. Ich gebe Dir Dich selbst zurück als Dank für Deine unaussprechliche Gabe. Du hast mir Dein Kreuz gegeben. Ich bringe es Dir, damit es durch Deine Gegenwart gesegnet und geheiligt werde.
Kreuz ist mir alles, das meinem „Ich“ entgegensteht, alles, was der Selbstliebe Überwindung kostet. Kreuz ist mir die Anstrengung, meinen Willen in Einklang mit dem Deinigen zu bringen. Kreuz ist mir alles, was meiner Neigung zuwiderläuft in Bezug auf meinen Nächsten, auf meine Pflichten und in Bezug auf die vergangenen und zukünftigen Ereignisse. Ist es mehr als dieses? Ist mein Kreuz eines jener schweren, lebenslänglichen, heiligenden Prüfungen, die jeden Tag zu einem Kreuzweg machen? Herr, Du weißt es. Sieh, o Herr, Du hast alles vorgesehen.... meinen Lebenspfad und meine Wege hast Du ausgesucht. „Alle meine Wege sahest du vor.“ „Ps 138,4) „Mein Gott bist Du, in Deinen Händen ist mein Schicksal.“ (Ps 30,15) In Deinen Händen lass auch meinen Willen sein. Lehre mich sehen, wie Du siehst, gib mir ein richtiges Verständnis für das Kreuz, in was für einer Gestalt immer es zu mir kommt! Das allein würde meine Lebensanschauung richtigstellen. Ich weiß, dass das Leiden über einen jeden von uns kommen muss. Ich glaube, dass es nach Deinem Willen oder Deiner Zulassung kommt und dass es für jene, die Dich lieben, mit Gütern beladen ist. Aber ich möchte auch mehr als dieses. Ich möchte das, was ich glaube, verwirklichen. Ich möchte innigst überzeugt sein, dass das Leiden nicht das ist, wofür die Welt es hält — ein Übel, sondern ein Schatz, an welchem diejenigen den größten Anteil haben, die Dir am nächsten und am liebsten sind. In den Lebensgeschichten der Heiligen sehe ich wohl, dass dem so ist. Aber das Kreuz meines eigenen Lebens also schätzen, das ist etwas anderes. Gib, dass ich gleich ihnen den Schatz erkenne, der im Kreuz verborgen ist! Es heiligt nicht alle, die es berührt. Viele entfernt es sogar von Dir. Herr, gib, dass es an mir wirke, was es bei Deinen Heiligen gewirkt hat! Gib, dass es mich lehre, dass wir Wanderer sind auf Erden und hienieden keine bleibende Stätte haben! Gib, dass es mich zu Dir hinziehe! Nicht die mächtigen, noch die Glücklichen fühlten sich während Deines Erdenlebens zu Dir hingezogen, es waren vielmehr jene, die in Trauer waren für sich oder für ihre Angehörigen. Wir finden Dich immer unter den Leidenden. Wenn uns alles glückt, dann vergessen wir Dich leicht. Aber wenn uns ein Unglück trifft, wenn eine Demütigung über uns kommt, wenn die Geschöpfe uns täuschen, dann eilen wir zum Schöpfer, Der uns nicht von Sich stößt. O mein Gott, möge jedes Kreuz mich Dir näher bringen! Möge es dein Bild in meiner Seele erzeugen, so wie der Bildhauer mit dem Hammer, mit der Feile und dem Meißel Schönheit hervorbringt aus dem ungeformten Marmor und zuletzt sein Ideal verwirklicht. Das Werk kann ohne Leiden nicht verbracht werden. Herr, mache mich stark zum Leiden! Nimm mir die außerordentliche Furcht vor allem, was Schmerz bereitet! Hilf mir den Schmerz willkommen heißen als ein Mittel, wodurch ich meine begangenen Sünden abbüßen und Mitleid mit anderen fassen könne, als ein Mittel, das mich Dir, meinem Meister, ähnlich macht und mich befähigt, Dir meine Liebe zu beweisen! Dein leidensfähiger Leib und Deine Seele haben alle Tiefen der menschlichen Traurigkeit ergründet, auf dass Du jeden Schmerz des Leibes und der Seele mit uns fühlen könntest. Vereinige meine geringen Schmerzen mit den Deinigen, auf dass sie ewigen Lohn verdienen, den Lohn nämlich, nach Ablauf des Lebens in Deinem Königreich Dir ganz besonders nah zu sein!
Aufopferung und Bitte
Was gäbe es, oh Herr, dass Du um meinetwillen nicht geopfert hättest? Deinen Leib überließest Du den Geißelknechten, Dein Antlitz denen, die darauf schlugen und es anspien; Dein Haupt den Dornen, Hände und Füße den Nägeln und Dein Herz der Lanze. Deine Ehre hast Du hingegeben. Du hast Verrat, Undank, Untreue von Freunden, selbst Gottverlassenheit erduldet. Du hast mir Deine Verdienste, Deine Mutter, Dein Reich hinterlassen, ja Dich selbst im Sakramente. Wahrlich, Du kannst fragen: „Was gibt es, was Ich für Meinen Weinberg hätte tun können und habe es nicht getan?“
Ich danke Dir, o liebster Jesus, für alles, was Du für mich gelitten und für die Liebe, mit welcher Du es gelitten hast. Für alles, was Du mir gegeben, und für die Liebe, mit welcher Du es gegeben. Ich danke Dir für alles, was Du mir bist, für alles, was Du mir sein willst in der Ewigkeit. Glücklich diejenigen, welche während dieses kurzen Lebens Dir auf irgendeine Weise Deine Hingabe vergolten und Deine Liebe erwidert haben. Was habe ich Dir bis zur Stunde gegeben? Welchen Ersatz werde ich Dir in Zukunft leisten, nicht etwa durch einen anderen, sondern durch mich selbst, einen persönlichen Ersatz für eine persönliche Gabe?
Ich opfere Dir auf, o Herr, die Freude, die Du heute in den Kommunionen mit jenen hast, die Dich am meisten lieben. Ich allerdings darf nicht hoffen, unter diese glücklichen Menschen gerechnet zu werden, aber durch die Gemeinschaft der Heiligen habe ich Anteil an jenen Schätzen, wodurch ihr Herz so angenehm vor Dir ist. Ich habe Anteil an ihrer Liebe, ihrem Danke, an dem Willkommen, das sie Dir bereiten. Alles dieses opfere ich Dir auf, als wäre es mein eigen. Und was in der Tat mein eigen ist, das opfere ich Dir auf — meine Armut, mein Elend, mein Nichts und die Demütigung, die aus all diesem Elend entspringt. Meine täglichen Arbeiten und Prüfungen, all die Sorgen meines Lebens opfere ich Dir auf. Ich empfehle Dir alles, was unvorhergesehen kommen wird und wobei ich ganz besonders den Beistand Deiner Gnade brauchen werde, die Gelegenheiten, die sich mir zur Ausübung der Nächstenliebe bieten werden. Alles, was ich tun und leiden, denken oder sagen werde, vereinige ich mit dem, was Du während deines Lebens hier auf Erden getan, gelitten, gedacht und gesprochen hast. Ich danke Dir für jede Freude, die Du für mich bereit hältst, und unterwerfe mich jeder Prüfung. Ich nehme den Tod an in der Art und Weise und zu der Stunde, die Du bestimmen wirst, sowie auch das Urteil, dass Du über mich fällen wirst, wenn ich vor Dir stehen werde, um Rechenschaft über mein armes, sündhaftes Leben und über die mir anvertraute Verwaltung abzulegen. Auch die Ewigkeit nehme ich an, die dann für mich beginnen wird. Wenn ich noch etwas anderes, noch etwas Kostbares Dir anzubieten hätte, würde ich es hier zu deinen Füßen niederlegen.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
05. – 11.08.2020
Das Willkommen eines Kreuzträgers
II.
„Hilf uns, Herr, in der Not, denn Menschenhilf ist eitel.“ (Ps 59, 13)
Vor der Kommunion
Menschenhilf ist eitel — nicht aus Mangel an Geduld, Klagen über Schwierigkeiten anzuhören oder an Anstrengung, sie zu lösen, oder an Liebe, sie zu würdigen, oder an Güte, ein Mittel zu suchen und an die Hand zu geben. Guten Willen finden wir in Fülle, mehr als wir ein Recht haben zu verlangen. Aber es gibt Zeiten und Nöte, wo dieser gute Wille unsäglich wenig vermag. Ja, wahrhaftig, Menschenhilf ist eitel. Er allein kann sichere Hilfe in Leiden verschaffen, Er, Der uns durch und durch kennt, bis in die innersten Falten unseres Herzens, Er, dem jeder Einfluss, der vom Anfange an auf dasselbe ausgeübt wurde — jeder Akt des Willens, der zur Besserung oder Verschlimmerung unseres Charakters mitgewirkt hat, bekannt ist, Welcher weiß, wie ausgedehnt die Möglichkeit, Gutes oder Böses zu tun, vor uns liegt, Welcher das innerste Wesen von Schuld und Verdienst kennt, das seit dem Gebrauche unserer Vernunft mit jedem unserer Gedanken, unseren Worten und Werken verbunden ist, Welcher unsere Unwissenheit und Gebrechlichkeit sieht, die ihn in den Stand setzen, überfließende Entschuldigung für uns zu finden, sowie auch den guten Willen, den Er so bereitwillig lobt und belohnt. Er kennt unsere Erziehung und Er weiß, wie Vaterhaus, Freunde und Vergnügungen, wie die Kämpfe, Sorgen und Kümmernisse des Lebens uns ihren Stempel aufgedrückt haben. Er kennt die uns eigentümliche Beschaffenheit und berechnet aufs Genaueste unsere Kräfte, unsere Hilfsmittel, unsere physischen, moralischen und geistigen Mängel. Er kennt den Druck, der durch die Einförmigkeit der Pflichten und durch die Schwierigkeiten des Alltagslebens auf unseren Geist und unser Temperament ausgeübt wird, Er kennt die noch härteren Prüfungen und Ängste mit jenen und für jene, die wir lieben. Die genaue Beschaffenheit unserer geistigen Kämpfe, sowie auch die Ursachen von außerordentlichen, unseren Begriff übersteigenden Wechselfällen liegen klar vor Ihm. Wie es kommt, dass Finsternis unsere Seele überfällt, so plötzlich, wie der Nebel über die See fällt; warum die Gnade uns triumphierend durch eine Prüfung trägt, und in einer anderen uns die Wirkungen unserer eigene Schwäche und Unzulänglichkeit fühlen lässt: das ist das Geheimnis Dessen, Der alles lieblich anordnet. Er kennt das genaue Maß von Gnaden hienieden und von Glorie drüben, das wir nach Seinem Willen erreichen sollen; Er weiß, wo wir Seine Pläne fördern und wo wir sie durchkreuzen.
Wir schauen dem Spiel der Mücken an Sommerabenden zu, aber das Auge kann den Verwicklungen ihres verwirrten Tanzes nicht folgen. Nicht so ist es mit uns und dem Gott, Der uns erschuf. Auf jedem Pfade, den wir von der Wiege bis zum Grabe wandeln, durch das ganze Wirrsal mannigfaltiger und widerstreitende Einflüsse, unter die wir geraten, folgt uns Sein Auge mit unermüdlicher Teilnahme und einer Sorgfalt, deren Zärtlichkeit unbegreiflich ist. Was immer von außen uns beeinflusst, was uns entzückt oder entrüstet, der verwickelte Gedankengang, das Spiel der Einbildungskraft, die Ebbe und Flut der Leidenschaft, die freiwilligen Akte der Wahl, all die Kreuzung und scheinbare Verwicklung der Fäden unseres Lebens, all das steht klar und deutlich vor Ihm; klar und deutlich sieht Er deren Stellung zu unserer Bestimmung, die sich aus den Handlungen unseres Willens in der Ausübung Seines furchtbaren, aber erhabenen Vorrechtes der Freiheit entwickelt.
Ja, wahrlich, mit Vertrauen dürfen wir uns nähern. Denn Er ist nicht nur Schöpfer, obgleich das allein schon lieblich wäre, Er ist auch Vater und Freund. Er kennt und liebt uns, Er fühlt und sorgt für uns. Wenn Er zulässt, dass es dem guten Willen unserer Umgebung misslingt, uns Hilfen in unseren Leiden zu bringen, so will Er uns dadurch zwingen, in Seine offenen Arme zu kommen und an Seinem Herzen Ruhe zu finden. Niemand hat nötig, Ihm die Geheimnisse des Herzens aufzudecken; Er kennt die Menschen durch und durch. „Sein Auge wachte über ihr Herz.“ (Sir 17,7) „Jedes Herz wird von Ihm begriffen.“ (Sir 16,20)
Die Musiker spannen und zerreißen manchmal die Saiten ihrer Instrumente. Sie überschätzen deren Fähigkeit und Widerstandskraft. Doch das weit zartere Instrument, unsere Seele, ist noch nie von der Hand Seines Schöpfers über seine Leistungsfähigkeit hinaus angestrengt worden. Er kennt es durch und durch: seine Kraft, seine Ohnmacht, sein Erzittern in der Freude und im Schmerz. Er, der das geknickte Rohr nicht brechen will, Er hat nie die lebenden Saiten der „Harfen Gottes“ (Offb 15) zerrissen. Ja, noch mehr, Er spannt sie nur, um die Harmonie herzustellen für das himmlische Konzert, bei dem sie mitwirken müssen für das Magnificat, in welchem jede ihre bestimmte Aufgabe hat. Möchten wir wohl beiseite gesetzt werden? Weigern wir uns gegen unsere Schulung? Empören wir uns, wenn Seine Hand uns berührt, oder finden wir diese Berührung zu drückend, zu lange während? Wünschen wir weggeschleudert zu werden, dorthin, wo nimmer endender Zwist, „wo keine Ordnung ist, sondern ewiger Schrecken wohnt?“ (Job 10, 22)
Mein Gott, ich übergebe mich in Deine Hände! Oh, wenn ich wüsste, für was du diese meine Seele erschaffen und welche Melodie du aus diesem Werke Deiner Hände ziehen kannst, mit welch freudigem Entzücken würde ich mich Dir überlassen, um auf die Aufgabe vorbereitet zu werden, die mich treffen wird in jener Lobhymne, welche die Schöpfung nach Vollendung der Zeiten Dir darbringen wird.
Nach der Kommunion
„Gesegnet sei Gott, der Herr, heute.“ (3. Reg 5, 7)
„Lobe, meine Seele, den Herrn und vergiss nicht all aseine Wohltaten!“ (Ps 102,2)
„Lobsinget unserm Gott, alle Seine Diener und die ihr Ihn fürchtet, klein und groß!“ (Offb 19,5)
„Lobet den Herrn, denn gut ist der Herr, lobsinget Seinem Namen, denn Er ist lieblich!“ (Ps 134,3)
„Er hat gesättigt die arme Seele, die hungernde Seele gesättigt mit Gütern.“ (Ps 106,9)
„Würdig bist Du, o Herr, unser Gott, zu empfangen Preis und Ehre und Kraft.“ (Offb 4,11)
„Armen! Lob und Herrlichkeit und Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Kraft sei unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen!“ (Offb 7,12) Herr, komme heute zu mir, um mich zu lehren, wie ich alles aus Deiner Hand annehmen soll, ohne mich zu beklagen oder andere zu tadeln, wenn Leiden kommen. So handelt die Welt. So nimmt sie das auf, was sie Missgeschick und Unglück heißt. Doch Deine Diener sehen die Dinge von einem höheren Gesichtspunkte aus. Sie wissen, dass Derjenige, Der sie aus Liebe geschaffen und ihnen in Seiner Liebe eine Ewigkeit voller Wonne, ohne Schmerz, ohne Enttäuschung, ohne Wolken am Himmel ihres Glückes bereitet hat, von ihnen erwartet, dass sie in den kleinen Sorgen dieses kurzen, schnell vergänglichen Lebens auf Ihn vertrauen. Er verlangt nicht von ihnen, — dass sie das, was Er sendet, immer lieben, auch der Herr hat es nicht getan, — sondern dass sie es als Schulung hinnehmen, mutig und ergeben, überzeugt, dass sie dadurch tauglich werden für jenes Leben vor dem Throne Gottes, dessen Freude kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und die in keines Menschen Herz gekommen ist.
„Gedenke, dass du Sein Werk nicht kennst... Ein jeglicher schauet aus der Ferne.“ (Joh 36,24 f.) Wir können unmöglich die unerforschlichen Wege Gottes klar sehen und verstehen. Aber wir haben Sein Versprechen. „Was Ich tue, das verstehst du jetzt nicht, aber du wirst es nachher einsehen.“ Dem Glauben und der Hoffnung ist so kurze Zeit zugemessen, in welcher sie Gott verherrlichen sollen, dass in ihrem Dienste kein Wanken und Schwanken vorkommen soll. Von den drei göttlichen Tugenden wird die Hoffnung am wenigsten beachtet. Wir machen uns ein Gewissen über Fehler gegen den Glauben und gegen die Liebe, aber gegen die Hoffnung sündigen wir fortwährend ohne den geringsten Skrupel. Und doch ist sie uns nicht weniger eingeschärft als die beiden anderen, deren Resultat sie ist. Wenn Glaube und Liebe das sind, was sie sein sollen, dann pflegt die Hoffnung strahlend und stark zu sein. Fester Glauben und innige Liebe erzeugen die Hoffnung, wie die blaue und gelbe Farbe, wenn sie im Regenbogen zusammenschmelzen, das zarte Grün erzeugen.
Kann ich Misstrauen hegen gegen eine von Ewigkeit stammende Liebe? Kann ich Unglück fürchten, wenn ich geborgen bin in den Armen des Ewigen? Soll ich klagen und mich fürchten, wenn meines Vaters Wege „unergründlich“ sind, oder soll ich die Zärtlichkeit Dessen bezweifeln, der sich meiner mehr als eine Mutter erbarmen wird? (Sir 4, 11)
Alles kommt mir unmittelbar von Gott zu, immer, immer, immer, und wenn ich will, kann ich das menschliche Element ganz und gar ausschließen.
Alles — gerade diese Dinge, die mich auf so harte Proben stellen, dieses besondere Kreuz, diese eigentümliche Schwierigkeit, diese seltsam verwickelten Umstände — alles.
Kommt unmittelbar — keine Person, keine Ereignis tritt dazwischen, um die Dinge von ihrem bestimmten Laufe abzuwenden —, sondern alles kommt unmittelbar von Gott.
Von Gott — Der mich durch und durch kennt, meine Bedürfnisse, meine Wünsche — die mir notwendige Läuterung — die Pläne, die Er mit mir hat — von Gott, meinem Vater, dem zärtlichsten aller Väter.
Mir zu — mir, Seinem Kinde, — das so schwach, so empfindlich, so furchtsam ist, das so wenig ertragen kann — das aber dennoch Ihm gefallen, Ihn befriedigen, das sich Seinem Willen anpassen und Seine Liebe erwidern möchte.
Immer, immer, immer — also diesen Morgen, diesen Nachmittag, trotz der Umstände, die scheinbar anzeigen, dass gerade dieses eine nicht von ihm hatte kommen können, immer, immer — denen die Gott lieben, dienen alle Dinge zum Besten. (Röm 8, 28)
Und wenn ich will — selbstverständlich will ich! Wie sollte ich die Wahrheit nicht lieben, — wie sollte ich Gott nicht gerne sehen, wo immer Er Sich zeigt! Indessen verbirgt Er sich gar oft und oft zeigt er sich in anziehungsloser Gestalt. Doch, wo immer Er Sich zeigt, sei es umgeben von Glanz auf dem Tabor oder über den See schreitend im Nebel des Morgens, die Liebe erkennt Ihn schnell und ruft: Dominus est! Es ist der Herr!
