Willkommen!
Kommunion:
Vorbereitung und Danksagung
vom Heiligen M.M. Loyola
10.06.2020 - 16.06.2020
Das Willkommen eines Arbeiters
I.
„Weisheit ordnet alles lieblich an.“ (Weish 8,1)
Vor der Kommunion
Wie lieblich war das Leben des Sohnes Gottes auf Erden zu unserem Heile und unserer Hilfe angeordnet! Hätte man uns gefragt, welches von beiden — ein gewöhnliches, ereignisloses Leben oder ein Leben voll Wunder und Großtaten — besser dem Zwecke dienen würde, wozu der Messias auf die Erde kam, so würden wir um eine Antwort verlegen gewesen sein. Offenbarungen der göttliche Macht hätten Seine Sendung beglaubigt, aber sie hätten Sein Leben so gestaltet, dass es wohl zu unserer Bewunderung, nicht aber zu unserer Nachahmung gedient hätte. Anderseits würde eine niedrige Stellung und eine gewöhnliche Laufbahn des Ansehens entbehrt haben, das der Erlöser und allgemeine Lehrer der Menschheit benötigte. Wie aber diese beiden Erfordernisse vereinen? Wie konnte er Wundertäter sein, um unseren Glauben, unsere Hoffnung aufrecht zu erhalten, und zu gleicher Zeit unser Gefährte in den gewöhnlichen Pfaden des täglichen Lebens?
Wir hätten es nie ersinnen können. Wir wären vielleicht auf den Gedanken der Stillung des Meeressturmes, auf die Heilung jeder Krankheit und jeden Übels gekommen. Doch nie hätten wir an ein Leben dreißigjähriger Arbeit in der Werkstätte zu Nazareth gedacht, ebenso wenig als wir die Verklärung auf dem Tabor mit der Szene unter den Ölbäumen und den drei Stunden auf Kalvaria hätten vereinbaren können. Doch alles war in Einklang gebracht für die Bestärkung unseres Glaubens und unserer Hoffnung und der Aufrechterhaltung unseres Mutes auf dem mühevollen Pfade der täglichen Pflichten durch die Kraft des Beispieles Dessen, Der uns in allen Dingen gleich geworden, die Sünde ausgenommen. Tabor, Gethsemane, Kalvaria sind uns eine Zuflucht in den Leidensstunden des Lebens, in dem Kampfe zwischen Geist und Fleisch, der uns in Todesangst versetzt. Aber diese Stunden bilden die Ausnahme und die dazu erforderlichen Lehren wurden kurz gegeben. Nur für einige Minuten zeigte Er sich als unser glorreiches Haupt; einige Stunden als unser Vorbild in der äußersten Not des geistigen und physischen Schmerzes. Aber für die einförmige, alltägliche Arbeit, die unsere Lebensaufgabe ist, für sie erachtete Er eine entsprechende Zeit der Lehre notwendig. Und dafür haben wir die dreißig Jahre des verborgenen Lebens in dem Hause und in der Werkstätte zu Nazareth.
Nur weil wir nicht bis ins einzelne diesen Abschnitt aus dem Leben unseres Herrn studiert haben, erscheint er uns weniger wunderbar als die Jahre der Wundertaten oder der Tod am Kreuze. Und doch ist er gewissermaßen wunderbarer. Dass Erde und Meer, Krankheit und Tod Ihm gehorchten, dass die ganze Schöpfung erschüttert wurde, als Er am Kreuze hing, das überrascht uns nicht; dass aber Gott etwas ganz gewöhnliches vollbringen sollte, — als Kindlein hilflos in der Krippe liegen, als Knabe häusliche Geschäfte verrichten, als Jüngling und Mann ein Handwerk ausüben, dass Sein Rücken Lasten tragen und die Hände sich mit Schwielen bedecken sollten — ein Handwerk der einfachsten, gewöhnlichsten, unauffälligsten Art, ein Handwerk, dass Ihm weder Ruhm noch Ehre einbringen konnte — wäre das je einem von uns in den Sinn gekommen? Nazareth ist die Schule, in der alle lernen müssen. Welches auch immer unser Lebensberuf sei, Arbeit, geheiligte Arbeit ist notwendig. Obgleich uns der Himmel durch den Tod am Kreuze eröffnet wurde, so muss er doch erst als Lohn verdient werden. Er wird uns gezeigt als ein Königreich, das wir mit Gewalt erobern, als ein Schatz, den wir durch eifriges suchen entdecken müssen. Geistige oder körperliche Arbeit ist der Preis, den wir alle erlegen müssen, um die ewige Ruhe zu erlangen. Wir müssen mit den uns anvertrauten Talenten wuchern, wenn wir als treue Diener willkommen werden wollen; wir müssen in Seinem Weinberge arbeiten, wenn wir beim Anbruch des Abends den Arbeitslohn erhalten wollen.
Viele von uns betrachten die Arbeit als einen harten Zwang. Und doch war sie im Paradiese bereits ein Gesetz, bevor sie eine Strafe wurde. „Und Gott, der Herr, nahm den Menschen und setzte ihn in den Lustgarten, auf dass er ihn bebaute und bewahrete.“ (Gen 2,15) Und selbst dann, als die Sünde das Gesetz brachte: „Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen“ (Gen 3,19), selbst dann war die Arbeit keine bloße Strafe, sie war vielmehr ein Heil- und Schutzmittel. Heilen soll sie, was die Sünde verwundet, schützen soll sie vor den moralischen Übeln, die über die träge Seele hereinbrechen wie die See über das Tiefland, wenn die Dämme hinweggerissen sind.
Wir wissen dies; wir fühlen es durch die innigste Überzeugung der Erfahrung und dennoch sind wir mit unserem Lose nicht ausgesöhnt. Unser Mut erschlafft unter der Last und Hitze des Tages. Es gibt Zeiten, in denen die Einförmigkeit des menschlichen Lebens selbst die Geduldigsten unter uns in Aufregung bringt. Daher wollte unser Heiland sie zuerst ertragen. Die Arbeit sollte die unaussprechliche Ehre erfahren, durch die Berührung Seiner Hände geheiligt zu werden. Sie sollte uns leicht gemacht werden durch das Beispiel des Gottmenschen, arm und arbeitsam von Jugend auf. In einem kleinen Flecken, eines im Gebirge verborgenen Dorfes, unter Landleuten, roh und übel beleumundet, in einem Häuschen mit zwei Zimmern und einer an der Straße gelegenen Werkstätte, wollte Er den größten Teil seines Erdenlebens zubringen.
Siehe — eine Hütte von Holz, von zwei anderen eingeschlossen — das ist die Werkstätte des Sohnes Gottes. Lasst uns unbemerkt eintreten, niederknien, beobachten. Er hat Sein Oberkleid abgelegt, um seinem Gliedern freie Bewegung zu gestatten. Sein Angesicht, der Nacken und die Hände sind gebräunt, denn die Hälfte Seiner Arbeit geschieht im Freien, in jenem Gehege, wo die Balken aufgeschichtet liegen. Die Adern der zarten, empfindsamen Hände treten hervor, die Handfläche hat sich durch die Arbeit gehärtet. Bald gebraucht Er die Säge, bald den Hobel, bald den Hammer und so verfertigt Er oder bessert aus Wagenräder, Tische, Stühle, kurz alle Geräte dieses einfachen, abgelegenen Ortes. Sein Werk ist gut, aber kunstlos, Sein Werkzeug plump. Das ganze Zimmererhandwerk ist hier in Nazareth in einem sehr rückständigen Zustand. Er erntet keinen Dank für Seine Arbeit. Er sammelt kein Vermögen durch dieselbe. Niemand erkennt sie, niemand schätzt sie als Sein Werk. Niemand bewahrt sie als Reliquie. Ist das Gerät abgenutzt oder zerbrochen, so wird es weggeworfen oder gleich jedem anderen Ding verbrannt. Weit entfernt, dass diese langen Jahre der Arbeit Ihm irgendeinen Ruf erworben hätten, standen sie Ihm viel mehr im Wege, als die Zeit gekommen war, Sein Predigtamt anzutreten. „Ist Er nicht ein Zimmermann?“ (Mk 6, 3) „Kann denn aus Nazareth etwas Gutes kommen? (Joh 1,46)
Er arbeitet allein, da Er keinen Gehilfen bezahlen kann. Die Teilung der Arbeit, wodurch das Verdrießliche und Schwierige an ihr verringert wird, findet sich bei Ihm nicht. Dann und wann hält Er, gänzlich erschöpft, inne und trocknet den Schweiß von der Stirne. Die Sonne steht hoch am Horizont, die Sonne jenes heißen Landes; aber Er ist ein armer Mann und muss weiterarbeiten, arbeiten in der vollen Glut der Sonne. Jetzt erhebt Er Sein Haupt; ein Dorfbewohner tritt ein und er geht Ihm entgegen, um Seinen Auftrag zu empfangen. Die Mittagszeit ist eine kurze Ruhe, der Gedanke an Seine Mutter und die offenherzige Unterhaltung mit ihr während ihres einfachen Mahles und ihr gemeinsames Gebet bringt ihm Erquickung und Freude. Doch der Nachmittag sieht Ihn wiederum bei harter Arbeit. Was Er verfertigt oder ausgebessert hat, das muss auf den Schultern in die kleinen Hütten getragen werden. Er wartet, indessen Seine Arbeit geprüft und beurteilt wird. So niedrig Er auch den Preis hierher veranschlagt hat, er wird, als ob sich das von selbst verstünde, noch herabgesetzt. Er streckt die Hand aus, den Lohn in Empfang zu nehmen und dankt Seinem Kunden, dann kehrt er zurück zu Seiner Werkstätte, die Hobelspäne wegzukehren und um alles rein und sauber für den morgigen Tag zu richten.
Und so Tag für Tag, Jahr für Jahr. Immer der gleiche Kreislauf niedriger Arbeit — anfertigen, ausbessern, ab- und zutragen; Seine Arbeit wird eben von anderen aufgetragen und ist ihrer Kritik, ihrer Laune ausgesetzt. Kein Zuschauer sieht die Vollkommenheit jeder Handlung, jeder Bewegung; keiner sieht die emporgerichteten Augen, hört das leise gesprochene Gebet; keiner hilft Ihm dulden und ausharren, keiner teilt Seinen Schmerz, wenn Er zurückgewiesen, unfreundlich behandelt und unverdient geschmäht wird.
Oh wundervolles Geheimnis jenes verborgenen Lebens täglicher Arbeit, was wären die dreiunddreißig Jahre ohne dich? Hierher kommen wir, solange wir leben, uns ein Beispiel zu
nehmen und Ruhe, Kraft und Trost zu holen. Gut riet Dir Deine Weisheit und Liebe, o mein Herr, dieser Aufgabe stiller Unterweisung den längsten Teil Deines irdischen Lebens zu widmen. Ein Monat, eine Woche solcher Belehrung würde eine unaussprechliche Herablassung und Hilfe gewesen sein. Aber sie würde nicht die Kraft gehabt haben, die ihr die Dauer der Jahre verliehen. Gar wenig fühlen wir die Schwierigkeiten beim Beginn irgendeiner Arbeit; Hand und Kopf machen sich eifrig an ein Werk, auf dem der Reiz der Neuheit liegt. Ja, Schwierigkeiten beim Beginne stacheln unseren Eifer vielmehr an. Wenn aber die Eintönigkeit uns zu ermüden beginnt, wenn wir nichts vor uns erblicken, nichts, vielleicht auf Jahre hinaus, als die traurige, stets gleiche, langweilige Arbeit, dann bedürfen wir der Werkstätte von Nazareth, dann verstehen wir die Einladung: „Kommet zu Mir alle ihr, die ihr arbeitet!“
Es gab keinerlei Anregung in dem kleinen Häuschen von Nazareth. Kein eleganter Kunstartikel zog die Augen der Menschen auf die Werkstätte des Zimmermanns. Der Handwerker von Nazareth war kein hervorragender Mann unter Seinen Genossen. Und doch lag die Welt in Seiner Hand und das mächtigste Werk des menschlichen Geistes wäre für Seine unendliche Weisheit nur ein Spiel gewesen. Um uns Gehorsam und Geduld und das Geheimnis wirklicher Größe in der Verborgenheit eines bescheidenen Häuschens zu lehren, arbeitete Jesus von Nazareth während des größten Teiles von 20 Jahren inmitten von Staub und Hobelspänen. Hierher ruft Er alle, deren irdisches Los dem Seinigen gleicht. Er ruft sie in unserem hastenden, ruhelosen Tage zu schauen, zu betrachten, das Urteil der Welt zu missachten und von Ihm zu lernen. Er bietet ihnen Seine Verheißung an: „Lernet von Mir, denn Ich bin sanftmütig und demütig von Herzen, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seele.“ (Mt 11,29)
Rufe mich, o Herr, und heiße mich zu Dir kommen! Lasse mich Dich in Deinem armen Heim, bei deinem niedrigen Handwerk beobachten! Lass mich bei Dir verweilen, bis ich mir die Lehre Deines Lebens und die Gesinnungen Deines Herzens zu eigen gemacht habe! Lasse mich Deine gebeugte Gestalt betrachten, wie sie die Lasten hin und her schleppt, Deine Hände, wie sie die Säge, den Hammer, den Besen handhaben; Deinen Geist, der auf die winzigen Einzelheiten des Dorf-Zimmerhandwerkers gerichtet ist! Und wenn ich dieses sehe, könnte ich, o Meister, noch länger nach dem Urteile der Welt mich richten? Könnte ich murren über meinen Beruf und mein Vermögen und ungeduldige, grämliche Gedanken hegen? Sollte ich nicht im Gegenteil mich glücklich schätzen, wenn ich berufen bin, einigermaßen Dein Los zu teilen?
Lass mich nicht von der Zahl jener Ruhelosen und Selbstsüchtigen sein, die einen Beruf nach ihrem eigenen Willen wünschen: die sich ärgern, weil Dir dienen so viel heißt, als Deinen Willen erfüllen und nicht ihren eigenen; die den Fremden gegenüber heiter und zuvorkommend sind, zu Hause jedoch voll Unhöflichkeit und übler Laune! O mein Gott, gib mir die Überzeugung, dass ich nicht mir, sondern Dir gehöre, dass ich in diese Welt kam nicht als Eigentümer in Sein Besitztum, sondern als Diener, der auf den Wink seines Herrn zu achten und zu warten hat! Lass mich fühlen, dass dieser Wink ein Ruf zum Dienste, aber auch zum Glücke ist, zu einem Glücke, das unzertrennlich vom treuen Dienste ist, zu einem Glücke, das hienieden begonnen und im zukünftigen Leben vollendet wird!
Warum soll ich mir einen Pfad zu bereiten suchen, da bereits ein von Dir gewählter vor mir liegt? Warum soll ich nicht in treuer Gesinnung Deinen Willen in allen mich betreffenden Ereignissen und Umständen hinnehmen, warum soll ich gegen dieselben murren und trachten, sie nach meinem Ideal umzugestalten? Hätte der Marmor Michelangelos einen Wunsch aussprechen können, so wäre es sicher der gewesen, es möge nichts in ihm dem Werke des großen Meisters hindernd im Wege stehen, auf dass er, der Hand des Künstlers überlassen, dessen Idee vollkommen zum Ausdruck bringe. Lass mich in deine Absichten über mich und andere eingehen, nicht mit jener Ruhe, die jeden Widerstandes unfähig ist, sondern mit dem Eifer eines den Interessen seines Herrn treu ergebenen Dieners und mit der Liebe eines Freundes, der gerne mit den Plänen seines Freundes übereinstimmt. Du bist mir mehr, unendlich mehr als Meister, Du bist mir mehr als Freund. Vollkommene Hingabe und höchste Liebe werden gefordert, wenn es sich um die Mitwirkung mit Dir handelt. Soweit ich Dein Wirken in allen Vorkommnissen verstehen kann, soll es mein Lob hervorrufen; wenn aber „Deine Wege über mein Verständnis hinausgehen“, so will ich sie schweigend und vertrauensvoll anbeten
O Jesus, Der Du in den Tagen niedriger Arbeit Gott gefielst, Der Du sagen konntest: „Ich tue allzeit, was Ihm wohlgefällig ist“ (Joh 8,29), komme heute zu mir, um mein Herz dem Deinigen ähnlich zu machen! Vereinige mich so innig mit Dir, dass auch ich durch jeden Gedanken, jedes Wort und jede Tat Gott angenehm sei und immer das tue, was Ihm gefällt!
Nach der Kommunion
„Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott der Heerscharen.“
„Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
„Mein Herr und mein Gott.“
„Wahrlich, Du bist ein verborgener Gott.“ (Is 45,15)
„Wie herrlich sind Deine Werke, o Herr! Überaus tief geworden sind Deine Gedanken.“ (Ps 91,6)
„Lobsinget Gott, all Seine Knechte und die ihr Ihn fürchtet, klein und groß!“ (Offb 19,5)
„Würdig bist Du, o Herr, unser Gott, zu empfangen Preis und Ehre und Kraft.“ (Offb 4,11)
Und daher singen wir mit Engeln und Erzengeln, mit Thronen und Herrschaften, mit dem ganzen himmlischen Heere eine Hymne Deinem Ruhme, indem wir rufen: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr, Gott der Heerscharen. Die ganze Erde ist voll Seiner Herrlichkeit.“ (Is 6,3) „Hosanna in der Höhe. Hochgelobt, Der da kommt im Namen des Herrn. Hosanna in der Höhe.“ (Mt 21,9)
„Meister, wo wohnest Du?" (Joh 1, 38)
„Komm und sieh!“ (Joh 1,39)
„Kann aus Nazareth etwas Gutes kommen?“ (Joh 1,46)
„Komm und sieh!“
„Ja, o Herr, alles Gute ist uns von dorther gekommen, denn Du, Jesus von Nazareth, bist all unser Gut. Alle göttlichen Unterweisungen, die ganze Kraft eines göttlichen Beispiels, jede Hilfe und Stärke, jeder Trost in unserer langweiligen Arbeit ist zu uns gekommen, aus jener kleinen Werkstätte am Ende jener Dorfstraße. Das war Deine Entschädigung; das die Freude, die dir
vorschwebte, um derentwillen du gerne die Einförmigkeit und die Beschwerden jener mühevollen Jahre erduldetest. Wir schauen dich einsam an jenem verborgenen Ort und denken, dass Du fast umsonst ein Beispiel gegeben, das, hätte es sich zu einer anderen Zeit, an einem anderen Orte gezeigt, fähig gewesen wäre, die Welt umzugestalten. Aber mächtig erstreckte sich Deine Weisheit von einem Ende zum anderen und ordnete alles lieblich an. Jede Zeit lag vor Deinen Augen und du schautest alle, die in Anbetung, Dank und mit heißem Verlangen nach Deiner Lehre in späteren Zeiten hierher kommen würden. Nicht nur Heilige, sondern jeder aus uns, mag er noch so gering sein, stand vor Deinen Augen. Jeder kann sagen: „Er liebt mich und gab Sich meinetwegen“ jenem arbeitsamen, mühevollen Leben hin. Er weiß, was es heißt, fortarbeiten müssen, wenn Kopf und Arm ermüdet sind, wenn die Natur ungestüm Unterbrechung oder Abwechslung in der täglichen Arbeit verlangt.
Soll nicht Dein Beispiel, o liebreicher Gott, meine Stärke und dein Mitgefühl mein hinreichender Trost sein? Ich soll Dir meine Dankbarkeit bezeugen. Ich soll Dir eine persönliche Gegengabe bringen, für alles, was Du getan, und zwar so, als ob Du es für mich allein getan hättest. Kann ich das wohl besser tun, als dadurch, dass ich den Beweis bringe, dass Du nicht umsonst für mich gearbeitet hast?
Führe mich ein, o mein Gott, in das Leben von Nazareth! Zeige mir das Gesetz der Arbeit in seinem wahren Lichte, gib, dass ich sie in jeder Gestalt annehme, in der Deine göttliche Vorsehung sie vor meine Türe legt, und falls ich sie dort nicht finde, dass ich ausgehe und sie suche, als die Grundbedingung, wovon mein diesseitiges und jenseitiges Glück abhängt, als mein Schutz, als mein Anrecht auf Belohnung! Lass mich sie umso mehr lieben, als sie mich dir ähnlich macht!
Und lass meine Arbeit ihres Namens würdig sein! Nicht etwa eine Arbeit zum Zeitvertreib, eine Arbeit, momentan aus Laune unternommen und wieder weggelegt, sobald sie als langweilig und ermüdend sich erweist, sondern eine Arbeit, welche die Kraft des Körpers, des Geistes und der Seele erfordert, die Anstrengung und Ermüdung im Gefolge hat, die das Opfer der freien Zeit und der natürlichen Neigung beansprucht. Gib, dass ich sie vollbringe, und zwar mit Eifer, nicht weil ich muss, oder weil sie einträglich und anziehend ist, sondern weil sie meine Liebe zu Dir zum Ausdruck bringt und weil ich durch sie Dir diene.
Zu Nazareth hast Du uns den Wert unbedeutender, aus Liebe zu Gott verrichteter Arbeit gelehrt. Doch wie langsam nehmen wir Belehrung an. Wenn wir uns mit unserer Arbeit nicht sehen lassen können, halten wir sie für nichts. Wenn irgendetwas mir den Wert demütiger, unscheinbarer Arbeit lehren kann, so ist es sicher jene Werkstätte. Und sie wird mich belehren, wenn ich lange und ruhig hinblicke, wenn ich versuche, meine Arbeit an meines Meisters Seite zu verrichten, indem ich Ihn beobachte, wie Er arbeitet, und indem ich auf Seine Augen, Seine Lippen, Seine Hände sehe und in Sein Herz hineinschaue.
Und weil meine Arbeit armselig, wertlos und Deiner Annahme unwürdig ist, so vereinige sie, o Herr, mit der Deinigen und opfere sie dem Vater für mich auf in Vereinigung mit den Verdiensten Deiner unendlich kostbaren Arbeit! Täglich werden mir in der heiligen Messe jene Verdienste zugeeignet. Ich wünsche mir dieselben anzueignen und sie durch Deine Hände Gott aufzuopfern mit allem, was ich bin und habe. „Per Ipsum, et cum Ipso, et in Ipso!“, durch Dich, mit Dir, in Dir möge alles, was ich tue, sage und leide, dem Vater dargebracht und in Deinen Augen angenehm gemacht werden.
O Jesus von Nazareth, bringe allen Arbeitern auf Erden die Lehren Deines heiligen, verborgenen Lebens zur Kenntnis! Zeige allen Menschen, wie die Arbeit durch Dich veredelt, versüßt und geheiligt worden ist; wie jede Arbeit in Vereinigung mit der Deinen in den Augen Gottes kostbar werden und uns ewige Ruhe und Freude erwerben kann, wenn der Abend kommt und die Arbeiter ihren Lohn empfangen!
Aufopferung und Bitte
Was gäbe es, o Herr, das Du um meinetwillen nicht geopfert hättest? Deinen Leib überließest Du den Geißelknechten, Dein Antlitz denen, die darauf schlugen und es anspien; Dein Haupt den Dornen, Hände und Füße den Nägeln und Dein Herz der Lanze. Deine Ehre hast Du hingegeben. Du hast Verrat, Undank, Untreue von Freunden, selbst Gottverlassenheit erduldet. Du hast mir Deine Verdienste, Deine Mutter, Dein Reich hinterlassen, ja Dich selbst im Sakramente. Wahrlich, Du kannst fragen: „Was gibt es, was Ich für Meinen Weinberg hätte tun können und habe es nicht getan?“
Ich danke Dir, o liebster Jesus, für alles, was Du für mich gelitten und für die Liebe, mit welcher Du es gelitten hast. Für alles, was Du mir gegeben, und für die Liebe, mit welcher Du es gegeben. Ich danke Dir für alles, was Du mir bist, für alles, was Du mir sein willst in der Ewigkeit. Glücklich diejenigen, welche während dieses kurzen Lebens Dir auf irgendeine Weise Deine Hingabe vergolten und Deine Liebe erwidert haben. Was habe ich Dir bis zur Stunde gegeben? Welchen Ersatz werde ich Dir in Zukunft leisten, nicht etwa durch einen anderen, sondern durch mich selbst, einen persönlichen Ersatz für eine persönliche Gabe?
