Tagesstärkung

Das Leben Jesu
Betrachtungen



19.02.2021
Eine Betrachtung über die göttliche Liebe

Vierte Erwägung: die Liebe Gottes Selbst

Nachdem wir durch die Erkenntnis der Wohltaten gleichsam nur zu Gott aufgeschaut haben, erheben wir unser Herz, um Gott Selbst, den Ursprung alles Guten, zu betrachten. Der hl. Ignatius sagt, wir sollen schauen, wie alles Gut, jede Gabe und alle Vollkommenheit absteigt von oben, von Gott, dem ewigen Sein. Alles Gute, das wir an den Geschöpfen bewundern, wie auch unsere beschränkte Kraft, kommt von der höchsten und unendlichen Vollkommenheit Gottes. All unsere Tugend, unsere Gerechtigkeit, Güte, Frömmigkeit, Barmherzigkeit, usw. kommt von Gott, der die Gerechtigkeit, die Güte usw. selbst ist, ähnlich wie die Strahlen, die von der Sonne ausgehen und wie die Wasser, die vom Quell ausströmen.
Wir sollen nicht bei den Geschöpfen stehenbleiben und uns zu sehr an ihnen ergötzen, sondern uns von ihnen lösen und sie transzendieren, d. h. durch sie zum unvergleichlich höheren, zum ewigen Gut, zu Gott, emporsteigen. Wie könnten wir uns bei schwachen Geschöpfen aufhalten, die nur eine Spur und ein schwaches Abbild der Güte Gottes sind. Wie könnten wir in der Selbstbetrachtung von uns eingenommen bleiben, deren Vollkommenheit im Vergleich zu Gott sich geradezu armselig ausnimmt! «Tu solus sanctus, tu solus Dominus! Du allein bist der Heilige, Du allein bist der Herr!» Ist es denn möglich zu sagen, «ein Geschöpf genügt mir», wenn mir Gott sein Verlangen offenbart, sich als das höchste Gut mir ganz zu schenken? Nein! Wir wollen uns lösen von jeder ungeordneten Anhänglichkeit an ein Geschöpf und an uns selbst.
Wenn es durch die Gnade dieser Betrachtung gelingt, dass die Seele im Staunen und in der Anbetung vor der Unbegreiflichkeit Gottes niedersinkt, einen Strahl Seiner Liebe erfährt und Ihn im Innersten der Seele gleichsam berührt, kann sie sprechen:
mit dem heiligen Bruno: «O Bonitas — O Güte!»
mit dem heiligen Franziskus: «Mein Gott und mein Alles!»
mit der heiligen Theresia: «Gott allein genügt!»
mit der allerseligsten Jungfrau Maria: «Magnificat — hochpreiset meine Seele den Herrn!»
Die Erfahrung der Liebe Gottes wird uns helfen, Gott nicht nur aus ganzem Herzen zu lieben, sondern von dieser Liebe beseelt, Ihm zu dienen in der Treue zu Seinen Geboten und in der immer wieder erneuerten und gelebten Hingabe unserer selbst.
Die Gottesliebe ist die eigentliche Lebenskunst, die wahre Beseligung und das höchste Glück für uns Menschen.
«Nimm Dir, Herr, und nimm an meine ganze Freiheit, mein Gedächtnis, meinen Verstand und meinen ganzen Willen, mein ganzes Haben und Besitzen. Du hast es mir gegeben, zu Dir, Herr, wende ich es zurück; das Gesamte ist Dein; verfüge nach Deinem Willen, gib mir nur Deine Liebe und Gnade, das ist mir genug.»
«Preise meine Seele den Herrn! Alles in mir lobpreise Seinen hl. Namen! Preise meine Seele den Herrn, und vergiss nicht, was Er dir Gutes getan!»
(Aus dem 102. Psalm)



18.02.2021
Eine Betrachtung über die göttliche Liebe

Dritte Erwägung: das Wirken Gottes für mich

Gott ist in mir gegenwärtig, um zu wirken und tätig zu sein für mich. «In Ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir», sagt Paulus (Apg 17, 27).
Gottes Macht wirkt in allen Geschöpfen. Er gibt der Sonne die Energie, Er sorgt, dass der Baum für mich atmet und Sauerstoff abgibt; Seine Kraft belebt die Tiere, damit sie uns nützen. Gott tut dies alles, um mir zu dienen!
Wir haben betrachtet, was der menschgewordene Sohn Gottes alles für uns getan hat. Wie hat Er sich abgemüht für mich und sich ohne Maß hingegeben! «Mein Volk, was habe Ich getan für Dich; was hätte ich noch mehr tun können und tat es nicht?» spricht das göttliche Herz Jesu.
Und wie wirkt Gott durch Seine Vorsehung, wie bemüht Er sich um mich? Wie hat Er mich wunderbar erhalten, mich trotz meiner Irrwege und meiner Untreue langmütig ertragen. Wie oft hat Er mir Seine Gnade angeboten. Was musste Er alles ins Werk setzen, um mich zur wahren Bekehrung zu führen. Wie viele Seelen ließ Er mitwirken und was für Ereignisse hat Er herbeigeführt zu meiner Rettung? Vielleicht musste Gott Leiden und Prüfungen zulassen, um mich zur Besinnung zu bringen. Immer aber war es Seine Liebe, die alles zu meinem Heil lenkte. Ja, wenn ich auch etwas zu leiden habe, so ist es Seine Liebe, die mich läutern und heiligen will.
Wie gut ist doch der Herr! — Wie werde ich Seine Liebe beantworten? Werde ich mich darauf beschränken, sie wie von ferne zu bewundern?
Nein, auch ich will meine Liebe zu Gott in tätigem Wirken beweisen. Auch ich will Ihm dienen, Ihn loben im Gebet, mich für Ihn abmühen in meinen Standespflichten, in Werken der Nächstenliebe, in der Geduld im Leiden.
So wie Gott liebt und gleichsam im Überfließen Seiner Liebe tätig ist für uns, so ähnlich sollen wir immer wieder auf Gottes Liebe schauen und uns dann überlegen, wie auch wir Ihm durch die Liebe Freude machen können.