Ich kann das menschliche Element ausschließen; o gerade das ist am schmerzlichsten. Wie Petrus auf den stürmischen Wogen, so wenden auch wir unser Auge von Jesus ab zu den Geschöpfen hin; Verwirrung erfasst uns und wir beginnen zu sinken. Das Menschliche ist das Ärgste bei den meisten Versuchungen. Warum also schaue ich auf dasselbe? Warum schließe ich es nicht aus, da ich es in aller Wahrheit tun kann? Eine Gattin, die von ihrem Gatten eine Botschaft empfängt, hält sich nicht damit auf, den Boden zu betrachten. So darf auch ich mich nicht bei dem aufhalten, was als Mittel dient, es hat keinen Wert für mich. Die Kunde von Ihm, Den ich liebe, das Wort, das mir von Ihm zukommt, der Wunsch, Seinen Willen zu erfüllen, soll mich ganz und gar in Anspruch nehmen. Dominus est! Es ist der Herr! Herr, was willst Du, dass ich tue?
O Herr, mein Gott, gib mir den wolkenlosen Glauben, der Dich und dich allein sieht in allem, was über mich kommt — in allen Ereignissen, in allen Freuden und Leiden, in Gesundheit und Krankheit, in Erfolg und Misserfolg, bei guten und schlimmen Nachrichten, in Unglück und Missgeschick, im Überdruss und Trost und in Seelenkämpfen! Gib mir nicht nur Licht, Dich zu sehen, sondern auch Liebe, dich zu umarmen, immer und überall, du mein Anfang und mein Ende, mein Herr und mein Gott!
Aufopferung und Bitte
Als Gott der Liebe hast Du Dich mir geoffenbart, und da es in der Natur der Liebe liegt zu geben, so gibst Du verschwenderisch und unermüdlich, und zwar von Deinem Besten. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab.“ Alle anderen Gaben sind geringer als diese. Alle anderen sind in dieser enthalten. „Wie, sollte er uns mit Ihm nicht alles geschenkt haben?“ (Röm 8,32)
Was kann ich Dir dafür geben? Ich habe nichts, das nicht Dein wäre. Doch Du willst das von meiner Hand annehmen, was ohnehin schon Dir gehört. Ich biete Dir also als Gegengeschenk all die Güter der Seele und des Leibes, alles, was die Liebe mir gegeben, alles, was sie mir vorenthalten hat: Leben, Kraft, Fähigkeiten, meine Leiden und Freuden, meine Gnaden und meine Verantwortlichkeit, meine Wünsche und meine Tauglichkeit zu Deinem Dienste. Weil aber alles, was ich besitze, Deiner unwürdig ist, so opfere ich dir die Vollkommenheit Deiner Engel und all die Verdienste deiner Heiligen auf; ich opfere Dir auf das überaus heilige Herz Mariens; Dein eigenes allerheiligstes Herz — ein Opfer von unendlichem Werte, das in der heiligen Kommunion mir geschenkt wurde, auf dass ich es hinwiederum Dir anbiete als überreichen Ersatz für alles, was ich bereits empfangen, und für das, was ich hienieden und drüben erwarte. Ich opfere dir heute dieses Herz für jede Seele in der Welt; für die 500 Millionen Christen, von denen so viele Deinen Namen tragen, ohne Dich zu lieben, ohne dir zu dienen; für die 900 Millionen, die niemals Deinen Namen gehört haben, denen die Schönheit Deines Lebens und die Zärtlichkeit Deines Herzens nie zur Erkenntnis gekommen ist. O Erlöser der Welt, der Du den Tod keines Menschen willst, der Du im Gegenteil wünschest, dass alle Menschen bekehrt werden und leben sollen, rette diese dem Verderben entgegeneilenden Seelen, von denen jede mit Deinem kostbaren Blute erkauft ist und einen Platz in Deinem Herzen hat. O Herr der Ernte, sende Arbeiter in Deinen Weinberg, gib, dass der Glaube sich schneller und weiter verbreite. Gib Gedeihen den auswärtigen Missionen, sichere den sterbenden Kindlein die Taufe; komme denen zur Hilfe, die am heutigen Tage ohne Priester, ohne Sakrament ihr Leben beschließen.
Ich opfere Dein allerheiligstes Herz auf für alle jene, die, im Dunkeln tastend, den Weg zur Wahrheit suchen. O Licht, das einen jeden erleuchtet, der in diese Welt kommt, hilf ihnen hinweg über die Schwierigkeiten, die Du allein bemessen und die Du allein aus dem Wege räumen kannst. Stärke jene, die zögernd an der Schwelle der Kirche stehen und die durch irdische Beweggründe vom Eintritt abgehalten werden. O welch ein Glück, könnte ich nur einer von diesen Seelen behilflich sein! O Herr, gib mir Gelegenheit hierzu und Deine Gnade! Wenn ich nicht „viel“ tun kann, so lass mich „Weniges“ vollbringen. Mache mich freigebig an Liebe, an Zeit, an allem, was ich ihnen zur Verfügung stellen kann. Du aber erachte jede Anstrengung, jeden Wunsch meinerseits als eine Danksagung für die mir so unverdient verliehene Gnade des Glaubens.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
29.07.2020 - 04.08.2020
Das Willkommen eines Kreuzträgers
I.
„Herr, siehe, der, den du liebst, ist krank.“ (Joh 11,3)
Vor der Kommunion
Wie prüft Gott Seine Freunde, und wie erwartet Er, dass sie auf Ihn vertrauen! Er befand sich jenseits des Jordans, an dem Orte, wo Johannes taufte, als ein Bote von den Schwestern im Bethanien kam und ihm von der Krankheit ihres Bruders Bericht erstattete. „Herr, siehe, der, den Du liebst, ist krank.“ Es war eine vertrauliche Mitteilung, eine bloße Darlegung ihrer Not, keine Bitte, dass Er kommen möge, noch weniger ein zudringliches Begehren. Sie war vertraulich und rücksichtsvoll. Sie erinnerte Ihn nur daran, dass das Leid einen betraf, den Er liebte.
Der Überbringer der Botschaft wartete, um zu sehen, ob unser Herr mit ihm gehen und, wie es Seine Gewohnheit war, Seine Lehre unterbrechen würde, um Sich in ein Haus der Trauer zu begeben. Nein. „Als Er nun gehört hatte, dass er krank sei, blieb er noch zwei Tage an dem Orte, wo er war.“ (Joh 11,6) Es wird uns nicht einmal berichtet, dass Er irgendeine Botschaft des Trostes an die Schwestern gesandt habe. Alles, was Er sagte, war: „Diese Krankheit ist nicht zum Tode, sondern zur Ehre Gottes, damit der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde.“ (Joh 11,4)
Von Bethanien nach Peräa waren es acht Stunden und der Bote musste einen Tag auf der Reise gewesen sein. Unser Herr blieb noch zwei Tage in Peräa, bevor Er nach Judäa zurückkehrte, und bei Seiner Ankunft fand er, dass Lazarus schon vier Tage im Grabe war. Folglich muss er bald nach der Abreise des Boten gestorben und nach ungefähr zwei Stunden begraben worden sein.
Was dachten Martha und Maria, als sie, gemäß der Sitte der Juden, mit bloßen Füßen und mit ihren langen, schwarzen Schleiern bedeckt, am Boden saßen und ihren Toten beklagten? Man brachte ihnen viele nutzlose Teilnahme entgegen. Es waren viele Juden zu Martha und Maria gekommen, um sie ihres Bruders wegen zu trösten und ihr Erstaunen auszudrücken, dass der große Wundertäter, welcher Fremden gegenüber Seine Gunst so verschwenderisch gezeigt hatte, unfähig gewesen war, etwas für Seine Freunde zu tun. Die bestürzten Schwestern hörten stillschweigend zu. Was hätten sie auch sagen können? Der Herr Jesus war nicht gekommen, auch hatte Er ihrem Schmerze keine weitere Aufmerksamkeit geschenkt; Er hatte nur das geheimnisvolle Wort gesprochen: Diese Krankheit ist nicht zum Tode; und die Versuchung, immer geschäftig dort, wo es Leidtragende gibt, flüsterte: Das also war der große Prophet, auf den sie ihr Vertrauen gesetzt hatten. Es schien, als kümmere Er sich nicht viel um sie oder als verstünde Er die Lage nicht. Zu der Stunde, als Er gesagt hatte, die Krankheit wäre nicht zum Tode, war Lazarus schon gestorben.
Wie trugen Martha und Maria die Prüfung innerlich und äußerlich?! Wie ermunterten sie sich gegenseitig zum Vertrauen!? Sie konnten Jesu Worte, „dass diese Krankheit zur Ehre Gottes sei, damit der Sohn Gottes durch sie verherrlicht werde“, nicht ergründen.
Seine Wege waren unerforschlich. Aber in ihrer Trostlosigkeit hielten sie fest an Ihn. Sie dachten an Seine Zärtlichkeit in den vergangenen Jahren und unaufhörlich wiederholten sie, dass Lazarus nicht gestorben sein würde, wenn Er dagewesen wäre. Das auch waren die ersten Worte, die auf ihre Lippen kamen, als Er endlich anlangte und sie sich Ihm zu Füßen warfen. Der Vorwurf, mit Liebe gepaart, brachte Tränen in Seine Augen, obwohl Er wusste, dass die Zeit für Ihn gekommen war, ihre Trauer in Freude zu verwandeln.
Doch wäre es nicht nötig gewesen, sie vier Tage lang so schmerzlich leiden zu lassen. Ein Wort, das ihnen den Sinn Seiner Rede enthüllt hätte, wäre so leicht gewesen. Gab es irgendeinen Grund, warum Er sie eine Zeitlang in ihrer Trostlosigkeit ließ? Ja. „Jesus aber liebte Maria und ihre Schwester Martha und den Lazarus. Als Er nun gehört hatte, dass er krank sei, blieb er noch zwei Tage an dem Orte, wo er war.“ (Joh 11,6) Ein Künstler verwendet zu seinem Werke die geeignetsten Werkzeuge. Für die Heiligung der Seelen benutzt Gott das Instrument, welches den Urheber ihrer Erlösung zur Vollendung brachte. (Hebr 2,10) Seine Art, sie zu behandeln, ist unendlich verschieden, aber wir finden niemand, der ohne Kreuz durch das Leben gewandelt wäre. Nichts kann das Kreuz ersetzen oder dessen Werk vollbringen. Dort, wo es lange verweilt und gut aufgenommen wird, reinigt, stärkt, veredelt Er es. Es bewirkt eine Läuterung, es gibt eine geistige Kraft, einen Trost, eine Reife, die wir an jenen Seelen nicht finden, welche nur vorübergehend in Seiner Schule waren. Das Kreuz ist es, das alle möglichen Fähigkeiten der menschlichen Natur entwickelt. Aber wo das Kreuz gegenwärtig ist, da weilt auch Gott, welcher dafür sorgt, dass es nicht zu schwer sei und nicht zu lange verweile. Unser Herr sehnt sich nach dem Augenblicke, wo Er jene trösten konnte, die Er liebte. Es liegt eine gewisse Begierde in den Worten, die Er zu den Zwölfen sprach: „Lasst uns wieder nach Judäa gehen. Ich freue mich um euretwillen, dass ich nicht dort war, aber lasst uns hingehen.“ (Joh 11,7 f.)
„Lasst uns hingehen!“ Sprich also heute, lieber Gott, wenn Du zu mir kommst. Ich heiße Dich willkommen in einem traurigen Herzen, aber dieses Herz hält fest zu Dir in seinem Schmerze, unterwirft sich Deinem Willen, geht in Deine Absichten ein und hofft, dass Du diese und jede Prüfung zu seinem Besten lenken wirst. Alle Dinge gereichen denen zum besten, die Dich lieben. Ich liebe Dich, o Herr; du weißt, dass ich Dich liebe. Ich weiß, dass das Kreuz mir die Gelegenheit bietet, Dir eine reinere und edlere Liebe zu beweisen. Ich weiß, dass Du inmitten des Schmerzes, der in jede Fiber der Seele und des Leibes drang, Deine Liebe gegen mich bewiesest. Nimm meinen Schmerz, nimm die bereitwillige Annahme des Kreuzes, das gegenwärtig auf mir lastet, als Beweis meiner Liebe hin! Durch die Zärtlichkeit Deines Herzens, durch die Tränen, die Du am Grabe des Lazarus geweint, ziehe mich durch diese Prüfung und durch jedes Kreuz, das Du mir in meinem Leben noch schicken wirst, näher hin zu Dir!
„Wo habt ihr ihn hingelegt?“
„Herr, komme und sieh!“ (Joh 11,34)
Ein Freund muss alles sehen und hören, was uns betrifft. Nichts ist für seine Beobachtung zu gering. Nach Anhörung seines Rates pflegt alles besser vonstatten zu gehen. Haben wir einen Preis gewonnen, so muss er kommen und bewundern. Haben wir uns mit einem Mitmenschen entzweit, so muss er erfahren, wie das gekommen ist. Trauert unser Herz über den Tod eines Freundes, so muss er sehen, wo wir ihn hingelegt haben. „Ich habe euch Freunde genannt“, so spricht der Herr zu uns. Er schätzt das Vertrauen, das sowohl in den geringsten Angelegenheiten des täglichen Lebens als auch in den Stunden des Kreuzes auf Seine Freundschaft baut. Ja, Er bemüht sich sogar, Vertrauen zu erwecken. „Was sind das für Reden, die ihr miteinander auf dem Wege wechselt, und warum seid ihr so traurig?“ (Lk 24,17)
Schwer begreifen wir, was Er denen war, die Er auf Erden Seine Freunde nannte und wie sie eine Liebe, die so allmächtig, allweise, untrüglich, zart und sorgsam war, erwidern konnten. Wenn Er nahe war, wich jede Gefahr. Daher das vertrauensvolle Wort Marthas und Marias: „Herr, wärest Du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben.“ Er flößte ein Vertrauen ein, das sich durch scheinbare Härte nicht erschüttern ließ. Schien Er taub gegen ihre Bitten, so hatte Er für Seine Weigerung oder Verzögerung irgendeinen guten Grund; Er pflegte ihnen schließlich etwas Besseres zu geben. Was dann kam, musste nicht nur gut, es musste das Beste sein, wenn Ihm die Wahl überlassen blieb. Und so kam es, dass eine getäuschte Hoffnung das Vertrauen nicht verminderte. Man wusste, dass Er auf bessere Art helfen werde. „Herr, wärest Du hier gewesen, mein Bruder wäre nicht gestorben. Aber auch jetzt weiß ich, dass alles, was Du von Gott begehrst, Gott Dir geben wird.“ (Joh 11,21 f.) „Es ist nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hunden vorzuwerfen“, das gab Er dem kananäischen Weibe zur Antwort, das Ihm folgte, indem sie dringend flehte: „Herr, hilf mir!“ „Ja, Herr,“ antwortete es und verwendete geschickt Seinen Einwand zu einer weiteren Bitte um Gnade.
O, dass wir auf Ihn vertrauen könnten, wie die Freunde Seines irdischen Lebens! O, dass wir lernen könnten, Ihm all unser Leid zu Füßen zu legen! Er achtet nicht auf die Einseitigkeit unserer Erzählung, noch darauf, dass wir nur unsere eigene verfehlte Auffassung vorbringen, welche vollständig die unverkennbare Farbe der Selbstliebe trägt. Das Vertrauen ist es, das Er schätzt, das rückhaltlose Vertrauen, das Ihm Gelegenheit gibt, uns Seinen eigenen Geist einzuflößen, „indem er Öl und Wein“ eingießt, die beruhigende und stärkende Gnade, die wir brauchen. Wir werden nie von Seinen Füßen weggehen, ohne dass der Schmerz unserer Wunden etwas gemildert, ohne dass die Last unseres Kreuzes verringert und der Wille gestählt wird, so dass wir mit größerem Mute unserem Meister auf dem steilen Pfade hinauf zur Höhe folgen.
Nach der Kommunion
„Heil unserem Gotte, Der auf dem Throne sitzt“ — dem Throne Seiner Glorie im Himmel, dem Throne hier auf Erden, in meinem armen Herzen.“
„Oh ihr Engel des Herrn, preiset den Herrn, lobet und erhebet Ihn über alles in Ewigkeit!“
„Lobsinget unserem Gott, all Seine Diener und die ihr Ihn fürchtet, klein und groß!“
„Oh danket dem Herrn, denn Er ist gut und Seine Barmherzigkeit währet ewig!“
„Und nun, o Herr, sei meiner eingedenk!“ (Tob 3,3)
Ich komme zu Dir, wie die Schwestern von Bethanien nach dem Tode ihres Bruders zu Dir kamen. Sie haben alles getan, was von ihnen abhängt, um das Unglück zu verhindern. Die hatten alle menschlichen Mittel angewandt, gebetet, geduldig gewartet, nach Hilfe ausgeschaut, und dennoch war das Unglück gekommen. Ihre Herzen waren zermalmt, aber sie waren nicht empört, sie murrten nicht. Sie wunderten sich zwar über Deine Wege, doch sie beteten an, was sie nicht ergründen konnten. Sie wandten sich nicht an Geschöpfe um Trost, sondern sie begaben sich zu Dir, warfen sich zu Deinen Füßen, schütteten ihr trauriges Herz aus und sprachen: „Herr, wärest Du hier gewesen, so wäre unser Bruder nicht gestorben.“ Sie wussten, dass Du allmächtig bist, aber dennoch trugen sie keine Bitte vor. Andere kamen und baten um Wunder und ihr Glaube wurde belohnt. Martha und Maria, die Dich besser als verschiedene andere kennen, verlangen nichts. Demütig haben sie das Leid aus Deiner Hand angenommen, nun legen sie es Dir zu Füßen, blicken empor in Dein Antlitz und vertrauen. Das vermochte mehr über Dich als das dringendste Gebet. Und dürfen wir nicht sagen, dass das nämliche Vertrauen auch jetzt noch mehr über Dich vermag? Dürfen wir nicht glauben, dass wir in unseren Leiden einen Anspruch auf Dich haben, den Martha und Maria nicht hatten? Es war für sie unvergleichlich leichter, auf Ihn, Den sie als einen persönlichen Freund kannten und liebten, zu vertrauen, als für uns, die wir Ihn noch nicht von Angesicht zu Angesicht geschaut und die wir Ihn nur vom Hörensagen kennen. Aber gerade deshalb ist unser Verdienst größer. Wo die Sinne keinen Anhaltspunkt haben, muss der Glaube notwendigerweise festen Schrittes einherschreiten und sich standhafter an Dich klammern. „Weil du mich gesehen hast, Thomas, hast du geglaubt; selig, die nicht sehen und doch glauben.“ (Joh 20,29) Gesegnet, o Herr, von Deinen eigenen Lippen sind jene, die nicht gesehen, aber doch gleich Martha und Maria vertrauen, die ihren Kummer zum Altare bringen und es Dir, dem verborgenen Gott, überlassen zu helfen, wann und wie Du willst — indem Du den Kelch von ihnen hinwegnimmst oder indem Du sie stärkst, ihn großmütig zu trinken, wie es Dein Wille ist und weil es Dein Wille ist.