Ich opfere Dir auf, o Herr, die Freude, die Du heute in den Kommunionen mit jenen hast, die Dich am meisten lieben. Ich allerdings darf nicht hoffen, unter diese glücklichen Menschen gerechnet zu werden, aber durch die Gemeinschaft der Heiligen habe ich Anteil an jenen Schätzen, wodurch ihr Herz so angenehm vor Dir ist. Ich habe Anteil an ihrer Liebe, ihrem Danke, an dem Willkommen, das sie Dir bereiten. Alles dieses opfere ich Dir auf, als wäre es mein eigen. Und was in der Tat mein eigen ist, das opfere ich Dir auf — meine Armut, mein Elend, mein Nichts und die Demütigung, die aus all diesem Elend entspringt. Meine täglichen Arbeiten und Prüfungen, all die Sorgen meines Lebens opfere ich Dir auf. Ich empfehle Dir alles, was unvorhergesehen kommen wird und wobei ich ganz besonders den Beistand Deiner Gnade brauchen werde, die Gelegenheiten, die sich mir zur Ausübung der Nächstenliebe bieten werden. Alles, was ich tun und leiden, denken oder sagen werde, vereinige ich mit dem, was Du während Deines Lebens hier auf Erden getan, gelitten, gedacht und gesprochen hast. Ich danke Dir für jede Freude, die Du für mich bereit hältst, und unterwerfe mich jeder Prüfung. Ich nehme den Tod an in der Art und Weise und zu der Stunde, die Du bestimmen wirst, sowie auch das Urteil, dass Du über mich fällen wirst, wenn ich vor Dir stehen werde, um Rechenschaft über mein armes, sündhaftes Leben und über die mir anvertraute Verwaltung abzulegen. Auch die Ewigkeit nehme ich an, die dann für mich beginnen wird. Wenn ich noch etwas anderes, noch etwas Kostbares Dir anzubieten hätte, würde ich es hier zu Deinen Füßen niederlegen.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
03.06.2020 - 09.06.2020
Das Willkommen eines Gastfreundes
III.
Der achte Tag nach der Auferstehung
Vor der Kommunion
Wirf einen Blick auf Thomas, wie er abgesondert von den Übrigen im Abendmahlsaale sitzt: Körperlich ist er zugegen, doch teilt er weder ihre Freude und ihre Begeisterung, noch ihren brüderlichen Verkehr; er hat keinen Anteil an der Kraft, welche die Vereinigung gewährt. Er hält sich zwar für geistig stark, dabei ist er trotzig, mürrisch, missvergnügt, schwach. Er ist fern von seinem Meister, für Den er alles verlassen hatte; Der ihm alles in allem gewesen war. Worin besteht der Unterschied zwischen ihm und den anderen? In der Gegenwart Christi. Sie sind mit Christus auferstanden. ihre Freude, ihre Hoffnung, ihr ganzes Leben, das gewissermaßen mit Ihm begraben war, ist mit der Auferstehung wieder erwacht. Für sie ist ihr Meister nicht eine glorreiche Erinnerung aus der Vergangenheit, und zwar umso bitterer wegen der Hoffnung, die sie auf ihn gesetzt hatten, nein, Er lebt, liebt und kann jeden Augenblick in Seiner glorreichen Auferstehung erwartet werden.
Er kommt! Er steht mitten unter ihnen im Abendmahlsaal, an Seinem gewohnten Platze, dem Platze, der jetzt immer für Ihn bereit gehalten wird. Siehe, alle Augen schauen unwillkürlich auf Thomas, denn auch des Meisters Augen sind auf ihn gerichtet. Seinetwegen ist er heute Abend gekommen. Beachte die augenblickliche Veränderung, die diese Gegenwart, dieser Blick hervorbringt! Siehe, wie Thomas mit hastigen Schritten Ihm entgegeneilt, wie sein Antlitz von Liebe und Scham erglüht! Siehe, wie er vor Seinen durchbohrten Füßen niedersinkt! Siehe, wie innig er die Hände faltet, wie er emporblickt und in der Freude seines Herzens ruft: „Mein Herr und mein Gott!“
Oh lieber Herr Jesus, ich danke Dir von ganzem Herzen, dass Du diesem armen, leidenden Apostel zu Hilfe gekommen bist, dass Du diese, was den Glauben betrifft, so langsame, doch treu gesinnte, edle Seele für Dich und Deinen Dienst wiedergewonnen hast. Wie er, so bete auch ich Dich an in Freude und Zerknirschung und gleich ihm übergebe ich mich von ganzem Herzen Deinen Händen. Mit ihm begrüße ich Dich am heutigen Tage und bekenne Dich, verborgen unter dem sakramentalen Schleier, als meinen Herrn und Gott.
Mein Herr — Mensch wie einer aus uns, Heiland, Haupt unseres Geschlechtes, König der Könige, Dir gehört mein Dienst, all das Meinige, ich selbst gehöre Dir, Dir übergebe ich mich ganz, indem ich nichts anderes wünsche, als dass Du mich rufen, aufnehmen und über mich verfügen mögest als Dein Eigentum für Zeit und Ewigkeit.
Und mein Gott — wahrer Gott vom wahren Gotte, eines Wesens mit dem Vater, durch Den alles gemacht ist, der für uns Menschen und um unseres Heiles willen vom Himmel herabgestiegen und Mensch geworden ist.Mein Gott — zu Dem ich in so inniger und zärtlicher Beziehung stehe, dass ich nicht imstande bin, es zu fassen, mein erster Anfang, mein letztes Ende, Den ich erreichen und als mein Eigentum für die Ewigkeit sichern muss, wenn ich nicht ewig unglücklich werden will.
Mein Herr und mein Gott — in Deinem Wesen vereinigt sich jeder Anspruch auf meine Treue, meine Anbetung, meine zärtlichste Liebe. Teile Dich meiner Seele stets mehr und mehr mit! Ich glaube an Dich, Der Du hier wahrhaft zugegen bist, doch vermehre meinen Glauben! Ich hoffe auf Dich, doch nicht so, wie Deine Güte es verdient. Ich liebe Dich, doch nicht so, wie ich es wünsche. Möge Deine heilige Gegenwart in den häufigen Kommunionen stufenweise das bewirken, was sie bei Thomas in einem Augenblicke wirkte. Möge sie jeden meiner Gedanken, jedes Wort, jeder Handlung beeinflussen. Erwecke in meiner Seele alles, was dich verherrlichen kann, damit ich mit dem, was du mir gegeben, Deine Liebe erwidern könne und dass ich zufrieden sei, indem ich Dich zufriedenstelle, mein Herr und mein Gott!
Nach der Kommunion
Mein Herr und mein Gott!
„Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!“
„Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“ (Mt 16,16)
„Herr, mein Gott, ewig will ich Dich preisen.“ (Ps 29,3)
„Woher geschieht mir dies, dass mein Herr zu mir kommt?“
„Oh Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehest unter mein Dach.“ (Lk 7,6)
„Lobe, meine Seele, den Herrn und alles, was in mir ist, Seinen heiligen Namen!“ (Ps 102,1)
„Lobe, meine Seele, den Herrn und vergiss nicht alle Seine Wohltaten!“ (Ps 102,2)
„Preiset den Herrn, alle Diener des Herrn, die ihr stehet im Hause des Herrn, in den Vorhöfen des Hauses unseres Gottes!“ (Ps 133,1)
„Preiset mit mir den Herrn, lasst uns erheben Seinen Namen mitsammen!“ (Ps 33,4)
„Dies ist Gott, unser Gott in Ewigkeit, auf immer und ewig.“ (Ps 47,15)
„Wie vielfältig ist Deine Barmherzigkeit, oh Gott!“ (Ps 35, 8)
„So sollen sagen die Erlösten von dem Herrn, die er erlöset hat aus der Hand des Feindes.“ (Ps 106,h2)
„Würdig bist du, o Herr, unser Gott, zu empfangen Preis und Ehre und Kraft.“ (Offb 4, 11)
„Amen! Lob und Herrlichkeit und Weisheit und Dank, Ehre und Macht und Kraft sei unserm Gott in alle Ewigkeit. Amen.“ (Offb 7,12)
Mein Gott, ich bete Dich an. Doch Anbetung ist mir kaum mehr als ein bloßes Wort. Wenn ich dich sehe, so wie Du bist, ergreift mich Staunen über die Herablassung, mit der Du meine jetzige Anbetung entgegennimmst. Nicht minder staune ich über die kalte Danksagung hinieden. Oh mit welchem Ungestüm wird meine Seele sich ergießen, wenn die Schranken dieses Lebens fallen! Wie ein mächtiger, lang eingedämmter Strom, der endlich Damm und Deich durchbricht und die Stadt auf allen Seiten überflutet, so wird meine Danksagung im Himmel sein und in schrankenloser Freiheit für immer und ewig in Deiner Gegenwart aufjubeln; sie wird ihren Gott verherrlichen und mit aller Kraft ihres Wesens dahin streben, ihm einigermaßen für alles, was er ihr erwiesen, Dank zu sagen.
Warte, oh mein Gott, warte noch eine Weile auf diese Stunde! Jede Stunde liegt klar vor Dir. Schon jetzt siehst Du mich an meinem Platz vor Deinem Throne. Schon jetzt steigt mein Lobpreis empor zu dir und bei diesem Anblick hast du Mitleid mit meinen jetzigen schwachen Bemühungen. Warte, warte eine Weile und ich will Dir alles erstatten!
Einstweilen aber lass nicht teilnehmen an den Schätzen anderer! Lass mich teilnehmen an der Anbetung und Danksagung, mit welcher Dich Thomas am achten Tage nach der Auferstehung willkommen hieß! Du warst sein Gast im Abendmahlsaale. Seinetwegen warst Du gekommen. Ihm verdankten die übrigen die Freude jenes lieblichen Abends. Als Dein Gast näherte er sich dir, vor Freude zitternd, um dir Ehrfurcht zu erweisen und seine Langsamkeit im Glauben, die Du ihm den Elfen gegenüber zum Vorwurf machtest, zu sühnen und um durch sein glorreiches Bekenntnis die Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur in Deiner geheiligten Person anzuerkennen.
Mit ihm rufe ich dir, der du wahrhaftig hier gegenwärtig bist, zu: „Mein Herr und mein Gott!“ Glücklicher als er, höre ich, wie deine Lippen jene selig preisen, die nicht gesehen und doch geglaubt haben.
Lehre mich meine Pflichten Dir, meinem Gaste, gegenüber! Gib, dass ich sie von Martha und von Thomas lerne! Ein Gastfreund bietet alles auf, seinen Gast zu bewirten. Er vergisst, was ihm selbst gefällt und missfällt, um einzig nur den Geschmack seines Gastes zu berücksichtigen, dessen Behagen und Glück von der aufmerksamen Güte und dem aufrichtigen Willkommen des Freundes, der ihn zu sich geladen, abhängt.
Mein Herr, nun bist Du bei mir. „Ich weiß nicht, wie ich eine so große Majestät unterhalten kann; oh möchte ich wenigstens die Vorschriften, welche die Menschen voneinander fordern, nicht verletzen. Lass mich die Gastfreundschaft der Morgenländer und der alten Zeiten Dir anbieten, die geringen Dienste, die Güte, welche den ankommenden Gast willkommen heißt und ihm beim Scheiden das Geleite gibt. Ich darf Dich in den kurzen Augenblicken Deines Besuches nicht allein lassen, ich muss alle Sorgen beiseite legen, ich muss mich freimachen, um Dir aufzuwarten und mich mit dir unterhalten zu können. Und diese Unterhaltung geht über Dinge, die Deine Teilnahme in Anspruch nehmen, Dinge, die Dir am Herzen liegen. Die Namen jener, die dir lieb und teuer sind, will ich nennen. Ich will die Lasten und Leiden Deiner Freunde zu meinen eigenen machen und mich zu allen Diensten anbieten, welche meine Liebe zu ihnen um deinetwillen mir einflößt. Trauern will ich mit dir, oh mein Gott, in deiner Trauer, in deine Pläne will ich eingehen, will mich betrüben, wenn Deine Ehre angegriffen wird und Sühne für die dir zugefügte Schmach leisten. Was immer die Kirche und die mit Deinem kostbaren Blue erkauften Seelen betrifft, was das Gebet erfordert, das will ich während der kurzen Augenblicke Deines Verweilens zum Gegenstand ernster Unterredung mit dir machen.
Dein Lieblingsjünger sagt uns, Herr, dass Du dich nicht jedermann anvertrauen wolltest, denn Du kanntest die Menschen. Wie kommt es denn, dass Du Dich mir anvertraust? Wohl deshalb, dass ich zuverlässig werden, dass ich den Schatz der heiligen Eucharistie aufrichtig werthalten und guten Gewinn daraus ziehen soll — ist dem so, oh mein Gott? Ach, gerade weil Du mich so gut kennst, solltest Du dich des Vertrauens mir gegenüber enthalten; es ist nicht nötig, dass jemand Dir sage, was Du von mir zu erwarten hast, wenn Du Dich zu meinem Gaste machst. Und dennoch bist du gekommen.
Ich kann dir bei deinem Besuche nicht vieles bieten, oh mein Gott! Doch, willkommen kann ich dich heißen, umarmen und festhalten kann ich Dich. Ich küsse Deine Füße, oh Meister! Ich habe kein Geschenk in meinen Händen, um es dir anzubieten, besitze nicht jenen Großmut und jenen Eifer in Deinem Dienste, den andere Dir darbringen, ich habe nichts als ein demütiges Willkommen, das jedoch alle meine Versäumnisse nicht zurückhalten kann. Und das genügt Dir. Wenn Du nach Deinem Besuche die Schwelle meines Herzens überschreitest, werde ich zufrieden sein, wenn Du zu Deinen Engeln sprechen kannst: „Sie hat nicht aufgehört, meine Füße zu küssen.“ (Lk 7,45)
Aufopferung und Bitte
Was gäbe es, o Herr, dass Du um meinetwillen nicht geopfert hättest? Deinen Leib überließest du den Geißelknechten, Dein Antlitz denen, die darauf schlugen und es anspien; Dein Haupt den Dornen, Hände und Füße den Nägeln und Dein Herz der Lanze. Deine Ehre hast Du hingegeben. Du hast Verrat, Undank, Untreue von Freunden, selbst Gottverlassenheit erduldet. Du hast mir Deine Verdienste, Deine Mutter, Dein Reich hinterlassen, ja Dich selbst im Sakramente. Wahrlich, Du kannst fragen: „Was gibt es, was ich für meinen Weinberg hätte tun können und habe es nicht getan?“
Ich danke dir, o liebster Jesus, für alles, was Du für mich gelitten und für die Liebe, mit welcher Du es gelitten hast. Für alles, was Du mir gegeben, und für die Liebe, mit welcher Du es gegeben. Ich danke Dir für alles, was Du mir bist, für alles, was Du mir sein willst in der Ewigkeit. Glücklich diejenigen, welche während dieses kurzen Lebens Dir auf irgendeine Weise Deine Hingabe vergolten und Deine Liebe erwidert haben. Was habe ich Dir bis zur Stunde gegeben? Welchen Ersatz werde ich Dir in Zukunft leisten, nicht etwa durch einen anderen, sondern durch mich selbst, einen persönlichen Ersatz für eine persönliche Gabe?
Ich opfere Dir auf, oh Herr, die Freude, die Du heute in den Kommunionen mit jenen hast, die Dich am meisten lieben. Ich allerdings darf nicht hoffen, unter diese glücklichen Menschen gerechnet zu werden, aber durch die Gemeinschaft der Heiligen habe ich Anteil an jenen Schätzen, wodurch ihr Herz so angenehm vor Dir ist. Ich habe Anteil an ihrer Liebe, ihrem Danke, an dem Willkommen, das sie dir bereiten. Alles dieses opfere ich Dir auf, als wäre es mein eigen. Und was in der Tat mein eigen ist, das opfere ich Dir auf — meine Armut, mein Elend, mein Nichts und die Demütigung, die aus all diesem Elend entspringt. Meine täglichen Arbeiten und Prüfungen, all die Sorgen meines Lebens opfere ich Dir auf. Ich empfehle Dir alles, was unvorhergesehen kommen wird und wobei ich ganz besonders den Beistand Deiner Gnade brauchen werde, die Gelegenheiten, die sich mir zur Ausübung der Nächstenliebe bieten werden. Alles, was ich tun und leiden, denken oder sagen werde, vereinige ich mit dem, was Du während Deines Lebens hier auf Erden getan, gelitten, gedacht und gesprochen hast. Ich danke Dir für jede Freude, die Du für mich bereit hältst, und unterwerfe mich jeder Prüfung. Ich nehme den Tod an in der Art und Weise und zu der Stunde, die Du bestimmen wirst, sowie auch das Urteil, dass Du über mich fällen wirst, wenn ich vor dir stehen werde, um Rechenschaft über mein armes, sündhaftes Leben und über die mir anvertraute Verwaltung abzulegen. Auch die Ewigkeit nehme ich an, die dann für mich beginnen wird. Wenn ich noch etwas anderes, noch etwas Kostbares dir anzubieten hätte, würde ich es hier zu Deinen Füßen niederlegen.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
.05.2020 - 02.06.2020
Das Willkommen eines Gastfreundes
II.
„Komme!“ (Offb 22,20)
Vor der Kommunion
Ein herrlicher Sonnenaufgang zieht unser Auge nach dem Osten und lenkt unsere Gedanken auf die Pracht hin, die sich dort einmal entfalten wird. Wie groß wird der Glanz jener Himmel sein, deren Bestimmung ist, all die Pracht der Sonnenauf- und Niedergänge, die die Erde je gesehen, in einem letzten Leuchten zusammenzufassen, ja unermesslich zu übertreffen, jener Himmel, die erhellt werden durch die Gestalten von Myriaden seliger Wesen, Engeln und Menschen und durch die Gegenwart des Menschensohnes, der in großer Macht und Herrlichkeit kommen wird. Wie oft stellen wir uns bei Sonnenauf- und ihren Untergang jenes Schauspiel vor Augen. Die ganze Weltgeschichte ist hier zusammengefasst, es ist die Offenbarung und Rechtfertigung jeder Handlung Gottes gegenüber dem Menschengeschlecht, gegenüber jeder einzelnen Seele; Worte und Werke, und zwar von allen Menschen seit Adams Erschaffung im Paradiese.
Dieses Schauspiel wird sich aber in aller Einfachheit vollziehen. All seine Großartigkeit, alle Ordnung, in die Himmel und Erde gestellt werden, finden ihre Erklärung in zwei Worten: „Weichet und Kommet“. Um jene Worte zu hören, wird der Himmel sich leeren und das ganze Menschengeschlecht wird im Thale Josaphat versammelt werden. Wir zittern bei dem Gedanken, dass es der Worte nur zwei sind. Da gibt es keine Mittelstraße zwischen dem Pfade aufwärts zur Glorie und dem Wege abwärts in den Abgrund. „Wer nicht für Mich ist, ist gegen Mich“, das wird offenbar werden an jenem Tage. Wir denken an uns selbst und zittern. Oh hätten wir doch irgend eine Bürgschaft, dass es mit uns gut ausgehen wird, dass das vor Himmel und Erde zu unserer Seele im einzelnen gesprochene Wort die Einladung sein wird: „Komme!“ Ist uns eine solche Bürgschaft gewährt, und wenn dies der Fall ist, wo ist sie zu finden?
„Siehe, Ich lege vor euch den Segen und den Fluch.“ (Deut 11,26)
„Bedenke, dass Ich dir heute vorgelegt Leben und Gutes und anderseits Tod und Böses.“ (Deut 30, 15)
„Was du wählest und wohin zu ziehen dir’s gefällt, da ziehe hin!“ (Jer 40,4)
„Den Weg der Wahrheit habe ich erwählet.“ (Ps 118,30)
„Dein eigen Verderben bist du, Israel.“ (Os 13,9)
„Wir hatten bei uns selbst das Todesurteil gesprochen." (2. Kor 1,9)
Und das Urteil auf Leben auch.
Jene Worte: „Weichet und Kommet“, welche für jeden von uns ein Urteil auf Leben und Tod bedeuten, sind das Ergebnis freier Wahl während der Zeit unserer Prüfung. Manche möchten sich der Gegenwart Gottes und der Erinnerung an Ihn auf immer entledigen. Diese haben zu Gott gesprochen: „Geh’ weg von uns und die Erkenntnis Deiner Wege wollen wir nicht.“ (Job 21,14) „Und siehe, die ganze Stadt ging hinaus, Jesu entgegen; und da sie Ihn sahen, baten sie Ihn, dass er sich von ihren Grenzen entfernen möchte!“ (Mt 8,43)
Manche bringen ihr Leben damit zu, nach ihm zu forschen; „Sie suchen Gott und wollen Ihn finden.“ (Weish 13,6) „Habt ihr Ihn, den meine Seele liebt, gesehen?“ (Cant 3,3) „Meine Seele verlangt nach Dir in der Nacht, und auch mein Geist erwachet zu Dir am frühen Morgen.“ (Is 26, 9) „Zeige mir Dein Angesicht, lass Deine Stimme in meine Ohren klingen!“ (Cant 2,14) „Komm, mein Geliebter!“ (Cant 7,11) „Komm, Herr Jesus!“ (Offb 22,20)
Lass mich, o mein Gott, zu denen gehören, die sich nach Dir sehnen! Gib, dass meine Seele nach Dir dürste wie der Hirsch nach den Wasserquellen und dass ich die Trennung von Dir mehr als alle Übel fürchte! Gib, dass ich, gleich den Schwestern von Bethanien, es als das größte Glück erachte, Dich oft unter meinem Dache zu haben! Wie Zachäus lass mich dich mit Freuden empfangen. Möge das Echo meiner vielen „Willkommen“ während meines Lebens jenes Wort sein, das Du, vom Sonnenaufgang kommend, an mich richtest: „Komme!“
Komme! Lass dieses Wort der Einladung an Dich, o mein Gott, oft auf meinen Lippen und immer in meinem Herzen sein!
Komme in Deinen Heimsuchungen der Gnade, ja selbst der Gerechtigkeit, denn immerhin bist Du es; Deine Verborgenheit verhüllt Dich nur schwach und der Glaube ist stets bereit, Dir mit dem Rufe entgegenzueilen: „Der Herr ist es!“
Komme in den geheimen Einsprechungen Deiner Gnade, in Deinen Warnungen, Deinem Tadel, Deinen Belohnungen und all den zahllosen Arten, deren die Liebe sich gewöhnlich bedient!
Komme in den Prüfungen der Losschälung, die das Herz früher oder später erfahren muss, wenn Enttäuschungen, Trennungen, in der Vereinsamung, die mit den Jahren kommt! Du Selbst nimm Besitz von jedem leeren Platz, bis zuletzt alles Dir gehört und Du alles in allem bist!
Komme in Deiner sakramentalen Gegenwart, um das zu fordern, was Dir gebührt, und aus Deiner Fülle zu geben, mein Gebet zu erhören, meine Furcht zu stillen, komme zu läutern und alle Gefühle meines Herzens an dich zu ziehen!
Komme, tägliches Brot, unterstütze mich auf meiner Pilgerfahrt, wie einst das Manna den Israeliten in der Wüste Stärkung brachte und Freude in der Einförmigkeit der täglichen Wanderung!
Komme, wenn Finsternis und Traurigkeit mich umringen, wenn die Seele, sich selbst überlassen, angstvoll im Tosen des Sturmes zeitweilig umhergetrieben wird!
Komme, wenn sie in der Finsternis Dich sucht und wie ein Kind nach seiner Mutter ruft!
Komme vor allem dann, wenn der Tod mit seinen Schrecknissen und seinen Gefahren naht! Wenn alles mich verlässt, bleibe Du bei mir, o Herr! Wenn kein Mensch mich trösten, noch mir helfen kann, dann schließe Du mich für immer in Deine Arme, gib mir Zuflucht in Deinem Herzen! Oh dass meine letzten Worte die des Lieblingsjüngers wären: „Komm, Herr Jesus!“ Und dass Deine Antwort lautete: „Siehe, ich komme schnell!“ Möge mein erster Anblick auf dem Ufer der Ewigkeit „das mildreiche und göttliche Antlitz Jesu Christi“ sein, Der Sich anschickt, mir entgegenzugehen; und der erste Laut, dein Wort, als Echo meines eigenen während meines Lebens, „komme, du Gesegneter Meines Vaters, — komme!“
Nach der Kommunion
„Dank sei Gott für Seine unaussprechliche Gabe!“ (2. Kor 9,15)
„Denn dies ist Gott, unser Gott in Ewigkeit und immer und ewig.“ (Ps 47,5)
„Lobe meine Seele den Herrn und vergiss nicht alle Seine Wohltaten!“ (Ps 102,2)
„Lobsinget unserm Gott alle Seine Knechte und die ihr Ihn fürchtet, klein und groß!“ (Offb 19,5)
„Denn das ist Gott, unser Gott, in Ewigkeit und immer und ewig.“
„Hochpreiset mit mir den Herrn, lasst uns erheben Seinen Namen zusammen!“ (Ps 33,4)
„Denn dies ist Gott, unser Gott, in Ewigkeit und immer und ewig.“
„Das ist eure Stunde.“ (Lk 22,53)
Christus: Als ich Mich Meinen Feinden überlieferte, die Sich Mir näherten, um Mich zum Leiden und zum Tode zu führen, sprach Ich zu ihnen: „Das ist eure Stunde.“ Zu dir, Meinem Freunde, der du Mich in dein Herz einladest, sage Ich ebenfalls und zwar voll Liebe: „Das ist deine Stunde.“
Alle Stunden deines Lebens gehören dir, um zu arbeiten, zu wirken; gebrauche sie zu Meiner Ehre, zur Rettung und Vervollkommnung deiner eigenen Seele und der Seelen deiner Mitmenschen! Alle gehören dir. Doch von der Zeit, die du bei Mir zubringst in Meiner innigen Vereinigung nach der Kommunion, von ihr gilt Mein Wort wie von keiner anderen: Dies ist deine Stunde.