17.02.2021
Eine Betrachtung über die göttliche Liebe

Zweite Erwägung: die Gegenwart Gottes

In dieser zweiten Stufe betrachten wir, wie Gott als unser Wohltäter uns nicht nur von ferne und unnahbar beschenkt, sondern ganz bei uns ist. Alles Sein erhält Er durch Seine geheimnisvolle Gegenwart. Alle Geschöpfe rufen. «Gott ist da!» Durch die wuchtigen Berge erscheint Er uns in Seiner Allmacht, in der Blume zeigt Er uns einen kleinen Abglanz Seiner Schönheit, durch die Tierlein etwas von Seiner Lieblichkeit. Franziskus hat das begriffen: durch alle Wesen der Natur hindurch schaute er Gott. Alle Geschöpfe wurden für ihn zu einem Lobpreis des Herrn. Je höher das Sein, desto intensiver ist Seine Gegenwart. Was sollen wir sagen von der unendlichen Herablassung Gottes, da Er nicht nur durch Seine Macht, sondern wesenhaft in unserer Seele wohnt und lebt durch die heiligmachende Gnade? «Wir werden kommen und Wohnung bei Ihm (in der Seele) nehmen.» (Joh 14, 23) So spricht der Herr Selbst. «Und Meine Wonne ist es, bei den Menschenkindern zu sein.» (Sprüche 8, 31)
Hier beginnt nun die Freundschaft mit Gott. Meine Antwort sollte sein: Da Gott ganz in mir gegenwärtig ist, so will auch ich leben in Seiner Gegenwart und Seinem liebenden Blick begegnen, indem ich immer wieder die Sammlung und die innere Stille suche, selbst im Weltgetriebe und in meinen Beschäftigungen. Denn durch Seine Gegenwart verlangt Gott auch nach meiner Liebe. So will ich mich Ihm weihen und aufs neue betend sprechen: «Nimm hin und nimm Dir, o Herr, meine ganze Freiheit ...»



16.02.2021
Eine Betrachtung über die göttliche Liebe

Erste Erwägung: die Wohltaten Gottes (Teil V)

Unsere Antwort auf die göttliche Liebe
Diese Erwägungen sollten uns zeigen, dass sich die Liebe nicht auf fromme Gefühle beschränkt, sondern für den Geliebten tätig werden will. Der Hl. Ignatius sagt deshalb: «Ich will mit großer Hingebung erwägen wie Großes Gott unser Herr für mich getan und wie viel Er mir von dem gegeben hat, was Er besitzt, und folgerichtig, wie sehr derselbe Herr danach verlangt, Sich Selbst mir zu geben, soweit Er es nur vermag gemäß Seiner göttlichen Herablassung. Und dann lenke ich meine Gedanken auf mich selbst und erwäge mit viel Begründung und Gerechtigkeit, was ich von meiner Seite Seiner göttlichen Majestät anbieten und geben muss, nämlich alles, was ich habe, und mich selbst dazu, wie einer, der es mit großer Hingabe darbietet:
Nimm Dir, Herr, und nimm an meine ganze Freiheit, mein Gedächtnis, meinen Verstand und meinen ganzen Willen, mein ganzes Haben und Besitzen. Du hast es mir gegeben, zu Dir, Herr, wende ich es zurück; das Gesamte ist Dein; verfüge nach Deinem Willen, gib mir nur Deine Liebe und Gnade, das ist mir genug.»
Ja, wer könnte angesichts dieser unendlichen Liebe Gott, dem Herrn, noch etwas verweigern wollen oder Ihm einen Winkel im Herzen verschließen, den wir in falschem Misstrauen oder Egoismus Gott nicht zu öffnen bereit wären.
Wer wollte sich beschränken und sich nur mit einer mittelmäßigen Frömmigkeit begnügen, anstatt sich in eifrigem Streben und flammender Liebe Gott täglich neu hinzugeben? Wer Gott seinen Willen schenkt, indem er sich immer wieder bemüht, auf den seit der Erbsünde verkehrten Eigenwillen und Eigensinn zu verzichten, der zeigt, dass er Gott wirklich liebt.
Wie sehr müssen wir Gott um die Vermehrung unserer schwachen Liebe bitten, bis die Gottesliebe unsere Eigenliebe überwiegt und wir endlich ohne Wenn und Aber bereit sind zu allem, was Er von uns verlangt.