Aufopferung
Was soll ich dem Herrn opfern, das Seiner würdig wäre? Soll ich das Knie beugen vor dem hohen Gott?! (Mich 6,6)
Ich habe nichts, das ich nicht von Ihm empfangen hätte. Aber auch Seine eigenen Gaben will Er aus meiner Hand annehmen, als ob sie nicht bereit Sein Eigen wären; als ob Er derselben bedürfe, und für deren Schenkung will Er sich mir zum Schuldner machen. O liebevoller Erlöser, wie unendlich ist Deine Herablassung gegen mich, dein armseliges Geschöpf; wie zärtlich ist Dein Mitleid gegen mich, Dein schwaches Kind!
Ich komme also zu Dir mit allem, was ich bin und habe. Ich opfere Dir meine Seele, mein Leid, alle Güter dieses Lebens, mit denen du mich gesegnet — meine Familie, meine Freunde. Meine Arbeit, meine Erholungen, meine Verantwortlichkeit, meine Ängste, meine Versuchungen und Gefahren, meine Wünsche und Enttäuschungen, alle Zustände und Wechselfälle des Lebens, all seine Leiden und Freuden, alle meine Interessen für diese und die zukünftige Welt, mein Leben und meinen Tod, alles opfere ich Dir auf, oh mein Gott!
Und da das alles doch nur eine wertlose Gabe ist, so fasse ich zusammen und bringe Dir dar die Ehre und den Ruhm, der Dir vom Anbeginne dargebracht wurde und der Dir in alle Ewigkeit dargebracht wird von allen Geschöpfen: die ununterbrochene Anbetung der Engel; die Arbeiten der Apostel und Missionäre, um die Kenntnis Deines Namens auszubreiten; die Standhaftigkeit der Märtyrer und der Menge sanftmütiger Dulder, die Dir, ihr Kreuz tragend, nachgefolgt sind; die Geduld der Bekenner und all jener, die in dem steten Ringen mit sich selbst trotz Ermüdung und Niederlage, unermüdlich ausgeharrt haben; all die Reinheit der Jungfrauen; all die Tränen jener, die ihre Kleider weiß gewaschen haben im Blute des Lammes. Ich freue mich über die Liebe und Anhänglichkeit Deiner treuen Diener und opfere Dir dieselbe auf zur Sühne meiner Kälte und meiner Trägheit. Ich vereinige mich mit der vollkommenen Anbetung und dem Dienste Deines einzig vollkommenen Geschöpf ist, der allerseligsten Jungfrau, der erhabensten würde, die sich am tiefsten vor Dir erniedrigte. Ich opfere Dir auf den Gottesdienst, der allein Deiner würdig und Deiner Hoheit entsprechend ist — das Lob, die Ehrerbietung, den Gehorsam Deines eingeborenen Sohnes; alle die Leiden Seiner Kindheit, die Entbehrungen Seiner Jugend, die Mühseligkeiten und Verfolgungen Seines Mannesalters, die Qualen Seines bitteren Leidens, die Herrlichkeit Seiner Auferstehung, Seine Fürbitte für uns im Himmel zu Deiner Rechten, das unaussprechliche Geschenk Seiner wirklichen Gegenwart unter uns bis zum Ende der Zeiten, das reine und immerwährende Opfer mit Seinen unendlichen Verdiensten, das Deinem Namen an jedem Orte, in der in der ganzen Welt, dargebracht wird,. Blicke, oh Gott, unser Beschützer, blicke auf das Angesicht Deines Gesalbten! Wie, haben wir Dir mit Ihm nicht alles gegeben?
Bitte
O, dass du Gottes Geschenk erkennen möchtest! O Kind, wenn du wüsstest, welche Macht du über Mein Herz hast, du würdest ihm eine heilige Gewalt antun, du würdest ihm jene Gnaden entreißen, die diejenigen davontragen, die Gewalt gebrauchen! Du würdest Sünder retten, die im Begriffe stehen, ihre letzte Gnade zurückzuweisen. Du würdest Kinder retten, die von ihren Eltern verlassen und dem Tode preisgegeben sind. Du würdest unverzüglich den Seelen, die um dein Mitleid flehen, den Himmel öffnen. Du würdest die Hände Meiner vielgeliebte Missionäre, die Meinen Namen zu jenen tragen, die Mich noch nicht kennen, stärken und ihre Herzen erfreuen. Du würdest das Licht des Glaubens für jene gewinnen, die es suchen, und Kraft für die, so den Schatz gefunden, denen es aber an Mut gebricht, alles hinzugeben, um ihn zu erwerben. Wenn du verkündest, was Ich für dich getan, dadurch, dass Ich Mich selbst dir gab, „wenn dein Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkörnlein“ (Mt 17,19), so würdest du deine Hand zu großen Dingen ausstrecken. Bis zu den äußersten Grenzen der Erde und über die Erde hinaus, hinüber zu dem traurigen Orte der Reinigung, wo es Seelen zu erlösen gibt; würde die Frucht deiner Kommunion reichen.
O Herr, könnte ich dir den Weg zu jedem Herzen bahnen, könnte ich die Schlüssel zu jeder Festung auf der ganzen Welt in Deine Hände legen! Doch sie sind ja in Deinem Besitze. In deiner Hand sind nicht nur die Schlüssel zum Himmel und zur Hölle, sondern auch die Schlüssel zu jedem Menschenherzen. Mag die Handhabung auch noch so schwierig sein, mag der Rost der Jahre das Öffnen erschweren, Deine Berührung weicht jedes Hindernis. Du hältst den Schlüssel, ja Du selbst bist der Schlüssel. „O Schlüssel Davids, Du öffnest und niemand schließet, Du schließest und niemand öffnete; komme und befreie die Gefesselten, die in Dunkelheit und Todesschatten sitzen!“ Ich flehe Dich an für all die meinigen, für alle jene, die Du mir gegeben, damit ich in Liebe für sie Sorge. O möchte meine heutige Kommunion Schutz und Wachstum in der Gnade für sie sein!
Mögen sie Licht, Kraft und Trost sein unserem Heiligen Vater, dem Papste, allen Bischöfen und Priestern, allen, die Seelen zu gewinnen trachten, den Armen, den Leidenden, den Versuchten, den Kindern! Wie der Strom des lebendigen Wassers durch das himmlische Jerusalem fließt, so möge die Gnade dieser meiner Kommunion durch die Kirche fließen; ihre Frucht möge die Heilung der Völker sein! Mögen Sie zukommen jeder Seele, die außerhalb der sichtbaren Kirche ist, meinen Verwandten und Freunden, den armen Heiden, die außer dem Bereiche der Gnade der Sakramente stehen. Oh Jesus, mein Mut sinkt bei dem Gedanken an die 900 Millionen erlöste Seelen, welche jetzt im 20. Jahrhundert den Namen ihres Erlösers noch nicht gehört haben. Sende Arbeiter in Deinen Weinberg und erinnere Dich in Liebe jene Menge, die Du mit Deinem Blut erkauft hast! Man sagt, die heilige Theresia hätte Dir ebenso viele Seelen gewonnen, als der heilige Franziskus Xaverius. Das Bedürfnis nach dem fürbittenden Gebete ist nicht geringer als in jenen Tagen, und da es nicht genug Heilige gibt, Deine Barmherzigkeit zu rühren, so musst Du wohl das Gebet der Sünde erhören. Höre mein Gebet; am heutigen Tage hat es mehr Kraft und Wirksamkeit — es ist Dein eigenes, denn Du selbst bist in mir.
O Herz Jesu, Arche der zugrunde gehenden Welt, zu Dir fliehen all die Auserwählten, um sich vor dem Zorn Gottes und dem Sündenstrome zu schützen. Ziehe in diese Zufluchtstädte nicht nur jene, die sie suchen, sondern auch jene, die sie nicht suchen und die derselben am meisten bedürfen! Dein Herz wurde auf Golgatha geöffnet, um uns einzulassen, und bleibt geöffnet immerdar, auf dass alle, welche wollen, durch Dich gerettet werden. Und wenn der letzte der Auserwählten durch Dich zum Heile gelangt sein wird, dann wird die Türe geschlossen und der hereinbrechende Zorn Gottes wird alles verzehren, was sich nicht darin befindet.
O Herz Jesu, Heil derer, die auf Dich hoffen, habe Erbarmen mit uns! Herz Jesu, das uns vor dem bevorstehenden Zorne gerettet hat, ziehe alle Menschen an Dich, zwinge sie einzutreten, auf dass die Zahl der Geretteten vermehrt werde! Wo nur immer eine Versuchung zu überwinden, die Unschuld zu bewahren, der Tod zu Wasser oder zu Lande zu vermeiden, wo die Gnade der Beharrlichkeit zu sichern und das Gute zu unterstützen ist, wo es einen Schwachen zu stärken, einen Gefallenen zu erheben, einen traurigen zu trösten gibt — dorthin lasse die Frucht meiner Kommunion gelangen!
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
22.07.2020 - 28.07.2020
Das Willkommen der Liebe
III.
„Ich suchte Ihn, Den meine Seele liebt.“ (Hoh 3,1)
Vor der Kommunion
Das erste Wort unseres Katechismus stellt uns das Endziel unserer Erschaffung vor Augen, den einzigen Grund, für welchen wir in diese Welt gesendet worden sind — Gott zu erkennen, Gott zu lieben und Ihm zu dienen; erkennen, damit ich lieben und dienen kann. Das ist die Aufgabe meines Lebens und gerade hierfür bin ich erschaffen; ist einmal die Zeit, die dieser Aufgabe zugeteilt ist, abgelaufen, so wird das Leben, das mir geliehen ist, von mir gefordert.
Ohne dieses Endziel ist mein Leben hienieden zwecklos und unerklärlich. Die Kräfte meiner Seele, falls ich sie nicht irreleite, zielen unaufhörlich auf Gott. Das Gebet, in welchem sie sich alle treffen, ruft nach Ihm in der Finsternis, es sucht einen Weg zu Seiner Gegenwart, wartet an Seiner Türe, immer wieder versuchend einzutreten; es eilt dorthin, wo aus dem Thronsaale heraus ein Strahl in die Dunkelheit fällt, ein Strahl, der eine Spalte verrät, durch welche ich möglicherweise einen Blick auf Ihn werfen kann.
Oh, es ist eine mühsame Arbeit um dieses Warten und Lauschen, um diese enttäuschte Sehnsucht! Aber noch härter wird das Warten und Lauschen, wenn die Sehnsucht erloschen ist, wenn der feste Wille allein das Suchen nach Gott fortsetzt und er sich entschlossen, aber ohne Trost, an Seiner Türe niederlässt.
Eine mühsame Arbeit in der Tat, die aber dennoch mehr befriedigt als irgendeine andere Glückseligkeit außerhalb Gott. Denn für Ihn sind wir geschaffen und ein lebenslanges Suchen befriedigt die Seele mehr als das Finden und der Besitz alles anderen, das nicht Gott ist.
Im Hohenliede, der Geschichte der Liebe, da finden wir dieses Suchen geschildert mit seinem Eifer, seinen Enttäuschungen, seinem Forschen, seiner Beharrlichkeit, seinem endlichen Lohn. „In der Nacht suchte ich, den meine Seele liebt; ich suchte Ihn, aber ich fand Ihn nicht. Habt ihr Ihn, Den meine Seele liebt, gesehen? Als ich kaum vorübergegangen war, fand ich Ihn, den meine Seele liebt. Ich hielt Ihn und will Ihn nimmer lassen.“ (Hoh 3,4) „Mein Geliebter ist mein und ich bin Sein, bis der Tag anbricht und die Schatten sich neigen.“ (Hoh 2,16 f.).
Also zeige Dich mir, o Herr, in der Nacht dieses Lebens, wo ich wache, lausche, forsche, wo die Schönheit der sichtbaren Welt, die Ereignisse des täglichen Lebens und die Eingebungen der Gnade bereit sind, Dich mir zu offenbaren! Gib mir, o Herr, ein Herz voll Sehnsucht, dem Du dich zwar eine Weile verbergen kannst, dem Du dich aber nicht vorenthalten willst! Erinnere dich, dass Du gesprochen: „Jeder, der bittet, empfängt, und wer sucht, der findet, und wer anklopft, dem wird aufgetan.“ Ich bitte, ich suche, ich klopfe an. Öffne mir nicht nur die Türe zu Deinem Reiche, sondern Deine Arme und Dein Herz und sprich zu mir — „Komme!“
Nach der Kommunion
„Herr, ich glaube, und er fiel nieder und betete ihn an.“ (Joh 9,38)
„Herr, ich glaube ich, ich bete an.“
„Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ (Joh 11,27)
„Mein Herr und mein Gott.“ (Joh 20,28)
„Was habe ich im Himmel und was lieb’ ich auf Erden außer Dir? Meines Herzens Gott und mein Teil ist Gott in Ewigkeit.“ (Ps 72,25 f.)
„Lobsinget dem Herrn, ihr Seine Heiligen!“ (Ps 29,5)
„Denn, wer ist Gott, wer ist Gott außer dem Herrn, oder wer ist Gott außer unserem Gott?“ ( Ps 17,32)
„Dich sollen preisen, o Herr, alle Deine Werke und Deine Heiligen Dich rühmen.“ (Ps 144,10)
Herr, lehre mich Dich lieben, ziehe mich immer näher zu Dir! Tue an mir, was Du an so vielen anderen getan! Es gibt Herzen, die einst so lau und gleichgültig waren wie das meinige; sie hofften zwar, dass sie liebten, doch waren sie sich bewusst, dass in ihnen kein Funke von jenem glühenden Feuer war, das in der Brust der Heiligen brannte. Sie wünschten, Dich zu lieben und Dir jene unendliche Liebe zu erwidern, mit welcher Du sie geliebt hast. Um dieses beteten sie — beteten unter schwierigen Verhältnissen, beteten trotz aller Abneigung, beteten unter Kälte und Überdruss. Jahre kamen und vergingen und immer stieg ihr trockenes, hartes Gebet zu Gott empor. Nichts bewirkte es, keine Veränderung, keine größere Leichtigkeit, keine Wärme in ihrem Verkehre mit Gott, keine größere Bereitwilligkeit zu den Opfern, die Sein Dienst verlangt. So schien es. Und sie beteten weiter und dachten nicht, dass gerade die Beharrlichkeit in ihrem freudereichen Gebete um Liebe die auserlesene Frucht der Liebe war. „Herr, lehre mich Dich lieben, lehre mich Dich lieben!“ Er hielt es nicht für gut ihnen zu zeigen, wie aufrichtig sie liebten. Der Tod kam und sie sahen Ihn, Den sie zu lieben begehrten, zum ersten Male, sahen Ihn von Angesicht zu Angesicht. Seine Arme waren ausgebreitet, Sein Angesicht glühte, Sein Auge leuchtete bei ihrer Annäherung, und bevor sie zu Seinen Füßen fallen konnten, hatte Er sie an Sein Herz gedrückt. „Herr, du weißt, dass ich Dich liebe,“ hatten sie hienieden misstrauisch gesprochen, als fürchteten sie einen Widerspruch. Nun zeigt Er ihnen ihre Liebe gereinigt und wie Gold im Feuer geläutert. Nun sehen sie es, nun erkennen sie es. Der ganze Himmel ist Zeuge davon und beglückwünscht sie über ihre Treue gegen Ihn, „Den sie liebten, ohne Ihn gesehen zu haben“. (1. Petrus 1,8) Der ganze Himmel freut sich mit ihnen, da sie nun in Ewigkeiten Den anschauen und umarmen und in der Nähe Dessen verweilen dürfen, Welcher der Lohn der schwergeprüften, duldenden und trotzdem anhänglichen Liebe ist.
Wer möchte nicht geduldig warten auf einen solchen Lohn? O Herr, ich will warten, solange Du willst, will ausharren in jeder Prüfung, die Du willst,. Ich will geduldig warten, denn wenn Du auch zögerst, Du wirst doch sicher kommen.
Und auch Du, lieber Gott, wirst zufrieden sein. Du wirst auf mich warten, wirst Geduld haben mit meiner Langsamkeit, meiner Selbstsucht, meinen Versuchen. Es wird dies nicht lange dauern. Das Leben hienieden ist bald vollendet und dann — ewiges Leben! Sogar im Fegfeuer wird das große Gebot erfüllt werden. Ein Fegfeuer wird es nur deshalb sein, weil es mich von Dem ferne hält, Den ich liebe. Der Himmel wird zum Himmel, weil sich dort im ersten Augenblick der König in Seiner ganzen Schönheit enthüllt und durch diese Enthüllung eine Gabe und eine Fähigkeit Ihn zu lieben einflößt, von der ich hienieden nie eine Ahnung gehabt, eine Liebe, welche die für Gott erschaffene Seele, eine endlose Ewigkeit hindurch, bis zum Übermaße erfüllen, beschäftigen und befriedigen wird.
Aufopferung und Bitte
Was gäbe es, o Herr, dass Du um meinetwillen nicht geopfert hättest? Deinen Leib überließest Du den Geißelknechten, Dein Antlitz denen, die darauf schlugen und es anspien; Dein Haupt den Dornen, Hände und Füße den Nägeln und Dein Herz der Lanze. Deine Ehre hast Du hingegeben. Du hast Verrat, Undank, Untreue von Freunden, selbst Gottverlassenheit erduldet. Du hast mir Deine Verdienste, Deine Mutter, Dein Reich hinterlassen, ja Dich selbst im Sakramente. Wahrlich, Du kannst fragen: „Was gibt es, was ich für meinen Weinberg hätte tun können und habe es nicht getan?“
Ich danke Dir, o liebster Jesus, für alles, was Du für mich gelitten und für die Liebe, mit welcher Du es gelitten hast. Für alles, was Du mir gegeben, und für die Liebe, mit welcher Du es gegeben. Ich danke Dir für alles, was Du mir bist, für alles, was Du mir sein willst in der Ewigkeit. Glücklich diejenigen, welche während dieses kurzen Lebens Dir auf irgendeine Weise Deine Hingabe vergolten und Deine Liebe erwidert haben. Was habe ich Dir bis zur Stunde gegeben? Welchen Ersatz werde ich dir in Zukunft leisten, nicht etwa durch einen anderen, sondern durch mich selbst, einen persönlichen Ersatz für eine persönliche Gabe?