Sie vergeht schnell; gib acht, dass sie nicht fruchtlos vorübergehe, dass die Gnaden derselben nicht verwirkt, ihre Vorzüge nicht vernachlässigt werden und die günstige Gelegenheit nicht verloren gehe! Dies ist deine Stunde — die Stunde, in der du Mir alles, was du an Anbetung, Danksagung und Sühne schuldest, bezahlen kannst, und zwar im vollsten Maße.
Deine Stunde, in welcher du so leicht Verzeihung all deiner Sünden von Mir erlangen kannst.
Deine Stunde, in der du dich aller Schätze Meines Herzens nach Belieben bedienen und allen Nöten deiner Seele gänzlich abhelfen kannst; in der ihre Flecken gereinigt, ihre Trockenheit erfrischt, ihre Wunden geheilt, ihr Widerstand besiegt, ihre Kälte erwärmt und ihre Widerspenstigkeit beherrscht werden kann. Ich bin dein Gast. Ich will dich entschädigen dafür, dass du Mich aufgenommen hast. Verlange, was du willst, das ist deine Stunde!
Deine Stunde, in der du Mir alle zu Füßen legen kannst, die du liebst, alle deine Angehörigen, um die du dich sorgst, mit ihrem Elend, ihren Nöten, ihren Leiden. Dass sie dir angehören, gibt ihnen einen erhöhten Anspruch auf Mein Herz. Scheue dich nicht, um Großes zu bitten; um die höchste Nachsicht, um ganz besonderes Eingreifen Meiner Gnade! Das Gefühl deiner Unwürdigkeit, das Bewusstsein der begangenen Sünden mag dich beklemmen und der Gedanke, dass Ich, dein Gast, dein Richter sein werde, deine Zunge fesseln. Doch fürchte nichts, du, der du Mich als Gast so gütig aufgenommen:
Das ist deine Stunde. Tue mit Mir, was du willst! Führe Mich durch die Reihen deiner Kranken! Bringe her die Blinden, die Lahmen, die Aussätzigen, die Fieberkranken, und Ich will sie heilen! Dies ist deine Stunde, in der du alles erlangen kannst, was dein Herz begehrt. Rede mit Mir, rede von ihnen, Ich will zuhören, bitte für sie, und Ich will deine Bitte erfüllen. Suche deine Wonne in deinem Gotte, solange Er bei dir ist, und Er wird die Wünsche deines Herzens erfüllen. Denn jeder, der bittet, empfängt. Bitte, suche, klopfe an, denn dies ist deine Stunde.
Aufopferung und Bitte
Als Gott der Liebe hast Du Dich mir geoffenbart, und da es in der Natur der Liebe liegt zu geben, so gibst Du verschwenderisch und unermüdlich, und zwar von Deinem Besten. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab.“ Alle anderen Gaben sind geringer als diese. Alle anderen sind in dieser enthalten. „Wie, sollte Er uns mit Ihm nicht alles geschenkt haben?“ (Röm 8,32)
Was kann ich Dir dafür geben? Ich habe nichts, das nicht Dein wäre. Doch Du willst das von meiner Hand annehmen, was ohnehin schon Dir gehört. Ich biete dir also als Gegengeschenk all die Güter der Seele und des Leibes, alles, was die Liebe mir gegeben, alles, was sie mir vorenthalten hat: Leben, Kraft, Fähigkeiten, meine Leiden und Freuden, meine Gnaden und meine Verantwortlichkeit, meine Wünsche und meine Tauglichkeit zu Deinem Dienste. Weil aber alles, was ich besitze, Deiner unwürdig ist, so opfere ich Dir die Vollkommenheit Deiner Engel und all die Verdienste Deiner Heiligen auf; ich opfere Dir auf das überaus heilige Herz Mariens; Dein eigenes allerheiligstes Herz — ein Opfer von unendlichem Werte, das in der heiligen Kommunion mir geschenkt wurde, auf dass ich es hinwiederum Dir anbiete als überreichen Ersatz für alles, was ich bereits empfangen, und für das, was ich hienieden und drüben erwarte. Ich opfere dir heute dieses Herz für jede Seele in der Welt; für die 500 Millionen Christen, von denen so viele Deinen Namen tragen, ohne Dich zu lieben, ohne Dir zu dienen; für die 900 Millionen, die niemals Deinen Namen gehört haben, denen die Schönheit Deines Lebens und die Zärtlichkeit Deines Herzens nie zur Erkenntnis gekommen ist. O Erlöser der Welt, Der Du den Tod keines Menschen willst, Der Du im Gegenteil wünschest, dass alle Menschen bekehrt werden und leben sollen, rette diese dem Verderben entgegeneilenden Seelen, von denen jede mit Deinem kostbaren Blute erkauft ist und einen Platz in Deinem Herzen hat. O Herr der Ernte, sende Arbeiter in Deinen Weinberg, gib, dass der Glaube sich schneller und weiter verbreite. Gib Gedeihen den auswärtigen Missionen, sichere den sterbenden Kindlein die Taufe; komme denen zur Hilfe, die am heutigen Tage ohne Priester, ohne Sakrament ihr Leben beschließen.
Ich opfere Dein allerheiligstes Herz auf für alle jene, die, im Dunkeln tastend, den Weg zur Wahrheit suchen. O Licht, das einen jeden erleuchtet, der in diese Welt kommt, hilf ihnen hinweg über die Schwierigkeiten, die Du allein bemessen und die Du allein aus dem Wege räumen kannst. Stärke jene, die zögernd an der Schwelle der Kirche stehen und die durch irdische Beweggründe vom Eintritt abgehalten werden. O welch ein Glück, könnte ich nur einer von diesen Seelen behilflich sein! O Herr, gib mir Gelegenheit hierzu und Deine Gnade! Wenn ich nicht „viel“ tun kann, so lass mich „Weniges“ vollbringen. Mache mich freigebig an Liebe, an Zeit, an allem, was ich ihnen zur Verfügung stellen kann. Du aber erachte jede Anstrengung, jeden Wunsch meinerseits als eine Danksagung für die mir so unverdient verliehene Gnade des Glaubens.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
20.05.2020 - 26.05.2020
Das Willkommen eines Gastfreundes
I.
„Er kam in sein Eigentum und die Seinigen nahmen Ihn nicht auf.“ (Joh 1,11)
Vor der Kommunion
So beginnt der Jünger, den Jesus lieb hatte, sein Evangelium. Er, der das heilige Herz besser kannte als die anderen, der an der Brust seines Meisters gelegen und Seine Geheimnisse erfahren hatte, er ist es, der uns mitteilt, worin das Hauptleiden dieses liebenden Herzens bestand in jenen Tagen, wo es für Schmerz empfänglich war.
Wer kam? Er, der so lange vorher verheißen war. Er, Dessen die ganze Welt so dringend benötigte. Er, Der Gott war und daher die Macht besaß aller Not abzuhelfen. Er, Der sehnlichst wünschte, uns von unseren Feinden zu befreien, und zu erlösen, uns glücklich zu machen, — Er kam.
Wohin? „In Sein Eigentum.“ Zu dem Volke, das Er aus allen anderen auserwählt hatte, um in besonderer Weise ihm anzugehören; das Er mit Wohltaten überhäuft; das Er geführt, beschützt, genährt und belehrt hatte; für das Er Wunder gewirkt, das Er geliebt, gewarnt und dem Er sich selber verheißen hatte. Zu dem auserwählten Volke, das nach Ihm geseufzt hatte; zu dem Volke, das sich der Zugehörigkeit zu Seinem Stamme gerühmt hatte. Zu diesem Seinen Eigentum kam Er.
Wie kam Er? Nicht mit dem Prunk und der Unnahbarkeit eines Königs dieser Welt, schwere Lasten auferlegend, sondern demütig und sanft. Als der gute Hirte, Der die Lämmer auf Seinen Schultern trägt, Der Seine Herde auf fette Weiden führt, Der dem einen, verlorenen nachgeht, Der aufrichtet, was geknickt, stärkt, was schwach geworden; als Arzt, als Freund, als Mitpilger, als Bruder — so kam Er in Sein Eigentum. Er kam und nahm teil an ihrer Natur, damit sie teilnehmen könnten an der Seinigen. Er kam und gab ihnen so viel, als sie zu empfangen fähig waren — Frieden in diesem Leben, Freude sogar inmitten von Trauer, Sich Selbst unter Brotsgestalt. Und im künftigen Leben eine vollkommene, ewige Glückseligkeit, ausströmend aus Seiner unmittelbaren Anschauung, die jeden Wunsch erfüllt. So kam Er in Sein Eigentum.
Mit welchem Erfolg? „Die Seinigen nahmen Ihn nicht auf.“
Warum? Weil sie Unmögliches wünschten. Sie wollten geheilt werden, ohne sich dem Arzte zu unterwerfen. Sie wollten die Gunst Gottes genießen als Seine Kinder, ohne die Sünde zu verlassen, die sie zu Seinen Feinden machte.
Sie erwarteten einen Messias, der Reichtümer, Vergnügen und die Ehren dieser Welt auf sie häufen würde, der ihre Herzen an die zeitlichen Dinge heften, ohne dass er sich weiter für die ewigen bekümmern würde. Er aber liebte sie zu sehr, um ihnen das zu geben, was sie wünschten. Und so kam Er in Sein Eigentum, die Seinen aber nahmen Ihn nicht auf.
Was Er suchte, war ein Willkommen, was wir Ihm gaben, war ein Kreuz, was wir Ihm auch jetzt noch für das unaussprechliche Geschenk Seiner beständigen Gegenwart entgegenbringen, ist Gleichgültigkeit und Kälte. Er wandelt durch die Welt, ausgestoßen von vielen Herzen:
„Siehe, Ich stehe vor der Türe und klopfe an.“ (Offb 3,20)
O Herr, möchtest Du stets an meiner Schwelle „Willkommen“ lesen! Müde und mit wunden Füßen tritt ein und bleibe bei mir! Arm ist zwar mein Haus und schmucklos, aber es steht Dir immer offen. Wasser will ich Dir geben für Deine Füße, die Tränen der Zerknirschung; Nardenöl für Dein Haupt, den Wohlgeruch der Demut und der guten Wünsche. Vor allem aber will ich Dir den Kuss des Willkommens geben. Komm zu mir, alles, was mein ist, steht zu Deinen Diensten, über alles, was mir gehört, magst Du nach Gutdünken verfügen. Alles gebe ich Dir anheim, nimm es wohlgefällig an; ich bin bereit zu jedem Verlust, jedem Opfer, jedem Misserfolg, zu jeder Demütigung, jedem Schmerz des Leibes und der Seele, von jetzt an bis zur Todesstunde.
„So lange bin Ich bei euch und ihr kennt mich noch nicht.“ (Joh 14,9)
Dies ist im Laufe der Weltgeschichte Seine stete Klage über die Menschen jeder Zeit. Nicht an die unbelehrten Millionen des Heidentums, zu denen die frohe Botschaft der Menschwerdung und der wirklichen Gegenwart niemals gelangte, die leben und sterben, ohne etwas von ihrem Heiland gehört oder den Weg zu Seinen Füßen gefunden zu haben, richtet Er diese Klage, auch nicht an die Tausende, die in der Nähe Seiner Tabernakel wohnen, deren Augen aber durch die Vorurteile der Geburt und der Erziehung gebunden sind, sondern an diejenigen, die Er aus der Finsternis herausgerufen, die sehen, was Könige und Propheten zu sehen gewünscht, für die Er Seine Lehre und Seine Sakramente einsetzte, zu denen Er fortwährend spricht, die Er einladet, für die Er Sich jeden Morgen opfert und die Er zu Seinem Abendsegen ruft, die nur einen Steinwurf weit von Ihm entfernt wohnen. Diese sind es, zu denen Er Jahr um Jahr spricht: „Solange bin Ich bei euch und ihr kennt Mich noch nicht?“ An mich, Seinen Freund, Seinen Vertrauten, richtet sich Seine Klage.
„Solange bin Ich bei euch.“ Wie lange schon ist er mir nahe dadurch, dass Er mir Gelegenheit bietet zur täglichen Messe, zum häufigen Empfang der Kommunion?
„Und ihr kennt mich nicht.“ Das kann die einzige Erklärung meiner Nachlässigkeit ihm gegenüber sein. Wenn ich Ihn besser kennen würde, wenn ich die Zärtlichkeit Seiner Liebe für mich, Sein Verlangen bei mir zu sein, Seine Hingebung kennen würde, so könnte ich Ihm nicht ferne bleiben, wie ich es tatsächlich tue. Wenn ich die Teilnahme kennen würde, die Er an allen Dingen, die mich betreffen, nimmt, so würde ich in meinen Kümmernissen und Sorgen weit öfter den Weg zu ihm finden.
Willkommen, göttlicher Gast, willkommen am heutigen Tage! Erwecke in meinem Herzen eine bessere Übereinstimmung mit dem deinigen. Es geht nicht an, dass alle Liebe auf Seiten dessen sei, der kommt, dass der Gastfreund so wenig mit dem Gaste übereinstimme. Komm und bringe mein Herz in Einklang mit dem Deinigen!
Wenn wir den Besuch eines Freundes so recht innig wünschen, so begnügen wir uns nicht mit einer einzigen Einladung. Wir wiederholen sie immer wieder und geben zu erkennen, dass wir eine abschlägige Antwort nicht annehmen würden. Wir scheinen rücksichtslos und setzen uns der Gefahr aus, durch Zudringlichkeit lästig zu fallen. Wir lassen unserem Freunde keine Wahl. Er muss endlich unseren Willen erfüllen. Herr, ich wünsche, dass Du heute zu mir kommest. Ich bin Deiner nicht würdig, aber ich bitte, ich beschwöre Dich, ich wiederhole meine Einladung:
„Komm in meinen Garten!“ (Hohel 5,1)
„Komm, mein Geliebter! (Hohel 7,11)
„Komm, wir wollen uns einander gegenüber sehen!“ (2. Par 25,17)
„Komm mit mir ins Haus, so will ich Dich beschenken!“ (3. Reg 13,7)
„Komm, Herr Jesus!“ (Offb 22,20)
Nach der Kommunion
„Hochpreiset meine Seele den Herrn und mein Geist frohlocket in Gott, meinem Heiland.“
„Denn Großes hat an mir getan, Der da mächtig ist und Dessen Name heilig ist.“ (Lk 1, 49)
„Preiset den Herrn, ihr Engel des Herrn, lobet und erhebet Ihn über alles in Ewigkeit!“ (Dan 3,58)
„Kommet, lasset uns frohlocken dem Herrn, jubeln Gott, unserem Heilande!“ (Ps 94,1)
„Lobet den Herrn, denn Er ist gut; denn in Ewigkeit währt Seine Barmherzigkeit. Wer kann aussprechen die Großtaten des Herrn, verkünden all Sein Lob?“ (Ps 105,1)
„Sie sollen danken dem Herrn für Seine Barmherzigkeit, für Seine Wunder unter den Menschenkindern.“ (Ps 106,8)
„Dich sollen preisen, o Herr, alle Deine Werke und Deine Heiligen dich rühmen.“ (Ps 144,10)
„Ich danke Dir, Herr, von meinem ganzen Herzen.“ (Ps 137,1)
„Ich will Dich erheben, Gott, mein König, und preisen Deinen Namen ewig, ja immer und ewig.“ (Ps 144,1)
Woher geschieht mir dies, dass mein Herr zu mir kommt?
Wir würden nicht wagen, einen König in eine elende Hütte einzuladen. Und würde er gleichwohl kommen, so würden wir die ganze Zeit seines Verweilens wie auf Dornen sein. Ist es Mangel an Glaube, lieber Gott, dass ich die Sache ganz anders nehme, wenn es sich um Deinen Besuch handelt? Dann und wann, wenn die Würde meines Gastes mehr als gewöhnlich auf mich eingewirkt, durchzuckt mich ein Staunen der Ehrfurcht oder der freudigen Überraschung. Aber in der Regel schätze ich Deinen Besuch nicht viel höher als den eines benachbarten Freundes. Ich lege seinem Besuch keinem besonderen Wert bei; heiße ihn zwar willkommen und er setzt meinen Gruß als selbstverständlich voraus. Kommt er Geschäfte halber, so setzen wir uns zusammen und ohne Zeitverlust beginnen wir das Gespräch. O bester aller Freunde, fehlt mir bei Deinem Besuche der Glaube, dass ich Dich mit so geringer Feierlichkeit empfange? Ohne Zweifel ist der Fehler teilweise auf meiner Seite. Aber — gestatte, dass ich es ohne Verletzung der Ehrfurcht sage — liegt er nicht auch auf Deiner Seite, ist er nicht die natürliche Folge Deiner Herablassung, Deines Vertrauens, womit Du Dich uns hingibst? Ohne den geringsten Widerwillen zu zeigen, besuchst Du mich in meiner Armut; ja Deine Liebe ist so zart, dass sie dies nicht als Herablassung erscheinen lässt. „Siehe, ich stehe an der Türe und klopfe an, wenn jemand Meine Stimme hört und mir öffnet, so will Ich eintreten und will mit ihm Abendmahl halten und er mit Mir.“ „Meine Wonne ist es, bei den Menschenkindern zu sein.“ (Hohel 5,2) „Öffne Mir, meine Schwester, Meine Geliebte!“ Ist es ein Wunder, wenn der durch diese Worte kundgegebene, aufrichtige Wunsch mich die unendliche Entfernung, die zwischen uns besteht, vergessen lässt? Wessen Schuld ist es, o mein Herr? Wenn Tadel gerechtfertigt ist, müssen wir Ihn nicht teilen?
Doch von einem anderen Gesichtspunkte aus ist der Fehler gänzlich auf meiner Seite. Wenn Dein liebreiches Verfahren das Gefühl der Verpflichtung einerseits abschwächt, so sollte es anderseits die Liebe entflammen. Und das ist Deine Absicht, deshalb erleichterst Du uns den Zutritt zu Dir. Dein liebreiches Sehnen, bei Deinen Freunden zu weilen, macht Dich zu jeder Stunde bereit, zu mir zu kommen. Wie aber erwidere ich dasselbe? Ist es mein Herzenswunsch, bei Dir zu verweilen? Deine Liebe zu mir kann ohne meine Mitwirkung nicht befriedigt werden. Vom Himmel herab auf dem Altar ist Dein täglicher Weg. Von meinem Zimmer zur Kirche, das ist der meine. Doch wie oft finde ich auch diesen Weg noch zu lange, das Opfer zu schwer; ich erscheine nicht und beraube Dich durch eine Gleichgültigkeit, die fast einer Beleidigung gleichkommt, der Vereinigung, nach der Dein Herz so sehr verlangt. Ist denn nichts in mir, das Deinem Entgegenkommen entspricht? Doch ja, das eine finde ich ihn mir — Scham und Reue über meine Kälte und den Wunsch, dir für die Vergangenheit Sühne zu leisten.
Ich habe in meiner Brust jenes Herz, das Mich während dreiunddreißig Jahren ununterbrochen geliebt hat. Als Kindlein auf Stroh in der Krippe liegend, als Knabe im Häuschen zu Nazareth nachts wachend, als Jüngling in der Dorfwerkstätte hart arbeitend, als Mann im Lande herumwandelnd, predigend, heilend, Wunder wirkend, immer schlug Sein Herz in Liebe zu mir. Immer schwächer schlug es am Kreuze während der drei langsam dahinschleichenden Stunden, bis es aussetzte und dann ganz still stand. Und so blieb es drei Tage lang. Doch bei der Dämmerung des Ostermorgens, als es zu einem unsterblichen Leben erwachte, begann es von neuem Seine Tätigkeit. Und seit neunzehn Jahrhunderten hat es nimmer aufgehört, für mich zu schlagen, bis dieser Morgen es mit treuer Liebe in mein Herz brachte.
Und für was schlägt mein Herz? Was ist seine Hauptangelegenheit, was nimmt sein ganzes Interesse in Anspruch? Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben aus deinem ganzen Herzen. So hat der Herr, mein Gott, mich geliebt. Ist es zuviel, wenn ich Ihm mein ganzes Herz als Austausch für das seinige gebe?
O mein Gott, hilf mir, eile mir zu helfen! Hätte ich jene Gewalt über mein Herz, die Du über dasselbe hast, so würde ich in dasselbe eine Liebe gießen, die einigermaßen der deinigen entspräche. Ich würde alles entfernen, was der gegenseitigen Liebe hindernd im Wege steht. Ich würde nicht dulden, dass Hingabe und Großmut nur auf einer Seite wären. Wann, o Herr, wirst Du für mich tun, was ich nicht selbst für mich tun kann? Wann wirst du Deinen Gaben die Gnade beifügen, dass ich Dich liebe, so wie ich es wünsche?“
Judäa wollte Dich nicht als seinem König anerkennen, oh dass ich Dich ganz zu eigen haben könnte,“ ruft St. Gertraud in Liebe aus. „Mein König und mein Gott!“ (Ps 5,3) Ich erwähle und bekenne Dich jetzt, da Du inmitten meines Herzens bist. Gerade so, als wenn Du nicht König von Rechts wegen wärest, als ob ich frei wäre, Dich zu erwählen oder nicht, als ob ich Dich nicht schon oft und oft erwählt hätte, so erwähle ich Dich jetzt. Herrsche über alles, was ich bin und habe — über mein Gedächtnis und meine Phantasie, über meinen Verstand und meinen Willen, über alle meine Sinne! Herrsche über meine Gedanken, meine Wünsche, über alle meine Handlungen! Leite und führe jede Bewegung der Seele und des Leibes, jedes Wort meiner Lippen, jede Arbeit meiner Hände, jeden Schritt, den ich mache, damit alles zu Deiner Ehre und nach Deinem Willen geschehe.
Herrsche über alles, was mir lieb ist und mir nahesteht, über meine Familie und jedes Glied derselben! Ich weihe Dir jedes derselben und soweit es von mir abhängt, unterwerfe ich alle Deinem Zepter. Blicke auf dieselben herab wie auf einen besonders geliebten Teil Deines Reiches! Mache sie dir ergeben, gehorsam Deinen Gesetzen, eifrig in Vollbringung Deines Wohlgefallens und der Verbreitung deiner Ehre!
Aufopferung
„Was soll ich dem Herrn opfern, das Seiner würdig wäre? Soll ich das Knie beugen vor dem hohen Gott?! (Mich 6,6)
Ich habe nichts, das ich nicht von Ihm empfangen hätte. Aber auch Seine eigenen Gaben will Er aus meiner Hand annehmen, als ob sie nicht bereits Sein Eigen wären; als ob Er derselben bedürfe, und für deren Schenkung will Er Soich mir zum Schuldner machen. O liebevoller Erlöser, wie unendlich ist Deine Herablassung gegen mich, Dein armseliges Geschöpf; wie zärtlich ist Dein Mitleid gegen mich, Dein schwaches Kind!
Ich komme also zu Dir mit allem, was ich bin und habe. Ich opfere Dir meine Seele, mein Leid, alle Güter dieses Lebens, mit denen Du mich gesegnet — meine Familie, meine Freunde. Meine Arbeit, meine Erholungen, meine Verantwortlichkeit, meine Ängste, meine Versuchungen und Gefahren, meine Wünsche und Enttäuschungen, alle Zustände und Wechselfälle des Lebens, all meine Leiden und Freuden, alle meine Interessen für diese und die zukünftige Welt, mein Leben und meinen Tod, alles opfere ich Dir auf, oh mein Gott!