15.02.2021
Eine Betrachtung über die göttliche Liebe

Erste Erwägung: die Wohltaten Gottes (Teil IV)

Betrachten wir die Eigenschaften der göttlichen Liebe:
1. Die Liebe Gottes ist wirksam. Gott zeigt uns Seine Liebe nicht nur durch wohlwollende Gedanken, sondern auch durch die Tat. Man denke nur an die unermessliche Sorgfalt; mit der Gott bei der Schöpfung zu Werke ging, wo Er jedes Atom der kleinsten und größten Geschöpfe geordnet hat. Betrachte das Leben unseres Herrn Jesus Christus, wie Er sich abgemüht hat für uns durch Sein Leiden und Sterben.
2. Die Liebe Gottes ist ohne Maß. Er schenkt immer alles und Sich selber ganz und gar. Gott behält sich nichts vor, sondern gibt uns als Seinen Kindern durch die heiligmachende Gnade ganz Anteil an Seiner göttlichen Natur (vgl. 2 Petr 1, 4).
3. Die Liebe Gottes ist unermüdlich. «Da Er die Seinen liebte, liebte Er sie bis zur Vollendung.» So sagt der hl. Evangelist Johannes beim Abendmahl vom Herrn (Joh 13, 1). Die göttliche Liebe ist immer tätig und begnügt sich nicht damit, in uns das Gute zu erschaffen, sondern Seine Liebe ist erst zufriedengestellt, wenn Er uns im Himmel in Seinem ewigen Glück vollendet sieht.



14.02.2021
Eine Betrachtung über die göttliche Liebe

Erste Erwägung: die Wohltaten Gottes (Teil III)

Noch beglückender ist die Betrachtung der persönlich empfangenen Gnaden
Gott hat mich am Leben erhalten und mir Sein göttliches Leben in der Taufe geschenkt. Was Großes ist die Taufgnade: sie ist der Anfang des ewigen Lebens, durch die Taufe bin ich Kind Gottes!
Er hat mir durch meine Eltern den wahren Glauben geoffenbart und bis heute erhalten — eine ganz unverdiente Gnade und eine Auserwählung unter Millionen! Ich durfte gefirmt werden und so oft die heilige Kommunion empfangen! Wer überdies auserwählt ist zur Nachfolge Christi im Ordensstand oder gar im Priestertum, welch ein Glück! Und wie oft hat Gott die Schuld von meiner Seele genommen in der heiligen Beichte. — Wie gut ist doch der Herr, wie unendlich Seine Barmherzigkeit!
Er schenkt mir auch Seine helfende Gnade auf Schritt und Tritt. Wir könnten ja aus uns selbst nicht einmal etwas Gutes denken wollen, wenn Gott nicht Seine Anregung dazu gäbe, geschweige denn etwas Heiliges vollbringen, ohne dass Gott uns stärken und es in uns wirken würde. Ein heiliger Bischof sprach zu seinen Priestern: «Wie werden wir einst staunen im Himmel, wenn wir klar erkennen, wie sehr wir in unserem Leben von Gott abhängig und ganz von Ihm umsorgt und getragen waren!»
Wer könnte bei solchen Erwägungen seine Seele der Unzufriedenheit oder gar der Trübsal überlassen?



13.02.2021
Eine Betrachtung über die göttliche Liebe

Erste Erwägung: die Wohltaten Gottes (Teil II)

Die Gaben, die Gott mir persönlich geschenkt hat
Gott hat gewisse Dinge nur mir allein, vielleicht sogar einmalig und nur für mich geschenkt. So hat Er mich ins Leben gerufen und mir durch einen besonderen Schöpfungsakt die unsterbliche Seele eingehaucht, weil Er mich von Ewigkeit her liebt. Er hat mir Talente und Vorzüge geschenkt, die nur mir eigen sind.
Viele Menschen sind unzufrieden, weil sie so sein möchten, wie andere, die sie törichterweise beneiden. Nein, ich muss doch mich selbst sein und mit dem wirken, was Gott in mich hineingelegt hat! Es tut gut, einmal die eigenen guten Eigenschaften näher anzuschauen, um sich in dankbarem Stolz in Gott zu freuen. Da gibt es gewiss natürliche Vorzüge: Fähigkeiten für den Beruf, vielleicht handwerkliche oder gar künstlerische Talente. Oder auch eine besondere Seelenstärke zum Üben der Geduld, der Einfühlung, der Hilfsbereitschaft gegenüber dem Nächsten; vielleicht sogar die Kraft, Leiden und Krankheiten mit Ergebenheit aushalten zu können, und vieles mehr. — Es soll mir bewusst werden: ich bin kein Massenmensch, ich bin als Person vor Gott einzigartig und soll im himmlischen Chor einmal eine eigene, unersetzliche und vollendete Stimme singen!



12.02.2021
Eine Betrachtung über die göttliche Liebe

Die zu erbittende Gnade
Ich erhebe das Herz zu Gott, meinem Herrn, Der im Himmel thront, und mit Liebe auf mich schaut. Diese Liebe Gottes ist unendlich wohlwollend und verlangt danach, sich mir mitzuteilen und in mir Gutes zu wirken. Ich bitte um die Gnade, die vielen und so großen Wohltaten, die Er mir erwiesen hat, im Einzelnen zu sehen und zu schätzen, damit ich in ganz dankbarem Anerkennen in allem Seine göttliche Majestät lieben und ihr dienen kann.