Ich opfere Dir auf, o Herr, die Freude, die Du heute in den Kommunionen mit jenen hast, die Dich am meisten lieben. Ich allerdings darf nicht hoffen, unter diese glücklichen Menschen gerechnet zu werden, aber durch die Gemeinschaft der Heiligen habe ich Anteil an jenen Schätzen, wodurch ihr Herz so angenehm vor Dir ist. Ich habe Anteil an ihrer Liebe, ihrem Danke, an dem Willkommen, das sie Dir bereiten. Alles dieses opfere ich Dir auf, als wäre es mein eigen. Und was in der Tat mein eigen ist, das opfere ich Dir auf — meine Armut, mein Elend, mein Nichts und die Demütigung, die aus all diesem Elend entspringt. Meine täglichen Arbeiten und Prüfungen, all die Sorgen meines Lebens opfere ich Dir auf. Ich empfehle Dir alles, was unvorhergesehen kommen wird und wobei ich ganz besonders den Beistand Deiner Gnade brauchen werde, die Gelegenheiten, die sich mir zur Ausübung der Nächstenliebe bieten werden. Alles, was ich tun und leiden, denken oder sagen werde, vereinige ich mit dem, was Du während Deines Lebens hier auf Erden getan, gelitten, gedacht und gesprochen hast. Ich danke Dir für jede Freude, die Du für mich bereit hältst, und unterwerfe mich jeder Prüfung. Ich nehme den Tod an in der Art und Weise und zu der Stunde, die Du bestimmen wirst, sowie auch das Urteil, das Du über mich fällen wirst, wenn ich vor Dir stehen werde, um Rechenschaft über mein armes, sündhaftes Leben und über die mir anvertraute Verwaltung abzulegen. Auch die Ewigkeit nehme ich an, die dann für mich beginnen wird. Wenn ich noch etwas anderes, noch etwas Kostbares Dir anzubieten hätte, würde ich es hier zu Deinen Füßen niederlegen.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
15.07.2020 - 21.07.2020
Das Willkommen der Liebe
II.
„So sollt ihr gesinnt sein, wie auch Jesus Christus gesinnt war (Philip 2, 5)
Vor der Kommunion
Ein Wunsch und ein Gebet, inhaltsschwer und des heiligen Paulus würdig. O Herr Jesus, könnte das bei mir in Erfüllung gehen, so würde ich nichts Weiteres für mich verlangen, weder in diesem noch im zukünftigen Leben. Könnte das verwirklicht werden bei denen, die ich liebe, bei denen, die mir anvertraut sind, bei allen Christen, bei allen Menschen — es würde uns nichts mehr zu wünschen übrig bleiben. Könnte die ganze Familie der Menschheit, deren Haupt Du bist, nach Deinem Leben und Deinem Geiste sich gestalten, was könnten wir noch anderes wünschen — Dein Wille würde auf Erden, wie im Himmel geschehen; Dein Reich würde „unseres Herrn und Seines Gesalbten“ geworden sein. (Offb 11,15)
Unserer Aufgabe in diesem Leben ist, unseren Geist, unser Herz, unsere Neigungen und Handlungen in Gleichförmigkeit mit Jesus Christus zu bringen. Was Er liebt, soll auch Gegenstand unserer Liebe sein; was Er verabscheut, sollen auch wir verabscheuen. So wie Er sollen auch wir urteilen über die Annehmlichkeiten, die Freuden und Ehren dieses vergänglichen Lebens. Seine Ansicht über Armut, über Verfolgung um der Gerechtigkeit willen, Seine Sanftmut, Seine Trauer, Seine Werke der Barmherzigkeit, Seine Verzeihung der Unbilden, Seine Hochschätzung des Kreuzes in den verschiedenen Gestalten und der Herrlichkeit des Himmels, die uns einstens zuteil werden wird, Seine Zärtlichkeit für die Kinder und für alle Schwachen dieser Welt, für die Ausgestoßenen, die Gefallenen und die Verachteten; Seine Liebe zu Seiner makellosen Mutter; Seine Liebe zu Seinem Vater, die, menschlich gesprochen, die herrschende Leidenschaft Seiner Seele war, die, wenn Sein Herz am vollsten, am freiesten, am schwersten war, sich in beredten Worten ergoss — die ganze Gesinnung Christi soll die unsrige werden. Gar wohl konnte der Apostel, der Christus „so gut kennengelernt“, sich mit dem einen Wunsch für seine durch das Evangelium erzeugten Kinder begnügen: „So sollt ihr gesinnt sein, wie auch Jesus Christus gesinnt war.“
Warum sollte dieser Wunsch nach der Kommunion, nach häufigen Kommunionen nicht in mir verwirklicht werden? Wozu kommt Christus zu mir, wenn nicht deswegen? Oh Jesus, nimm aus meinem Sinne hinweg alles, was sich in dem Deinen nicht befindet, und verleihe mir, dass ich lebe durch Dich!
Lass mich mit Dir vereinigt sein, so wie die Liebe es wünscht; lass mich denken, fühlen, wollen in Dir: bleibe Du in mir und ich in Dir! Gib mir den starken Vorsatz, alles in mir zu überwinden, was Dir missfällt oder ein Hindernis für Deine Liebe ist, und hilf mir, denn ohne Dich vermag ich nichts! Zerstöre die Selbstliebe, die Dich aus meiner Seele hinausdrängt und die jeglichen Keim von Großmut erstickt! Mache mich zu jeder Arbeit, zu jedem Opfer in Deinem Dienste bereit, bereit zu jeder Gabe, die Überwindung kostet! Gib mir die Gnade, jede freiwillige Sünde zu meiden, das zu wünschen und zu wählen, was Dir am meisten gefällt, Dich aus ganzem Gemüte zu lieben, indem ich all meine Gedanken, Absichten, Handlungen auf Dich beziehe; aus meinem ganzen Herzen, indem ich meine ganze Liebe auf Dich richte, Deine Ehre suche und Deine Interessen fördere; aus meiner ganzen Seele, mit all ihren Wünschen und Sehnen; aus allen meinen Kräften! Mit einem Worte, lass mich gesinnt sein, wie Du, o Herr!
Nach der Kommunion
„Lobet den Herrn, ihr all Seine Engel, die ihr gewaltig seid an Kraft!“ (Ps 102,20)
„Lobsinget unserem Gott, lobsinget unserem König, lobsinget!“ (Ps 46,7)
„Denn dies ist Gott, unser Gott in Ewigkeit, immer und ewig.“ (Ps 47,15)
Der Mensch, geworden um meinetwillen;
Der geboren ward zu Bethlehem — für mich;
Heranwuchs im Hause zu Nazareth, der Seinen Eltern untertan war und ein Handwerk lernte.
„Jesus, in Dessen Namen sich alle Knie beugen.“ (Philip 2,10)
„Preiset den Herrn, alle Diener des Herrn!“ (Ps 133, 1)
„Lobpreiset mit mir den Herrn, lasst uns erheben Seinen Namen mitsammen (Ps 33,4): denn dies ist Gott, unser Gott, in Ewigkeit und immer und ewig!“ (Ps 47,15)
Der dreißig Jahre in einem verachteten Dorfe lebte — für mich;
Der Hunger und Durst, Kälte und Müdigkeit duldete — für mich;
Der unter den Menschen wandelte voll Edelmut und Freundlichkeit, allen Gutes erweisend.
Jesus, sanftmütig und demütig von Herzen.
„Kommt, lasset uns frohlocken dem Herrn, jubeln Gott, unserem Heilande!“ (Ps 94,1)
Denn dies ist Gott, unser Gott, in Ewigkeit und immer und ewig.
Der die Zwölfe auswählte und Seine Kirche gründete — für mich;
Der die Blinden heilte und die Lahmen und die Aussätzigen, jede Krankheit, jedes Gebrechen;
Der die ausgestoßenen Sünder aufnahm und sie lossprach;
Jesus, Der gekommen war, zu suchen und zu retten, was verloren war.
„Sie sollen danken dem Herrn für Seine Barmherzigkeit, für Seine Wunder unter den Menschenkindern. (Ps 106, 8) Denn dies ist Gott in Ewigkeit und immer und ewig."
Der meinetwegen ein Wurm geworden und kein Mensch;
Der mich liebte und Sich meinetwegen sogar dem Tode am Kreuze hingab:
Der meinetwegen vom Tode auferstand;
Der zur Rechten des Vaters sitzt und immer Fürbitte einlegt für mich;
Der mein überaus großer Lohn sein wird.
Jesus, gestern und heute und auf ewig der nämliche.
„Lobe, meine Seele, den Herrn und vergiss nicht alle Seine Wohltaten!“ (Ps 102,2)
„Würdig bist Du, Herr, unser Gott, zu empfangen Preis und Ehre und Kraft.“ (Offb 4,11)
„Amen! Lob und Herrlichkeit und Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Kraft sei unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen.“ (Offb 7,12)
O Gott, ich sollte Dich lieben und die Liebe zu Dir bei anderen fördern. Ich beneide jene, die durch die Heiligkeit ihres Lebens, den Einfluss ihres Beispieles, durch das feine Gefühl ihrer Handlungsweise das Feuer Deiner Liebe auf allen Seiten längs ihres Lebenspfades entfachen. Aber warum sollte das nicht die Frucht meiner Kommunion sein? Jeder Zweig, sogar der fernste und schwächste wird durch den Weinstock belebt und Du hast gesagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben; wer in Mir bleibt und Ich in ihm, der bringt viele Frucht.“ Das ist die einzige Bedingung. Das Versprechen gilt nicht denjenigen, die reif an Heiligkeit sind oder denen, die in heroischer Weise sich selbst zum Opfer gebracht haben, noch denen, deren Gebet in erhabenen Höhen sich bewegt, sondern denen, die in Dir verbleiben. Aber Deine Worte setzen die häufige Vereinigung mit Dir voraus. Kommunionen in langen Zwischenräumen sind keine bleibende Vereinigung. Wenn ich reichliche Frucht zu tragen, wenn ich in Dir zu verbleiben wünsche, so muss ich oft zu Dir kommen.
Und in wie mannigfacher Art und Weise drängst Du mich zu diesem häufigen Empfange:
„Kommet zu Mir alle, die ihr arbeitet!“
„Kommet, esset Mein Brot und trinket den Wein, den Ich euch gemischt habe!“
„Ihr wollt nicht zu Mir kommen, um Leben zu empfangen.“
„Zwinget sie einzutreten, damit Mein Haus voll werde.“
„Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esset und Sein Blut nicht trinket, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben.“
Einladungen, Drohungen, Vorwürfe, alles wird in den Dienst der Liebe gestellt und alles bezeugt Deine Sehnsucht, o göttlicher Gast! Du musst dein Haus voll sehen und den Tisch mit Gästen ganz besetzt. Sind wir denn notwendig zu Deinem Glücke? In einer Hinsicht ja, denn Gott ist die Liebe.
O Herr, ich will zu Dir kommen; nur zu lange bin ich von Dir ferngeblieben. Ich will oft zu Dir kommen, auf dass ich durch Dich lebe. Meine Gedanken seien der Widerschein der Deinen, meine Worte das Echo der Deinen, meine Handlungen die Fortsetzung der Deinigen. Gib, dass meine Gedanken über die Ereignisse dieses vergänglichen Lebens erhaben seien wie die deinen; über die Fehltritte des Nächsten erbarmungs- und mitleidsvoll wie die Deinen; über meine Schwäche und mein Elend geduldig und alles hoffend wie die Deinen! Wie der Weinstock die Rebe belebt, wie das Haupt auch den geringsten der Glieder Leben und Bewegung gibt, so sei Du mir, dem letzten und schwächsten, das Prinzip des geistigen Lebens und der Tatkraft, auf dass alle meine Werke in und durch Dich geschehen möchten und dass sie Nutzen bringen den Seelen, die Du liebst!
Aufopferung
Was soll ich dem Herrn opfern, das Seiner würdig wäre? Soll ich das Knie beugen vor dem hohen Gott?! (Mich 6,6)
Ich habe nichts, das ich nicht von Ihm empfangen hätte. Aber auch Seine eigenen Gaben will Er aus meiner Hand annehmen, als ob sie nicht bereit Sein Eigen wären; als ob Er derselben bedürfe, und für deren Schenkung will Er sich mir zum Schuldner machen. O liebevoller Erlöser, wie unendlich ist Deine Herablassung gegen mich, dein armseliges Geschöpf; wie zärtlich ist Dein Mitleid gegen mich, Dein schwaches Kind!
Ich komme also zu Dir mit allem, was ich bin und habe. Ich opfere Dir meine Seele, mein Leid, alle Güter dieses Lebens, mit denen du mich gesegnet — meine Familie, meine Freunde. Meine Arbeit, meine Erholungen, meine Verantwortlichkeit, meine Ängste, meine Versuchungen und Gefahren, meine Wünsche und Enttäuschungen, alle Zustände und Wechselfälle des Lebens, all seine Leiden und Freuden, alle meine Interessen für diese und die zukünftige Welt, mein Leben und meinen Tod, alles opfere ich Dir auf, oh mein Gott!
Und da das alles doch nur eine wertlose Gabe ist, so fasse ich zusammen und bringe Dir dar die Ehre und den Ruhm, der Dir vom Anbeginne dargebracht wurde und der Dir in alle Ewigkeit dargebracht wird von allen Geschöpfen: die ununterbrochene Anbetung der Engel; die Arbeiten der Apostel und Missionäre, um die Kenntnis Deines Namens auszubreiten; die Standhaftigkeit der Märtyrer und der Menge sanftmütiger Dulder, die Dir, ihr Kreuz tragend, nachgefolgt sind; die Geduld der Bekenner und all jener, die in dem steten Ringen mit sich selbst trotz Ermüdung und Niederlage, unermüdlich ausgeharrt haben; all die Reinheit der Jungfrauen; all die Tränen
jener, die ihre Kleider weiß gewaschen haben im Blute des Lammes. Ich freue mich über die Liebe und Anhänglichkeit Deiner treuen Diener und opfere Dir dieselbe auf zur Sühne meiner Kälte und meiner Trägheit. Ich vereinige mich mit der vollkommenen Anbetung und dem Dienste Deines einzig vollkommenen Geschöpf ist, der allerseligsten Jungfrau, der erhabensten würde, die sich am tiefsten vor Dir erniedrigte. Ich opfere Dir auf den Gottesdienst, der allein Deiner würdig und Deiner Hoheit entsprechend ist — das Lob, die Ehrerbietung, den Gehorsam Deines eingeborenen Sohnes; alle die Leiden Seiner Kindheit, die Entbehrungen Seiner Jugend, die Mühseligkeiten und Verfolgungen Seines Mannesalters, die Qualen Seines bitteren Leidens, die Herrlichkeit Seiner Auferstehung, Seine Fürbitte für uns im Himmel zu Deiner Rechten, das unaussprechliche Geschenk Seiner wirklichen Gegenwart unter uns bis zum Ende der Zeiten, das reine und immerwährende Opfer mit Seinen unendlichen Verdiensten, das Deinem Namen an jedem Orte, in der in der ganzen Welt, dargebracht wird,. Blicke, oh Gott, unser Beschützer, blicke auf das Angesicht Deines Gesalbten! Wie, haben wir Dir mit Ihm nicht alles gegeben?
Bitte
O, dass du Gottes Geschenk erkennen möchtest! O Kind, wenn du wüsstest, welche Macht du über Mein Herz hast, du würdest ihm eine heilige Gewalt antun, du würdest ihm jene Gnaden entreißen, die diejenigen davontragen, die Gewalt gebrauchen! Du würdest Sünder retten, die im Begriffe stehen, ihre letzte Gnade zurückzuweisen. Du würdest Kinder retten, die von ihren Eltern verlassen und dem Tode preisgegeben sind. Du würdest unverzüglich den Seelen, die um dein Mitleid flehen, den Himmel öffnen. Du würdest die Hände Meiner vielgeliebte Missionäre, die Meinen Namen zu jenen tragen, die Mich noch nicht kennen, stärken und ihreHerzen erfreuen. Du würdest das Licht des Glaubens für jene gewinnen, die es suchen, und Kraft für die, so den Schatz gefunden, denen es aber an Mut gebricht, alles hinzugeben, um ihn zu erwerben. Wenn du verkündest, was Ich für dich getan, dadurch, dass Ich Mich selbst dir gab, „wenn dein Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkörnlein“ (Mt 17,19), so würdest du deine Hand zu großen Dingen ausstrecken. Bis zu den äußersten Grenzen der Erde und über die Erde hinaus, hinüber zu dem traurigen Orte der Reinigung, wo es Seelen zu erlösen gibt; würde die Frucht deiner Kommunion reichen.
O Herr, könnte ich dir den Weg zu jedem Herzen bahnen, könnte ich die Schlüssel zu jeder Festung auf der ganzen Welt in Deine Hände legen! Doch sie sind ja in Deinem Besitze. In deiner Hand sind nicht nur die Schlüssel zum Himmel und zur Hölle, sondern auch die Schlüssel zu jedem Menschenherzen. Mag die Handhabung auch noch so schwierig sein, mag der Rost der Jahre das Öffnen erschweren, Deine Berührung weicht jedes Hindernis. Du hältst den Schlüssel, ja Du selbst bist der Schlüssel. „O Schlüssel Davids, Du öffnest und niemand schließet, Du schließest und niemand öffnete; komme und befreie die Gefesselten, die in Dunkelheit und Todesschatten sitzen!“ Ich flehe Dich an für all die meinigen, für alle jene, die Du mir gegeben, damit ich in Liebe für sie Sorge. O möchte meine heutige Kommunion Schutz und Wachstum in der Gnade für sie sein!
Mögen sie Licht, Kraft und Trost sein unserem Heiligen Vater, dem Papste, allen Bischöfen und Priestern, allen, die Seelen zu gewinnen trachten, den Armen, den Leidenden, den Versuchten, den Kindern! Wie der Strom des lebendigen Wassers durch das himmlische Jerusalem fließt, so möge die Gnade dieser meiner Kommunion durch die Kirche fließen; ihre Frucht möge die Heilung der Völker sein! Mögen Sie zukommen jeder Seele, die außerhalb der sichtbaren Kirche ist, meinen Verwandten und Freunden, den armen Heiden, die außer dem Bereiche der Gnade der Sakramente stehen. Oh Jesus, mein Mut sinkt bei dem Gedanken an die 900 Millionen erlöste Seelen, welche jetzt im 20. Jahrhundert den Namen ihres Erlösers noch nichtgehört haben. Sende Arbeiter in Deinen Weinberg und erinnere Dich in Liebe jene Menge, die Du mit Deinem Blut erkauft hast! Man sagt, die heilige Theresia hätte Dir ebenso viele Seelen gewonnen, als der heilige Franziskus Xaverius. Das Bedürfnis nach dem fürbittenden Gebete ist nicht geringer als in jenen Tagen, und da es nicht genug Heilige gibt, Deine Barmherzigkeit zu rühren, so musst Du wohl das Gebet der Sünde erhören. Höre mein Gebet; am heutigen Tage hat es mehr Kraft und Wirksamkeit — es ist Dein eigenes, denn Du selbst bist in mir.
O Herz Jesu, Arche der zugrunde gehenden Welt, zu Dir fliehen all die Auserwählten, um sich vor dem Zorn Gottes und dem Sündenstrome zu schützen. Ziehe in diese Zufluchtstädte nicht nur jene, die sie suchen, sondern auch jene, die sie nicht suchen und die derselben am meisten bedürfen! Dein Herz wurde auf Golgatha geöffnet, um uns einzulassen, und bleibt geöffnet immerdar, auf dass alle, welche wollen, durch Dich gerettet werden. Und wenn der letzte der Auserwählten durch Dich zum Heile gelangt sein wird, dann wird die Türe geschlossen und der hereinbrechende Zorn Gottes wird alles verzehren, was sich nicht darin befindet.
O Herz Jesu, Heil derer, die auf Dich hoffen, habe Erbarmen mit uns! Herz Jesu, das uns vor dem bevorstehenden Zorne gerettet hat, ziehe alle Menschen an Dich, zwinge sie einzutreten, auf dass die Zahl der Geretteten vermehrt werde! Wo nur immer eine Versuchung zu überwinden, die Unschuld zu bewahren, der Tod zu Wasser oder zu Lande zu vermeiden, wo die Gnade der Beharrlichkeit zu sichern und das Gute zu unterstützen ist, wo es einen Schwachen zu stärken, einen Gefallenen zu erheben, einen traurigen zu trösten gibt — dorthin lasse die Frucht meiner Kommunion gelangen!