Und da das alles doch nur eine wertlose Gabe ist, so fasse ich zusammen und bringe dir dar die Ehre und den Ruhm, der Dir vom Anbeginne dargebracht wurde und der Dir in alle Ewigkeit dargebracht wird von allen Geschöpfen: die ununterbrochene Anbetung der Engel; die Arbeiten der Apostel und Missionare, um die Kenntnis Deines Namens auszubreiten; die Standhaftigkeit der Märtyrer und der Menge sanftmütiger Dulder, die Dir, ihr Kreuz tragend, nachgefolgt sind; die Geduld der Bekenner und all jener, die in dem steten Ringen mit sich selbst trotz Ermüdung und Niederlage, unermüdlich ausgeharrt haben; all die Reinheit der Jungfrauen; all die Tränen jener, die ihre Kleider weiß gewaschen haben im Blute des Lammes. Ich freue mich über die Liebe und Anhänglichkeit Deiner treuen Diener und opfere Dir dieselbe auf zur Sühne meiner Kälte und meiner Trägheit. Ich vereinige mich mit der vollkommenen Anbetung und dem Dienste Deines einzig vollkommenen Geschöpfes, der allerseligsten Jungfrau, der erhabensten Würde, die sich am tiefsten vor Dir erniedrigte. Ich opfere Dir auf den Gottesdienst, der allein Deiner würdig und Deiner Hoheit entsprechend ist — das Lob, die Ehrerbietung, den Gehorsam Deines eingeborenen Sohnes; alle die Leiden Seiner Kindheit, die Entbehrungen Seiner Jugend, die Mühseligkeiten und Verfolgungen Seines Mannesalters, die Qualen Seines bitteren Leidens, die Herrlichkeit Seiner Auferstehung, Seine Fürbitte für uns im Himmel zu Deiner Rechten, das unaussprechliche Geschenk Seiner wirklichen Gegenwart unter uns bis zum Ende der Zeiten, das reine und immerwährende Opfer mit Seinen unendlichen Verdiensten, das Deinem Namen an jedem Orte, in der ganzen Welt, dargebracht wird. Blicke, o Gott, unser Beschützer, blicke auf das Angesicht Deines Gesalbten! Wie, haben wir Dir mit Ihm nicht alles gegeben?
Bitte
O, dass du Gottes Geschenk erkennen möchtest! O Kind, wenn du wüsstest, welche Macht du über Mein Herz hast, du würdest ihm eine heilige Gewalt antun, du würdest ihm jene Gnaden entreißen, die diejenigen davontragen, die Gewalt gebrauchen! Du würdest Sünder retten, die im Begriffe stehen, ihre letzte Gnade zurückzuweisen. Du würdest Kinder retten, die von ihren Eltern verlassen und dem Tode preisgegeben sind. Du würdest unverzüglich den Seelen, die um dein Mitleid flehen, den Himmel öffnen. Du würdest die Hände Meiner vielgeliebte Missionare, die Meinen Namen zu jenen tragen, die Mich noch nicht kennen, stärken und ihre Herzen erfreuen. Du würdest das Licht des Glaubens für jene gewinnen, die es suchen, und Kraft für die, so den Schatz gefunden, denen es aber an Mut gebricht, alles hinzugeben, um ihn zu erwerben. Wenn du verkündest, was Ich für dich getan, dadurch, dass Ich Mich Selbst dir gab, „wenn dein Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkörnlein“ (Mt 17,19), so würdest du deine Hand zu großen Dingen ausstrecken. Bis zu den äußersten Grenzen der Erde und über die Erde hinaus, hinüber zu dem traurigen Orte der Reinigung, wo es Seelen zu erlösen gibt; würde die Frucht deiner Kommunion reichen.
O Herr, könnte ich Dir den Weg zu jedem Herzen bahnen, könnte ich die Schlüssel zu jeder Festung auf der ganzen Welt in Deine Hände legen! Doch sie sind ja in Deinem Besitze. In Deiner Hand sind nicht nur die Schlüssel zum Himmel und zur Hölle, sondern auch die Schlüssel zu jedem Menschenherzen. Mag die Handhabung auch noch so schwierig sein, mag der Rost der Jahre das öffnen erschweren, Deine Berührung weicht jedes Hindernis. Du hältst den Schlüssel, ja Du selbst bist der Schlüssel. „O Schlüssel Davids, Du öffnest und niemand schließet, du schließest und niemand öffnete; komme und befreie die Gefesselten, die in Dunkelheit und Todesschatten sitzen!“ Ich flehe Dich an für all die meinigen, für alle jene, die Du mir gegeben, damit ich in Liebe für sie Sorge. O möchte meine heutige Kommunion Schutz und Wachstum in der Gnade für sie sein!
Mögen sie Licht, Kraft und Trost sein unserem Heiligen Vater, dem Papste, allen Bischöfen und Priestern, allen, die Seelen zu gewinnen trachten, den Armen, den Leidenden, den Versuchten, den Kindern! Wie der Strom des lebendigen Wassers durch das himmlische Jerusalem fließt, so möge die Gnade dieser meiner Kommunion durch die Kirche fließen; ihre Frucht möge die Heilung der Völker sein! Mögen Sie zukommen jeder Seele, die außerhalb der sichtbaren Kirche ist, meinen Verwandten und Freunden, den armen Heiden, die außer dem Bereiche der Gnade der Sakramente stehen. O Jesus, mein Mut sinkt bei dem Gedanken an die 900 Millionen erlöste Seelen, welche jetzt im 20. Jahrhundert den Namen ihres Erlösers noch nicht gehört haben. Sende Arbeiter in Deinen Weinberg und erinnere Dich in Liebe jener Menge, die du mit deinem Blut erkauft hast! Man sagt, die heilige Theresia hätte dir ebenso viele Seelen gewonnen, als der heilige Franziskus Xaverius. Das Bedürfnis nach dem fürbittenden Gebete ist nicht geringer als in jenen Tagen, und da es nicht genug Heilige gibt, Deine Barmherzigkeit zu rühren, so musst Du wohl das Gebet der Sünde erhören. Höre mein Gebet; am heutigen Tage hat es mehr Kraft und Wirksamkeit — es ist Dein eigenes, denn Du selbst bist in mir.
O Herz Jesu, Arche der zugrunde gehenden Welt, zu Dir fliehen all die Auserwählten, um sich vor dem Zorn Gottes und dem Sündenstrome zu schützen. Ziehe in diese Zufluchtstätte nicht nur jene, die sie suchen, sondern auch jene, die sie nicht suchen und die derselben am meisten bedürfen! Dein Herz wurde auf Golgatha geöffnet, um uns einzulassen, und bleibt geöffnet immerdar, auf dass alle, welche wollen, durch Dich gerettet werden. Und wenn der letzte der Auserwählten durch Dich zum Heile gelangt sein wird, dann wird die Türe geschlossen und der hereinbrechende Zorn Gottes wird alles verzehren, was sich nicht darin befindet.
O Herz Jesu, Heil derer, die auf Dich hoffen, habe Erbarmen mit uns! Herz Jesu, das uns vor dem bevorstehenden Zorne gerettet hat, ziehe alle Menschen an Dich, zwinge sie einzutreten, auf dass die Zahl der Geretteten vermehrt werde! Wo nur immer eine Versuchung zu überwinden, die Unschuld zu bewahren, der Tod zu Wasser oder zu Lande zu vermeiden, wo die Gnade der Beharrlichkeit zu sichern und das Gute zu unterstützen ist, wo es einen Schwachen zu stärken, einen Gefallenen zu erheben, einen traurigen zu trösten gibt — dorthin lasse die Frucht meiner Kommunion gelangen!
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
13.05.2020 - 19.05.2020
Das Willkommen des Vertrauens
III.
„Wirf deine Sorgen auf den Herrn, Er wird dich erhalten.“ (Ps 54,23)
Vor der Kommunion
„Denn allzu unsicher stehet, wer nicht all seine Sorge auf dich wirft.“ (Nachfolge Christi, 3, 17)
Wie verschieden von diesem Grundsatze ist unsere Handlungsweise. Unsere ganze Sorge auf Gott werfen, das würden wir für ein Wagnis halten. Natürlich vertrauen wir vollständig auf Ihn, aber in unserer Klugheit können wir uns trotzdem, wenn ein Unglück droht, wenn Schwierigkeiten sich erheben oder wenn die Verhältnisse sich anders gestalten, als wir erwarteten, einer gewissen Unruhe nicht erwehren. Ein gewisser Grad von Sorge, hinreichend, um unsere Kümmernis und Unruhe zu rechtfertigen, ist unvermeidlich. Und so kehren wir, trotzigerweise, der Einladung und den Verheißungen Gottes den Rücken, als ob sie nichts zu bedeuten hätten, und als ob sie nicht dazu bestimmt wären, einen praktischen Einfluss auf unser Verhalten auszuüben. Und dennoch, wie kräftig sind die Worte unseres Herrn: „Darum sage Ich euch: Sorget nicht ängstlich für euer Leben, was ihr essen werdet, noch für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Betrachtet die Vögel des Himmels; sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen, und euer himmlischer Vater ernährt sie. Seid ihr nicht viel mehr als sie? Und warum sorgt ihr ängstlich für die Kleidung? Betrachtet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen! Sie arbeiten nicht und spinnen nicht, und doch sage ich euch, dass Salomon in all seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.... Wenn nun Gott das Gras auf dem Felde, welches heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird, also kleidet, wie viel mehr euch, ihr Kleinengläubigen! Sorget also nicht ängstlich und saget nicht: Was werden wir essen, was werden wir trinken, oder womit werden wir uns bekleiden? Denn euer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Darum sorget nicht ängstlich für den folgenden Tag! Suchet zuerst das Reich Gottes und Seine Gerechtigkeit, so wird euch dies alles zugegeben werden.“ (Mt 6,25 ff.)
Wie eindringlich befiehlt der Herr! Nicht einmal um die notwendigsten Lebensbedürfnisse sollen wir bekümmert sein,. Er leitet Seinen Befehl mit den feierlichen Worten ein: „Ich sage euch.“ Ich, Der nicht betrügen kann, noch zu viel Vertrauen von euch fordere, Ich sage euch, sorget nicht ängstlich!
Es gibt Menschen, die Ihn beim Worte nehmen. Sie unterlassen nichts, was von ihnen abhängt; sie tun, was weder von den Lilien, noch von den Vögeln gefordert wird, sie arbeiten und spinnen. Wie „der kluge Verwalter, den der Herr über sein Gesinde setzte“, um ihnen zur rechten Zeit den angemessenen Unterhalt zu reichen, wie das starke Weib, „das acht hat auf den Wandel ihres Hauses“, so tun auch sie, was in ihren Kräften liegt. Und dann, gehorsam dem göttlichen Worte und im Vertrauen auf die göttliche Verheißung, werfen sie all ihre Sorgen auf den Herrn: „Der Herr regiert mich und nichts wird mir mangeln.“ (Ps 22,1)
„Mein Gott ist mein Helfer, auf Ihn will ich hoffen.“ (Ps 17,3) Wer kann den Frieden solcher Seelen beschreiben? Wer kann schildern die wunderbaren Eingriffe, die Gott zu ihren Gunsten macht und die Wachsamkeit, mit welcher Er, Den sie durch ihr Vertrauen verherrlichen, für alle Ihre Bedürfnisse sorgt?
Ein Steuermann treibt sein Boot durch einen zweifachen Stoß: durch eine Bewegung nach vorwärts und eine nach rückwärts. Auf dieselbe Weise nähern wir uns Gott. Durch Sehnsucht und Liebe steuern wir Ihm entgegen, durch gänzliche Hingabe und Vertrauen fallen wir auf Ihn zurück. Und gerade in diesem letzteren liegt unser größter Fortschritt.
Oh mein Gott, gib mir ein so großes Vertrauen auf Dich, dass ich deine Worte „Sorget euch nicht“ buchstäblich nehme. Lasse die Sorgen dieses Lebens nicht in dem Maße auf mich drücken, dass sie meinen Frieden stören. Gib mir jenes kindliche Vertrauen, welches Paulus, dein heiliger Apostel, deinen ersten Jüngern zur Pflicht machte: „Seid nicht ängstlich besorgt, sondern in allen Dingen lasset euer Anliegen im Gebete und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden! Und der Friede Gottes, der allen Begriff übersteigt, beschirme eure Herzen und euren Sinn in Christo Jesu. (Philip 4, 7)
Gib mir das friederfüllte Herz deines Nährvaters, das ruhig blieb inmitten der Wechselfälle des Lebens, inmitten der Finsternis, in denen Gottes Pläne sich hüllten, inmitten der Gefahren, die den ihm anvertrauten Schätzen drohte. Ihm war der Wille Gottes alles in allem. Er war ihm Beweggrund zum Handeln, Beweggrund zur Ruhe; Er war der Grund und die Rechtfertigung für alles; Er war ihm Entschädigung in allen Leiden und eine Schranke, über die hinaus er keinen Wunsch hatte. Nichts kann ihm ungelegen. Jede Prüfung, mochte sie noch so überraschend, noch so schmerzlich und langwierig sein, nahm er so bereitwillig auf, als ob sie ein von ihm selbst ausgedachter, lang vorhergesehener, in allen Einzelheiten überlegter Plan gewesen wäre, und als ob sie ganz und gar mit seinen Wünschen übereingestimmt hätte. Und so war es in der Tat, da er in jeder Prüfung eine Anordnung oder Zulassung der göttlichen Vorsehung, eine neue Offenbarung des Göttlichen Planes sah. Oh Fürst des Friedens, Der Du der Erde einen Frieden gebracht hast, den keine Prüfung stören kann, komme in mein unruhiges Herz und sprich zu ihm: Friede, Ruhe!
„Ich vertraue auf den Herrn.“ (Ps 10,2)
„Mir ist Gott anhangen gut, auf Gott den Herrn meine Hoffnung setzen gut.“ (Ps 72,28)
„Der Herr regiert mich und nichts wird mir mangeln.“ (Ps 22,1)
„Denn wenn ich auch wandle mitten im Todesschatten, so will ich nichts fürchten, weil Du bei mir bist.“ (Ps 22,4)
„Ich aber rufe zu Gott, und der Herr wird mich erretten.“ (Ps 54,7)
„Auf dich, o Herr, hoffe ich, lass mich nimmermehr zuschanden werden!“ (Ps 30,2)
Nach der Kommunion
„Wohlan! jetzt preiset den Herrn, alle Diener des Herren!“ (Ps 133,1)
„Erhebet den Herrn, unsern Gott!“ (Ps 98,5)
„Lobet den Herren, ihr alle Seine Engel!“ (Ps 102, 20)
„Danket dem Herrn, denn Er ist gut!“ (Ps 106,1)
„Bete den Herrn, deinen Gott, an und danke Ihm!“ (Tob 11,7)
„Den Herrn, meinen Gott, bete ich an.“ (Dan 14,24)
„Gebenedeit sei der Herr, denn Er hat mir Seine Barmherzigkeit wunderbar erwiesen.“ (Ps 30,22)
„Er hat gesättigt die arme Seele, die hungernde Seele gesättigt mit Gütern.“ (Ps 106,9)
„Hochpreiset meine Seele den Herrn und mein Geist frohlocket in Gott, meinem Heilande.“ (Lk 1, 46)
„Denn Großes hat an mir getan, Der da mächtig ist und Dessen Name heilig ist.“ (Lk 1,49)
O Gott, Du selbst hast Dich mir gegeben mit allem, was Du bist und was Du hast, mit Recht erwartest Du, dass ich auf Dich vertraue. Du bist mein Vater und niemals darf ich Deine Liebe und Sorge in Zweifel ziehen. Oh unendliche Weisheit, Du hast den Plan zu meinem ganzen Leben entworfen und Deine unendliche Liebe leitet alle Einzelheiten desselben. Die Anordnung Deiner Vorsehung hat meine Wohlfahrt im Auge, und zwar so ausschließlich, als ob ich allein in Betracht käme. Ich werde nicht anderer wegen dem Untergange geweiht, wie das im Leben so oft der Fall ist, wenn Menschen Pläne entwerfen und ausführen. Die Pfade Deiner Kinder kreuzen sich in zahllosen Fällen, Ereignissen scheinen das unabhängige Resultat des Zufalles zu sein. Aber jede Begebenheit, jedes Ereignis, selbst das alltäglichste, sogar das Resultat des freien und des bösen Willens des Menschen wird dann dir angeordnet oder zugelassen.
Mächtig von einem Ende zum anderen reicht Deine liebende Vorsehung und in lieblicher Weise lenkt sie alles, was das Kind Deines Herzens betrifft, alles, alles ohne Ausnahme, sogar das, was meinem Wohle entgegen zu sein scheint. Lasse nicht zu, dass diese Dinge mich überraschen oder entmutigen. Sprich zu mir, wie du zu Petrus sprachst: „Gehe ohne Bedenken mit ihnen, denn Ich habe sie gesandt.“ (Apg 10,20) Lass mich meine Hand vertrauensvoll in die Deine legen, und lass uns also durch all die wechselvollen Jahre gehen, indem ich im Glauben festhalte, dass ich eines Tages schauen werde. „Er hat alles wohl gemacht.“ Werde ich frohlockend ausrufen: „Er hat alles wohl gemacht.“
„Mit welcher Verwunderung, mit welchem Entzücken werde ich in der Ewigkeit die göttliche Weisheit erkennen, welche, Deinen Plänen entsprechend, all die verschiedenen Elemente des Lebens — Talente, Mängel, Freuden, Leiden, Versuchungen, Misserfolg und Niederlage so anordnet, dass sie zu meinem ewigen Heile zusammenwirkten. „Er hat alles wohl gemacht,“ werde ich frohlockend ausrufen: „Er hat alles wohl gemacht.“
Könnte eine Wolke in jenem glücklichen Rückblicke sein, ein Ton der Traurigkeit in Seinem Lobgesang, sie würden sich dort zeigen, wo mir im Leben das Vertrauen mangelte, wo der bloße Schein die glänzende Wahrheit verdunkelte, die der Glaube das ganze Leben hindurch hätte sichtbar erhalten sollen.
Oh mein Vater, mein himmlischer Vater, gib mir dieses Erbrecht Deiner Kinder, diese überfließende Hoffnung, diese Gnade des Vertrauens. Sorge für mich wie für ein Kind, das unbekümmert in den Armen seines Vaters ruht. Sorge für mich, o Gott meines Lebens, bis ich zu Dir komme, um Dich zu erkennen, so wie Du bist, um Dich aus ganzem Herzen zu lieben und um die ganze Ewigkeit in Jubelgesang vor Deinem Antlitze zu weilen.
„O Vater und Herr meines Lebens“ (Sir 23,1) überall und in allen Dingen „Gott, hochgelobt in Ewigkeit.“ (Röm 9,5) Doch mir bist Du ganz besonders teuer und nahe als der Gott meines Herzens, Dessen Innerstes Wesen mir erschlossen ist, nicht durch eine von außen kommende Offenbarung, sondern durch die persönliche Erfahrung des täglichen Lebens — tägliche Prüfungen, tägliche Freuden und Leiden, unerwarteten Beistand, liebliche Überraschung und mitleidige Tröstung. Vater und Herr meines Lebens, gib, dass ich Dir jedes Vertrauen entgegenbringen, auf dass Du, wie ich weiß, besonderen Wert legst, das Vertrauen, wozu Dich die liebevolle Fürsorge, die Du seit vielen Jahren für mich hegst, berechtigt — das Vertrauen eines Kindes.
Aufopferung und Bitte
Als Gott der Liebe hast Du Dich mir geoffenbart, und da es in der Natur der Liebe liegt zu geben, so gibst Du verschwenderisch und unermüdlich, und zwar von Deinem Besten. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab.“ Alle anderen Gaben sind geringer als diese. Alle anderen sind in dieser enthalten. „Wie, sollte Er uns mit Ihm nicht alles geschenkt haben?“ (Röm 8,32)
Was kann ich Dir dafür geben? Ich habe nichts, das nicht Dein wäre. Doch Du willst das von meiner Hand annehmen, was ohnehin schon Dir gehört. Ich biete dir also als Gegengeschenk all die Güter der Seele und des Leibes, alles, was die Liebe mir gegeben, alles, was sie mir vorenthalten hat: Leben, Kraft, Fähigkeiten, meine Leiden und Freuden, meine Gnaden und meine Verantwortlichkeit, meine Wünsche und meine Tauglichkeit zu Deinem Dienste. Weil aber alles, was ich besitze, Deiner unwürdig ist, so opfere ich Dir die Vollkommenheit Deiner Engel und all die Verdienste Deiner Heiligen auf; ich opfere Dir auf das überaus heilige Herz Mariens; Dein eigenes allerheiligstes Herz — ein Opfer von unendlichem Werte, das in der heiligen Kommunion mir geschenkt wurde, auf dass ich es hinwiederum dir anbiete als überreichen Ersatz für alles, was ich bereits empfangen, und für das, was ich hienieden und drüben erwarte. Ich opfere Dir heute dieses Herz für jede Seele in der Welt; für die 500 Millionen Christen, von denen so viele Deinen Namen tragen, ohne Dich zu lieben, ohne Dir zu dienen; für die 900 Millionen, die niemals Deinen Namen gehört haben, denen die Schönheit Deines Lebens und die Zärtlichkeit Deines Herzens nie zur Erkenntnis gekommen ist. O Erlöser der Welt, Der Du den Tod keines Menschen willst, Der Du im Gegenteil wünschest, dass alle Menschen bekehrt werden und leben sollen, rette diese dem Verderben entgegeneilenden Seelen, von denen jede mit Deinem kostbaren Blute erkauft ist und einen Platz in Deinem Herzen hat. O Herr der Ernte, sende Arbeiter in Deinen Weinberg, gib, dass der Glaube sich schneller und weiter verbreite. Gib Gedeihen den auswärtigen Missionen, sichere den sterbenden Kindlein die Taufe; komme denen zur Hilfe, die am heutigen Tage ohne Priester, ohne Sakrament ihr Leben beschließen.
Ich opfere Dein allerheiligstes Herz auf für alle jene, die, im Dunkeln tastend, den Weg zur Wahrheit suchen. O Licht, das einen jeden erleuchtet, der in diese Welt kommt, hilf ihnen hinweg über die Schwierigkeiten, die Du allein bemessen und die Du allein aus dem Wege räumen kannst. Stärke jene, die zögernd an der Schwelle der Kirche stehen und die durch irdische Beweggründe vom Eintritt abgehalten werden. O welch ein Glück, könnte ich nur einer von diesen Seelen behilflich sein! O Herr, gib mir Gelegenheit hierzu und Deine Gnade! Wenn ich nicht „viel“ tun kann, so lass mich „Weniges“ vollbringen. Mache mich freigebig an Liebe, an Zeit, an allem, was ich ihnen zur Verfügung stellen kann. Du aber erachte jede Anstrengung, jeden Wunsch meinerseits als eine Danksagung für die mir so unverdient verliehene Gnade des Glaubens.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
06.05.2020 - 12.05.2020
Das Willkommen des Vertrauens
II.
„Wenn Er verweilet, so harre Sein.“ (Hab 2, 3)
Vor der Kommunion
Ich wollte, mein Herr wäre mir näher, so sprechen und denken wir oft. Und wo ist der Mensch, der das nicht wünschte? Gibt es einen, sagt Thomas von Kempis, der nicht gerne Trost empfinge, so er ihn haben könnte? Aber diese himmlischen Heimsuchungen kommen selten und in langen Zwischenräumen. Wir sind nicht fähig, mit denselben oft betraut zu werden. Gott gewährt es manchmal reichlich; zweimal im geistigen Leben — am Anfange, wenn die Seele beginnt, sich zu Ihm zu wenden und sie auf den engen Pfad der Selbstverleugnung geführt werden muss, und dann gegen das Ende des Tagewerkes, wenn sie ausgeharrt und gleichsam eine Belohnung verdient hat. Aber mit dem meisten von uns, wie mit unsern Vorfahren in der Wüste, „ist Gott nicht wohl zufrieden“. Es ist kein besonderer Grund vorhanden, warum Er uns als Günstlinge behandeln oder in besonderer Weise belohnen soll. Hat uns Gott auf den Weg des Heiles gebracht, so gewährt Er hinlänglich den nötigen Beistand, Er begnügt sich mit unserem kargen Dienste, weist unsere Versehen zurecht, vergibt uns unsere vielfachen Fehltritte und hat Geduld mit uns, wenn wir zu ihm um die Süßigkeiten des Trostes rufen.
„Ihr wisst nicht, um was ihr bittet,“ sagt er bisweilen zu uns, wie einst zu Jakobus und Johannes. „Könntet ihr eure Arbeit sehen, so wie Ich sie sehe, ihr würdet euch schämen, mehr zu verlangen, als den versprochenen Zehner. Ihr würdet überdies sehen, dass das, um was ihr bittet, nicht gut für euch ist, dass es sicherer und besser ist, euch Meinen Händen zu überlassen und gleich gutgearteten Kindern das anzunehmen, was euch geboten wird, ohne etwas anderes zu wünschen.“ In dem Gebete, das unser Herr uns in den Mund gelegt hat, befiehlt er uns, um alles zu bitten, was für die Seele oder den Leib notwendig ist, nicht aber um Süßigkeiten. „Gib uns heute unser tägliches Brot“ (— nicht Zuckerwerk).