Erste Erwägung: die Wohltaten Gottes (Teil I)

Gott ist unser größter Wohltäter. Die ganze Welt und alles, was sie enthält, hat Gott für uns und zu unserem Wohl geschaffen.

Die allgemeinen Wohltaten
Wir sollen uns jene Gaben ins Gedächtnis rufen, die Gott allen Menschen schenkt. Die irdische Schöpfung mit den vielen Wundern der Natur, ihren Schönheiten, ihrer Harmonie und ihrer weisen Ordnung. Schaut an einem schönen Tag in die Welt, in das Bilderbuch des lieben Gottes. Betrachtet den Abglanz Seiner Schönheit im Großen, in der Majestät der Berge, in der Weite des Meeres, in der Unermesslichkeit des Firmaments. Die Lieblichkeit im Kleinen, in den Blumen, im duftenden Veilchen, in der Rose, im Edelweiß, in der sprudelnden Quelle, in einem glitzernden Stein. Die Liebe Gottes hat dies alles ersonnen, um uns Freude zu bereiten.
Noch wunderbarer strahlt die göttliche Liebe auf in den übernatürlichen Gnaden: Das Wirken unseres Herrn Jesus Christus, Seine Lehre, Seine tröstenden Worte, die Wunder und vielen Wohltaten, die Er für uns alle gewirkt hat. Die Fortsetzung des Erlösungswerkes durch die Sakramente, besonders durch die hl. Eucharistie, welche die Sonne unserer Religion ist mit der hl. Messe und ihrem unerschöpflichen Gnadenstrom, das ganze Wirken der Kirche mit ihrem Priestertum, mit ihrer beglückenden Lehre und die Einladung zur ewigen Glückseligkeit! — Gott erweist uns all das als reines Geschenk, denn Er schuldet uns überhaupt nichts. Welch unfassbare Liebe!



11.02.2021
Eine Betrachtung über die göttliche Liebe

«Wie mich der Vater geliebt hat,
so habe ich euch geliebt.
Bleibt in meiner Liebe.» (Joh 15, 9)

Die Liebe ist unsere Vollendung
Im Anschluss an die Betrachtungen über das Leben Jesu zeigt der hl. Ignatius in seinem Exerzitienbüchlein, wie das ganze Erlösungsgeheimnis ein Werk der göttlichen Liebe ist. Die Erkenntnis dieser Liebe Gottes weckt auch in uns die Liebe zu Gott, wie der hl. Johannes betont: «Nicht wir haben Gott geliebt, sondern Er hat uns zuerst geliebt und Seinen Sohn als Sühnopfer für unsere Sünden gesandt » (1 Joh 4, 10)
Auch im alltäglichen Leben gibt es Momente, wo uns die Güte und Liebe Gottes aufscheint, sei es durch einen besonderen Gnadenerweis oder auch nur wegen eines Zeichens, das uns Gott schenkt. Dadurch wird die gläubige Seele in Freude und Liebe zu ihrem Herrn und Gott entflammt. Deshalb weist uns der hl. Ignatius an, die Wohltaten und Gnaden Gottes zu bedenken, um auf diese Weise zu dankbarer Liebe zu Gott und zur Hingabe unseres Herzens zu gelangen. Er führt uns über vier Wege oder Stufen zur vollkommenen Gottesliebe.



10.02.2021
325. Schlussbetrachtung
(Joh 20, 21)

II Die Bedeutung des Evangeliums für den Glaubensgeist
Diese aber sind aufgezeichnet, damit ihr glaubt, dass Jesus der Messias, der Sohn Gottes ist, und damit ihr im Glauben das Leben habt in Seinem Namen.
Erfasse den Sinn dieser Worte! Wenn du wirklich deinen Glauben an Jesus Christus befestigen willst, musst du Ihn kennen. Gott hat dir seinen Sohn ebenso als Meister und Vorbild wie als Erlöser und Mittler gegeben. Es ist also notwendig, dass dein Leben sich nach dem Seinigen gestalte, dass du liebst, was Er liebt, dass du willst, was Er gewollt hat, dass du handelst, wie Er gehandelt hat.
Um dazu den Mut zu finden, musst du in vertrauliche Beziehung mit Jesus treten; du musst Ihn ganz in der Nähe hören. Es muss einen Ort geben, wo du den Herrn lebend wiederfinden und mit Ihm Zwiesprache halten kannst. Das Evangelium ist dieses heilige Land gnadenreicher Begegnungen. In der täglichen Betrachtung unternimmst du geistigerweise eine Pilgerfahrt ins heilige Land, das Jesus durch Seine Gegenwart geheiligt und mit Seinen Wohltaten gesegnet hat. Die betrachtende Seele ruft die Vergangenheit wach, sie findet in Wahrheit den Heiland und sammelt für sich die Gnaden ein, die Er ehemals gewährt hat.
Nimm den erhabenen Text des Evangeliums mit heiliger Andacht zur Hand! In den toten Buchstaben suche Jesus, den lebendigen Jesus! Wenn Er sich dir zeigt, dann hast du Besseres gefunden als du in den umfangreichsten und gelehrtesten Erläuterungen finden kannst.
Werde darum nicht müde, diese Seiten immer wieder zu lesen. Vertiefe dich in den Sinn der Wahrheiten, die sie enthalten. Mache dich vertraut mit den kleinsten Einzelheiten, die sie erzählen. Halte das liebevolle Verständnis des Evangeliums für die höchste Wissenschaft und für die kostbarste Gnade!