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
08.07.2020 - 14.07.2020
Das Willkommen der Liebe
I.
„Die Liebe ist die Erfüllung des Gesetzes.“ (Röm 13, 10)
Vor der Kommunion
Rabbuni, Meister, komm zu mir und lehre mein Herz, wie es Dich lieben soll. Lehre mich jene Wissenschaft, die allen genügt, deren Besitz von jeder Verpflichtung entbindet und die Verstand und Herz vollkommen befriedigt! Lasse des Lebens Freuden und Leiden kommen und gehen; lasse seine von der Vorsehung gelenkten Ereignisse und Wechselfälle über mein Haupt hinweggleiten; lasse meine Seele durch Erfahrungen erzogen und durch mannigfaltige Einflüsse im Einklang mit dem Absichten Deines ewigen Willens gebracht werden! Lasse alles in Deiner Liebe münden, alles, und möge es anscheinend noch so entgegengesetzt sein, nach diesem Mittelpunkte hinstreben - Schwäche, Mängel, Unvollkommen- heit, Elend, selbst die Sünden der Vergangenheit —, alles, alles, ohne Ausnahme, lasse zum Besten dessen zusammenwirken, der Dich liebt, o Herr, der Dich nach der ganzen Vollkommenheit Deines Gebotes lieben möchte, der aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele, aus ganzem Gemüte, aus allen Kräften Dir anhangen, von Dir durchdrungen sein und nur für Dich handeln möchte!
Ich denke, mein Gebet um Liebe wird in dem Maße aufrichtiger, als ich die Bedingungen der Liebe ins Werk setze — nämlich den unaufhörlichen Kampf mit dem eigenen „Ich“, das vor meiner Seele steht und Dir den Weg dahin versperrt, die mit Schmerz verbundene Reinigung der Seele und die Ausrottung alles dessen, was der Herrschaft Deiner Liebe entgegen ist. Um Liebe bitten heißt um Kraft bitten zu einem lebenslänglichen Kampfe. Bin ich hierzu bereit, kann ich um dieses bitten? Ja, o mein Gott, und zwar trotz des Bewusstseins meiner Schwäche, die alle Hoffnung in meiner Seele vernichten würde, wüsste ich nicht, dass die Kraft in der Schwachheit vollkommen wird. Ein Abgrund ruft dem anderen zu: Aus der Tiefe rufe ich zu dir. Dein Arm ist nicht verkürzt, auch bin ich gewiss nicht das Geschöpf Deiner Hände, das allein außer dem Bereiche Deiner Allmacht wäre. Mit ewiger Liebe hast Du mich geliebt. Läutere diese meine Seele, auf dass all ihre Neigungen in Dir, ihrem Mittelpunkt, sich vereinigen, bevor ihre Lebensuhr abgelaufen! „Und er stieg hinauf und legte sich auf den Knaben und tat seinen Mund auf desselben Mund und seine Augen auf desselben Augen und seine Hände auf desselben Hände und der beugte sich über ihn und das Fleisch des Knaben ward warm.“ (4. Reg 4,34)
Christus vereinigt Seinen heiligen Leib, Sein Herz, Seine Seele mit mir in einer Vereinigung, die an Innigkeit bloß durch die Verbindung der göttlichen und menschlichen Natur zur Einheit der Person übertroffen wird. Nach und nach geht Sein Leben in meines über, meine Kälte, Schwerfälligkeit, Lieblosigkeit weichen. — „Des Knaben Fleisch ward warm.“
O mein Gott, was kann ich tun, um zu dieser Auferstehung beizutragen? Nicht anderes als ganz und gar mich Dir übergeben. Denn das Werk muss Dein sein. Nichts in mir soll Dein Werk hindern, keine freiwillige Sünde, kein Widerstreben gegen die Gnade, kein vorenthalten eines von Dir geforderten Opfers. Gib, dass ich immer mehr und mehr Dir angehöre! Handle so in mir und beeinflusse mich derart, dass alles Dein Werk sei und nichts in mir dasselbe vereitele!Christus vereinigt Seinen heiligen Leib, Sein Herz, Seine Seele mit mir in einer Vereinigung, die an Innigkeit bloß durch die Verbindung der göttlichen und menschlichen Natur zur Einheit der Person übertroffen wird. Nach und nach geht Sein Leben in meines über, meine Kälte, Schwerfälligkeit, Lieblosigkeit weichen. — „Des Knaben Fleisch ward warm.“
O mein Gott, was kann ich tun, um zu dieser Auferstehung beizutragen? Nicht anderes als ganz und gar mich Dir übergeben. Denn das Werk muss Dein sein. Nichts in mir soll Dein Werk hindern, keine freiwillige Sünde, kein Widerstreben gegen die Gnade, kein vorenthalten eines von Dir geforderten Opfers. Gib, dass ich immer mehr und mehr Dir angehöre! Handle so in mir und beeinflusse mich derart, dass alles Dein Werk sei und nichts in mir dasselbe vereitele! Vereinige mich in der heiligen Kommunion so innig mit dir, dass Deine Gedanken, Dein Wille, Deine Gefühle und Neigungen auf mich übergehen, dass ich nach und nach Dir gleich werde! Dann werde ich fähig sein, für Dich zu wirken, oder vielmehr, Du wirst mich als Dein Werkzeug benutzen können. Du, o mein Gott, sagtest von Dir selbst: „Er, Der Mich sandte, ist bei Mir und Er hat mich nicht allein gelassen.“ Das möchte auch ich sagen. Lass dieses Wort an mir in Erfüllung gehen! Ich bin Dein Gesandter, den Du in die Welt geschickt und dem Du ein Werk aufgetragen, ein Werk für meine eigene Seele, ein Werk für andere. Du weißt es, ich kann nichts wirken außer in Deiner Kraft, durch Dich und mit Dir. Sei also bei mir immerdar! Lass mich nicht allein! O, das auch ich durch die Bereinigung mit Dir sagen könnte: „Ich tue stets alles, was Ihm gefällt.“
Erinnere dich, o Herr, Deines Versprechens: „Wer Mich isst, wird in Mir leben.“ Mein einziger Wunsch, meine einzige Bitte ist — mit Dir zu leben; Deinen Willen, nicht den meinen; nicht meine Gedanken, Worte und Werke, sondern die Deinen, die Wünsche Deiner Seele, dieNeigungen Deines Herzens! Oh mein Gott, könnte ich doch endlich dahin gelangen, dass Dein Geist sich in mich ergieße und mir Leben gebe, so wie der Weinstock den Reben Leben gibt.
Nach der Kommunion
Dein heiliger Name, o lieber Gott, ist alles, was ich in den ersten Augenblicken nach der Kommunion brauche.
Er ist Glaube und Anbetung, wenn ich sage — Jesus, Jesus!
Es ist Lob und Dank, wenn ich sage — Jesus, Jesus!
Hoffnung und Vertrauen drückt sich aus, wenn ich sage — Jesus, Jesus!
Es ist Liebe und Willkommen, wenn ich sage — Jesus, Jesus!
Es ist Reue über meine Sünden, wenn ich sage — Jesus, Jesus!
Es ist Freude und Wonne über Dich, wenn ich sage — Jesus, Jesus!
Ich Sühne für die Dir zugefügten Beleidigungen, wenn ich sage — Jesus, Jesus!
Ich übergebe mich Dir selbst und alles, was ich habe, wenn ich sage — Jesus, Jesus!
Ich bitte um Vereinigung des Geistes und Herzens mit dir, wenn ich sage — Jesus, Jesus!
Ich drücke alle Wünsche für Zeit und Ewigkeit aus, wenn ich sage — Jesus, Jesus!
Du bist in mir; mein enges Herz umschließt Dich, o unendlicher, o unermesslicher Gott! Ich, arm und schwach, besitze Dich, den Schöpfer Himmels und der Erde, aller sichtbaren und unsichtbaren Dinge. Ich, beschränkt und unwissend, bin eins mit Dir, Der alles kennt, die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft; alle Geheimnisse der Natur und der Gnade; alle wirklichen und möglichen Dinge; alle die verborgenen Falten meines Herzens, seine Sündhaftigkeit und seine Verdienste, seine Anstrengungen, seine Gebrechen, sein Fähigkeiten und seine Wünsche. Ich, kalt und selbstsüchtig, umfange Dich, Der liebt, was Er geschaffen, Der meine Seele zärtlich und standhaft liebt. O könnte ich Deine Liebe erwidern mit einer Liebe, wie sie Dir gebührt und die einigermaßen im Verhältnis stünde zu der Liebe, die Du zu mir trägst. Ich könnte mich fast zufriedengeben, arm, schwach, beschränkt und unwissend zu sein, wenn ich nicht so kalt wäre. Dies ist der Schmerz, den ich immer wieder im Gebete ausspreche. Wenn irgendetwas, so könnte das mir den Wunsch einflößen, aufgelöst und bei Christus zu sein. Ich sehe der Zeit entgegen, wo bei dem Anblicke Deiner Schönheit und Deiner Liebenswürdigkeit meine Kälte zerschmelzen und verschwinden wird, und zwar schneller als das Eis unter der glühenden Sonne; wo ich ohne Anstrengung, ja sogar angetrieben von der Macht aller Kräfte in mir, Dich aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele, aus ganzem Gemüte und aus allen meinen Kräften lieben werde. „Zu uns komme Dein Reich!“
Herr, lehre mich Dich lieben! Lasse meine Liebe mit jeder Kommunion wachsen, bis sie ein schwacher Abglanz Deiner Liebe zu mir werde! Gib, dass alle meine Neigungen, meine Wünsche, meine Interessen sich in Dir, ihrem Mittelpunkte, vereinigen, sodass es mir endlich gelingt, ganz so wie Du zu fühlen, zu wollen, zu denken und mit anderen zu verkehren! Mache es mir leicht, mit Dir zu sprechen! In Freud’ und Leid oder Ungewissheit möge mein erster Gedanke sein, Dich zu befragen. Lasse mich alle meine Angelegenheiten Dir vortragen und erwärme mein Herz für das, was Dich und Deine Ehre betrifft! Hilf mir, mit zweifellosem Vertrauen alles aus Deiner Hand annehmen, was durch Deine Zulassung über mich kommt; hilf mir, bereitwillig, ja freudig Opfer für Dich zu bringen, froh in Vereinigung mit Dir zu leiden, froh über die Gleichförmigkeit mit Dir, die eine Frucht des Kreuzes ist!
Mein Herz, o mein Gott, ist kalt und selbstsüchtig. So war die Welt, als Du in ihrer erschienst. Doch, welche Veränderung hat Dein Erscheinen hervorgebracht! Nicht auf einmal, aber fest und sicher kam eine wunderbare Umwandlung zustande. Du hattest Feuer auf die Erde gebracht, Deine brennende Liebe zu Gott und den Menschen. Und die Flamme breitete sich aus und breitet sich noch immer aus und all die deinigen sind berufen, sie zu unterhalten und weiterhin zur nähren. Aber um andere Herzen zu erwärmen, muss unser eigenes Herz glühen. Erwärme mein Herz, oh Herr, durch Berührung mit dem Deinigen!
Aufopferung und Bitte
Was gäbe es, o Herr, dass Du um meinetwillen nicht geopfert hättest? Deinen Leib überließest Du den Geißelknechten, Dein Antlitz denen, die darauf schlugen und es anspien; Dein Haupt den Dornen, Hände und Füße den Nägeln und Dein Herz der Lanze. Deine Ehre hast Du hingegeben. Du hast Verrat, Undank, Untreue von Freunden, selbst Gottverlassenheit erduldet. Du hast mir Deine Verdienste, Deine Mutter, Dein Reich hinterlassen, ja Dich selbst im Sakramente. Wahrlich, Du kannst fragen: „Was gibt es, was ich für meinen Weinberg hätte tun können und habe es nicht getan?“
Ich danke Dir, o liebster Jesus, für alles, was Du für mich gelitten und für die Liebe, mit welcher Du es gelitten hast. Für alles, was Du mir gegeben, und für die Liebe, mit welcher Du es gegeben. Ich danke Dir für alles, was Du mir bist, für alles, was Du mir sein willst in der Ewigkeit. Glücklich diejenigen, welche während dieses kurzen Lebens Dir auf irgendeine Weise Deine Hingabe vergolten und Deine Liebe erwidert haben. Was habe ich Dir bis zur Stunde gegeben? Welchen Ersatz werde ich dir in Zukunft leisten, nicht etwa durch einen anderen, sondern durch mich selbst, einen persönlichen Ersatz für eine persönliche Gabe?
Ich opfere Dir auf, o Herr, die Freude, die Du heute in den Kommunionen mit jenen hast, die Dich am meisten lieben. Ich allerdings darf nicht hoffen, unter diese glücklichen Menschen gerechnet zu werden, aber durch die Gemeinschaft der Heiligen habe ich Anteil an jenen Schätzen, wodurch ihr Herz so angenehm vor Dir ist. Ich habe Anteil an ihrer Liebe, ihrem Danke, an dem Willkommen, das sie Dir bereiten. Alles dieses opfere ich Dir auf, als wäre es mein eigen. Und was in der Tat mein eigen ist, das opfere ich Dir auf — meine Armut, mein Elend, mein Nichts und die Demütigung, die aus all diesem Elend entspringt. Meine täglichen Arbeiten und Prüfungen, all die Sorgen meines Lebens opfere ich Dir auf. Ich empfehle Diralles, was unvorhergesehen kommen wird und wobei ich ganz besonders den Beistand Deiner Gnade brauchen werde, die Gelegenheiten, die sich mir zur Ausübung der Nächstenliebe bieten werden. Alles, was ich tun und leiden, denken oder sagen werde, vereinige ich mit dem, was Du während Deines Lebens hier auf Erden getan, gelitten, gedacht und gesprochen hast. Ich danke Dir für jede Freude, die Du für mich bereit hältst, und unterwerfe mich jeder Prüfung. Ich nehme den Tod an in der Art und Weise und zu der Stunde, die Du bestimmen wirst, sowie auch das Urteil, das Du über mich fällen wirst, wenn ich vor Dir stehen werde, um Rechenschaft über mein armes, sündhaftes Leben und über die mir anvertraute Verwaltung abzulegen. Auch die Ewigkeit nehme ich an, die dann für mich beginnen wird. Wenn ich noch etwas anderes, noch etwas Kostbares Dir anzubieten hätte, würde ich es hier zu Deinen Füßen niederlegen.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria)nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
01.07.2020 - 07.07.2020
Das Willkommen eines Bittenden
II.
„Herr, hilf mir!“ (Mt 15,25)
„Da sie aber zu dem Manne Gottes kam, fasste sie seine Füße und Giezi trat hinzu, um sie wegzurücken. Der Mann Gottes aber sprach: Lass sie, denn ihre Seele ist betrübt, und der Herr hat es vor mir verborgen und mir nicht angezeigt.“ (4 Reg 4,27)
Vor der Kommunion
Ernste und rauhe Männer scheinen uns jene Propheten des Alten Testamentes zu sein. Und doch, wie zärtlich ist Elias hier gegenüber dem Kummer einer Mutter. Fast scheint er es übel zu nehmen, dass Gott ihm nichts von ihrem Kummer mitgeteilt hat. Er will nicht, dass man sie hindere, sich ihm zu Füßen zu werfen. Er hört ihren leidenschaftlichen Ausruf: „Habe ich denn einen Sohn begehrt von meinem Gott? Habe ich Dir nicht gesagt: Spotte meiner nicht!“ Er kommt ihrer Bitte zuvor und tröstet sie sofort. „Geh’“, sagte er zu seinem Diener, „und lege meinen Stab auf das Angesicht des Knaben!“ Er gibt ihrer Zudringlichkeit nach. Aber die Mutter des Knaben sprach: So wahr der Herr lebt und deine Seele lebt, ich verlasse dich nicht!“ Da machte er sich auf und folgte ihr und erweckt ihr Kind zum Leben. (4. Reg 4,28 ff.)
Wird „der Gott von großer Erbarmung“ (Ex 34,6), „der Gott alles Trostes (2. Kor 1,3) weniger zärtlich sein als Sein Diener?
Können wir von dem erbarmungsvollen Herzen unseres Herrn zu viel erwarten, wenn wir traurig und trostlos zu Seinen Füßen kommen? Mit richtigem Verständnis weist die Sunamitin jedem Trost, den der Diener des Propheten ihr hätte bieten können, zurück und begibt sich persönlich zu dem „Manne Gottes“, in welchem sie die Macht und Gnade Gottes selbst erkennt. Sie kam zu dem Manne Gottes auf den Berg Karmel. Und da der Mann Gottes sie von Ferne erblickte, sagte er zu Giezi, seinem Diener: „Geh’ ihr entgegen und sprich zu ihr: Steht es wohl um dich und um deinen Mann und um deinen Sohn?“ Und sie antwortete: „Ja.“ Hier haben wir das Bild einer Seele, die nicht Trost und Hilfe bei dem Schöpfer sucht, die sich nicht aufhält, ihren Kummer mit ihnen zu besprechen, sondern geradewegs zum Schöpfer eilt.
Es gibt Wunden, die sich durch Berührung von Menschenhand verschlechtern und entzünden. Wir müssen sie der zärtlichen Behandlung dessen überlassen, der ihren Schmerz lindern kann, indem er Öl und Wein in die selben gießt. „Entlasse sie“, sagten die Apostel von der müden, hungrigen Menge, die dem Herrn scharenweise in die Wüste gefolgt. „Schicke sie weg“, sprachen sie von der armen Mutter, die ihm ihres kranken Kindes wegen nachrief. Das ist das höchste, was wir in unseren Nöten von den Geschöpfen erwarten können. Ich will mich zu meinem Schöpfer wenden, um Trost und Hilfe zu erhalten, zu ihm, der gesagt hat: „Rufe zu mir am Tage des Trübsal und ich werde dich erretten!“ (Ps 49,15) Wer zu Mir kommt, den werde Ich nicht hinausstoßen.“ (Joh 6, 37)
„Wache auf! Warum schläfst Du, Herr? Wache auf und verwirf uns nicht auf immer! Warum wendest du ab Dein Angesicht, vergisst unsere Armut und unsere Trübsal?“ (Ps 43, 23 f.)
„Gott, der Du stark bist über alles, erhöre die Stimme derer, die keine andere Hoffnung haben, und befreie mich von meiner Furcht!“ (Esth 14,19)
„Uns aber rette durch Deine Hand und hilf mir, die keine andere Hilfe hat, als dich, Herr, der du Wissenschaft von allem hast!“ (Esth 14,14)
„Gedenke, o Herr, unser, und zeige Dich in der Zeit unserer Trübsal!“ (Esth 14,12)
„Hilf uns, Gott, unser Heiland, und um der Ehre Deines Namens willen, erlöse uns!“ (Ps 78,9)
„Wache auf, Herr, hilf uns, und erlöse uns um Deines Namens willen!“ (Ps 43, 26)
„Ich schonte meines heiligen Namens .... Nicht euretwillen tue ich es, sondern um meines heiligen Namens willen.“ (Ez 36,21 ff.)