Durch die Gnade der Adoption und Kraft der Verdienste unseres älteren Bruders, sind wir „Nachahmer Gottes, als die lieben Kinder“. (Eph 5, 1) Wenn wir murren wollen, so wird uns der Gedanke, was wir aus uns selbst sind und was unsere Sünden verdienen, darüber hinweghelfen. „Wir empfangen mit Recht, was unsere Taten verdient haben.“ sagte der gute Schächer. Wer von uns könnte nicht ebenso sprechen, wenn Trübsale hereinbrechen oder wenn wir, überwältigt von der Einförmigkeit des Alltagslebens, nach Demjenigen seufzen, dessen Gegenwart die dunkelsten und traurigsten Pfade erhellt! „Wenn Jesus gegenwärtig ist, so ist alles gut und nichts scheint schwer, ist aber Jesus nicht zugegen, dann ist alles schwer und drückend.“ (Nachfolge Christi II., 8) Wir können nichts tun, als uns mit Geduld bewaffnen. Es wird nicht immer so sein: mag nun unser gegenwärtiger Zustand eine Strafe oder eine einfache Prüfung sein, er wird nicht dauern; die Zeit der Prüfung geht dem Ende entgegen, und zwar bald; denn „nur noch eine kleine Weile, eine sehr kleine Weile, und es wird kommen, Der da kommen soll, und Er wird nicht zögern.“ (Hebr 10,37) Inzwischen fassen wir die Schwierigkeiten fest ins Auge.
Ich werde nicht müde, über die Schwierigkeiten im Gebete zu klagen. Ich stelle der Unterredung mit Gott die Unterredung mit einem Freunde gegenüber, mit dem ich von Angesicht zu Angesicht spreche, der ganz Aug’ und Ohr ist, mich anzuhören, wodurch die Unterredung so leicht und angenehm wird.
Und doch! Selbst der teilnehmende Freund kann nicht tief in meine Seele eindringen; er kann die Umstände des Lebens, von denen sie so sehr beunruhigt und belästigt wird, nicht ändern. Aber der Freund, mit dem ich im Gebete spreche, ergründet sie bis in ihre Tiefen; Er erforscht die innersten Falten, von deren Vorhandensein ich keine Ahnung hatte. Er sieht die Wirkung, die jeder noch so geringe Einfluss in ihr hervorbringt. Vor Ihm liegt klar jeder Kummer; Er kann die Ursache derselben entfernen oder deren Wirkung schwächen; Er kann Stärke geben, ihn zu tragen und Nutzen daraus zu ziehen. Er kann eine Änderung in meiner Lebensanschauung hervorbringen; Er kann bewirken, dass ich über Erfolg und Nichterfolg, über Stellung, Einfluss, über Familien- und Seelenleiden anders urteile als bisher. Er kann die Unvollständigkeit meines Charakters ergänzen und jede Sehnsucht des Geistes, jedes Bedürfnis des Herzens stillen. Wenn ich Ihm meinen Schmerz darlege, indem ich rufe: „Herr, Du weißt es“, so ziehe ich die ganze Allmacht und Allwissenheit Gottes, ja noch unendlich mehr — ich ziehe das Mitleid des treuesten aller irdischen Freunde auf diesen Schmerz herab. Wenn ich dieses betrachte, so wird meine Klage über die Unzulänglichkeit des Gebetes bald verstummen.
O Herr, dass ich es doch dahin brächte, mehr an die unschätzbare Gabe, die Du mir im Gebete gegeben, zu denken, als an das, was ich dem natürlichen Laufe der Dinge nach noch nicht besitzen kann, wie ganz würde mein Gebet beschaffen sein! Unaufhörlich würde sich mein Herz in Liebe und Vertrauen zu Dir erheben, demütig würde ich die Dunkelheit und die Schranken, die der Glaube hienieden setzt, hinnehmen. Ja, der Glaube würde zu hellem Lichte werden und das Vertrauen würde schon hienieden solch überfließenden Lohn von Dir erlangen, dass der Schleier halb gelüftet würde. Aus dem Gebete würde mir Hilfe kommen, es würde mir zur Wonne werden. Deine Einschärfung: „Betet allezeit!“ würde mir so natürlich wie nur etwas scheinen. Gleich Deinen ersten Jüngern würde mein Wandel im Himmel sein. Meine Seele muss sich stützen auf die durch den Glauben enthüllten Wahrheiten, bis der Tag anbricht und die Schatten weichen.
Du, der Herr des Himmels, kommst heute, um mit mir ein vertrauliches Gespräch zu halten. Du kommst mit dem nämlichen Leibe, der in der Krippe lag und am Kreuze hing, kommst mit Fleisch und Blut, mit Seele und Gottheit, mit Deiner ganz heiligen Menschheit. Aber das Unwesentliche, das Äußere, tritt zurück, mit dem Wesen allein muss ich mich zufriedengeben.
Gerade so verhält es sich mit mir. Ich komme zu Dir mit der erforderlichen Gesinnung; meine Seele ist in Freundschaft mit Dir; doch fehlt jene fühlbare Andacht, die ich, vielleicht mehr um meinet- als um deinetwillen, wünsche. Doch, was liegt daran? Gefühle sind nur nebensächliche Dinge. Ich muss mich gedulden, bis die Schleier fallen und ich den König in Seiner Herrlichkeit schaue. Dann werde ich mich freuen in überaus großer Freude. Dann wird meine Seele den Herrn preisen und mein Geist in Gott, meinem Heiland, frohlocken. Dann wird alles, was in mir ist, seinen heiligen Namen preisen.
Wenn Deine Herrlichkeit erscheinen wird, dann werde ich vollkommen gesättigt sein. Doch ist es sicher nicht unrecht, wenn ich Dich jetzt schon anflehe, den Schleier dann und wann ein wenig zu lüften oder mir einige Krümchen von Deinem Tische zukommen zu lassen, o gütiger, mitleidsvoller Heiland. Ich könnte ein stummes Geschöpf — ein Hündlein, das mir ins Antlitz schaut, ein Vöglein, das auf meine Hand sich setzt und vertrauensvoll um Nahrung oder Liebkosung fleht — in seiner Erwartung nicht täuschen. Du aber hast mir gesagt, dass ich von weit größerem Werte bin als diese. Willst du die Hoffnung täuschen, mit der ich zu Dir komme, flehend um die Nahrung, die meine Seele braucht, um die Gnade, die ich haben muss, um in den Himmel zu kommen? Willst Du mir nicht dann und wann die Liebkosung geben, die ich erwarte, Du, Der Du gesagt hast: „Auf den Knien wird man euch liebkosen; wie einen, den seine Mutter liebkoset, so will Ich euch trösten.“ (Is 66,12 f.) Willst Du nicht zuweilen jenes geheimnisvolle Wort zu meiner Seele sprechen, dass ihr Innerstes durchdringt? „Meine Seele zerschmolz, als mein Geliebter sprach,“ sagt die Braut im Hohenliede. Sprich zu mir, mein Geliebter, und erweiche die Härte meines Herzens!
„Herr, erhöre mein Gebet und mein Flehen; nimm zu Ohren meine Tränen!“ (Ps 38,13)
„Er gibt Speise den jungen Raben, die zu Ihm rufen.“ (Ps 146,9)
„Du, o Herr, bist reich genug, mir viel mehr als dies zu geben.“ (2. Par 25,9)
„Kann die Binse grünen ohne Feuchtigkeit?“ (Job 8, 11)
„Gedenke meiner, mein Gott, zum Guten! Amen.“ (2. Esdr 13,31)
Nach der Kommunion
„Mein Herr und mein Gott!“
„Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben!“
„Herr, vermehre meinen Glauben!“
„Herr, es ist nicht Deinesgleichen; es bleibe Dein Name und werde verherrlicht in Ewigkeit.“ (1. Par 17,20.24)
„Der Herr war mein Helfer und mein Beschirmer, auf Ihn hat vertraut mein Herz und es ist mir geholfen worden.“ (Ps 27,7)
„Lobsinget dem Herrn, ihr Seine Heiligen!“ (Ps 29, 5)
„Liebet den Herrn, ihr alle Seine Heiligen!“ (Ps 30, 24)
„Denn Er hat gesättigt die arme Seele, die hungernde Seele gesättigt mit Gütern.“ (Ps 106, 9)
„Gebenedeit sei der Herr, denn Er hat mir Seine Barmherzigkeit wunderbar erwiesen!“ (Ps 30, 22)
„Dank sei Gott für Seine unaussprechliche Gabe.“ (2 Kor 9,15)
„Einer ist gut, nämlich Gott.!“ (Mt 19,17)
Wie nahe, ja, wie eng verbunden bin ich jetzt mit der Quelle alles Guten! Ich kreuze meine Arme über meine Brust und weiß, dass darin verschlossen das höchste Gut sich findet. Denn „Einer ist gut, nämlich Gott!“ Und Er ist hier, um wie ein treuer Freund alles, was Er hat, alles was Er ist, mit mir zu teilen. In meiner Brust ist:
Seine ganze Allmacht, um mich zu beschützen. — „Wisse, dass der Herr, dein Gott, ein starker Gott ist.“ (Deut 7,9)
Seine ganze Weisheit, mich zu führen. — „Bleibe bei Mir, fürchte dich nicht!“ (1. Reg 22, 23)
Seine ganze erbarmende Güte, um mir zu helfen. — „Ich will dich nicht entlassen, noch dich verlassen.“ (Jos 1,5)
Seine ganze Liebe, mich zu erwärmen. — „Unser Gott ist ein zehrendes Feuer.“ (Hebr 12,29)
Sein ganzer Eifer, den meinigen zu entflammen. — „Die Liebe Christi drängt uns.“ (2 Kor 5,14)
All Seine Schätze, mich zu bereichern. — „Er, Der Selbst Seines eigenen Sohnes nicht geschont, .... wie sollte Er uns nicht alles mit Ihm geschenkt haben?“ (Röm 8,32)
All Seine Verdienste, mich zu verteidigen. — „Er lebt allezeit, um für uns zu bitten.“ (Hebr 7,25)
Außer Dir, o mein Gott, ist nichts Gutes. Und in Dir ist nichts Gutes, das Du nicht Selbst bist. Alles, was Du hast, das bist Du. Wenn ich dich also um all das bitte, was ich für das Heil meiner Seele brauche, so bitte ich um Dich Selbst. Du selbst bist das Licht, die Stärke, die Liebe, die Geduld, die Heiligkeit, die ich brauche. Wie nahe ist mir dieses alles in dem höchst kostbaren Augenblick nach der heiligen Kommunion. Nicht an meiner Türe, nicht innerhalb meines Bereiches, nein, mitten in meinem Herzen. Öffne mir also Deine Hand, o Herr, erfülle Dein bedürftiges Geschöpf mit Segen, indem Du es mit Dir Selbst erfüllst!
O unendliche Schönheit, die Du mein Gott bist, ich preise Dich!
O unendliche Liebe, die Du mein Gott bist, ich liebe Dich!
O unendliche Geduld, die Du mein Gott bist, ich danke Dir!
O unendliche Güte, die Du mein Gott bist, ich bete Dich an, ich preise Dich, ich gebe mich Dir hin, jetzt und auf ewig!
Geliebter Meister, ich bin die Magdalena zu Deinen Füßen. O könnte ich ihr gleichen in ihrem glühenden Willkommen, in ihrer liebenden Zufriedenheit, in ihrem aufmerksamen Lauschen, wenn Du zu ihrem Herzen sprachst, in der Vereinigung all ihrer Seelenkräfte in Dir, solange Du ihr Gast warst, in ihrem Mitleid mit Deinen Schmerzen, in dem Troste, den sie Deinem Herzen brachte. Kann ich mit meinen herumirrenden Gedanken, mit meiner Kälte, wohl das sein, was Dir Magdalena war? Ja, denn Du hast uns gesagt, Du wolltest Wünsche für Handlungen annehmen. Als Du beim letzten Abendmahl für Deine Apostel betetest und nicht nur für sie allein, sondern auch für jene, die durch ihr Wort an Dich glauben würden, wusstest Du, dass die späteren Jünger Schwierigkeiten haben würden, die jene nicht hatten, welche während Deines irdischen Wandels durch den Zauber Deiner göttlichen Person sich angezogen fühlten. Auf uns hat Dein Blick nicht geruht, der Ton Deiner Stimme ist nicht an unser Ohr gedrungen; wir haben nicht den Worten Desjenigen gelauscht, Der sprach, wie keiner je gesprochen. Es wird uns berichtet von dem Zauber, den Du auf das Volk und auf Deine Getreuen ausübtest, aber wir müssen diesen erst an uns erfahren. Einstweilen hast Du Geduld mit uns, da Du ja weißt, dass der Glaube zwar viel bewirkt, doch nicht alles tun kann. Überdies zieht sich der Glaube oft in unsere innerste Seele zurück. Er ist wie der Saft der Pflanze im Winter; keine Frucht, keine Blüte, keine Knospe verrät seine Gegenwart, und doch ist er vorhanden. Dein Auge kann ihn sehen und Du hast Geduld.
Welchen Rat hast Du für uns, bis die Sonne in ihrer Kraft erscheint, die Pflanzen belebt und ihre verborgenen Kräfte ans Tageslicht zieht, bis der Winter vorüber ist und die Blumen in unserem Lande erscheinen? Du willst, dass wir unsere Zuflucht zu unseren Brüdern nehmen, die besser stehen als wir; die mit heißen Wünschen Dir entgegenkommen, deren Herz in Deiner Gegenwart erglüht, deren ganzes Wesen sogar die ruhelosen Sinne durch Deine sakramentale Gegenwart überwältigt und gefesselt werden, die ihrem göttlichen Gast eine Aufnahme bereiten, allerdings Seiner unwürdig, doch so aufrichtig, dass es Seine Wonne ist, bei ihnen zu verweilen. Durch die Gemeinschaft der Heiligen sind diese unsere Brüder; ihr Reichtum ist Gemeingut für alle, und die ärmsten Glieder der Familie können sich nach Belieben desselben bedienen. Du fragst nicht, ob die Gaben, die wir dir anbieten, unser Eigentum oder fremdes Gut sind; Du nimmst sie gnädig an, schätzest sie hoch und legst ihnen großen Wert bei. Ich opfere Dir also auf, o mein Herr, die unbefleckte Reinheit Deiner Jungfrauen und aller unschuldigen Seelen; die Stärke Deiner Märtyrer, die inmitten der Qualen und des Todes ausharren, die Geduld Deiner Bekenner und all jener, die Dir treu dienen inmitten von Verfolgungen und Schmerzen, oder inmitten des eintönigen Kreislaufes der täglichen Pflichten und Prüfungen. Ich opfere Dir auf jenes unbefleckte Herz, in welchem Du jede Tugend in ihrer Vollkommenheit findest. Ich opfere Dir dein eigenes, heiliges, menschliches Herz auf, dessen Lob und Preis Deiner göttlichen Annahme würdig ist. Dank sei Dir für diesen reichen Schatz, zu welchem ich in allen meinen Nöten Zuflucht nehmen kann! Dank vor allem für das göttliche Herz, welches ganz allein und vollkommen mir genügt! Dank sei Gott für Seine unaussprechliche Gabe!
Bitte
Ich will dich zu einer Säule machen im Tempel meines Gottes. (Offb 3,12)
Ich wollte, ich könnte eine kleine Säule sein, mein Gott, die etwas für Dich stützte, gleichviel was. Eine Säule, rauh und ungeschliffen und im Hintergrund stehend, wenn es so Dein Wille wäre, aber dennoch von einigem Nutzen für Dich. In einer Hinsicht wenigstens kann ich eine solche Säule sein. Deine in der ganzen Welt zerstreuten Interessen sind uns anvertraut, dass wir sie alle stützen — durch das Gebet. Führe mir zu Gemüte, o Herr, die Verantwortlichkeit, die auf mir ruht, auf dass ich es ernst nehme mit meinem Gebete für jene, so Du mir anvertraut hast, oder die auf irgendeine Weise unter meinem Einflusse stehen, und nicht nur für diese, sondern für alle Mitchristen und Mitmenschen, für jede Seele auf der weiten Welt. Sie alle sind Deine Kinder und haben das Recht, Dich Vater zu nennen; sie haben einen Platz in Deinem Herzen; also müssen sie auch in meinem Herzen einen Platz haben.
„Ich bete für alles, was die Interessen Deines Reiches auf Erden betrifft: für den Heiligen Vater, für die Diözese, für die Kirche in jedem Lande. Für die weltliche Unabhängigkeit des Papstes, für die verfolgten Ordensleute fern von ihrer Heimat, für die Wohlfahrt der Schulen in unserm Vaterlande.
O Herr des Himmels, höre mein Gebet! „Sei Du Herrscher in jedem Herzen, brich und vernichte die Macht des Bösen, lasse Jesus Christus überall triumphieren, gib, dass Sein Gesetz, Seine Gebote und Seine Kirche die ganze Welt regieren! Möge es in Zukunft keinen Aufrührer, keinen Verräter und keinen Abtrünnigen mehr geben und mögen alle unter Seiner Herrschaft und in Deiner Gnade leben, bis sie das irdische Königreich vertauschen mit dem, was ihnen im Himmel bereitet ist.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
29.04.2020 - 05.05.2020
Das Willkommen des Vertrauens
I.
Am Ufer des Sees Tiberias
Vor der Kommunion
Gibt es wohl ein schöneres Bild in den Evangelien als die Schlussszene bei St. Johannes? Die Jünger sind nach dem wunderbaren Fischfang um unseren Herrn versammelt. Es ist am Gestade des galiläischen Meeres, wo jede Stelle so reiche Erinnerungen an ihren Meister wach ruft. Weithin erstreckt sich das steinige Ufer, welches sie an ihrer vor drei Jahren an sie ergangene Berufung erinnert, als sie alles verließen, um Ihm nachzufolgen. Dort hinter den Bergen liegt die Ebene, wo Er die hungrige Menge gespeist hatte; hoch oben das Felsenriff, wo Er, vom Sturme umtost, in jener Wundernacht betete ... unten das Ufer, von wo aus Er durch die stürmischen Wogen wandelte und zu ihnen kam. Hier, vom Schiffe des Petrus aus, hatte Er das Volk gelehrt. Hier auch war es, wo Er schon früher einmal ihren Fischfang wunderbar gesegnet und ihnen versprochen hatte, dass sie in Zukunft Menschen fangen würden.
Es ist früh am Morgen. Kein Mensch ringsumher, nur in weiter Ferne einige Fischer, die, entmutigt durch die mühevolle und doch vergebliche Arbeit der Nacht, herankommen. Die Sieben haben Ihn ganz für sich allein, denn seit der Auferstehung kommt Er nur zu Seinen Freunden. Auferstehung, oh welche Erinnerung erweckt dieses Wort! Wieviel haben sie seitdem gelernt! Sie schauen zurück auf ihren dreijährigen Verkehr mit Jesus von Nazareth und staunen über Gottes Vorsehung. Der Pfad, der so offen zum Kalvarienberg führte, war vor ihnen verborgen geblieben, damit sie nicht Ärgernis nehmen und von Ihm abfallen möchten. Er hatte von den kommenden Ereignissen gesprochen, sie aber hatten Ihn nicht verstanden. Er hatte ihnen vorher gesagt, dass der Hirte geschlagen und die Herde sich zerstreuen würde und sie hatten Seine Warnungen mit ungestümen Beteuerungen erwidert. Dann war der Sturm über sie hereingebrochen und hatte sie von Seiner Seite gerissen, aber nur für eine kurze Zeit. Seine Liebe hatte sie wieder aufgesucht, Seine Hand hatte sie wieder gesammelt, hier am Ufer des Meeres waren sie wieder rings um Ihn geschart. Jetzt lag es klar vor ihren Augen, dass Christus litt, um in Seine Herrlichkeit einzugehen, und dass die Jünger, gleich ihrem Meister, nur durch viel Trübsale in das Reich Gottes gelangen sollten.
Betrachte sie, jene sieben — Petrus war ans Ufer geschwommen und seine raue Fischerkleidung ist vollständig durchnässt; doch Petrus kennt keine Unbehaglichkeit. Sein wettergebräuntes Angesicht glüht vor Liebe und Begeisterung, da er in das Antlitz seines Meisters blickt. Keine Spur von Misstrauen oder Niedergeschlagenheit. Wofür auch? Er hatte ja Verzeihung gefunden. Der Herr hatte die Vergangenheit wieder gutgemacht und ihm das wiedergegeben, was er verwirkt hatte. Warum also sollte er sich nicht mit den Schuldlosen freuen und wieder der erste im Dienste sein? Petrus war es, der sie zum Fischfang in jener Nacht hinausgeführt hatte; er war es, der auf die leise geflüsterten Worte des Johannes: „Der Herr ist es“ mit dem alten Eifer sich ins Meer gestürzt hatte, um ein geheimnisvolles Wort zu vernehmen, bevor die übrigen kamen. Er war es, der auf seines Meisters Befehl das Netz ausgeworfen und es voll großer Fische ans Land gezogen hatte; es waren einhundertunddreiundfünfzig. Als Lohn für die Kundgebung seiner Liebe und nicht seines Glaubens, wie in Cäsarea Philippi, soll er nun sogleich das Hirtenamt über die gesamte Herde erhalten und das Versprechen eines Todes, ähnlich dem seines Herrn, um Gott dadurch zu verherrlichen. Eifrige, vertrauensvolle Seele, wie teuer bist du Christus, dem Herrn!
In seiner Nähe ist Thomas. Er hat durch seine Trennung von Petrus zu viel verloren., als dass er sich je wieder von ihm trennen wollte. Schau hin, wie sein Auge und sein Herz sich ergötzt an seinem Herrn und Gott, für Den er in seiner Treue zu sterben gewünscht hatte! Und Bartholomäus, ohne falsch, war ein passender Gefährte für Johannes.
Und Johannes erst mit seinem Adlerblick, der das Geheimnis durchdrungen hatte, „vom Worte des Lebens, das vom Anfange war“, das er gehört, gesehen, berührt und mit dem er in der Vergangenheit so trauten Umgang gepflogen hatte. Wie staunt er über die Kühnheit, mit der er sein Haupt an jene Brust gelegt, über jene Liebe, die ihn unter den Geliebten „zum Jünger, den Jesus liebte“, gemacht hatte!
Fühle die Frische des Morgenwindes! Sieh den blauen See; das Feuer, das am Ufer flackert; die Menge der Fische, die in ihren Bewegungen wie Silber glänzen; unsern Herrn, wie Er in der ihm eigentümlichen liebreichen Weise die Jünger einladet: Kommet und esset; wie er Platz nimmt in ihrer Mitte und sie bedient! Sieh die Ehrfurcht und Verwirrung, die in der Freude liegt, mit welcher sie ihn anblicken und Speise aus seiner Hand annehmen!
Betrachte in Christus, unserm Herrn, die wunderbare Vereinigung der menschlichen und göttlichen Natur! Durch ein Wort hatte Er ihre Netze gefüllt und Feuer und Brot herbeigeschafft. Jetzt ladet Er sie mit gewinnender Freundlichkeit ein, Erfrischung zu nehmen: „Kommt und esset!“ „Kommt“, nicht „ Gehet“, und Jesus nimmt Brot, gibt es ihnen und in gleicher Weise auch die Fische. Ist es nicht Sein Wille, dass sie Ihn als Den anerkennen sollen, der Er vorher war? Kein Wunder also, dass sie trotz all ihrer Ungläubigkeit und Hartnäckigkeit Ihm das Vertrauen, das Er sucht, nicht länger vorenthalten können und dass hier am Meeresufer keiner von allen, die beim Mahle sitzen, Ihn zu fragen nötig hat: „Wer bist Du,“ da sie ja wissen, es ist der Herr.