09.02.2021
325. Schlussbetrachtung
(Joh 20, 21)

I Die Bedeutung des Evangeliums für das Gebetsleben
Jesus hat noch viele andere Wunder vor den Augen Seiner Jünger getan, die nicht in diesem Buche aufgezeichnet sind.
Betrachte diese Schlussworte. Du weißt jetzt, welchen Schatz du im Evangelium besitzest. Enthält es auch nur einzelne Züge des unerschöpflichen Lebens Jesu Christi, so enthält es doch Worte des Heils für alle, die es lieben und betrachten. Sage nie mehr: «Ich kann nicht betrachten!»
Betrachten ist beten, und beten heißt Gott Seine Huldigung darbringen. Öffne die Seiten des Evangeliums, sie enthalten überreich alles, was man Gott und Jesus Christus darbringen kann, alles, was der Jünger seinem Meister, der Sünder seinem Erlöser, der Untertan seinem König, das Geschöpf seinem Schöpfer zu sagen hat: Gedanken und Wirklichkeiten des Glaubens, der Hoffnung, der Liebe, der Andacht, der Demut, des Vertrauens, der Reue!
Suche im Evangelium, was du in dir selbst nicht finden kannst: die Stimme des Lobes, andächtige Gefühle und Herzenserhebungen, den Heldenmut der Tugend und die Kühnheit heiliger Entschlüsse! Indem du das Gold und den Weihrauch anderer darbringst, wird sich dein eigenes Herz entzünden und deine Zunge sich lösen.
Betrachten ist beten, und beten heißt Gott um das bitten, was wir nötig haben. Lerne aus dem Evangelium, wie du Gott um das bitten musst, was du zu erlangen wünschest! In den Berichten des Evangeliums finden wir den Mittler, den Gott uns gegeben hat und der bereit ist, all unsere Bitten entgegenzunehmen. Da sehen wir Ihn lebend, wirkend, wie Er allen alles ist. Während du Ihn so im Dienst anderer betrachtest, sprich mit Ihm auch von dir und all deinen Lieben! Auf diesen Blättern wirst du Gebetsworte finden, die ehemals auf sein Herz Eindruck machten und die Bittsteller zum Ziele führten. Mache dir diesen Reichtum zu deinem eigenen Fortschritt zunutze und schöpfe gern aus diesem Schatz der Wahrheit und des Heiles!



08.02.2021
324. Die Himmelfahrt
(Mk 16, Lk 24)

III Die Jünger sagen Gott Dank
Sie fielen anbetend nieder. Dann kehrten sie hocherfreut nach Jerusalem zurück. Sie waren immer im Tempel und lobten und priesen Gott.
Folge in Gedanken deinem göttlichen Meister in den Himmel. Die Engel empfangen jubelnd den Erlöser der Welt; die Auserwählten jauchzen Ihm zu und danken Ihm. Vereinige dich mit ihnen! Sieh, wie der himmlische Vater Seinem vielgeliebten Sohn die Krone der Herrlichkeit aufs Haupt setzt. Scheint es dir immer noch, als habe der Heiland zu viel gearbeitet, zu viele Demütigungen und Leiden erduldet, um dies Freudenfest zu begehen?
Was tun die Jünger, jetzt da die Festzeit auf Erden zu Ende ist? Sie schlagen wieder den Weg nach Jerusalem ein, sie kehren eifrig und freudig zu ihrem Alltagsleben zurück, voll Liebe zu ihrer Pflicht und von dem Verlangen beseelt, die Tugenden eines wahren Jüngers Jesu zu üben. Jetzt ist auch für dich die Stunde gekommen, um deine Vorsätze auszuführen und dich in treuer Pflichterfüllung zu bewähren.
Beachte, welche Mittel die Jünger gebrauchen, um ihren Eifer rege zu erhalten! Sie suchen die Einsamkeit, die Sammlung und das Gebet, um sich die Lehren und Beispiele des Heilandes immer tiefer einzuprägen. Mache es ihnen nach, und benutze mit großer Treue alle Mittel, um das Andenken an deinen Erlöser lebendig zu erhalten. Führe gern geistliche Gespräche, mache den Heiland gern zum Gegenstand deiner Unterhaltung. Fliehe die Welt, und sammle dich in Gott!
«Er wird wiederkommen», haben die Engel nach der Himmelfahrt den Jüngern gesagt. Erwarte Seine Ankunft alle Tage deines Lebens! Da dein Heiland im Himmel ist, bist du auf dieser Erde nur ein Fremdling. Verzichte in diesem Land der Verbannung auf alles, was Er verschmäht hat, auf alles, was nicht ewig ist! Da dein Jesus im Himmel lebt, muss auch dein Leben ein himmlisches sein.