Herr, sprich also zu mir, wie Du einst zu deinem Volke sprachst. Ich weiß sehr wohl, dass mein Gebet in Ewigkeit nicht erhört wird, wenn Du auf mich allein siehst. Nicht um meinetwillen, sondern um Deiner selbst willen flehe ich Dich an, höre und höre mich! Erinnere dich Deines Versprechens: „Um was immer ihr den Vater in Meinem Namen bitten werdet, das will Ich tun, damit der Vater in dem Sohne verherrlicht werde. Wenn ihr Mich um etwas bittet in Meinem Namen, das will Ich tun.“ (Joh 14,13 f.) Höre auf mich und hilf mir, nicht so fast um eines meiner Verdienste zu belohnen, als vielmehr Deinen heiligen Namen zu verherrlichen! Nicht uns, o Herr, nicht uns, sondern Deinem Namen gib die Ehre!
Nach der Kommunion
Woher geschieht mir dies, dass mein Herr zu mir kommt?
„Denn Dieser ist Gott, unser Gott in Ewigkeit, und immer und ewig.“ (Ps 47,15)
„Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
„Mein Herr und mein Gott.“
„Herr, ich glaube; hilf meinem Unglauben!“
„Herr, vermehre meinen Glauben!“
„Hochpreiset meine Seele den Herrn, und mein Geist frohlocket in Gott, meinem Heilande.“ (Lk 1, 46 f.)
„Denn Er hat gesättigt die arme Seele, die hungernde Seele gesättigt mit Gütern.“ (Ps 106,9)
„Lobsinget unserem Gott, lobsinget! Lobsinget unserem König, lobsinget!“ (Ps 46,7)
„Lobsinget unserem Gott all Seine Diener und die ihr Ihn fürchtet, klein und groß!“ (Offb 19,5)
„Würdig bist Du, o Herr, unser Gott, zu empfangen Preis, Ehre und Kraft.“ (Offb 4,11)
„Amen! Lob und Herrlichkeit, und Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Kraft sei unserem Gott in alle Ewigkeit. Amen!“ (Offb 7,12)
„Steht es wohl um dich und um deinen Mann und um deinen Sohn?“ (2. Reg 4, 26)
Unser Herr ist uns gleich in allem. Bei unseren Besuchen erkundigen wir uns nach den Angehörigen unseres Freundes. So tut auch Er. Seine Teilnahme erstreckt sich auf alles, was uns angeht, auf alle, die uns teuer sind, auf alle, deren Leben mit dem unsrigen verknüpft ist und deren Glück gewissermaßen von der Art und Weise unseres täglichen vertrauten Umganges mit ihnen im Familienkreise abhängt. „Steht es wohl um sie? Und wenn nicht, woran liegt es? Sage Mir alles, was sie betrifft“, spricht er. Er will, dass wir ihm die Bitte vortragen, obgleich Er sie bereits weiß, und zwar besser, als wir sie ausdrücken können. Er sah in die traurigen Herzen der zwei Jünger auf dem Weg nach Emmaus und doch wollte er ihren Kummer von ihnen selbst erfahren. „Weißt Du nicht, was geschehen ist“, fragten sie. Und er sprach zu ihnen: „Was?“ Er liebt das Vertrauen, das Teilnahme und Hilfe bei ihm sucht, das ihn hierher und dorthin führt. „Komm, Herr, und sieh!“ Ein Freund muss um die Hoffnungen, Pläne, ja auch um die Verdrießlichkeiten der befreundeten Familie wissen. Dass eine Unterredung gelungen, ein Unternehmen gescheitert ist, dass ein Missverständnis uns schmerzt, dass diese Anordnung nicht passt und jene auf unüberwindliche Hindernisse stößt — all das muss der Freund erfahren; er muss ein aufmerksames Ohr haben.
Keiner kann in dieser Hinsicht unserem Herrn gleichkommen. Wir mögen stundenlang mit Ihm reden, wir mögen immer wieder auf die alte Geschichte zurückkommen, Er ermüdet dennoch nicht.
Ja, werden sicher manche von uns einwenden, der Herr hört uns zu — doch Er ist stumm, mit keiner Silbe antwortet Er, durch kein Zeichen beweist Er Teilnahme oder Mitleid. Wie kann unter solchen Umständen ein Gespräch weitergeführt werden?
Gewiss, das ist eine Schwierigkeit, doch viele von uns geben Zeugnis für die Stimme, die sich deutlich in der Tiefe der Seele vernehmen lässt. Licht, Trost, Kraft — das ist Seine Antwort auf ein geduldiges, beharrliches Gebet. Wir vernehmen keinen Laut, wir vermissen die Annehmlichkeit der menschlichen Stimme; doch nicht Annehmlichkeit sollen wir im Gebete suchen, sondern Hilfe; Hilfe ist dem Gebete versprochen. Setzen wir den Fall, es würde jenen, die eine Klage vor den Gerichtshof zu bringen haben, gesagt, der Richter sei bereit, ihnen den Vorteil seines Rates zukommen zu lassen und sichere Ihnen Erfolg zu unter der Bedingung, dass sie ihm ihre Angelegenheiten vortragen, würde diese Bedingung zu hart gefunden werden? Wenn den Bettlern der Zutritt zu einem reichen Manne gestattet würde, der sich bereit erklärt hat, ihnen zu helfen, und zwar unter der Bedingung, dass sie ihm ihre Nöte vortragen sollten und dass es ihm freistünde, auf die von ihm gewollte Art und Weise und zu der von ihm bestimmten Zeit zu helfen — würde diese Bedingung die Bettler abhalten, das Haus des reichen Mannes und die Treppen zu seiner Türe zu belagern?
Wenn in den Dingen dieser Welt Einigkeit stark macht, wenn das Zusammenwirken einer der Hauptfaktoren des Erfolges im Geschäftsgange ist und der Rat der Sachkundigen eine Wohltat, die bis aufs Äußerste nutzbar gemacht wird, warum sollte weniger Eifer auf die Sicherstellung der ewigen Angelegenheiten verwendet werden?
O Kinder dieser Welt, welch fortwährender Vorwurf seid ihr für die Kinder des Lichtes? Wie blind und töricht trotz all unseres Glaubens und all unserer Klugheit erweisen wir uns, wenn es sich um die Dinge der Ewigkeit und der Seele handelt. Natürlich sehnen wir uns nach einem tröstenden, aufmunternden Wort unseres Königs, unseres Richters, unseres göttlichen Freundes im Tabernakel. Aber es ist nicht an uns, Bedingungen zu stellen, durch welche Seine Gunst gewonnen wird. Sollten wir nun, weil das Gebet beschwerlich ist, und das wird wohl niemand leugnen, der es geübt hat, Verzicht auf dasselbe leisten?
„Das Gebet“, sagt Faber, „ist nicht ein Vergnügen oder ein selbstsüchtiger, süßer Zeitvertreib — das Gebet ist das demütige Knien des Geschöpfe zu den Füßen Seines Schöpfers.“
Für die meisten Menschen ist das Gebet keine Leichtigkeit. Dann und wann mag es ja eine erträgliche Pflicht, eine Linderung sein, gar oft aber ist es eine harte Arbeit, manchmal sogar eine wirkliche Seelenpein. Doch, was liegt daran, wenn wir durch diese Arbeit und diese Seelenpein die für die Gegenwart erforderliche Hilfe und den freien, segensvollen Verkehr mit unserem himmlischen Vater, unserem Erlöser, unserem Freund, unserem Bruder gewinnen, jenen Verkehr, der in alle Ewigkeit fortdauern soll?
Einstweilen ruht Sein Auge auf uns, indem es mitleidsvoll die ermüdende Arbeit des „Gebetes des Glaubens“ beobachtet. Wenn sich an jenes demütige, vertrauensvolle Gebet die Verheißung knüpft: „Bittet und ihr werdet empfangen“, wer ist imstande, uns die vermehrte Kraft jenes Gebetes zu zeigen, das, wie das Seinige im Ölgarten, inmitten von Furcht, Angst und Trauer ausharrt? „Und als Ihn Todesangst überfiel, betete er länger.“ (Lk 22)
Oh mein Heiland und mein Vorbild, vereinige meine Angst mit der Deinigen! Unterstütze jederzeit mein schwaches Gebet durch die Kraft Deines eigenen! Gib ihm die Kraft, die Dein Gebet, angesichts des herannahenden Leidens, hatte! Gib ihm jenes Vertrauen, das alles den Händen des Vaters überlässt, indem es alle Seine Anordnungen als gut, als überaus gut und unendlich liebevoll annimmt! Lass es sprechen: „Nicht mein Wille, sondern der Deine geschehe. Ja, Vater, denn so hat es Dir wohl gefallen!“
Aufopferung und Bitte
Als Gott der Liebe hast Du Dich mir geoffenbart, und da es in der Natur der Liebe liegt zu geben, so gibst Du verschwenderisch und unermüdlich, und zwar von Deinem Besten. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab.“ Alle anderen Gaben sind geringer als diese. Alle anderen sind in dieser enthalten. „Wie, sollte Er uns mit Ihm nicht alles geschenkt haben?“ (Röm 8,32)
Was kann ich Dir dafür geben? Ich habe nichts, das nicht Dein wäre. Doch Du willst das von meiner Hand annehmen, was ohnehin schon Dir gehört. Ich biete dir also als Gegengeschenk all die Güter der Seele und des Leibes, alles, was die Liebe mir gegeben, alles, was sie mir vorenthalten hat: Leben, Kraft, Fähigkeiten, meine Leiden und Freuden, meine Gnaden und meine Verantwortlichkeit, meine Wünsche und meine Tauglichkeit zu Deinem Dienste. Weil aber alles, was ich besitze, Deiner unwürdig ist, so opfere ich Dir die Vollkommenheit Deiner Engel und all die Verdienste Deiner Heiligen auf; ich opfere Dir auf das überaus heilige Herz Mariens; Dein eigenes allerheiligstes Herz — ein Opfer von unendlichem Werte, das in der heiligen Kommunion mir geschenkt wurde, auf dass ich es hinwiederum Dir anbiete als überreichen Ersatz für alles, was ich bereits empfangen, und für das, was ich hienieden und drüben erwarte. Ich opfere Dir heute dieses Herz für jede Seele in der Welt; für die 500 Millionen Christen, von denen so viele Deinen Namen tragen, ohne Dich zu lieben, ohne Dir zu dienen; für die 900 Millionen, die niemals Deinen Namen gehört haben, denen die Schönheit Deines Lebens und die Zärtlichkeit Deines Herzens nie zur Erkenntnis gekommen ist. O Erlöser der Welt, Der Du den Tod keines Menschen willst, Der Du im Gegenteil wünschest, dass alle Menschen bekehrt werden und leben sollen, rette diese dem Verderben entgegeneilenden Seelen, von denen jede mit Deinem kostbaren Blute erkauft ist und einen Platz in Deinem Herzen hat. O Herr der Ernte, sende Arbeiter in Deinen Weinberg, gib, dass der Glaube sich schneller und weiter verbreite. Gib Gedeihen den auswärtigen Missionen, sichere den sterbenden Kindlein die Taufe; komme denen zur Hilfe, die am heutigen Tage ohne Priester, ohne Sakrament ihr Leben beschließen.
Ich opfere Dein allerheiligstes Herz auf für alle jene, die, im Dunkeln tastend, den Weg zur Wahrheit suchen. O Licht, das einen jeden erleuchtet, der in diese Welt kommt, hilf ihnen hinweg über die Schwierigkeiten, die Du allein bemessen und die Du allein aus dem Wege räumen kannst. Stärke jene, die zögernd an der Schwelle der Kirche stehen und die durch irdische Beweggründe vom Eintritt abgehalten werden. O welch ein Glück, könnte ich nur einer von diesen Seelen behilflich sein! O Herr, gib mir Gelegenheit hierzu und Deine Gnade! Wenn ich nicht „viel“ tun kann, so lass mich „Weniges“ vollbringen. Mache mich freigebig an Liebe, an Zeit, an allem, was ich ihnen zur Verfügung stellen kann. Du aber erachte jede Anstrengung, jeden Wunsch meinerseits als eine Danksagung für die mir so unverdient verliehene Gnade des Glaubens.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria)nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
24.06.2020 - 30.06.2020
Das Willkommen eines Bittenden
I.
„Herr, hilf mir!“ (Mt 15,25)
Vor der Kommunion
Und Er ging in das Gebiet von Tyrus und Sidon, und Er trat in ein Haus. Er wollte, das es niemand erfahren sollte, und doch konnte Er nicht verborgen bleiben, denn ein kananäisches Weib kam, sobald sie von Ihm gehört, fiel Ihm zu Füßen und rief mit lauter Stimme: „Herr, Sohn Davids, erbarme Dich meiner; meine Tochter wird arg von einem bösen Geiste geplagt.“ (Mt 15,22)
Sie war eine von jenen, die alles versuchen, die allem mutig entgegengehen, um den Wunsch ihrer Herzen in Erfüllung zu bringen. Sie hatte von dem Wundertäter gehört, Der das Land durchzog, indem Er allen Gutes erwies und jede Krankheit, jedes Gebrechen unter dem Volke heilte. Oh, dass Er in ihre Nähe käme! Sie war keine von den Seinigen; aber wenn sie mit ihrer Bitte in Seine Nähe kommen könnte, würde Er nicht von dannen gehen, bis Er sie gehört und erhört hätte.
Eines Tages überraschte sie die Nachricht, dass Er die Grenze von Judäa überschritten habe und im Gebiete von Tyros und Sidon sich befinde. Sofort ist ihr Entschluss gefasst, sie will Ihn aufsuchen. Sie will sich Ihm zu Füßen werfen. Ihr armes Kind soll endlich geheilt werden. Nichts hält sie zurück. Weder Furcht vor Tadel, noch die Warnung, dass sie niemand treffen würde, der Seinen Aufenthalt wisse, noch die Furcht Ihn zu erzürnen, wenn sie, die Heidin, sich Ihm aufdrängen würde.
Sie kommt und fällt Ihm zu Füßen.
„Erbarme Dich meiner, Du Sohn Davids, meine Tochter wird arg von einem bösen Geiste geplagt!“
Er antwortet ihr kein Wort.
Welch ein Empfang! Und doch hatte man ihr gesagt, Er wäre so gut und so erbarmungsvoll, dass Er alle anhöre und die Bitten aller gewähre. Sie nimmt also die Weigerung nicht an. Er muss, Er muss Mitleid mit ihrem Kinde haben. Sie bleibt zu Seinen Füßen liegen. Bald seufzt sie, bald ruft sie leidenschaftlich: „Erbarme Dich meiner, erbarme Dich meiner, Sohn Davids!“ Sie wird zudringlich. Die Zwölf sammeln sich um unseren Herrn, wenden sich ärgerlich gegen sie und gebieten ihr zu schweigen. Ihr Meister, sagen sie, denke nicht daran, irgendetwas für das Heidenvolk dieses Landes zu tun, sie solle schweigen und nach Hause gehen. Als ob sie diese Worte nicht gehört hätte, fährt sie jämmerlich zu rufen fort: „Erbarme Dich meiner!“
Sie wenden sich bittend an ihren Meister und sagen: „Schicke sie weiter, denn sie schreit uns nach!“ (Mt 15,23) Und Er ergreift Seiner Jünger Partei. „Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel.“
„Herr, hilf mir!“, ist ihre einzige Antwort. Sie scheint nicht entmutigt, sie nimmt die harte Behandlung nicht übel; sie wiederholt den ernsten, vertrauensvollen Ruf: „Herr, hilf mir!“ (Mt 15,25)
Unser Herr schaut auf sie herab. Er sieht die Angst ihrer Seele. Ihr Gebet ist vollkommen. Sie hat alles getan, was sie konnte. Und doch lässt Er sich nicht erweichen, ja, Er wird umso ernster, je inniger ihr Gebet wird.
„Es ist nicht recht, den Kindern das Brot zu nehmen und es den Hunden vorzuwerfen.“ (Mt 15,26)
Wie kann er nur so sprechen? War sie soweit herabgekommen, um ein Hund genannt zu werden? Schau, wie ruhig sie den Tadel erträgt. Sie ist nicht gekränkt. Ihr demütiges Vertrauen weicht nicht. Wie Jakob ist sie stark gegen Gott. Jakob rang mit einem Engel; sie bemisst ihre Kräfte an dem Herrn der Engel, an Gott Selbst. Siehe die Treuherzigkeit, mit welcher sie Seine Worte ihrem Zwecke dienstbar macht. „Ja, doch, Herr, denn auch die Hündlein essen unter dem Tische von den Brosamen der Kinder. Ich bitte nicht um Brot, sondern nur um die Krümchen, die die Kinder nicht vermissen werden.“ (Mt 15,28)
Der Herr ist besiegt. „Oh Weib, dein Glaube ist groß, dir geschehe, wie du willst.“ Und von derselben Stunde an war ihre Tochter gesund. War es der Mühe wert gewesen, so lange gewartet, vertraut, im Gebete gerungen zu haben? War es Lohn genug, zu Ihm emporzublicken, Sein Lächeln zu schauen, ein ruhmvolles Lob von Seinen Lippen zu hören? Er, Der den Mangel an Glauben bei Seinem auserwählten Volke so stark fühlte, Der Seine eigenen Jünger wiederholt wegen ihres geringen Glaubens tadelte, hatte bei diesem armen Schäflein, außerhalb der Herde Israels, das gefunden, was Er suchte, und Seine freudige Bewunderung brach in Worte aus, welche die Zwölfe in Staunen setzten: „Oh Weib, groß ist dein Glaube, dir geschehe, wie du willst.“
Nur einer Frau war es möglich, solch feines Gefühl zu zeigen und Gewinn aus solch einem Tadel zu ziehen. Und wir können vielleicht hinzufügen — nur eine Frau wollte er so schwer auf die Probe stellen. Er, Der die Gemütsart des Mannes kannte, stand nicht an, ihren Glauben, ihre Geduld aufs äußerste zu prüfen. Er weiß, dass das Herz einer Frau in der Verfolgung ihres Zieles Aufschub, Verachtung, Vorwurf erträgt und dass sie nicht ablässt, bis ihre Sache gewonnen ist.
Wir beobachten, dass ihr Gebet durch die Strenge und Länge der Prüfung inniger wird. Und da es an Innigkeit und Vollkommenheit zunimmt, bittet sie nur mehr um Erbarmen, ohne ihre Not zu nennen. Hierin sollen wir ihrem Beispiele folgen; wir sollen unsere Bedrängnisse dem erbarmenden Herzen Jesu vorstellen, ohne dass wir um Hilfe bitten — wir wissen, die Hilfe wird kommen. So die Schwestern von Bethanien, als ihr Bruder Lazarus im Sterben lag: „Herr, siehe, der, den Du liebst, ist krank!“ (Joh 11,3) Oder wir können unsere Bedürfnisse sagen und mit geduldigem Vertrauen auf Hilfe warten. So tat sie, auf deren Bitte sein erstes Wunder zu Kana in Galiläa gewirkt wurde. „Sie haben keinen Wein mehr.“ (Joh 2,3) Eher würde Er Seiner Zeit vorauseilen, eher würde er die Gesetze der Natur aufheben und Wunder wirken, bevor Er ein vertrauensvolles Gebet unbeachtet ließe.