Wann wird Seine Herablassung und Sanftmut die nämlichen Früchte in uns hervorbringen? Wann wird die dringende Einladung uns als eifrige Gäste an Seinen Tisch ziehen mit einem so starken Glauben und Vertrauen, dass wir, trotz unserer Unwürdigkeit, keine Besorgnis haben, da wir wissen, „das ist der Herr?“
Unser göttlicher Bruder ist „uns in allen Dingen gleich“ — aber dennoch wie ungleich! Vergessen und vergeben fällt uns so schwer; schauen wir nun auf Ihn, wie er hier beim Mahle mit den Sieben sitzt! Während drei Jahren hat Er diese Männer mit Sorgfalt zu Seinen Jüngern herangebildet. Sie haben Seine Wunder gesehen, ja es war ihnen sogar die Kraft, Wunder zu wirken, anvertraut worden. Sie waren Seine Vertrauten und Freunde gewesen. Sie hatten ihre Bereitwilligkeit, mit Ihm ins Gefängnis und in den Tod zu gehen, erklärt. Und in der Stunde der Not hatten sie alle Ihn verlassen und waren geflohen. Kein Wunder, dass sie, als Er, vom Tode zu einem unsterblichen Leben auferstanden, wieder zu ihnen kam, nur allmählich glauben konnten, Er könne je wieder mit ihnen so sein wie vorher, und dass sie zaghaft in Sein Antlitz schauten, um dort zu lesen, was sie erwarten durften. Wie begegnete Er diesem gedankenvollen Blicke? Wie behandelte Er diese schwachen, aber trotzdem so aufrichtigen Freunde? Mit der ganzen Zärtlichkeit Seines selbstlosen Herzens. Er brauchte die ganze liebevolle Art, ja noch mehr als die Zärtlichkeit der Vergangenheit, um ihnen die Furcht zu nehmen. Daher gab Er allen im Überfluss, ohne Vorwurf, gab umso freigebiger, je größer ihre Bedürfnisse waren. Mehr als je musste Er jetzt eins mit ihnen sein und alles, was Er hatte, mit ihnen teilen. Beim letzten Abendmahle hatte Er gesagt: „Ich nenne euch jetzt nicht mehr Knechte, sondern Ich habe euch Freunde genannt.“ (Joh 15, 16) Nach der Auferstehung sind sie nicht mehr Freunde, sondern „Brüder“. „Gehet zu Meinen Brüdern und saget ihnen: Ich fahre hinauf zu Meinem Vater und zu eurem Vater, zu Meinem Gotte und zu eurem Gotte.“ (Joh 20,17)
Er ist sich noch immer gleich; der gleiche mit uns, wie mit den Sieben am Meeresufer an jenem Tage. Jesus Christus gestern, heute und immerdar. Wenn die Angst über unsere vergangene oder gegenwärtige Untreue uns niederdrückt, so begeben wir uns hin zu jener gesegneten Gruppe am Meere, schauen Ihn, wie Er inmitten Seiner Brüder sitzt, den Männern, die Ihn verleugnet und verlassen hatten. Werfen wir einen Blick auf den Tabernakel, wo Er noch immer bei uns weilt, und hören wir, wie Er auch zu uns spricht: „Fürchtet euch nicht! Ich bin es.“
Nach der Kommunion
„Woher geschieht mir dieses, dass mein Herr zu mir kommt?
„Denn dieser ist Gott, unser Gott in Ewigkeit und immer und ewig.“ (Ps 47,15)
Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehest unter mein Dach.
„Dich sollen preisen, oh Herr, all Deine Werke und Deine Heiligen Dich rühmen!“ (Ps 144,10)
„Ich will mich freuen und frohlocken in Dir.“ (Ps 9, 3)
„Ich will Dich erheben, Gott, mein König, und preisen Deinen Namen ewig, ja immer und ewig.“ (Ps 144,1)
„Lobsinget unserem Gott all Seine Knechte und ihr, die ihr Ihn fürchtet, klein und groß! (Offb 19,5)
„Lobsinget dem Herrn, ihr Seine Heiligen!“ (Ps 29,5)
„Liebet den Herrn, ihr all Seine Heiligen!“ (Ps 30, 24)
„Lobet den Namen des Herrn, lobet Ihn, Diener des Herrn in den Vorhöfen des Hauses unseres Gottes!“ (Ps 134,1 f.)
„Lobe den Herrn, denn gut ist der Herr; lobsinget Seinen Namen, denn Er ist lieblich!“ (Ps 134,3)
Ich danke Dir, oh liebster Herr, für alles, was Du bist, was Du mir gewesen bist. Meine Schuld reicht weit zurück. Von Ewigkeit zu Ewigkeit bin ich bei Dir gewesen, bei Dir, Dem alles gegenwärtig ist. In Deinen Plänen hast Du Dich mit mir beschäftigt. All die Weisheit, all die Liebe des ewigen Gottes galt mir. Jede Lage in meinem Leben, bis in die kleinsten Einzelheiten war von Ewigkeit her von Ihm ausgewählt in Rücksicht auf die Stellung, die ich eines Tages in Seinem Reiche einnehmen soll, und mit Rücksicht auf jene, die ich jetzt in Seinem Herzen besitze.
Ich danke dir, oh Gott, für die Liebe, mit welcher Du Dich von Ewigkeit her entschlossen hast, für mich Mensch zu werden, ein demütiges Leben zu führen zu meinem Beispiele und zu meinem Troste, das grausame Leiden durchzumachen, die Kirche zu gründen, Deine Sakramente einzusetzen — für mich. Den Schoß des Vaters zu verlassen und ein Erdenbürger zu werden hat Dich wohl viel gekostet; aber Du konntest den Preis bezahlen — es geschah für mich. Die Kälte und Undankbarkeit der Menschen, die Geißelung, der Abfall Deiner Freunde, die Trostlosigkeit Deiner Mutter, die Verlassenheit am Kreuze — all das war wohl hart zu ertragen, aber nicht zu hart — es geschah — für mich. Oh was kostet es dich, „jene Quellen des Heilandes" zu schaffen, woraus ich mit Freude schöpfen, jenen Tisch zu bereiten, an welchen ich ein stets willkommener Gast sein soll? Nicht mit vergänglichen Dingen, sondern mit dem letzten Tropfen Deines Blutes wurde meine Erlösung erkauft. Mit einem großen Preis musste sie bezahlt werden, Du aber bezahltest ihn willig und gerne, denn Du tatest es für mich, um mich vor dem zukünftigen Grimme zu retten.
Und der Dank? Er sah ihn auf Gethsemane und war bis in den Tod betrübt. Er sah, was ich als hinreichende Anerkennung für das halten werde, was Er für mich getan. Er sah meine Teilnahme an dem unblutigen Opfer; er sah die Reue, mit der ich zum Sakrament der Buße trete; das Willkommen, dass ich Ihm im Sakramente der Liebe bereite. War es der Mühe wert, so viel zu tun, für so geringen Erfolg? Ja, er erachtete es für genug. Doch so soll es nicht immer bleiben. Endlich soll meine Seele Seiner Güte sich bewusst werden; ich soll dazu gelangen, auf irgendeine Weise den Wert Seiner unaussprechlichen Gabe zu erkennen; wenigstens soll ich wünschen, Ihm Liebe mit Liebe zu erwidern. Er konnte warten; Er hat bis zur Stunde gewartet.
Wie lange, oh Herr, wie lange? Ist die Zeit noch nicht gekommen, dass mein Herz die Liebe des deinigen nach bestem Vermögen erwidere? Oh Herr, lass mich Dich lieben und möge der Lohn Deiner Liebe darin bestehen, dass ich dich täglich mehr und mehr Liebe! (Heiliger Ignatius)
Aufopferung
„Was soll ich dem Herrn opfern, das Seiner würdig wäre? Soll ich das Knie beugen vor dem hohen Gott?! (Mich 6,6)
Ich habe nichts, das ich nicht von Ihm empfangen hätte. Aber auch Seine eigenen Gaben will Er aus meiner Hand annehmen, als ob sie nicht bereits Sein Eigen wären; als ob Er derselben bedürfe, und für deren Schenkung will Er Soich mir zum Schuldner machen. O liebevoller Erlöser, wie unendlich ist Deine Herablassung gegen mich, Dein armseliges Geschöpf; wie zärtlich ist Dein Mitleid gegen mich, Dein schwaches Kind!
Ich komme also zu Dir mit allem, was ich bin und habe. Ich opfere Dir meine Seele, mein Leid, alle Güter dieses Lebens, mit denen Du mich gesegnet — meine Familie, meine Freunde. Meine Arbeit, meine Erholungen, meine Verantwortlichkeit, meine Ängste, meine Versuchungen und Gefahren, meine Wünsche und Enttäuschungen, alle Zustände und Wechselfälle des Lebens, all meine Leiden und Freuden, alle meine Interessen für diese und die zukünftige Welt, mein Leben und meinen Tod, alles opfere ich Dir auf, oh mein Gott!
Und da das alles doch nur eine wertlose Gabe ist, so fasse ich zusammen und bringe dir dar die Ehre und den Ruhm, der Dir vom Anbeginne dargebracht wurde und der Dir in alle Ewigkeit dargebracht wird von allen Geschöpfen: die ununterbrochene Anbetung der Engel; die Arbeiten der Apostel und Missionare, um die Kenntnis Deines Namens auszubreiten; die Standhaftigkeit der Märtyrer und der Menge sanftmütiger Dulder, die Dir, ihr Kreuz tragend, nachgefolgt sind; die Geduld der Bekenner und all jener, die in dem steten Ringen mit sich selbst trotz Ermüdung und Niederlage, unermüdlich ausgeharrt haben; all die Reinheit der Jungfrauen; all die Tränen jener, die ihre Kleider weiß gewaschen haben im Blute des Lammes. Ich freue mich über die Liebe und Anhänglichkeit Deiner treuen Diener und opfere Dir dieselbe auf zur Sühne meiner Kälte und meiner Trägheit. Ich vereinige mich mit der vollkommenen Anbetung und dem Dienste Deines einzig vollkommenen Geschöpfes, der allerseligsten Jungfrau, der erhabensten Würde, die sich am tiefsten vor Dir erniedrigte. Ich opfere Dir auf den Gottesdienst, der allein Deiner würdig und Deiner Hoheit entsprechend ist — das Lob, die Ehrerbietung, den Gehorsam Deines eingeborenen Sohnes; alle die Leiden Seiner Kindheit, die Entbehrungen Seiner Jugend, die Mühseligkeiten und Verfolgungen Seines Mannesalters, die Qualen Seines bitteren Leidens, die Herrlichkeit Seiner Auferstehung, Seine Fürbitte für uns im Himmel zu Deiner Rechten, das unaussprechliche Geschenk Seiner wirklichen Gegenwart unter uns bis zum Ende der Zeiten, das reine und immerwährende Opfer mit Seinen unendlichen Verdiensten, das Deinem Namen an jedem Orte, in der ganzen Welt, dargebracht wird. Blicke, o Gott, unser Beschützer, blicke auf das Angesicht Deines Gesalbten! Wie, haben wir Dir mit Ihm nicht alles gegeben?
Bitte
O, dass du Gottes Geschenk erkennen möchtest! O Kind, wenn du wüsstest, welche Macht du über Mein Herz hast, du würdest ihm eine heilige Gewalt antun, du würdest ihm jene Gnaden entreißen, die diejenigen davontragen, die Gewalt gebrauchen! Du würdest Sünder retten, die im Begriffe stehen, ihre letzte Gnade zurückzuweisen. Du würdest Kinder retten, die von ihren Eltern verlassen und dem Tode preisgegeben sind. Du würdest unverzüglich den Seelen, die um dein Mitleid flehen, den Himmel öffnen. Du würdest die Hände Meiner vielgeliebte Missionare, die Meinen Namen zu jenen tragen, die Mich noch nicht kennen, stärken und ihre Herzen erfreuen. Du würdest das Licht des Glaubens für jene gewinnen, die es suchen, und Kraft für die, so den Schatz gefunden, denen es aber an Mut gebricht, alles hinzugeben, um ihn zu erwerben. Wenn du verkündest, was Ich für dich getan, dadurch, dass Ich Mich Selbst dir gab, „wenn dein Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkörnlein“ (Mt 17,19), so würdest du deine Hand zu großen Dingen ausstrecken. Bis zu den äußersten Grenzen der Erde und über die Erde hinaus, hinüber zu dem traurigen Orte der Reinigung, wo es Seelen zu erlösen gibt; würde die Frucht deiner Kommunion reichen.
O Herr, könnte ich Dir den Weg zu jedem Herzen bahnen, könnte ich die Schlüssel zu jeder Festung auf der ganzen Welt in Deine Hände legen! Doch sie sind ja in Deinem Besitze. In Deiner Hand sind nicht nur die Schlüssel zum Himmel und zur Hölle, sondern auch die Schlüssel zu jedem Menschenherzen. Mag die Handhabung auch noch so schwierig sein, mag der Rost der Jahre das öffnen erschweren, Deine Berührung weicht jedes Hindernis. Du hältst den Schlüssel, ja Du selbst bist der Schlüssel. „O Schlüssel Davids, Du öffnest und niemand schließet, du schließest und niemand öffnete; komme und befreie die Gefesselten, die in Dunkelheit und Todesschatten sitzen!“ Ich flehe Dich an für all die meinigen, für alle jene, die Du mir gegeben, damit ich in Liebe für sie Sorge. O möchte meine heutige Kommunion Schutz und Wachstum in der Gnade für sie sein!
Mögen sie Licht, Kraft und Trost sein unserem Heiligen Vater, dem Papste, allen Bischöfen und Priestern, allen, die Seelen zu gewinnen trachten, den Armen, den Leidenden, den Versuchten, den Kindern! Wie der Strom des lebendigen Wassers durch das himmlische Jerusalem fließt, so möge die Gnade dieser meiner Kommunion durch die Kirche fließen; ihre Frucht möge die Heilung der Völker sein! Mögen Sie zukommen jeder Seele, die außerhalb der sichtbaren Kirche ist, meinen Verwandten und Freunden, den armen Heiden, die außer dem Bereiche der Gnade der Sakramente stehen. O Jesus, mein Mut sinkt bei dem Gedanken an die 900 Millionen erlöste Seelen, welche jetzt im 20. Jahrhundert den Namen ihres Erlösers noch nicht gehört haben. Sende Arbeiter in Deinen Weinberg und erinnere Dich in Liebe jener Menge, die du mit deinem Blut erkauft hast! Man sagt, die heilige Theresia hätte dir ebenso viele Seelen gewonnen, als der heilige Franziskus Xaverius. Das Bedürfnis nach dem fürbittenden Gebete ist nicht geringer als in jenen Tagen, und da es nicht genug Heilige gibt, Deine Barmherzigkeit zu rühren, so musst Du wohl das Gebet der Sünde erhören. Höre mein Gebet; am heutigen Tage hat es mehr Kraft und Wirksamkeit — es ist Dein eigenes, denn Du selbst bist in mir.
O Herz Jesu, Arche der zugrunde gehenden Welt, zu Dir fliehen all die Auserwählten, um sich vor dem Zorn Gottes und dem Sündenstrome zu schützen. Ziehe in diese Zufluchtstätte nicht nur jene, die sie suchen, sondern auch jene, die sie nicht suchen und die derselben am meisten bedürfen! Dein Herz wurde auf Golgatha geöffnet, um uns einzulassen, und bleibt geöffnet immerdar, auf dass alle, welche wollen, durch Dich gerettet werden. Und wenn der letzte der Auserwählten durch Dich zum Heile gelangt sein wird, dann wird die Türe geschlossen und der hereinbrechende Zorn Gottes wird alles verzehren, was sich nicht darin befindet.
O Herz Jesu, Heil derer, die auf Dich hoffen, habe Erbarmen mit uns! Herz Jesu, das uns vor dem bevorstehenden Zorne gerettet hat, ziehe alle Menschen an Dich, zwinge sie einzutreten, auf dass die Zahl der Geretteten vermehrt werde! Wo nur immer eine Versuchung zu überwinden, die Unschuld zu bewahren, der Tod zu Wasser oder zu Lande zu vermeiden, wo die Gnade der Beharrlichkeit zu sichern und das Gute zu unterstützen ist, wo es einen Schwachen zu stärken, einen Gefallenen zu erheben, einen traurigen zu trösten gibt — dorthin lasse die Frucht meiner Kommunion gelangen!
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
22.04.2020 - 28.04.2020
Das Willkommen eines Kranken
III.
„Ist kein Arzt mehr da? Warum heilet denn die Wunde der Tochter meines Volkes nicht zu?“ (Jer 8, 22)
Vor der Kommunion
Warum? Vielleicht wegen Mangel an Gehorsam gegen die Vorschriften des göttlichen Arztes oder weil man sich unkluger- und unbesonnenerweise in gefährliche Gelegenheiten stürzt. Vielleicht weil Er eine langsame Heilung für besser findet. Es verhält sich mit der kranken Seele nicht immer so, wie mit der Mehrzahl der Kranken von Judäa und Galiläa in den Tagen Seiner Sendung. Ihre Heilung vollzog sich augenblicklich. Aber das ist gewöhnlich nicht Seine Art und Weise bei der Heilung geistiger Leiden. Die Heilung dieser geschieht nach und nach, wie jene des Blinden von Bethsaida. „Und Er legte ihm Seine Hände auf und fragte ihn, ob er etwas sehe. Und er blickte auf und sprach: Ich sehe die Menschen einherwandeln wie Bäume. Danach legte Er die Hände noch einmal auf seine Augen; da fing er zu sehen an und sein Gesicht war hergestellt, so dass er alles deutlich sah.“ (Mk 8,25).
Wenn ich eine vollkommene Genesung wünsche, so muss ich oft in Verkehr mit Ihm treten. Ich muss immer wieder die Berührung Seiner heiligen Hände fühlen. Ich brauche nicht in die Ratschlüsse Gottes tief einzudringen, um den Gewinn zu sehen, der mir erwächst aus dieser seiner gewöhnlichen Art und Weise, die Seelen der Heiligung zuzuführen. Wenn ich eine Zeit, vielleicht eine lange Zeit im Kampf mit meinen schlechten Neigungen mir selbst überlassen bin, da lerne ich Demut und Geduld und finde fortwährend Gelegenheit zu Verdiensten. Inzwischen schreitet das Werk unter beständiger Abwechslung zwischen Sieg und Niederlage voran, besonders in jenen kostbaren Augenblicken, in denen der große Arzt bei mir weilt und durch Seine Gegenwart und Seine Berührung die Heilung vollendet.
Welch geringen Fortschritt schien der dreijährige vertraute Umgang mit dem Herrn bei den Zwölfen hervorzubringen? Sie nahmen keine auffallende Veränderung aneinander wahr, sie waren sich keiner solchen an sich selbst bewusst. Er aber sah, wie eine fortwährende Umwandlung in ihnen vorging und Er freute sich darüber. Er sah, wie die Liebe zu Ihm, die alles Gute mit sich bringt, allmählich ihnen zur Richtschnur diente, wie sie ihre Herzen erweiterte, reinigte, entflammte und den Stoff für jenes Feuer vorbereitete, das zu Pfingsten auf sie herabsteigen und sie zu neuen Menschen umgestalten sollte. Langsam und ruhig, wie Gottes Werke gewöhnlich wirken, gelangten sie zur Erkenntnis und Ähnlichkeit mit dem Sohne Gottes, bis jeder, je nach seiner Bestimmung und seinen Fähigkeiten und je nach den Absichten, die Gott mit ihm hatte, ein anderer Christus, ein zweiter Christus wurde. Gerade so ist es mit uns. Es mag geschehen, dass unsere Umgebung, ja wir selber, lange Zeit keine merkliche Umgestaltung in unserem Leben wahrnehmen. Unsere vielen Unvollkommenheiten und die uns anhaftende Selbstsucht scheinen fortwährend unsere Fortschritte zu hemmen. Indessen dürfen wir den Mut nicht verlieren: „Und Er tat seinen Mund auf des Knaben Mund und Seine Augen auf dessen Augen und Seine Hände auf dessen Hände und das Fleisch des Knaben wart warm....“ (4. Reg 4, 34) Zu einer noch weit innigeren Vereinigung lässt Sich unser Herr herab, mein eiskaltes Herz zu erwärmen. Nicht plötzlich, aber sicher wird Sein Herz, so nahe dem meinigen, dasselbe entflammen. Ich werde es erfahren, ich werde es fühlen. Ich werde gezwungen werden, mit demütiger Dankbarkeit zu dem Gott der Eucharistie zu sagen: „Er, der mächtig ist, hat Großes an mir getan.“
Ich darf jedoch nicht vergessen, dass es bei dieser Umgestaltung viel auf die Gemütsverfassung ankommt. Obgleich die heilige Eucharistie schon durch den bloßen Empfang im Zustande der Gnade hienieden die Verdienste der Seele und drüben die Seligkeit vermehrt, so ist ihre Frucht, ähnlich dem Samen, der in verschieden guten Boden gesät wird, bald dreißig-, bald sechzig-, bald hundertfältig. In einer einzigen Kommunion ist Gnade genug, um jede Krankheit zu heilen, jeder Not zu steuern. Aber unsere unvollkommene Gemütsverfassung hindert die Wirkung des Sakramentes und steht traurigerweise den liebenden Absichten unseres Herrn entgegen, Der mit heißem Verlangen zu uns kommt, um uns zu bereichern und glücklich zu machen.
Oh möchte Er diesen Seinen Wunsch befriedigend und um Seiner Selbst willen Sich den Weg bereiten und die Fähigkeiten unserer Seele vermehren! „Tue weit auf deinen Mund, so will Ich ihn füllen“ (Ps 80,11), spricht Er. „Alle, die ihr dürstet, kommet zu dem Wasser!“ (Js 55,1)
Oh mein Gott, es gibt so vieles in meiner Seele zu tun: So vieles zu reinigen, zu erleuchten, zu erwärmen, umzugestalten, wiederherzustellen; so viele verlorene Zeit hereinzubringen, für missbrauchte Gnaden Sühne zu leisten, versäumte Gelegenheiten, die, ach, niemals wiederkehren, durch eifrige Anstrengung zu ersetzen. Oh Herr, hilf mir, eile mir zu helfen! Sei eingedenk, dass Dir alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben ist: „Du bist der Herr von allem, und es ist keiner, der Deiner Herrlichkeit widersteht.“ (Esth 13,11) Du kannst schnell reife Früchte hervorbringen; spät kannst Du den Grund noch legen. Sprich nur ein Wort, und meine Seele wird gesund! Oh Herr, eile mir zu helfen: „Herr, so hilft doch um Deines Namens willen! (Jer 14,7)
„Ich schonte Meines heiligen Namens willen ...Nicht um euretwillen, Haus Israel, tue Ich es, sondern um Meines heiligen Namens willen.... Ich will euch ein neues Herz geben und einen neuen Geist in euch legen, Ich will wegnehmen das steinerne Herz aus eurem Leibe und euch ein Herz von Fleisch geben. Ich will Meinen Geist in euch legen.“ (Ez 36, 21.... 27)
Nach der Kommunion
„Preiset den Herrn, ihr Engel des Herrn, lebet und erhebet Ihn über alles in Ewigkeit!“ (Dan 3,58)
„Denn dieser ist Gott, unser Gott, in Ewigkeit und immer und ewig.“ (Ps. 47,15)
„Lobet den Namen des Herrn, lobet Ihn, Diener des Herrn, die ihr stehet im Hause des Herrn, in den Vorhöfen des Hauses unseres Gottes! (Ps 134,1 f.)
„Preiset mit mir den Herrn; lasst uns erheben Seinen Namen mitsammen!“ (Ps 33,4)
„Er hat gesättigt die arme Seele, die hungernde Seele gesättigt mit Gütern.“ (Ps 106,9)
„Danket dem Herrn, denn Er ist gut, denn in Ewigkeit währet Seine Barmherzigkeit!“ (Ps 106,1)
„Lobe, meine Seele, den Herren und vergiss nicht alle Seine Wohltaten!“ (Ps 102,1)
„Er erhöht die Seele und erleuchtet die Augen und gibt Gesundheit, Leben und Segen.“ (Sir 34,20)
Hat Er uns nicht alles gegeben, da Er sich selbst und uns gab?
„Dank sei Gott für Seine unaussprechliche Gabe.“ (2. Kor 9,15)
„Herr, ich leide Gewalt, nimm Dich meiner an!“ (Is 38,14) Ich glaube fest, dass Du hier zugegen bist. Ich weiß, dass der Meister gekommen ist und nach mir fragt. Und ich bin unfähig, mich zu irgendeiner Antwort aufzuraffen. Der Glaube indessen mahnt mich unverdrossen an das, was ich sein und was ich tun soll. Doch das Fehlende ersetzt er nicht: er bringt mich nicht zur Anbetung, nicht zur Danksagung, nicht zur Liebe. Anstrengung ermüdet. Selbstvorwurf regt auf und macht die Sache schlechter. Was soll ich tun, oh Herr? Was kann ich tun?
Ruhig vor Dir liegen, wie der arme Lahme auf seinem Lager; erwartungsvoll auf Dich blicken; geduldig warten, froh, dass Dein Ruhm nicht von einer Bemühung oder einem Werke meinerseits abhängt. Trost schöpfen aus dem Gedanken, dass der Arzt keine Unterhaltung von seinem Patienten erwartet. Er kommt, um zu sehen, nicht wie die Dinge sein sollten, sondern wie sie sind. Oh Arzt meiner Seele, es ist überaus gut, dass Du mich in meinem schlimmsten Zustande siehst. Dein Besuch kommt zur rechten Zeit. Lass Dich an meinem Lager nieder; lege meine fieberkranke Hand in die Deine; sieh, wie schwach ich bin! Kaum kann ich mein Haupt wenden, Dich anzublicken; kaum vermag ich ein Wort zu sprechen oder ein Lächeln zum Gruße hervorzubringen. Herr, ich leide Gewalt, nimm Dich meiner an!