07.02.2021
324. Die Himmelfahrt
(Mk 16, Lk 24)

I Er segnet sie zum letzten Mal und fahrt zum Himmel auf
Nachdem der Herr Jesus zu ihnen gesprochen hatte, erhob Er seine Hände und segnete sie. Und segnend schied Er von ihnen und fuhr in den Himmel auf und sitzet nun zu Rechten Gottes.
Verweile auf dem Berggipfel bei Jesus mit Seiner Mutter und den Jüngern. Bitte den Heiland, dir noch einmal zu erklären, warum Er uns verlassen will! Er wird dir sagen, dass Seine Abwesenheit deinen Glauben vervollkommnen, dein Vertrauen prüfen, deine Liebe reinigen und deinen Mut stärken wird. Die Jünger halten fest an diesen Worten ihres Meisters. Sie nehmen es freudig auf sich, die Süßigkeit Seiner sichtbaren Gegenwart für einige Jahre entbehren zu müssen, um würdiger zu werden, ewig Seine Herrlichkeit zu teilen.
Folge ihrem Beispiel, wirf dich mit ihnen zur Erde, um den letzten Segen deines Meisters zu empfangen. Bitte Ihn, die Ketten zu zerbrechen, die dein Herz an diese Erde fesseln, und alle deine Gedanken und Wünsche mit Sich zum Himmel zu erheben!
Während Er sie segnete, fuhr Er in den Himmel auf. Nun ist es vollbracht. Der Sohn Gottes kehrt zu Seinem Vater zurück, der König des Himmels besteigt Seinen Thron, der Erbe der himmlischen Güter nimmt Sein Erbteil in Besitz. Die Demut ist erhöht, die Gerechtigkeit triumphiert, und die Liebe herrscht. Das Geheimnis des Leidens ist erklärt, das menschliche Dasein mit Seinen Kämpfen und Widersprüchen ist kein Rätsel mehr; ich weiß, wozu Gott mir das Leben gegeben hat, und ich weiß, wozu ich es gebrauchen werde.



06.02.2021
324. Die Himmelfahrt
(Mk 16, Lk 24)

I Jesus geht mit Seinen Jüngern an den Ölberg
Er führte sie hinaus gegen Bethanien.
Die Abschiedsstunde ist gekommen. Der göttliche Meister lädt dich ein, Ihn mit Seiner heiligen Mutter und Seinen Jüngern zum Ölberg zu begleiten. Die Engel erwarten Ihn, die Auserwählten, die Er in den Himmel einführen soll, sind bereit. Sein Werk auf Erden ist vollendet, für alle Geschlechter und jede einzelne Seele hat Jesus alle Gnaden vorbereitet, Er hat für alle Ämter in Seiner Kirche Vorsorge getroffen, Er hat Seine letzten Ermahnungen gegeben. Es ist fast, als ob Er noch einmal sterben sollte.
Doch sieh, wie in Seiner Umgebung Freude herrscht! Ein Fest wird begangen auf Erden wie im Himmel. Die Jünger gönnen ihrem Herrn von ganzem Herzen die Herrlichkeit, die Er sich so teuer erworben hat. Teile die Selbstlosigkeit ihrer Gesinnung, und wohne mit ihnen dem Triumph deines Erlösers bei!
Erkennst du den Weg, den Er Seine Jünger vom Berg Sion aus zum Ölberg führt? Am Tag Seiner Himmelfahrt legt Jesus denselben Weg zurück wie am Abend Seines Leidens. Damals hat Er gesprochen: «Ihr werdet weinen, und die Welt wird sich freuen. — Meine Seele ist betrübt bis in den Tod.» Heute sind alle Herzen voll Freude. Die Wege, die zur Erniedrigung, zum Leiden führen, sind also auch die Wege, die zur Glorie und Herrlichkeit führen. Folge darum unablässig den Schritten eines so treuen Führers!
Jesus nimmt Seinen Weg über Bethanien. Warum macht Er diesen Umweg? Er will uns zeigen, dass Er Sich der kleinsten Liebesbeweise erinnert, und dass Er Sich die ganze Ewigkeit hindurch daran erinnern wird. Das Haus, das Er dort betritt, ist noch erfüllt vom Wohlgeruch des Salböls, das Maria über Seine Füße gegossen hat, und vom Duft ihrer Liebe. Verweile in Gedanken bei dieser zarten Aufmerksamkeit des Herrn!



05.02.2021
323. Ein letzter Rückblick
(Lk 24)

II Jesus bestätigt sie als Zeugen seines Evangeliums
«Ihr seid Zeugen davon. Seht, ich sende die Verheißung meines Vaters auf euch herab. Bleibt in der Stadt, bis ihr mit der Kraft von oben ausgerüstet seid.»
Betrachte, was Jesus von den Seinigen verlangt: «Ihr werdet meine Zeugen sein. An eurer Art, zu sprechen und zu handeln, wird man erkennen, dass ihr in Meiner Schule gewesen, dass ihr von Mir herangebildet seid, dass das Evangelium eure Richtschnur ist, dass ihr euch die Tugenden eures Meisters angeeignet habt.»
Betrachte, wie gebieterisch Jesus diese Worte spricht! Er fordert von ihnen; Er zählt bestimmt auf sie. Er sagt nicht: «Ich lade euch ein, meine Zeugen zu sein», sondern: «Ihr seid meine Zeugen. Euer ganzes Leben erhält eine neue Richtung durch diese Wahl, die Ich getroffen habe und die ihr angenommen habt. Ihr seid nichts anderes mehr; ihr müsst euch dazu verstehen.»
Und Jesus gibt sich nicht mit einem zögernden, schüchternen, unvollständigen Zeugnis zufrieden. Ihre ganze Person soll für Ihn Zeugnis ablegen: alles, was sie erhalten, was sie erworben haben, ihr Besitztum, ihre Kenntnisse, ihre Fähigkeiten. Er verlangt von ihnen alles, was Er überhaupt verlangen kann.
Beuge dich diesem unumschränkten Recht, das Jesus auch über dich ausübt. Fürchte dich jedoch nicht, Ihm deine Ohnmacht einzugestehen! Gerade weil Er unsere Schwäche kennt, hat Er allen, die Er zum Apostolat und zum Opfer beruft, den Geist der Stärke versprochen. Darum setze all dein Vertrauen auf den Heiligen Geist, den Jesus verheißen hat; in Ihm wirst du stark sein. Opfere dich deinem himmlischen Vater auf und bitte Ihn, in dir und durch dich die großen Dinge zu vollbringen, die Sein Sohn von dir erwartet!