Die Mutter Jesu lehrte uns zu Kana, wie wir durch eine abschlägige Antwort nicht entmutigt werden sollen! „Weib, was geht das mich und dich an? Meine Stunde ist noch nicht gekommen.“ (Joh 2,4) Das waren ernste Worte. Gab sie nun alles für verloren auf? Stand sie von ihrer Bitte ab? Sie blickte in Sein Angesicht, das Angesicht, dass sie so gut kannte, und es lag etwas in demselben, dass der Strenge Seiner Rede widersprach. Indem sie sich zu den Aufträgern wandte, sagte sie: „Was Er euch sagen wird, das tut!“ (Joh 2,5) Seine Zeit war noch nicht gekommen; aber ein vertrauensvolles Gebet findet allezeit den Weg zu Seinem Herzen. Sie hoffte auf Ihn und wurde nicht zuschanden.
Und damit ich nicht sagen könne, nur Seiner Mutter gebühre ein solches Vorrecht, habe ich das Beispiel der heidnischen Frau, deren einziges Vorrecht in ihrer Not lag, in ihrer Zuflucht zu Ihm, ihrer Demut, ihrer Beharrlichkeit. Wahrscheinlich, um die Rauheit der Jünger zu entschuldigen, heben St. Matthäus und Markus die Tatsache hervor, dass diese arme Bittstellerin keinen Anspruch auf die Hilfe unseres Herrn hatte. Sie war „ein kananäisches Weib, eine Heidin, deren Heimat Syrophönizien war“. Sie war ein verlorenes Schaf, doch unser Herr Selbst erinnerte sie daran, dass sie keines aus dem Hause Israel war, zu denen Er gesandt worden. Sie war kein Kind vom Hause, sondern ein Hund. Konnten Worte zermalmender sein? Doch hatten sie nicht die leiseste Wirkung auf ihr Vertrauen. Sie war in ihrer schrecklichen Not zu Ihm gekommen; sie ging nicht ungehört hinweg. Sie war taub gegen die strengen, harten Worte, sowohl von Seiten des Meisters, als auch von Seiten Seiner Jünger. Aber sie war nicht blind. Sie hatte emporgeblickt in das Antlitz Jesu und durch Seine Augen hatte sie in Seinem Herzen gelesen. Was lag daran, dass der Ton Seiner Stimme gegen sie war — es lag doch Gefühl darin. Sie war nicht aus Seinem Stamme, aber Er war ihrer Natur. Er war ein Mensch, er war mitleidig:
„Sohn Davids, erbarme dich meiner!“
Sohn Davids, erbarme dich meiner! Du bist der nämliche, jetzt, wie an jenem Tage, als jene leidensvolle Mutter zu Deinen Füßen kniete. Meine heutige Not stand Dir damals vor Augen, Du stelltest ihren Glauben auf eine harte Probe, um den meinigen zu stärken. Du hast diese heidnische Frau den Hilfesuchenden aller Zeiten zum Vorbild aufgestellt. Ich will über sie nachsinnen, ich will von ihr lernen. Wie sie, will ich Tadel, Aufschub und die Qualen der Verzögerung dulden. Wie sie, will ich auf Dein Herz vertrauen und vertrauend im Gebete ausharren: Herr, hilf mir, Sohn Davids, erbarme Dich meiner!
Nach der Kommunion
„Gesegnet sei Gott, der Herr, heute.“ (3. Reg 5,7)
„Lob, meine Seele, den Herrn, und alles, was in mir ist, Seinen heiligen Namen!“ (Ps 102,1)
„Lobe, meine Seele, den Herrn und vergiss nicht alle Seine Wohltaten!“ (Ps 102,2)
„Lobet den Herrn, ihr alle seine Engel, die ihr gewaltig seid an Kraft!“ (Ps 102,20)
„Lobsinget unserem Gott, ihr alle Seine Diener und die ihr Ihn fürchtet, klein und groß!“ (Offb 19,5)
„Preiset hoch mit mir den Herrn, lasst uns erheben Seinen Namen mitsammen!“ (Ps 33,4)
„Preiset unsern Gott, und lasset hören die Stimme Seines Lobes!“ (Ps 65,8)
„Gebenedeit sei der Herr, denn Er hat mir Seine Barmherzigkeit wunderbar erwiesen.“ (Ps 30,22)
„Denn Er hat gesättigt die arme Seele, die hungernde Seele gesättigt mit Gütern.“ (Ps 106,9)
„Es ist nicht recht, das Brot den Kindern zu nehmen und den Hunden vorzuwerfen.“
„Ja doch, Herr, denn auch die Hündlein essen unter dem Tische von den Brosamen, die von dem Tische ihrer Herren fallen.“
Es ist nicht recht, einen Sünder und Ausgestoßenen zu den Vorrechten der Kinder Gottes zuzulassen.
Doch, Herr, denn Du bist gekommen, nicht die Gerechten, sondern die Sünder zu rufen. Du wurdest der Freund der Sünder genannt; Du gingst dem verschwenderischen Sohne entgegen, stelltest ihm alles Gute im Haus seines Vaters zur Verfügung.
Es ist nicht gut, dass der Wille des Schöpfers sich beuge dem Willen des Geschöpfes. Doch, o Herr, Du segnest „Israel, Deinen Vielgeliebten“ (Gen 32, 28), weil er stark war gegen Gott. Und zu allen Zeiten hat es Dir gut geschienen, dass wir im Gebete mit Dir ringen und ausharren sollen.
Erinnere Dich, o Gott, dass Du uns befohlen hast, zu bitten, zu suchen, anzuklopfen!
Erinnere Dich, dass Deine Gnade nicht dem Verdienste, sondern dem beharrlichen Gebete verheißen ist!“ „Denn jeder, der bittet, empfängt; wer sucht, der findet; wer anklopft, dem wird aufgetan.“ (Lk 11,10) Erinnere Dich, dass wir, die wir böse sind, unseren Kindern gute Gaben zu geben wissen; um wie viel mehr wird unser himmlischer Vater denen Gutes geben, die ihn darum bitten.
Erinnere Dich, dass Du gesagt hast: „Was immer ihr den Vater in Meinem Namen bitten werdet, das wird Er euch geben. Bisher habt ihr um nichts in Meinem Namen gebeten. Bittet und ihr werdet empfangen, damit eure Freude vollkommen sei!“ (Joh 16,23)
Siehe, ich bitte, ich suche, ich klopfe an. Tag und Nacht rufe ich zu Dir. Höre mich, habe Mitleid mit mir, damit ich nicht durch mein fortwährendes Kommen Dich ermüde!
Weil ich beharrlich anklopfe, erhebe Dich und gib mir! Gib mir alles, was ich brauche; und tust Du es nicht, weil ich Dein Freund bin, so tue es meines Ungestümes wegen!
Mit der Frau von Syrophönizien rufe ich zu Dir: „Habe Erbarmen mit mir, o Herr, Sohn Davids!“ Mit ihr nahe ich mich Dir und bete Dich an und spreche: „Herr, hilf mir!“
Sprich zu mir, wie zu den Blinden von Kapharnaum: „Glaubt ihr, dass ich euch das tun könne? (Mt 9,28) Und mit vollem Glauben will ich mit ihnen antworten: „Ja, Herr!“
Sage zu mir wie zu dem Blinden von Jericho: „Was willst du, das Ich dir tun soll? (Lk 18,41)
Sage zu mir wie zu der trauernden Mutter von Naim: „Weine nicht!“ (Lk 7,13)
Doch damit mein Gebet nicht eines von denen sei, worauf Du zu antworten pflegst: „Ihr wisst nicht, um was ihr bittet“ (Mt 20,22), ein Gebet, das meinem Wohle oder dem Wohle derer, für die ich bitte, nicht förderlich ist — damit es ein Gebet sei, das erhört wird durch die Verleihung von etwas Besserem — füge ich dein Gebet am Ölberg hinzu: „Abba, Vater, Dir ist alles möglich, nimm diesen Kelch von mir hinweg; doch nicht, was ich will, sondern was Du willst.“ (Mk 14,36) „Mein Vater, ist es nicht möglich, dass dieser Kelch vorübergehe, ohne dass ich ihn trinke, so geschehe Dein Wille.“ (Mt 26, 42)Aufopferung
Aufopferung
Was soll ich dem Herrn opfern, das Seiner würdig wäre? Soll ich das Knie beugen vor dem hohen Gott?! (Mich 6,6)
Ich habe nichts, das ich nicht von Ihm empfangen hätte. Aber auch Seine eigenen Gaben will Er aus meiner Hand annehmen, als ob sie nicht bereit Sein Eigen wären; als ob Er derselben bedürfe, und für deren Schenkung will Er sich mir zum Schuldner machen. O liebevoller Erlöser, wie unendlich ist Deine Herablassung gegen mich, dein armseliges Geschöpf; wie zärtlich ist Dein Mitleid gegen mich, Dein schwaches Kind!
Ich komme also zu Dir mit allem, was ich bin und habe. Ich opfere Dir meine Seele, mein Leid, alle Güter dieses Lebens, mit denen du mich gesegnet — meine Familie, meine Freunde. Meine Arbeit, meine Erholungen, meine Verantwortlichkeit, meine Ängste, meine Versuchungen und Gefahren, meine Wünsche und Enttäuschungen, alle Zustände und Wechselfälle des Lebens, all seine Leiden und Freuden, alle meine Interessen für diese und die zukünftige Welt, mein Leben und meinen Tod, alles opfere ich Dir auf, oh mein Gott!
Und da das alles doch nur eine wertlose Gabe ist, so fasse ich zusammen und bringe Dir dar die Ehre und den Ruhm, der Dir vom Anbeginne dargebracht wurde und der Dir in alle Ewigkeit dargebracht wird von allen Geschöpfen: die ununterbrochene Anbetung der Engel; die Arbeiten der Apostel und Missionäre, um die Kenntnis Deines Namens auszubreiten; die Standhaftigkeit der Märtyrer und der Menge sanftmütiger Dulder, die Dir, ihr Kreuz tragend, nachgefolgt sind; die Geduld der Bekenner und all jener, die in dem steten Ringen mit sich selbst trotz Ermüdung und Niederlage, unermüdlich ausgeharrt haben; all die Reinheit der Jungfrauen; all die Tränen jener, die ihre Kleider weiß gewaschen haben im Blute des Lammes. Ich freue mich über die Liebe und Anhänglichkeit Deiner treuen Diener und opfere Dir dieselbe auf zur Sühne meiner Kälte und meiner Trägheit. Ich vereinige mich mit der vollkommenen Anbetung und dem Dienste Deines einzig vollkommenen Geschöpf ist, der allerseligsten Jungfrau, der erhabensten würde, die sich am tiefsten vor Dir erniedrigte. Ich opfere Dir auf den Gottesdienst, der allein Deiner würdig und Deiner Hoheit entsprechend ist — das Lob, die Ehrerbietung, den Gehorsam Deines eingeborenen Sohnes; alle die Leiden Seiner Kindheit, die Entbehrungen Seiner Jugend, die Mühseligkeiten und Verfolgungen Seines Mannesalters, die Qualen Seines bitteren Leidens, die Herrlichkeit Seiner Auferstehung, Seine Fürbitte für uns im Himmel zu Deiner Rechten, das unaussprechliche Geschenk Seiner wirklichen Gegenwart unter uns bis zum Ende der Zeiten, das reine und immerwährende Opfer mit Seinen unendlichen Verdiensten, das Deinem Namen an jedem Orte, in der in der ganzen Welt, dargebracht wird,. Blicke, oh Gott, unser Beschützer, blicke auf das Angesicht Deines Gesalbten! Wie, haben wir Dir mit Ihm nicht alles gegeben?
Bitte
O, dass du Gottes Geschenk erkennen möchtest! O Kind, wenn du wüsstest, welche Macht du über Mein Herz hast, du würdest ihm eine heilige Gewalt antun, du würdest ihm jene Gnaden entreißen, die diejenigen davontragen, die Gewalt gebrauchen! Du würdest Sünder retten, die im Begriffe stehen, ihre letzte Gnade zurückzuweisen. Du würdest Kinder retten, die von ihren Eltern verlassen und dem Tode preisgegeben sind. Du würdest unverzüglich den Seelen, die um dein Mitleid flehen, den Himmel öffnen. Du würdest die Hände Meiner vielgeliebte Missionäre, die Meinen Namen zu jenen tragen, die Mich noch nicht kennen, stärken und ihre Herzen erfreuen. Du würdest das Licht des Glaubens für jene gewinnen, die es suchen, und Kraft für die, so den Schatz gefunden, denen es aber an Mut gebricht, alles hinzugeben, um ihn zu erwerben. Wenn du verkündest, was Ich für dich getan, dadurch, dass Ich Mich selbst dir gab, „wenn dein Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkörnlein“ (Mt 17,19), so würdest du deine Hand zu großen Dingen ausstrecken. Bis zu den äußersten Grenzen der Erde und über die Erde hinaus, hinüber zu dem traurigen Orte der Reinigung, wo es Seelen zu erlösen gibt; würde die Frucht deiner Kommunion reichen.
O Herr, könnte ich dir den Weg zu jedem Herzen bahnen, könnte ich die Schlüssel zu jeder Festung auf der ganzen Welt in Deine Hände legen! Doch sie sind ja in Deinem Besitze. In deiner Hand sind nicht nur die Schlüssel zum Himmel und zur Hölle, sondern auch die Schlüssel zu jedem Menschenherzen. Mag die Handhabung auch noch so schwierig sein, mag der Rost der Jahre das Öffnen erschweren, Deine Berührung weicht jedes Hindernis. Du hältst den Schlüssel, ja Du selbst bist der Schlüssel. „O Schlüssel Davids, Du öffnest und niemand schließet, Du schließest und niemand öffnete; komme und befreie die Gefesselten, die in Dunkelheit und Todesschatten sitzen!“ Ich flehe Dich an für all die meinigen, für alle jene, die Du mir gegeben, damit ich in Liebe für sie Sorge. O möchte meine heutige Kommunion Schutz und Wachstum in der Gnade für sie sein!
Mögen sie Licht, Kraft und Trost sein unserem Heiligen Vater, dem Papste, allen Bischöfen und Priestern, allen, die Seelen zu gewinnen trachten, den Armen, den Leidenden, den Versuchten, den Kindern! Wie der Strom des lebendigen Wassers durch das himmlische Jerusalem fließt, so möge die Gnade dieser meiner Kommunion durch die Kirche fließen; ihre Frucht möge die Heilung der Völker sein! Mögen Sie zukommen jeder Seele, die außerhalb der sichtbaren Kirche ist, meinen Verwandten und Freunden, den armen Heiden, die außer dem Bereiche der Gnade der Sakramente stehen. Oh Jesus, mein Mut sinkt bei dem Gedanken an die 900 Millionen erlöste Seelen, welche jetzt im 20. Jahrhundert den Namen ihres Erlösers noch nicht gehört haben. Sende Arbeiter in Deinen Weinberg und erinnere Dich in Liebe jene Menge, die Du mit Deinem Blut erkauft hast! Man sagt, die heilige Theresia hätte Dir ebenso viele Seelen gewonnen, als der heilige Franziskus Xaverius. Das Bedürfnis nach dem fürbittenden Gebete ist nicht geringer als in jenen Tagen, und da es nicht genug Heilige gibt, Deine Barmherzigkeit zu rühren, so musst Du wohl das Gebet der Sünde erhören. Höre mein Gebet; am heutigen Tage hat es mehr Kraft und Wirksamkeit — es ist Dein eigenes, denn Du selbst bist in mir.
O Herz Jesu, Arche der zugrunde gehenden Welt, zu Dir fliehen all die Auserwählten, um sich vor dem Zorn Gottes und dem Sündenstrome zu schützen. Ziehe in diese Zufluchtstädte nicht nur jene, die sie suchen, sondern auch jene, die sie nicht suchen und die derselben am meisten bedürfen! Dein Herz wurde auf Golgatha geöffnet, um uns einzulassen, und bleibt geöffnet immerdar, auf dass alle, welche wollen, durch Dich gerettet werden. Und wenn der letzte der Auserwählten durch Dich zum Heile gelangt sein wird, dann wird die Türe geschlossen und der hereinbrechende Zorn Gottes wird alles verzehren, was sich nicht darin befindet.
O Herz Jesu, Heil derer, die auf Dich hoffen, habe Erbarmen mit uns! Herz Jesu, das uns vor dem bevorstehenden Zorne gerettet hat, ziehe alle Menschen an Dich, zwinge sie einzutreten, auf dass die Zahl der Geretteten vermehrt werde! Wo nur immer eine Versuchung zu überwinden, die Unschuld zu bewahren, der Tod zu Wasser oder zu Lande zu vermeiden, wo die Gnade der Beharrlichkeit zu sichern und das Gute zu unterstützen ist, wo es einen Schwachen zu stärken, einen Gefallenen zu erheben, einen traurigen zu trösten gibt — dorthin lasse die Frucht meiner Kommunion gelangen!
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
17.06.2020 - 23.06.2020
Das Willkommen eines Arbeiters
I.
„Der Mensch wird zur Arbeit geboren.“ (Job 5, 7)
Vor der Kommunion
Das Gesetz der Arbeit liegt auf uns allen. Der Kopf oder die Hand oder beide zugleich müssen den Urteilsspruch, der im Paradiese über jedes Adamskind ausgesprochen worden ist, ausführen. Aber außer der körperlichen Arbeit, zu der wir jeden Morgen uns erheben, gibt es noch eine wichtigere und beschwerlichere, von der niemand ausgenommen ist. Der heilige Paulus legt sie uns in seiner gewöhnlichen, scharfen Ausdrucksweise dar. Indem er an seine Neubekehrten von Philippi schreibt, sagt er: „Wirket euer Heil mit Furcht und Zittern!“ (Philip 2,12) Ferner in dem vielsagenden Satze: „Ihr habt Christum angezogen.“ (Gal 3,27)
Die Ausführung eines Werkes schließt mannhafter Kraft und geduldige Ausdauer in sich. Eine Aufgabe wird nicht gelöst, wenn wir deren Lösung dem Zufall überlassen oder zuversichtlich hoffen, sie werde sich ohne unser Mitwirken richtig lösen. Auf jedes Werk, das einen Erfolg haben soll, muss verständige und ausdauernde Arbeit verwendet werden und ein Wille, der bereit ist, alle Schwierigkeiten zu überwinden. Kein Gebäude wird aufgeführt, keine Kunst erworben, kein Sieg gewonnen, es sei denn, unter diesen Bedingungen. Und das „Eine Notwendige“ kann um keinen geringeren Preis gesichert werden. Uns unserem Haupte gleichförmig zu machen, auf dass wir würdig werden, Seine Herrlichkeit zu teilen, das ist der alleinige Zweck, wozu wir auf Erden sind. „Denn die Er vorhergesehen hat, die hat Er auch vorherbestimmt, dem Bilde Seines Sohnes gleichförmig zu werden.“ (Röm 8,29)
Zu den Ephesern spricht der heilige Paulus vom „ Kennenlernen Christi“. (Eph 4,20) Dies ist eine harte Aufgabe, aber sie ist zwischen Meister und Schüler geteilt. Ein guter Lehrer bereitet sich lange und sorgfältig vor. Er erachtet keine Mühe zu groß, kein Mittel zu kostbar, keine Einzelheit zu klein, dass sie nicht Aufmerksamkeit verdiente. Und wenn er seine Schuldigkeit getan, erübrigt es den Schülern, die ihrige zu tun. Soll ein befriedigender Erfolg erzielt werden, so müssen sie einen gelehrigen, eifrigen, empfänglichen Geist dem Unterricht entgegenbringen und ein aufmerksames Auge und Ohr sowie einen entschlossenen Willen. Wenn das Interesse erschlafft, so wird der beste Unterricht fehlschlagen — und wer ist imstande zu sagen, zu welcher Enttäuschung für den Lehrer?