Der Arzt stellt Fragen. Herr, Du weißt alles und hast zu fragen nicht nötig. Meine Seele ist das Werk Deiner Hände. Du kennst ihre Schwäche, ihre Krankheit, ihr weh und ihren Schmerz besser als sie selbst. Du kennst die Quelle, woraus all diese kommt, denn Du kennst das ursprüngliche Elend, welches das Erbe des gefallenen Menschen ist; die verborgenen Triebfedern ihrer Handlungen; ihre Fähigkeiten und die enggezogenen Grenzen ihres Könnens — all das ist Dir bekannt. „ Es ist kein Geschöpf vor Ihm verborgen, sondern alles ist nackt und offenbar vor Seinen Augen.“ (Hebr 4,13) Wenn solch ein Mittler für uns spricht, wird dann nicht alles gut werden? Dass Er uns kennt, das ist unsere Hoffnung. Wir haben nicht etwa einen Arzt, der mit unseren Krankheiten kein Mitleid haben könnte. „Denn Er kennt, was wir für Geschöpfe sind; er gedenket, dass wir Staub sind.“ (Ps 102, 14)
Für einen anderen Bürge stehen, heißt nicht etwa dessen Fehler übersehen oder leicht nehmen, sondern sich seiner Sache annehmen. Handle so mit mir, oh erbarmungsvoller Mittler! Stehe gut für mich; nimm meine Verteidigung auf Dich; beuge allen Anklagen vor! Der elende Empfang, den ich Dir heute bereite, kann die Folge meiner Sünden sein, oder einen physischen Grund haben. In dem einen wie in dem anderen Falle bürge Du für mich! Du, der Du meine Beschaffenheit kennst, Der Du weißt, was in meinem Zustand Tadel und was Mitleid verdient, antworte für mich, verteidige mich! Mit der Sünderin Thais rufe ich zu Dir: Du, Der Du mich erschaffen hast, erbarme Dich meiner!
Was haben wir mit Dir zu schaffen, Jesus, Du Sohn Gottes, schrie der böse Geist in der Synagoge zu Kapharnaum. Es war eine Klage der Verzweiflung. Das arme, verlorene Geschöpf erkannte die Gegenwart des menschgewordenen Gottes, des versprochenen Erlösers, und wusste, dass Er nicht um seinetwillen gekommen war.
Oh Jesus, mein Heiland, unsertwillen, meinetwillen bist Du hier. In allem habe ich mit Dir zu schaffen. Du bist mir Vater, Mutter, Schwester, Bruder. Ich bin Dein Erlöster, Dein um hohen Preis Erkaufter, das verlorene Schäflein, das Du auf Deinen Schultern zu Hürde heimgebracht, Dein Freund, den Du zum Mahle geladen und mit Brot vom Himmel gespeist hast. Jesus, Der Du mich zu retten Mensch geworden bist und unter uns gewohnt hast. Jesus, Der Du mich bis zum Tode am Kreuze geliebt, — Jesus, Der Du mich vor dem zukünftigen Zorne gerettet — ich habe alles in allem mit Dir zu schaffen. Du bist mir alles in allem. Denn was habe ich im Himmel und was wünsche ich auf Erden außer Dir? Du bist der Gott meines Herzens und mein Heil in Ewigkeit.
Aufopferung und Bitte
Was gäbe es, oh Herr, dass Du um meinetwillen nicht geopfert hättest? Deinen Leib überließest Du den Geißelknechten, Dein Antlitz denen, die darauf schlugen und es anspien; Dein Haupt den Dornen, Hände und Füße den Nägeln und Dein Herz der Lanze. Deine Ehre hast Du hingegeben. Du hast Verrat, Undank, Untreue von Freunden, selbst Gottverlassenheit erduldet. Du hast mir Deine Verdienste, Deine Mutter, Dein Reich hinterlassen, ja Dich Selbst im Sakramente. Wahrlich, Du kannst fragen: „Was gibt es, was Ich für meinen Weinberg hätte tun können und habe es nicht getan?“
Ich danke Dir, oh liebster Jesus, für alles, was Du für mich gelitten und für die Liebe, mit welcher Du es gelitten hast. Für alles, was Du mir gegeben, und für die Liebe, mit welcher Du es gegeben. Ich danke Dir für alles, was Du mir bist, für alles, was Du mir sein willst in der Ewigkeit. Glücklich diejenigen, welche während dieses kurzen Lebens Dir auf irgendeine Weise Deine Hingabe vergolten und Deine Liebe erwidert haben. Was habe ich Dir bis zur Stunde gegeben? Welchen Ersatz werde ich Dir in Zukunft leisten, nicht etwa durch einen anderen, sondern durch mich selbst, einen persönlichen Ersatz für eine persönliche Gabe?
Ich opfere Dir auf, oh Herr, die Freude, die Du heute in den Kommunionen mit jenen hast, die Dich am meisten lieben. Ich allerdings darf nicht hoffen, unter diese glücklichen Menschen gerechnet zu werden, aber durch die Gemeinschaft der Heiligen habe ich Anteil an jenen Schätzen, wodurch ihr Herz so angenehm vor Dir ist. Ich habe Anteil an ihrer Liebe, ihrem Danke, an dem Willkommen, das sie Dir bereiten. Alles dieses opfere ich Dir auf, als wäre es mein eigen. Und was in der Tat mein eigen ist, das opfere ich Dir auf — meine Armut, mein Elend, mein Nichts und die Demütigung, die aus all diesem Elend entspringt. Meine täglichen Arbeiten und Prüfungen, all die Sorgen meines Lebens opfere ich Dir auf. Ich empfehle Dir alles, was unvorhergesehen kommen wird und wobei ich ganz besonders den Beistand Deiner Gnade brauchen werde, die Gelegenheiten, die sich mir zur Ausübung der Nächstenliebe bieten werden. Alles, was ich tun und leiden, denken oder sagen werde, vereinige ich mit dem, was Du während Deines Lebens hier auf Erden getan, gelitten, gedacht und gesprochen hast. Ich danke Dir für jede Freude, die Du für mich bereit hältst, und unterwerfe mich jeder Prüfung. Ich nehme den Tod an in der Art und Weise und zu der Stunde, die Du bestimmen wirst, sowie auch das Urteil, dass Du über mich fällen wirst, wenn ich vor Dir stehen werde, um Rechenschaft über mein armes, sündhaftes Leben und über die mir anvertraute Verwaltung abzulegen. Auch die Ewigkeit nehme ich an, die dann für mich beginnen wird. Wenn ich noch etwas anderes, noch etwas Kostbares Dir anzubieten hätte, würde ich es hier zu Deinen Füßen niederlegen.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
15.04.2020 - 21.04.2020
Das Willkommen eines Kranken
II.
„Und Er legte einem jeden die Hände auf und machte sie gesund.“ (Lk 4,40)
Vor der Kommunion
Bei den Heilungen unseres Erlösers sind zwei Dinge auffällig: ihre große Zahl und dass sie fast in jedem Falle durch die Berührung mit Seiner heiligen Menschheit vollzogen wurden. „Er trat hinzu, nahm sie bei der Hand und richtete sie auf.“ (Mk 1,31) „Und Jesus streckte Seine Hand aus, rührte ihn an und sprach zu ihm: Ich will, sei rein!“ (Mk 1,41) „Da berührte Er ihre Augen ... und ihre Augen wurden aufgetan.“ (Mt 9,29 f.) „Und Er legte Seine Finger in seine Ohren und berührte seine Zunge ... und sogleich öffneten sich seine Ohren und das Band seiner Zunge war gelöst.“ (Mk 7,33 f.) Es war wohl bekannt, dass Leben und Heilkraft in Seiner einfachen Berührung lagen. „Komm und lege Deine Hand auf sie, so wird sie leben!“ (Mt 9,18) „Da brachte man einen Blinden zu Ihm und bat Ihn, dass Er ihn berühren möchte.“ (Mk 8,22) „Wenn ich nur Sein Kleid berühre, so werde ich gesund.“ (Mk 5,28)
„Alles Volk trachtete, Ihn anzurühren, denn es ging eine Kraft von Ihm aus und heilte alle.“ (Lk 16,19)
Bedenke wohl die Wiederholung des Wortes „alle“ im Bezug auf die Heilungen unseres Herrn. Jesus ging in ganz Galiläa umher und heilte alle Arten von Krankheiten und jedes Gebrechen unter dem Volke. „Und das Gerücht von Ihm verbreitete sich in ganz Syrien und sie brachten zu Ihm alle, die sich übel befanden und welche mit allerlei Krankheiten und Qualen behaftet waren, auch die vom Teufel Besessenen und die Mondsüchtigen und die Gichtbrüchigen, und Er heilte sie.“ (Mt 4,24) „Als die Sonne untergegangen war, brachten alle, welche Kranke mit verschiedenen Gebrechen hatten, dieselben zu Ihm und er legte einem jeden die Hände auf und machte sie gesund.“ (Lk 4,40)
In keinem Fall jedoch wird berichtet, dass Er einen vom Teufel Besessen berührt hätte. Er „befahl“ oder „drohte“ dem bösen Geiste und Er fuhr aus. Sobald aber das arme Opfer von seiner Sklaverei befreit war, wurde ihm gestattet, in die Nähe des Heilandes zu kommen. „Sie fanden die Menschen, von dem die Teufel ausgefahren waren, zu Jesu Füßen sitzen.“ (Lk 8,35) „Da schrie er, schüttelte ihn heftig und fuhr aus von ihm; und er ward wie tot, so dass viele sagten: Er ist gestorben! Jesus aber nahm ihn bei der Hand und richtete ihn auf; und er stand auf.“ (Mk 9, 42) Dasselbe gilt auch jetzt noch. Die Seele, die sich persönlich durch die schwere Sünde dem bösen Geiste übergeben hat, darf sich in diesem Zustande nicht zu der sakramentalen Vereinigung mit dem allerheiligsten Gott begeben. Aber sobald sie durch eine gute Beichte wieder in den Stand der Gnade eingesetzt ist, darf sie sich der innigsten Vereinigung mit dem erfreuen, durch welchen sie geheilt wurde.
Es ist eigentümlich, dass der Menschensohn die Heilung durch Berührung Seines heiligen Fleisches bewirken will. Während Seines Lebens hier auf Erden heilte er nur ausnahmsweise in der Entfernung. Aber die Heilung wurde durch Seine heiligen Hände bewirkt bei all denen, die sich in den Bereich Seiner Berührung stellten: „Er heilte sie, indem er jedem aus ihnen die Hände auflegte.“ Ob sie es verdient oder nicht, wird mit keinem Worte erwähnt. Sie kamen zu Ihm. Das war genug. Er heilte sie.
„Siehe, die Hand des Herrn ist nicht verkürzt.“ (Is 59,1) Er will, dass auch jetzt noch eine Kraft von Ihm ausgehe. Seine Klage lautet auch heute noch: „Aber ihr wollt nicht zu Mir kommen, um das Leben zu erhalten.“ (Joh 5,40) Sein Versprechen gilt für alle Zeiten. „Der, welcher Mich isst, wird durch Mich leben.“ (Joh 6,58) „Wer Mein Fleisch isst und Mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben; und Ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.“ (Joh 6,55) Doch auch Seine Drohung gilt: „Wahrlich, wahrlich sage Ich euch: wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht essen und Sein Blut nicht trinken werdet, so werdet ihr das Leben nicht in euch haben.“ (Joh 6,54)
Gewisse Bedingungen werden allerdings gefordert. Wir müssen „uns selbst prüfen“, wie der Apostel sagt. Wir dürfen uns Ihm nicht nahen, um Ihm den Judaskuss zu geben und Ihn zu verraten. Ist das zu viel verlangt? Es ist alles, was Er verlangt. Wenigstens ist es alles, was er streng fordert. Der Mensch, der gestern Abend noch in der Todsünde sich befand, Sein Feind, der verdient hätte, auf ewig von Ihm getrennt zu werden, darf, nachdem er am Morgen die Gnade wiedererlangt hat, sich Ihm nahen, um Ihn zu umarmen und von Ihm den Friedenskuss und das einem Freunde gebührende Willkommen zu empfangen. Daraus erkennen wir, wie wenig Er verlangt. Nicht als ob wir mit diesem wenigen uns begnügen sollten, sondern dass wir, beruhigt über die Erfüllung Seiner leichten Bedingungen, uns Ihm nahen mit jener Liebe, die jede Furcht verbannt, wie er es so sehnlich wünscht.
Oh Herr, ich bin nicht würdig, dass Du eingehest unter mein Dach. Ich bin nicht würdig — aber ich darf es erwarten. Die, welche dem Hungertode nahe sind, dürfen Nahrung nehmen, wo immer sie solche finden; ihre äußerste Not gibt ihnen das Recht dazu. Die armen Kranken dürfen zum Armenarzt kommen und ihre Leiden werden unentgeltlich geheilt. Gerade so nehme ich Dich in Anspruch, o Brot des Lebens, o Heilmittel gegen alle meine Übel; Du kennst meine Seele durch und durch, ihre Schwäche, ihre gefährlichen Krankheiten, ihr Bedürfnis nach Deiner heilenden Berührung. Und nie war das Heilmittel so nahe! Nicht Sein Kleid soll mich heilen, nein, Sein Fleisch und Blut, Seine Seele und Gottheit werden meiner Seele als Arznei gegeben. Wiederum wandelt Er, so wie in den Tagen Seines Erdenlebens, unter uns und heilt jede Art von Krankheit, jedes Gebrechen. Wiederum kommen die Blinden und Lahmen in den Tempel und die mit Plagen behafteten drängen sich mit Gewalt zu Ihm, um Ihn anzurühren. (Mk 3,10)
Oh gütiger Arzt, ich komme zu Dir; ich überlasse mich Deiner Hand; heile mich, Herr, so werde ich heil; hilf mir, so ist mir geholfen! (Jer 17, 14) Gib mir das Gut, in dem alles Gute enthalten ist, das da ist Leben, Kraft, Wachstum, Heilmittel für jede Krankheit, Hilfe für jedes Bedürfnis. Denn wie, hast Du uns mit dir nicht alles gegeben?
Nach der Kommunion
„Adoro Te devote, latens Deitas“
„In Demut bete ich Dich, verborgene Gottheit, an.“
„Betet Ihn an, ihr alle Seine Engel!“ (Ps 96,7)
„Erhebet den Herrn, unseren Gott!“ „Ps 98,5)
„Lobpreiset mit mir den Herrn, lasst uns erheben Seinen Namen mitsammen!“ (Ps 33,4)
„Denn Großes hat er an mir getan, Der da mächtig ist und dessen Name heilig ist.“ (Lk 1,49)
„Lobe, meine Seele, den Herrn und alles, was in mir ist, Seinen heiligen Namen!“ (Ps 102,1)
„Lobe, meine Seele, den Herrn und vergiss nicht alle Seine Wohltaten! Der all deine Missetat vergibt, Der all deine Schwachheiten heilet.“ (Ps 102,1)
„Er erhöhet die Seele und erleuchtet die Augen, gib Gesundheit, Leben und Segen.“ (Sir 34,20)
„Heile mich, Herr, so werde ich heil; hilf mir, so ist mir geholfen!“ (Jer 17,14)
„Mache gesund meine Seele, denn ich habe gegen Dich gesündigt!“ (Ps 40,5)
„O Gott, ich bitte, heile sie!“ (Num 12,13)
In tiefer Demut bete ich dich an, oh heilige Menschheit meines Erlösers, Quelle alles Guten!
Oh Antlitz, in das die Engel zu schauen gelüstet, auf welches Maria fortwährend blickte, das sie verehrte mit der Anbetung eines Geschöpfes und der Wonne eines Mutterherzens. — Ich bete Dich an.
Oh Hände, die gebunden in der Krippe lagen und mit grausamen Nägeln an das Kreuz geheftet waren, die jede Krankheit, jedes Gebrechen geheilt, die die verzehrende Hitze des Fieberkranken gefühlt, die sich so zärtlich auf unsere Schmerzen gelegt, die den Blinden das Augenlicht gegeben und das Gehör den Tauben, den Gichtbrüchingen Stärke und Gnade — ich bete euch an, als wirklich gegenwärtig, ich übergebe mich euch, um Heil und Segen zu empfangen. Oh Füße, die sich müde gegangen auf der Suche nach dem verlorenen Schäflein, die von Magdalena gesalbt und geküsst und am Auferstehungsmorgen von den frommen Frauen andächtig verehrt wurden — ich biete euch an, ich preise euch und küsse die teuren Wunden, die ihr für mich empfangen habt.
Oh Herz, das Mitleid hatte mit dem Hungrigen und Heimatlosen, mit der Witwe und den Ausgestoßenen, mit dem armen, verstockten Jerusalem; das schneller schlug bei dem Gruße jener, die es liebten; oh Herz, bis in den Tod betrübt über die Flucht und den Verrat der Deinigen. Oh Herz, das mich liebte und sich für mich opferte, das jetzt mit Liebe an meinem eigenen armen Herzen schlägt, ich bete Dich an, ich preise Dich für alles, was Du für mein Heil getan und gelitten hast, für all die Wunder, die Du gewirkt, um Dich am heutigen Tage mit mir zu vereinigen!
In Deinem göttlichen Lichte lass mich die verborgenen Dinge in meinem eigenen Herzen sehen, jene Dinge, die mein Stolz vor mir verbirgt. Solange ich meine Augen von dem, was Abstoßendes in mir ist, wegwende, werde ich in Finsternis sein; ein Schleier wird sein zwischen Dir und mir. „Meister, gib, dass ich sehe!“ Der Ruf des Blinden von Jericho ist mein Ruf. Gib, dass ich Dich und mich erkenne; dass ich mich erkenne und dadurch zu Deiner Erkenntnis gelange! Dass Du mir nicht das bist, was Du Deinen Heiligen bist, rührt wohl daher, dass ich Dich nicht kenne, so wie sie Dich kennen. Deine Schönheit, Deine Güte, Deine Zärtlichkeit, Deine Liebe sehe ich nicht in dem Lichte, wie sie. Herr, gib, dass ich sehe! Dass ich sehe Deine Schönheit in all den Geheimnissen Deines heiligen Lebens, deine Güte in allem, was Du für mich gewirkt; Deine Zärtlichkeit in Deiner wahrhaften Gegenwart in meinem Herzen und in der Vergebung meiner vielen Sünden; Deine Liebe in allem, was mir zustößt. Herr, belebe Du mich und ich werde Dich in allen Dingen und überall sehen! Herr, mache mich sehend!
Mein Gott, ich glaube! Herr, ich bin kalt, hart und trocken, aber ich glaube fest an deine wirkliche Gegenwart in mir. Ich glaube, dass Du mir näher bist als den Freunden deines irdischen Lebens, die dich in ihr Haus aufnahmen, die mit Dir in Petri schwankendem Schiffe fuhren, die dich zu ihren Kranken und zu dem Grabe ihrer Toten führten, die ihre Kindlein zu Deinen Füßen brachten.
Mein Gott, ich hoffe auf Dich! Nicht zwar so, wie ich sollte in Anbetracht Deiner Gnaden und der mir gemachten Verheißungen. Aber ich vertraue auf Dich und übergebe mich Dir mit allem, was ich habe, was ich liebe, was ich unternehme und was ich zu meinem Glücke hienieden und drüben brauche. Gib mir Licht, dass ich Deine Güte in allen Dingen erkenne, und vermehre mein Vertrauen! Gib, dass ich mich auf Dich verlasse, wie Martha und Maria; dass ich all meine Sorgen auf dich werfe in dem Bewusstsein, dass jedes Gebet gehört wird und dass Du in der von dir bestimmten Zeit, die sicher der beste Augenblick ist, Hilfe bringen wirst.
Mein Gott, ich liebe Dich! Zwar nicht so, wie Deine Güte geliebt zu werden verdient, aber wenigstens soviel, als ich Dich jetzt lieben kann. Entzünde mein Herz mit der Liebe Deines eigenen Herzens, das mir jetzt so nah ist!
Mein Gott, ich sehne mich danach, meine Sünden Deinetwegen und aus reiner Liebe zu Dir zu bereuen. Wenn Du mir eine von den beiden Gnaden — vollkommene Reue oder endliche Beharrlichkeit — anbieten würdest, so würde ich die erste wählen. Und dennoch muss ich auch die letzte Gnade haben, damit ich in alle Ewigkeit Dich besitze. So gib mir also beide, damit ich ewig Dein Erbarmen preise, das gegen mich Sünder so gut, so unendlich gut gewesen!
Aufopferung
„Was soll ich dem Herrn opfern, das Seiner würdig wäre? Soll ich das Knie beugen vor dem hohen Gott?! (Mich 6,6)
Ich habe nichts, das ich nicht von Ihm empfangen hätte. Aber auch Seine eigenen Gaben will Er aus meiner Hand annehmen, als ob sie nicht bereit Sein Eigen wären; als ob Er derselben bedürfe, und für deren Schenkung will Er sich mir zum Schuldner machen. O liebevoller Erlöser, wie unendlich ist Deine Herablassung gegen mich, dein armseliges Geschöpf; wie zärtlich ist Dein Mitleid gegen mich, Dein schwaches Kind!
Ich komme also zu Dir mit allem, was ich bin und habe. Ich opfere Dir meine Seele, mein Leid, alle Güter dieses Lebens, mit denen du mich gesegnet — meine Familie, meine Freunde. Meine Arbeit, meine Erholungen, meine Verantwortlichkeit, meine Ängste, meine Versuchungen und Gefahren, meine Wünsche und Enttäuschungen, alle Zustände und Wechselfälle des Lebens, all seine Leiden und Freuden, alle meine Interessen für diese und die zukünftige Welt, mein Leben und meinen Tod, alles opfere ich Dir auf, oh mein Gott!
Und da das alles doch nur eine wertlose Gabe ist, so fasse ich zusammen und bringe Dir dar die Ehre und den Ruhm, der Dir vom Anbeginne dargebracht wurde und der Dir in alle Ewigkeit dargebracht wird von allen Geschöpfen: die ununterbrochene Anbetung der Engel; die Arbeiten der Apostel und Missionäre, um die Kenntnis Deines Namens auszubreiten; die Standhaftigkeit der Märtyrer und der Menge sanftmütiger Dulder, die Dir, ihr Kreuz tragend, nachgefolgt sind; die Geduld der Bekenner und all jener, die in dem steten Ringen mit sich selbst trotz Ermüdung und Niederlage, unermüdlich ausgeharrt haben; all die Reinheit der Jungfrauen; all die Tränen jener, die ihre Kleider weiß gewaschen haben im Blute des Lammes. Ich freue mich über die Liebe und Anhänglichkeit Deiner treuen Diener und opfere Dir dieselbe auf zur Sühne meiner Kälte und meiner Trägheit. Ich vereinige mich mit der vollkommenen Anbetung und dem Dienste Deines einzig vollkommenen Geschöpf ist, der allerseligsten Jungfrau, der erhabensten würde, die sich am tiefsten vor Dir erniedrigte. Ich opfere Dir auf den Gottesdienst, der allein Deiner würdig und Deiner Hoheit entsprechend ist — das Lob, die Ehrerbietung, den Gehorsam Deines eingeborenen Sohnes; alle die Leiden Seiner Kindheit, die Entbehrungen Seiner Jugend, die Mühseligkeiten und Verfolgungen Seines Mannesalters, die Qualen Seines bitteren Leidens, die Herrlichkeit Seiner Auferstehung, Seine Fürbitte für uns im Himmel zu Deiner Rechten, das unaussprechliche Geschenk Seiner wirklichen Gegenwart unter uns bis zum Ende der Zeiten, das reine und immerwährende Opfer mit Seinen unendlichen Verdiensten, das Deinem Namen an jedem Orte, in der in der ganzen Welt, dargebracht wird,. Blicke, oh Gott, unser Beschützer, blicke auf das Angesicht Deines Gesalbten! Wie, haben wir Dir mit Ihm nicht alles gegeben?
Bitte
O, dass du Gottes Geschenk erkennen möchtest! Oh Kind, wenn du wüsstest, welche Macht du über Mein Herz hast, du würdest ihm eine heilige Gewalt antun, du würdest ihm jene Gnaden entreißen, die diejenigen davontragen, die Gewalt gebrauchen! Du würdest Sünder retten, die im Begriffe stehen, ihre letzte Gnade zurückzuweisen. Du würdest Kinder retten, die von ihren Eltern verlassen und dem Tode preisgegeben sind. Du würdest unverzüglich den Seelen, die um dein Mitleid flehen, den Himmel öffnen. Du würdest die Hände Meiner vielgeliebte Missionäre, die Meinen Namen zu jenen tragen, die Mich noch nicht kennen, stärken und ihre Herzen erfreuen. Du würdest das Licht des Glaubens für jene gewinnen, die es suchen, und Kraft für die, so den Schatz gefunden, denen es aber an Mut gebricht, alles hinzugeben, um ihn zu erwerben. Wenn du verkündest, was Ich für dich getan, dadurch, dass Ich Mich selbst dir gab, „wenn dein Glaube nur so groß wäre wie ein Senfkörnlein“ (Mt 17,19), so würdest du deine Hand zu großen Dingen ausstrecken. Bis zu den äußersten Grenzen der Erde und über die Erde hinaus, hinüber zu dem traurigen Orte der Reinigung, wo es Seelen zu erlösen gibt; würde die Frucht deiner Kommunion reichen.