04.02.2021
323. Ein letzter Rückblick
(Lk 24)

I Jesus erschließt den Jüngern das Verständnis der Heiligen Schrift
Er sprach zu ihnen: «Dies ist es, was Ich zu euch gesagt habe, als Ich noch unter euch weilte: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetze des Moses, bei den Propheten und in den Psalmen von Mäir geschrieben steht.» Dann erschloss Er ihnen den Sinn für das Verständnis der Schriften.
Komm in den Abendmahlssaal, um noch einmal deinen göttlichen Meister dort zu sehen. Erinnere dich voll Andacht an den Abend Seines Leidens, an die Tränen und die Todesangst deines Erlösers! Nun siehst du wenige Wochen später an dem selben Ort ungetrübte Freude und vollkommenes Glück. Betrachte dieses Geheimnis im Licht der Auferstehung!
«Das sind die Worte, die Ich zu euch geredet habe»; das wollte Ich euch zu verstehen geben, dass ihr Entsagung und Leiden als Lebensgrundsatz annehmen müsst. Ihr müsst auf dem selben Weg wie ich in den Himmel eingehen. «So steht geschrieben: Der Messias muss leiden und am dritten Tage von den Toten auferstehen. In Seinem Namen soll allen Völkern, angefangen von Jerusalem, Buße und Vergebung der Sünden gepredigt werden.» Jesus kommt wieder auf Seinen Lieblingsgegenstand zurück. Er wünscht, dass die Jünger vor Seiner Himmelfahrt wirklich bereit seien, Ihm nachzufolgen. Ist es doch ein beneidenswertes Los, für den Heiland zu leiden. Darum vergiss alle deine Furcht in der Hoffnung, Ihm ähnlich zu werden und Ihn eines Tages zu besitzen. Bitte den Herrn um die Gnade, Ihm in Zukunft treuer zu sein, bitte Ihn, deiner Seele den Sinn für das Göttliche, Übernatürliche zu erschließen, für alles, was über die Erde erhebt und zum Reich Gottes führt!



03.02.2021
322. Die Erscheinung auf dem Berg
(Mt 28, Mk 16)

III Er verspricht ihnen für alle Zeit Seine wirkliche Gegenwart
«Seht, Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt.»
Lies und betrachte aufmerksam dieses letzte Versprechen, das der Heiland Seinen Aposteln gibt: «Ich bin bei euch!» Er kommt den Wünschen aller zuvor und erhört im voraus die Bitten der künftigen Jahrhunderte: «Bleibe bei uns!»
Jesus antwortet: «Ich bin bei euch für immer. Ihr sollt euch Meiner Gegenwart erfreuen, ich will euch Licht und Kraft sein. Nichts wird euch fehlen, nichts kann euch schaden. Bereitet Mir eine Wohnung in eurer Mitte, denn Ich werde dort ebenso zugänglich sein wie ehedem in Galiläa. Zwar entschwinde Ich euren Blicken, aber Ich gehe nicht fort, Ich verlasse euch nicht.»
Öffne diesen trostvollen Wahrheiten dein ganzes Herz. Danke dem Heiland freudig bewegt, dass Er Wort gehalten und auch dich mit Seiner wirklichen Gegenwart beglückt hat! Um Sein Versprechen zu erfüllen, musste Er sich neuen und größeren Verdemütigungen unterziehen als während Seines irdischen Lebens. Bete deinen Herrn an, Der unter der Gestalt des Brotes in unseren Tabernakeln verborgen ist und zu deinem Herzen spricht: «Ich bin es, Ich bin bei dir!»
Du bist also nicht allein auf dem Kampfplatz, auf den Jesus dich gestellt hat. Er wird immer bei dir sein, um deine Anstrengungen zu unterstützen und deine Wunden zu verbinden. Erneuere dich im Vertrauen auf Ihn. — Vereinige deine Danksagung mit dem Lob der treuen Jünger und verlasse den Berg in tiefer Sammlung, um nichts von den göttlichen Offenbarungen zu verlieren!