Geliebter Meister, wie lange und wie schmerzlich hast Du dich auf Deinen Unterricht für mich vorbereitet! Weit zurück, in den ewigen Jahren wurde Bethlehem und Nazareth, Gethsemane und Golgatha beschlossen und all ihre Umstände meinen Bedürfnissen angepasst.
Es hätte ein Engel als Lehrer für mich bestimmt werden können und das wäre sicherlich eine unschätzbare Gnade gewesen. Aber der Herr der Engel wollte keinen Stellvertreter haben. Er wollte Selbst kommen. Von Seinen eigenen Lippen sollten die ernsten Wahrheiten gelehrt und durch Seine eigene Ausführung angenehm gemacht werden; durch Seine eigene Gnade sollten sie Früchte tragen.
Der heilige Paulus lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die wunderbare Liebe Gottes, der sich herabließ, unser Lehrer zu werden. „Die Gnade Gottes, unseres Heilandes, ist allen Menschen erschienen und lehrt uns.“ (Tit 2,11) Soll ich nicht dankbar sein? Soll ich mich nicht um das Lernen kümmern? Und wenn Könige und Propheten zu sehen und zu hören gewünscht haben, was mir gewährt worden ist, soll ich unachtsam und gleichgültig bleiben?
Wir müssen „Christum anziehen“. Es ist eine Folge unserer Taufe, wie der heilige Paulus und sagt. (Gal 3,27) Doch auf welche Umgestaltung weisen diese Worte hin! Wie viele Dinge, die unserem „Ich“ anhaften, müssen abgestreift werden, bevor wir in Christo gekleidet werden und bevor wir Christum anziehen können! O Herr, welch eine Umwandlung muss meine Seele durchmachen, bevor ich einigermaßen Dir ähnlich werde? Was für ein Gegensatz besteht zwischen Deiner Liebe und der freudigen Annahme des Willens Deines Vaters und meinem Misstrauen und meiner heutigen Zurückweisung jenes heiligen Willens, um der Verkehrtheit meines eigenen zu folgen, zwischen Deiner Heiligkeit und meiner Sündhaftigkeit, zwischen Deinem Mute bei allen Leiden Deines Lebens und meiner Ungeduld bei der geringsten Beschwerde, zwischen dem erhabenen Selbstopfer Deines Lebens und der äußersten Selbstsucht des meinigen. O Herr, wo soll ich beginnen? Habe ich überhaupt meine Lebensaufgabe, dDch kennenzulernen, schon begonnen?“
„Lernet von Mir, denn Ich bin sanftmütig und demütig von Herzen!“ (Mt 11,29)
Du selbst hast mir mein Laufband, wo ich beginnen und wo ich enden soll, vorgezeichnet. Denn, wenn ich Dir in Deiner Sanftmut und Demut ähnlich bin, werde ich vollkommen sein wie Du; ich werde Christus angezogen haben!
Herr, hilf mir! Denn gerade diese zwei Punkte sind es, worin ich Dir am meisten unähnlich bin. Ich schaue Dein Selbstvergessen, Deine edle, freundliche Umgangsweise, Dein Mitleid mit den Armen und Leidenden, Deine zärtliche Liebe für alle Hilfsbedürftigen, die Demut Deines Herzens, die Bereitwilligkeit zu geringen Dienstleistungen und, inmitten unvergleichlicher Schmach und Beleidigung, Heiterkeit und Herzensfrieden.
Und mein Herz! Es ist so hart und selbstsüchtig! Unfreundlich sind meine Gedanken; ich bin zum Tadel geneigt; barsch ist mein Ton; herrschsüchtig bin ich im Umgang mit dem Nächsten; karg spende ich ihm Zeit, Teilnahme und Liebe; langsam bin ich in der Ausübung einer opferfordernden Nächstenliebe! Selbstsucht liegt in meinem Verkehre mit dem Nebenmenschen, Selbstsucht sogar im Verkehr mit Dir. Wenn ich das Gebet vernachlässige, wenn ich mit der Versuchung spiele, wenn ich die Pflichten meines Standes unterlasse — so ist Nachsicht mit mir selbst die Wurzel von alledem.
Was soll ich tun, o Herr? Welches Mittel kann so viel Unrecht gutmachen?
„Fürchtet nichts, sehet, euer Gott!“ (Is 40,9)
„Fürchte dich nicht und zage nicht: denn der Herr wird mit dir sein und dich nicht von Sich lassen, auch nicht verlassen, bist du vollendet alle Werke zum Dienste des Hauses des Herrn.“ (1 Par 28,20)
Hilf mir also, lieber Gott! Das soll meine Ermutigung in dem Kampfe mit mir selbst sein, dass ich nicht allein oder auf eigene Faust kämpfe, sondern im „Dienste“. Um Deine Sache handelt es sich, o mein König, und Du bist immer nahe mit allen nötigen Gnaden. Dein Auge hatte gütige Blicke, Dein Mund freundliche Worte, Dein Ohr achtet auf das, was gesprochen wurde; gib auch mir Freundlichkeit in meinem Blicken und Worten! Mache mich Dir ähnlich im Verkehr mit andern, besonders mit den Gefährten meines täglichen Lebens! Zeige mir, wo die Selbstsucht verborgen liegt, und hilf mir, sie täglich, wenigstens in etwas, überwinden! Lehre mich, wie ich mich jenen anpassen kann, deren Charakter verschieden von dem meinigen ist! Lehre mich, Fehler und Missverständnisse übersehen und anerkennen, dass sie unter dem Drucke der Versuchung und der Arbeit entstanden sind. Und gleich deiner gebenedeiten Mutter zu Kana — sei mein erster Gedanke nicht Tadel, sondern Mitleid, Entschuldigung, Hilfe. Durch beständige Ausübung der Barmherzigkeit lass mich Barmherzigkeit finden!
Der Sieg über sich selbst kann nur durch häufige und ernste Anstrengung gewonnen werden. Und Anstrengung erfordert Überwindung. Aber ich kann alles in Dem, Der mich stärkt, Der heute zu mir kommt, um in mein Herz die Schätze Seines Herzens niederzulegen.
„Stärke mich, Herr, Gott! in dieser Stunde!“ (Jud 13, 9)
„Gib meinem Gemüte Standhaftigkeit ... und Kraft, dass ich meine Feinde überwinde!“ (Jud 9,14)
„Stärke mich, dass ich vollbringe, was ich im Glauben gedachte, das durch Dich geschehen könne.“ (Jud 13,7)
Nach der Kommunion
„Fürchtet nichts, sehet, euer Gott!“ (Is 40,9)
„Ich bin es, fürchtet euch nicht!“ (Joh 6, 20)
„Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott der Heerscharen.“ (Is 6, 3)
„Alles Land bete Dich an und singe dir.“ (Ps 65,4)
„Preiset den Herrn, ihr Engel des Herrn, lobet und erhebet Ihn über alles in Ewigkeit!“ (Dan 3,58)
„Lobsinget unserm Gott, alle Seine Knechte, und die ihr Ihn fürchtet, klein und groß!“ (Offb 19,5)
„Preiset unsern Gott und lasset hören die Stimme Seines Lobes!“ (Ps 65,8)
„Denn wer ist Gott außer dem Herrn, oder wer ist Gott außer unserm Gott?“ (Ps 17,32)
„Würdig bist Du, Herr, unser Gott, zu empfangen Preis und Ehre und Kraft, denn Du hast alle Dinge geschaffen, und durch Deinen Willen wurden sie, und sie sind geschaffen.“ (Offb 4,11)
„Der Herr ist mit dir.“ Wie oft sind diese Worte auf meinen Lippen! Wie oft beglückwünsche ich die Gebenedeite unter den Weibern über dieses ihr höchstes Glück: „Gegrüßet seist du, voll der Gnaden, der Herr ist mit dir.“ Und siehe! in diesem Augenblick, wo ich auf den Knien liege, das Haupt gebeugt, die Hände über der Brust gefaltet, strömen mir Glückwünsche — o könnte ich sie nur hören — von allen Seiten zu.
„Der Herr ist mit dir“, sagt mein guter Engel, indem er seine Danksagung an meiner Seite macht und Ihn, Den er unter der Hülle der Brotsgestalt erblickt, anbetet, lobpreist und liebt. O Kind, freue dich und sage Dank, „denn Dieser ist Gott, unser Gott, in Ewigkeit und immer und ewig.“ (Ps 47,15) Da du Ihn besitzest, besitzest du alles. Alles, was Ihm gebührt, kannst du Ihm jetzt geben. Er ist hier, um alle deine Bedürfnisse zu befriedigen. „Hochpreiset den Herrn, lasst uns erheben Seinen Namen mitsammen!“ (Ps 33,4)
„Der Herr ist mit dir“, sagen die Heiligen, indem sie sich an ihre eigene Kommunion erinnern; jetzt, wo sie die Früchte ihres Glaubens genießen, sehen sie, wie Ihre Kommunionen auf Erden der Grund waren zu allen Gnaden, die jetzt in Glorie erstrahlen, der Grund auch zur glorreichen Auferstehung, die den Leib nach Vollendung der Zeit erwartet. „Der Herr ist mit dir, der Herr ist mit dir“, rufen sie mir zu. Oh benütze Seine Gegenwart, wovon jeder Augenblick reich an ewigen Früchten ist!
„Der Herr ist mit dir“, sagen die heiligen, harrenden Seelen mit sehnsüchtigem Flehen. Derjenige ist mit dir, Der auf Erden, dem Reiche des Erbarmens, so leicht zu versöhnen ist, Dessen Urteile so strenge erfunden werden, wenn Leben und Zeit verflossen sind. Opfere dein Gebet für uns; um es anzuhören, ist Er zu dir gekommen. Strecke über uns aus die Hände, die ihr mit Gaben füllt, damit durch Seine Reichtümer deine Brüder befreit werden!
„Der Herr ist mit dir“, spricht die heilige Dreifaltigkeit zu mir. Mehr als diese Gabe kann selbst ein Gott nicht geben; weniger würde deine Bedürfnisse nicht befriedigen. Schwer lasten zu allen Zeiten deine Pflichten als Geschöpf auf dir — Anbetung, Danksagung, Lobpreis; als ein sündhaftes, hilfsbedürftiges Geschöpf — Gebet um Erbarmen und Hilfe. Der Herr ist mit dir in dieser Stunde, um alle deine Schulden abzutragen, um in Seinem Namen anzubeten, zu loben und zu danken, um all deine Sünden zu vergeben, deinen Bedürfnissen abzuhelfen. Wie, hat er mit Sich nicht alles gegeben?
Du bist schwach und unbeständig. Der Teufel und die Welt sind stark. „Aber, Ich bin der Gott, Der überaus Starke, fürchte dich nicht!“ (Gen 46,3)
Ein Feind, noch hinterlistiger und gefährlicher, greift dich im Innern an. Ruhelose Leidenschaften stören fortwährend deinen Frieden und bedrohen dich mit Verderben. Fürchte dich nicht, zage bei nichts! (Deut 1,21) „Wenn du in deinem Herzen sagst: diese Feinde sind zahlreicher denn ich, wie kann ich sie vertilgen, so fürchte dich nicht, denn der Herr, dein Gott, ist in deiner Mitte. Er wird sie ausrotten vor deinen Augen, allmählich, einen nach dem andern. Du wirst sie nicht auf einmal vertilgen können, damit du nicht sagest in deinem Herzen: Meine Kraft und die Stärke meiner Hände hat mir das alle errungen, und dein Herz sich erhebe. Denn der Herr, dein Gott, wird sie schlagen, bis sie vollständig vernichtet sind.“ (Deut 7,17. f.) „Er treibt weg von dir den Feind und spricht: Sei vertilget!“ (Deut 33, 27) „Euer Herz verzage nicht, fürchtet euch nicht, erschrecket nicht vor ihnen, denn der Herr, euer Gott, ist unter euch und wird streiten für euch gegen eure Feinde, auf dass Er euch errette aus der Gefahr.“ (Deut 20,3 f.)
„Du bist krank, sogar todkrank.“ Ich bin gekommen, dich zu heilen. „Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken:“ (Lk 5,31) „Der Herr wird alle Krankheit von dir wegnehmen und die überaus bösen Seuchen (Ägyptens), die du kennest.“ (Deut 715)
Du bist bedauernswürdig und elend und arm und blind und nackt. Mit einem begehrlichen Auge schaust du auf die Reichtümer anderer — auf den Edelmut und die Opferwilligkeit, die Demut und Geduld, die Nächstenliebe, den Glauben und die Geistesstärke der Heiligen. Sei guten Mutes! Findest du diese Dinge nicht alle bei Mir? Habe ich dir mit Mir nicht alles gegeben?
Die Zahl der Freunde vermindert sich mit den Jahren und das Gefühl der Einsamkeit drückt dich mehr und mehr nieder. „Siehe, Ich bin bei euch alle Tage.“ (Mt 28, 20) „Der Treue und Wahrhaftige.“ (Offb 19,11) „Gott ist nicht wie ein Mensch, dass Er lüge, nicht wie eines Menschen Sohn, dass Er Sich ändere.“ (Num 23,19) „Ich bin der Herr und verändere mMch nicht.“ (Mal 3, 6) Mit ewiger Liebe liebe Ich dich.“ (Jer 31,3) „Ich bin der Herr, Der dich bei deinem Namen gerufen.“ (Is 45,3)
Das Leben ist lang und der Weg ist mühselig, du bist gebeugt unter des Tages Last und Hitze. „Handle männlich; lass stark sein dein Herz!“ (Ps 26,14) „Harre auf Gott in Geduld; vereinige dich mit Gott und harre aus!“ (Sir 2,3) „Denn siehe, die kurzen Jahre gehen vorüber und du wandelst den Weg, worauf du nicht zurückkommst.“ (Job 16, 32)
„Gott ist meine Stärke, auf Ihn will ich hoffen; der Herr ist mein Fels und meine Kraft und mein Retter.“ (2 Reg 22,3) „Denn es ist kein anderer Gott als Du, Der du sorgest für alle. Und weil Du der Herr aller Dinge bist, erzeigest Du Dich schonend gegen alle.“ (Weish 12,13 f.) „Dem Werke Deiner Hände reiche Deine Rechte!“ (Job 14,15) „Lass mich Dir anhangen aus ganzem Herzen, o Herr, mein Gott!“ (Jos 22,5)
Herr Jesus, ich wünsche aufrichtig, Dir ähnlich zu werden, Dir, meinem Haupte. Ich wünsche, Dir gleich zu sein schon hienieden, damit ich auch im Jenseits Dir gleich sei. Ich weiß, dass ein verzärteltes Glied gar schlecht zu einem Haupte steht, das so viel gelitten. Auch weiß ich, dass Du in der heiligen Kommunion zu mir kommst, um mich Dir ähnlich zu machen, dass aber diese Umgestaltung nur allmählich vor sich geht; dass sie durch meine eigene Anstrengung, unterstützt durch Deine Gnade, bewirkt werden muss. Das geschieht nicht auf einmal, es geschieht auch nicht schmerzlos. Nur durch fortwährende Anstrengung kann ich den alten Menschen aus- und Christus anziehen. Ich darf die von Deiner Vorsehung angebotenen Gelegenheiten nicht vorübergehen lassen; ich muss sie auszunützen suchen. Viele Fehler werden vorkommen. Aber ich will den Mut nicht verlieren. „Gott ist meine Stärke, auf Ihn will ich hoffen.“ (2 Reg 22, 3) Sein ist das Werk, Er wird es in der von Ihm festgesetzten Zeit vollbringen. Sanft und allmählich wird Er mich in Sich umgestalten, sodass ich dann gewissermaßen sagen kann: „Ich lebe, doch nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ (Gal 2, 20)
Aufopferung und Bitte
Was gäbe es, o Herr, dass Du um meinetwillen nicht geopfert hättest? Deinen Leib überließest du den Geißelknechten, Dein Antlitz denen, die darauf schlugen und es anspien; Dein Haupt den Dornen, Hände und Füße den Nägeln und Dein Herz der Lanze. Deine Ehre hast Du hingegeben. Du hast Verrat, Undank, Untreue von Freunden, selbst Gottverlassenheit erduldet. Du hast mir Deine Verdienste, Deine Mutter, Dein Reich hinterlassen, ja Dich selbst im Sakramente. Wahrlich, Du kannst fragen: „Was gibt es, was ich für meinen Weinberg hätte tun können und habe es nicht getan?“
Ich danke dir, o liebster Jesus, für alles, was Du für mich gelitten und für die Liebe, mit welcher Du es gelitten hast. Für alles, was Du mir gegeben, und für die Liebe, mit welcher Du es gegeben. Ich danke Dir für alles, was Du mir bist, für alles, was Du mir sein willst in der Ewigkeit. Glücklich diejenigen, welche während dieses kurzen Lebens Dir auf irgendeine Weise Deine Hingabe vergolten und Deine Liebe erwidert haben. Was habe ich Dir bis zur Stunde gegeben? Welchen Ersatz werde ich Dir in Zukunft leisten, nicht etwa durch einen anderen, sondern durch mich selbst, einen persönlichen Ersatz für eine persönliche Gabe?
Ich opfere Dir auf, oh Herr, die Freude, die Du heute in den Kommunionen mit jenen hast, die Dich am meisten lieben. Ich allerdings darf nicht hoffen, unter diese glücklichen Menschen gerechnet zu werden, aber durch die Gemeinschaft der Heiligen habe ich Anteil an jenen Schätzen, wodurch ihr Herz so angenehm vor Dir ist. Ich habe Anteil an ihrer Liebe, ihrem Danke, an dem Willkommen, das sie Dir bereiten. Alles dieses opfere ich Dir auf, als wäre es mein eigen. Und was in der Tat mein eigen ist, das opfere ich Dir auf — meine Armut, mein Elend, mein Nichts und die Demütigung, die aus all diesem Elend entspringt. Meine täglichen Arbeiten und Prüfungen, all die Sorgen meines Lebens opfere ich Dir auf. Ich empfehle Dir alles, was unvorhergesehen kommen wird und wobei ich ganz besonders den Beistand Deiner Gnade brauchen werde, die Gelegenheiten, die sich mir zur Ausübung der Nächstenliebe bieten werden. Alles, was ich tun und leiden, denken oder sagen werde, vereinige ich mit dem, was Du während Deines Lebens hier auf Erden getan, gelitten, gedacht und gesprochen hast. Ich danke Dir für jede Freude, die Du für mich bereit hältst, und unterwerfe mich jeder Prüfung. Ich nehme den Tod an in der Art und Weise und zu der Stunde, die Du bestimmen wirst, sowie auch das Urteil, dass Du über mich fällen wirst, wenn ich vor Dir stehen werde, um Rechenschaft über mein armes, sündhaftes Leben und über die mir anvertraute Verwaltung abzulegen. Auch die Ewigkeit nehme ich an, die dann für mich beginnen wird. Wenn ich noch etwas anderes, noch etwas Kostbares Dir anzubieten hätte, würde ich es hier zu Deinen Füßen niederlegen.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“