O Herr, könnte ich dir den Weg zu jedem Herzen bahnen, könnte ich die Schlüssel zu jeder Festung auf der ganzen Welt in Deine Hände legen! Doch sie sind ja in Deinem Besitze. In deiner Hand sind nicht nur die Schlüssel zum Himmel und zur Hölle, sondern auch die Schlüssel zu jedem Menschenherzen. Mag die Handhabung auch noch so schwierig sein, mag der Rost der Jahre das Öffnen erschweren, Deine Berührung weicht jedes Hindernis. Du hältst den Schlüssel, ja Du selbst bist der Schlüssel. „O Schlüssel Davids, Du öffnest und niemand schließet, Du schließest und niemand öffnete; komme und befreie die Gefesselten, die in Dunkelheit und Todesschatten sitzen!“ Ich flehe Dich an für all die meinigen, für alle jene, die Du mir gegeben, damit ich in Liebe für sie Sorge. O möchte meine heutige Kommunion Schutz und Wachstum in der Gnade für sie sein!
Mögen sie Licht, Kraft und Trost sein unserem Heiligen Vater, dem Papste, allen Bischöfen und Priestern, allen, die Seelen zu gewinnen trachten, den Armen, den Leidenden, den Versuchten, den Kindern! Wie der Strom des lebendigen Wassers durch das himmlische Jerusalem fließt, so möge die Gnade dieser meiner Kommunion durch die Kirche fließen; ihre Frucht möge die Heilung der Völker sein! Mögen Sie zukommen jeder Seele, die außerhalb der sichtbaren Kirche ist, meinen Verwandten und Freunden, den armen Heiden, die außer dem Bereiche der Gnade der Sakramente stehen. Oh Jesus, mein Mut sinkt bei dem Gedanken an die 900 Millionen erlöste Seelen, welche jetzt im 20. Jahrhundert den Namen ihres Erlösers noch nicht gehört haben. Sende Arbeiter in Deinen Weinberg und erinnere Dich in Liebe jene Menge, die Du mit Deinem Blut erkauft hast! Man sagt, die heilige Theresia hätte Dir ebenso viele Seelen gewonnen, als der heilige Franziskus Xaverius. Das Bedürfnis nach dem fürbittenden Gebete ist nicht geringer als in jenen Tagen, und da es nicht genug Heilige gibt, Deine Barmherzigkeit zu rühren, so musst Du wohl das Gebet der Sünde erhören. Höre mein Gebet; am heutigen Tage hat es mehr Kraft und Wirksamkeit — es ist Dein eigenes, denn Du selbst bist in mir.
O Herz Jesu, Arche der zugrunde gehenden Welt, zu Dir fliehen all die Auserwählten, um sich vor dem Zorn Gottes und dem Sündenstrome zu schützen. Ziehe in diese Zufluchtstädte nicht nur jene, die sie suchen, sondern auch jene, die sie nicht suchen und die derselben am meisten bedürfen! Dein Herz wurde auf Golgatha geöffnet, um uns einzulassen, und bleibt geöffnet immerdar, auf dass alle, welche wollen, durch Dich gerettet werden. Und wenn der letzte der Auserwählten durch Dich zum Heile gelangt sein wird, dann wird die Türe geschlossen und der hereinbrechende Zorn Gottes wird alles verzehren, was sich nicht darin befindet.
O Herz Jesu, Heil derer, die auf Dich hoffen, habe Erbarmen mit uns! Herz Jesu, das uns vor dem bevorstehenden Zorne gerettet hat, ziehe alle Menschen an Dich, zwinge sie einzutreten, auf dass die Zahl der Geretteten vermehrt werde! Wo nur immer eine Versuchung zu überwinden, die Unschuld zu bewahren, der Tod zu Wasser oder zu Lande zu vermeiden, wo die Gnade der Beharrlichkeit zu sichern und das Gute zu unterstützen ist, wo es einen Schwachen zu stärken, einen Gefallenen zu erheben, einen traurigen zu trösten gibt — dorthin lasse die Frucht meiner Kommunion gelangen!
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“
08.04.2020 - 14.04.2020
Das Willkommen eines Kranken
I.
„Es ging eine Kraft von Ihm aus und heilte alle.“ (Lk 6,19)
„Und wo Er in die Flecken oder in die Dörfer oder in die Städte einzog, legten sie die Kranken auf die Gassen und baten Ihn, dass sie nur den Saum Seines Kleides berühren dürften, und alle, die Ihn berührten, wurden gesund.“ (Mk 6,56)
Vor der Kommunion
Wie groß muss die Aufregung gewesen sein, wenn Er in einer Stadt erwartet wurde, wie groß die Sehnsucht der Kranken, wie groß die Freude ihrer Angehörigen, als sie dieselben in Reihen längs der Gassen legten, um Sein Kommen zu erwarten! Hier eine Gruppe von Kindern, rings um den sterbenden Vater. Dort eine Mutter, schon seit Jahren an das Krankenlager gefesselt, von ihren Töchtern getragen. Hier in der Ecke ein Knabe mit seinem blinden Großvater. Und alle wachen und warten in atemloser Ungeduld. Sie alle hoffen nicht nur, nein, sie sind sicher, dass ihre Kranken geheilt nach Hause gehen werden — der Vater inmitten seiner erfreuten Familie, die Mutter mit ihren Töchtern wandelnd, der seit Jahren Blinde mit Wonne in das Antlitz seines kleinen Enkels und Führers schauend. Können wir uns in eine solche Lage versetzen, solch eine Erwartung, solch ein Jubel uns vorstellen? Schon vor dem Weggange ist ein Platz bei Tische bereitet worden, das Krankenlager hat man entfernt, weil es ja für die Zukunft unnötig sein wird. Die Kinder stehen am Wege; sie geben acht, um zuerst den Herrn zu erblicken, und brechen in Freudenrufe aus, wenn sie längs des weißen, staubigen Weges Zeichen des Nahens der Ihn begleitenden Menge gewahren.
Und Er kommt heute — zu mir!
Dein Besuch, oh Herr, wird Dich an die ehemaligen Tage von Galiläa und Judäa erinnern, als Dich eine Menge von Tauben, Stummen, Lahmen und Blinden umringte. Und ich werde an jene wenigen Tage erinnert werden, da Du durch Deine Handauflegung alle heiltest. Das Werk, das du in meiner Seele verbringen willst, war für Dich ein stärkerer Beweggrund, vom Himmel auf die Erde herabzukommen, als die Heilung von körperlicher Krankheit. Wenn es Dir gefiel, Dich so liebevoll bei geringeren Bedürfnissen zu zeigen, so geschah dies, um mich zu ermutigen, auf dass ich mich Dir nahe, Dich in der heiligen Kommunion mit Glaube und Vertrauen empfange und Dir, dem göttlichen Arzte, die Wunden meiner Seele, zum Zwecke der Heilung, offenbare. Das zu tun, bin ich jetzt gekommen. Siehe mich zu Deinen Füßen knien, habe Mitleid mit mir und hilf mir!
Ich bin aussätzig — bedeckt mit den hässlichen und gefährlichen Geschwüren meiner vielen Sünden. Herr, wenn Du willst, kannst Du mich rein machen. Sprich zu mir: „Ich will, sei rein!“
Ich bin krank und schwach — und bleibe oftmals stehen auf dem Wege zu meinem Ziele; gar bald bin ich ermüdet und leicht entmutigt; ernster und andauernder Anstrengung bin ich nicht gewachsen, nur zu gerne möchte ich Bequemlichkeit und Ruhe haben.
Ich bin blind. Was andere klar sehen, das ist für mich dunkel und verworren: dass die Ewigkeit herannaht, schnell herannaht; dass ich mich auf den Tod und das Gericht vorbereiten muss; dass ich mein Leben nur einmal durchlebe; an all dieses glaube ich, wie der Blinde an die Farben. Aber solch ein Glaube reicht nicht hin, um mein Leben demgemäß einzurichten. Die Augen meiner Seele müssen geöffnet werden, damit ich wahrnehme, was ich durch den Glauben festhalte. Mache mich sehend, oh Herr!
Ich bin blind für die Schönheiten der sichtbaren Schöpfung, die Dich, die ewige, unerschaffene Schönheit, widerspiegelt und die ihren Zweck verfehlt, wenn sie nicht meine Seele zu Dir in Lobpreis und Dank erhebt. Ich bin blind für die ungleich schöneren Schöpfungen der Gnade in den Seelen derer, die mich umgeben. Geringfügiges reicht hin, mein Licht zu verdunkeln. Ein dünner Schleier genügt, Dich mir zu verbergen. Wie oft würde ein stärkerer Glaube, eine aufrichtigere Wertschätzung mich die Schönheit des nach Gottes Ebenbild geschaffen den Geistes entdecken lassen, wenn sie hindurchleuchteten durch die menschlichen Schwächen, an denen ich Ärgernis nehme. Mache mich sehend, oh Herr! —
Ich bin blind gegen meine Fehler oder wenigstens schnell bereit, das bei mir zu entschuldigen, was ich bei andern so strenge beurteile. Ich bin nachlässig in der mir obliegenden Pflicht zu wachen; ich bin blind gegen das Böse, das rings um mich geschieht und dem ich Einhalt tun sollte und wofür ich einst zur Rechenschaft gezogen werde. Mein Gott, erleuchte meine Finsternis! Mache mich sehend, oh Herr!
Ich bin taub. Einsprechungen kommen und ich achte nicht darauf. Ich weiß, sie sind Deine Stimme, die mich aneifert oder tadelt, die mir einen guten Gedanken, ein gütiges Wort, eine liebreiche Handlung einflößt. Aber wenn mir die Befolgung derselben eine Arbeit, ein persönliches Opfer auferlegt, so tue ich, als hörte ich nicht. Mache mich aufrichtiger, großmütiger gegen Dich, mein Gott! Gib, dass ich mich freue, so oft Du mir Deinen Willen kundtust in großen Dingen, sowie in kleinen und in solchen, die mich Überwindung kosten! Lass es ein aufrichtiges Gebet sein, wenn ich sage: „Sprich, Herr, Dein Diener hört!“
Ich bin stumm. Nicht im Umgang mit jenen, die gleich mir hilfsbedürftig sind, die mir aber nicht helfen wollen oder können. Aber vor Dir, oh mein Vater, Der Du reich an Erbarmen bist, Der Du allen im Überflusse mitteilest und Der Du mit liebender Gewalt mich drängst, Deine Gaben anzunehmen. In der Gegenwart Deiner Schönheit und Deiner Güte bin ich stumm. Kein Lob quillt aus meinem Herzen; kein Ruf um Erbarmen kommt über meine Lippen. Ich habe keinen herzlichen Gruß für Dich, Der Du aus so weiter Ferne als Gast zu mir kommst. Oh Herr, öffne meine Lippen, und mein Mund wird Dein Lob verkünden! Befreie mein Herz von seinen Banden, damit es sich vor Dir ergieße! Lehre mich beten, auf dass ich durch das Gebet Hilfe in allen Nöten von Dir erlange!
Aussätzig, lahm, blind, taub, stumm — gewiss, ich bin des Besuches des Arztes bedürftig.
Sei getrost und fasse Mut! Siehe, Dein Gott Selbst will kommen und Dich heilen. „Dann öffnen sich der Blinden Augen, der Tauben Ohren tun sich auf: dann springet wie ein Hirsch der Lahme und die Zunge der Stummen löset sich.“ (Is 35,5 f.)
„Unsere Seele harret auf den Herrn, denn Er ist unser Helfer und Beschützer.“ (Ps 32,20)
„Alle Augen warten auf Dich, oh Herr; Du tust auf Deine Hand und erfüllst alles Lebendige mit Segen.“(Ps 144,15.f.)
Jesus, Sohn Davids, erbarme Dich meiner, Sohn Davids, erbarme Dich meiner!
Nach der Kommunion
„Den Herrn, meinen Gott, bete ich an, denn Er ist der lebendige Gott. „ (Dan 14,24)
„Betet Ihn an, ihr alle Seine Engel!“ (Ps 96,7)
„Erhebet den Herrn, unsern Gott!“ (Ps 98,5)
„Preiset mit mir den Herrn; lasst uns erheben Aeinen Namen, zusammen!“ (Ps 33,4)
„Ich will preisen den Herrn nach Seiner Gerechtigkeit und lobsingen den Namen des Herrn, des Allerhöchsten.“ (Ps 7,18)
„Ich will Dir danken, Herr, mein Gott, von meinem ganzen Herzen und will preisen Deinen Namen ewiglich.“ (Ps 85,12)
„Lobe, meine Seele, den Herrn, und alles, was in mir ist, Seinen heiligen Namen!“(Ps 102,1)
„Der all deine Missetaten vergibt, Der all deine Schwachheiten heilt.“ (Ps 102,3)
„Gebenedeit sei der Name Seiner Herrlichkeit in Ewigkeit! Armen, Amen.“ (Ps 71,19)
„Der Herr wird alle Krankheiten von dir hinwegnehmen und die überaus bösen Seuchen Ägyptens, die du kennest.“ (Deut 7,15)
„Ein größerer Freund als ein Bruder“ (Spr 18,24) warst Du, oh Herr, gegen die Betrübten und die Schwerbeladenen. Kein Geschwür war so ekelerregend, dass Du es nicht berührt hättest, keine Krankheit so hartnäckig, dass sie auf Dein Wort nicht gewichen wäre: „Alle, die irgendeine Krankheit hatten, wurden zu Ihm gebracht, und Er legte ihnen die Hand auf und heilte sie.“
Und Du — Der nämliche wie ehedem — bist nun bei mir. Mit demselben, ja mit noch größerem Mitleid, blickst Du auf die Wunden meiner Seele. Ich bin nur zu geneigt zu denken, dass, während die körperlichen Krankheiten Dein Mitleid hervorrufen, du nur Zorn und Entrüstung für jene der Seele hast. Und doch sollte Deine Güte gegen die Sünder und die Liebe, mit der Du ihre Wunden berührst, mir Vertrauen einflößen. Ich werfe mich Dir zu Füßen; lass Deine heilende Hand auf mir ruhen! Ich warte auf Dein Wort, das mir Heilung bringen wird — wenn auch nicht plötzlich, doch allmählich; Heilung meines Stolzes, meiner Heftigkeit, meiner Kälte beim Gebete, meiner lieblosen Zunge, meiner Nachlässigkeit in Erfüllung jener Pflichten, die mir missfallen. Herr, wenn Du willst, kannst Du mich heilen. Oh sprich doch dieses Wort!
Wenn der Arzt seinen Besuch macht, so erwartet er von der Pflegerin eine vollständige Darlegung des Zustandes ihres kranken Pfleglings. Sie muss ein genaues Verzeichnis halten über Pulsschlag, Atemholen und Temperatur. Sie muss imstande sein, einen Bericht zu geben über Schlaf oder Schlaflosigkeit, über jede Änderung in der Natur der Krankheit und über deren Krisen. In der Abwesenheit des Arztes ist sie ihm Aug’ und Ohr und der Erfolg deiner Behandlung hängt größtenteils von ihrer Wachsamkeit ab und von der wahrheitsgetreuen Schilderung dessen, was sie sieht und hört.
Ich bin die für meine kranke Seele bestimmte Pflegerin. Und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich eine sehr gleichgültige, um nicht zu sagen sorglose Pflegerin bin. Ich entziehe mich der Arbeit und kümmere mich wenig um die Bedürfnisse meines Pfleglings. Ich setze ihn der Gefahr aus, Schaden zu nehmen. Ich bin nachlässig in der Darreichung von Nahrung und Arznei. Ich schlafe, wenn ich wachen sollte. Welche Rechenschaft kann ich geben, da meine Kenntnisse so oberflächlich sind und mir das richtige Verständnis zur Krankenpflege fehlt?
Glücklicherweise weiß der himmlische Arzt alles. Er weiß, wie der Mensch beschaffen ist, und bedarf keiner Erklärung. „Jedes Herz wird von Ihm begriffen.“ (Sir 16,20)
„An jedem Orte sind die Augen des Herrn, sie schauen auf die Guten und die Bösen.“ (Spr 15,3) „Alle Berge des Menschen liegen offen vor Seinen Augen, alle Wege des Menschen liegen offen vor Seinen Augen.“ (Spr 16,2)
Allweiser und mitleidiger Arzt, vergib meine Nachlässigkeit! Dir vertraue ich meine kranke Seele. „O Gott, ich bitte, heile sie!“ (Num 12,13) Habe Mitleid mit ihr, weil ich nur eine einzige besitze! Und gib mir das Verständnis und die Kraft, die mein Beruf als Seelenwärterin erfordert und die mir leider fehlen! Krankenpflege fordert unermüdliche Energie, Wachsamkeit, Heiterkeit und einen unerschöpflichen Vorrat von Geduld. Man muss sich der Mühe unterziehen, die Natur der Krankheit, ihre wahrscheinliche Ursache, die Zeit und die Art ihres Beginnes festzustellen — zum Zwecke einer richtigen Behandlung. Morgens und abends muss der Zustand festgestellt und Tag und Nacht gewacht werden. Unkluge Nachgiebigkeit muss standhaft vermieden und Arznei sowohl als Nahrung zur rechten Zeit gereicht werden. Und dennoch schreitet die Besserung nur langsam vorwärts. Die Temperatur steigt bei der geringsten Veranlassung. Der Kranke ist unklug und unbedacht, es treten Rückfälle ein und die ganze Behandlungsweise muss von vorne begonnen werden. Eine gar einförmige Arbeit, wenn sie Jahr für Jahr geschehen muss! Doppelt einförmig vielleicht, wenn der zu behandelnde Kranke meine eigene Seele ist! Nie müde werden der täglich wiederkehrenden Pflichten, der Wachsamkeit, der Vorsicht, bei Rückfällen die Geduld nicht verlieren und nie an meinem Pflegling verzweifeln, — o Herr, das ist hart. Wie würde es stehen um mich und meine Seele ohne die aufmunternden Besuche des Arztes? Er ist gütig und langmütig; er ist gefasst auf Unruhe, Launenhaftigkeit und Verderbtheit. Er bekundet weder Erstaunen noch Widerwillen, noch Enttäuschung, er erträgt alles, glaubt alles, hofft alles. Heute heißen wir Ihn willkommen mit freudig strahlendem Angesicht; morgen sind wir niedergeschlagen und entmutigt und haben kaum ein Wort des Dankes für Seinen Besuch. Er aber nimmt uns so, wie wir sind. Er kennt unser unvollkommenes Wesen. Wir haben es nicht zu tun mit einem, der mit unsern Krankheiten kein Mitleid haben könnte, wohl aber mit Ihm, der gesagt hat: „Nicht die gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken.“ (Lk 5,31)
Mut also, meine Seele! „Ist er nicht dein Vater, der dich erworben, der dich gemacht und erschaffen?“ (Deut 32,6) „Du aber, Gott, bist gnädig, gütig, barmherzig, langmütig und von großer Erbarmung.“ (2 Esdr 9,17 „Seine Barmherzigkeit währet ewig.“ (Ps 99, 5) „Er wird sich deiner Erbarmen mehr als eine Mutter.“ (Sir 4,11) „Der Herr wird alle Krankheiten von dir hinwegnehmen und die überaus bösen Seuchen Ägyptens, die du kennst.“ (Deut 7,15) „Er richtet die Seele auf und erleuchtet die Augen und gibt Gesundheit und Leben und Segen.“ (Sir 34,20) „Dafür sorget mit Eifer, dass ihr den Herrn, euren Gott, liebet!“ (Jos 23,11)
„Ich will Deine Wunden vernarben lassen, und von deinen Schäden dich heilen, spricht der Herr. (Jer 30,17) „Heile mich, Herr, so werde ich geheilt sein; hilf mir, so ist mir geholfen!“ (Jer 17,14)
Aufopferung und Bitte
Als Gott der Liebe hast Du Dich mir geoffenbart, und da es in der Natur der Liebe liegt zu geben, so gibst Du verschwenderisch und unermüdlich, und zwar von deinem Besten. „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er Seinen eingeborenen Sohn dahingab.“ Alle anderen Gaben sind geringer als diese. Alle anderen sind in dieser enthalten. „Wie, sollte Er uns mit Ihm nicht alles geschenkt haben?“ (Röm 8,32)
Was kann ich Dir dafür geben? Ich habe nichts, das nicht Dein wäre. Doch Du willst das von meiner Hand annehmen, was ohnehin schon Dir gehört. Ich biete Dir also als Gegengeschenk all die Güter der Seele und des Leibes, alles, was die Liebe mir gegeben, alles, was sie mir vorenthalten hat: Leben, Kraft, Fähigkeiten, meine Leiden und Freuden, meine Gnaden und meine Verantwortlichkeit, meine Wünsche und meine Tauglichkeit zu Deinem Dienste. Weil aber alles, was ich besitze, Deiner unwürdig ist, so opfere ich Dir die Vollkommenheit Deiner Engel und all die Verdienste Deiner Heiligen auf; ich opfere Dir auf das überaus heilige Herz Mariens; Dein eigenes allerheiligstes Herz — ein Opfer von unendlichem Werte, das in der heiligen Kommunion mir geschenkt wurde, auf dass ich es hinwiederum Dir anbiete als überreichen Ersatz für alles, was ich bereits empfangen, und für das, was ich hienieden und drüben erwarte. Ich opfere Dir heute dieses Herz für jede Seele in der Welt; für die 500 Millionen Christen, von denen so viele Deinen Namen tragen, ohne Dich zu lieben, ohne Dir zu dienen; für die 900 Millionen, die niemals Deinen Namen gehört haben, denen die Schönheit Deines Lebens und die Zärtlichkeit Deines Herzens nie zur Erkenntnis gekommen ist. O Erlöser der Welt, Der Du den Tod keines Menschen willst, Der Du im Gegenteil wünschest, dass alle Menschen bekehrt werden und leben sollen, rette diese dem Verderben entgegeneilenden Seelen, von denen jede mit Deinem kostbaren Blute erkauft ist und einen Platz in Deinem Herzen hat. O Herr der Ernte, sende Arbeiter in Deinen Weinberg, gib, dass der Glaube sich schneller und weiter verbreite. Gib Gedeihen den auswärtigen Missionen, sichere den sterbenden Kindlein die Taufe; komme denen zur Hilfe, die am heutigen Tage ohne Priester, ohne Sakrament ihr Leben beschließen.
Ich opfere Dein allerheiligstes Herz auf für alle jene, die, im Dunkeln tastend, den Weg zur Wahrheit suchen. O Licht, das einen jeden erleuchtet, der in diese Welt kommt, hilf ihnen hinweg über die Schwierigkeiten, die Du allein bemessen und die Du allein aus dem Wege räumen kannst. Stärke jene, die zögernd an der Schwelle der Kirche stehen und die durch irdische Beweggründe vom Eintritt abgehalten werden. O welch ein Glück, könnte ich nur einer von diesen Seelen behilflich sein! O Herr, gib mir Gelegenheit hierzu und Deine Gnade! Wenn ich nicht „viel“ tun kann, so lass mich „Weniges“ vollbringen. Mache mich freigebig an Liebe, an Zeit, an allem, was ich ihnen zur Verfügung stellen kann. Du aber erachte jede Anstrengung, jeden Wunsch meinerseits als eine Danksagung für die mir so unverdient verliehene Gnade des Glaubens.
Gebet vor einem Kruzifix
Alle Gläubigen, welche dieses Gebet andächtig und mit reumütig zerknirschtem Herzen vor dem Bilde des Gekreuzigten verrichten und nach Empfang der heiligen Sakramente der Buße und des Altares eine Zeitlang (etwa fünf Vater unser und Gegrüßet seist du Maria) nach Meinung des Heiligen Vaters beten, gewinnen einen vollkommenen Ablass, der auch den Armen Seelen zugewendet werden kann. (Pius IX, 31. Juli 1858)
Siehe, o gütigster und süßester Jesus, vor Deinem Angesichte werfe ich mich auf die Knie nieder und bitte und beschwöre Dich mit der heißesten Inbrunst meiner Seele, durchdringe mein Herz mit den lebhaftesten Gefühlen des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe und verleihe mir eine wahre Reue über meine Sünden, verbunden mit dem unerschütterlichen Vorsatz, mich zu bessern; indem ich mit aller Liebe und allem Mitleid Deine heiligen fünf Wunden betrachte und dabei beherzige, was der heilige Prophet David von Dir gesagt hat: „Sie haben Meine Hände und Füße durchbohrt, sie haben alle Meine Gebeine gezählt.“