02.02.2021
322. Die Erscheinung auf dem Berg
(Mt 28, Mk 16)

II Er sendet sie aus zur Bekehrung des Menschengeschlechtes
Da trat Jesus auf sie zu und sprach zu ihnen: «Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und macht euch alle Völker zu Jüngern, indem ihr sie tauft im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und sie alles halten lehrt, was Ich euch geboten habe. Wer glaubt und sich taufen läßt, wird gerettet werden; wer aber nicht glaubt, wird verdammt werden.»
Der auferstandene Heiland braucht Gehilfen, um allen Menschen die Schätze Seines Evangeliums zu bringen und jedes Herz mit Seinem Blut zu loszukaufen.
Höre, wie Jesus Seine Jünger zu diesem großen Apostolat beruft und ihnen Seine eigene Vollmacht erteilt: «Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden.» Durch Seine ewige Geburt vom Vater ist Jesus der Allmächtige und durch Seine Arbeiten und Leiden hat Er sich auch als Mensch die Herrschaft über das Weltall und über jedes einzelne Geschöpf erworben. Welchen Gebrauch will Er davon machen? Beachte, dass Er nicht sagt: «Gehet und rächet Meinen Tod, stürzt alle, die Mich gekreuzigt haben ins Verderben und lehret die Menschen, Mich zu fürchten!» — Nein, Er sagt: «Lehret, taufet, unterwerft Mir die Geister und die Herzen durch die Kraft der Überzeugung. Arbeitet am Heile eurer Brüder; zeiget ihnen den Weg zum Himmel und befreit sie aus der Knechtschaft der Sünde! Eure Brüder brauchen euch, wie ihr Mich gebraucht habt; gebt euch ihnen hin, wie ich Mich euch hingegeben habe. Sagt ihnen, was Ich euch gesagt habe, tut, wie Ich getan habe, und vollendet, was Ich angefangen habe! Vor allem lehret sie Gott lieben! Gehet hin zum Opfer, zum Leiden, zum Tode!»
Sagen uns diese feierlichen Worte nicht, mit welch aufrichtiger Unterwürfigkeit wir diejenigen aufnehmen sollen, die Jesus mit Seiner göttlichen Vollmacht bekleidet hat? Indem Er Seinen Aposteln ihre Pflichten schildert, gibt Er auch jedem von uns Verhaltensmaßregeln. Vergiss nicht, dass von den Gnaden, die Seine Gesandten, die Priester, vermitteln, dein ewiges Heil abhängt!



01.02.2021
322. Die Erscheinung auf dem Berg
(Mt 28, Mk 16)

Jesus erscheint Seinen Jüngern auf dem Berg
Die elf jünger gingen nach Galiläa auf den Berg, wohin Jesus sie beschieden hatte. — Als sie Ihn sahen, beteten sie Ihn an. Einige aber hatten Zweifel.
Begib dich mit den Jüngern nach Galiläa, teile ihre Freude und ihre Hoffnung. Sie gehen fröhlich dorthin, wo Jesus sie erwartet. Sie wollen Ihn, den sie in Seiner Erniedrigung geschaut haben, jetzt glorreich wiedersehen. Sie wollen noch einmal Seinen Segen empfangen und sie wollen sich abermals versichern, dassballes, was sie gesehen, gehört und in sich aufgenommen haben, wirklich wahr ist. Sie kommen auch, um die letzten Befehle und Ermahnungen ihres Meisters zu empfangen und um sich anzubieten, Sein Werk fortzusetzen.
Auch dir wird das alles ein Herzensbedürfnis sein, darum besteige mit ihnen den Berg, wo Jesus erscheinen wird. Erinnere dich unterwegs der Wunder, die Er in diesem Landstrich gewirkt hat. Es ist ja das Land der Menschwerdung, wo die Stimme des menschgewordenen Wortes noch nicht verhallt und der Boden allerorts mit Seinen Fußspuren bedeckt ist. — Jesus hält Sein Versprechen treu, Er findet Sich immer dort ein, wohin Er eine Seele zu Sich gerufen hat.
Bringe Ihm die Huldigung eines demütigen und glühenden Glaubens dar. Sei nicht wie so manche, deren Seele selbst nach den tröstlichsten Lehren unruhig bleibt und die nicht glauben wollen, dass Gott gütig genug ist, Sich ihnen zu nähern. Wozu verlangst du immer neue Beweise dafür? Besser ist es, sich Seiner Gegenwart zu freuen und Ihm dein Leben anzubieten, damit Er darüber nach Seinem heiligsten Willen verfüge.



31.01.2021
321. Der Primat des Petrus
(Joh 21)

III Er sagt ihm den Martertod voraus
«Wahrlich, wahrlich, Ich sage dir: Als du jünger warst, hast du dich selbst gegürtet und bist hingegangen, wohin du wolltest. Bist du aber alt geworden, so wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst.» Mit diesen Worten wollte Er andeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen sollte. Darauf sprach Er zu ihm: «Folge Mir nach!»
Jesus verkündet dem Petrus seinen Martertod. Er hat mit dieser großen Offenbarung gewartet bis zum letzten Augenblick seines Verweilens auf Erden. Erst wenn eine Seele wahrhaft demütig geworden ist, erweist Jesus ihr die Ehre, sie zu den Kämpfen der Heiligkeit und des Martyriums zu berufen. Demut macht stark. Nur um Petrus zu größerer Demut zu verhelfen, ließ Gott es zu, dass er versucht wurde; es war ein Werk Seiner Weisheit und Güte. Jetzt kann Jesus sprechen, ohne bei Petrus auf Widerspruch zu stoßen.
Beachte, in welchen Ausdrücken Jesus ihm die Leiden der künftigen Verfolgungen offenbart. Der Herr will dem Leiden nicht seinen schmerzlichen Stachel nehmen. Petrus soll alle Furcht und alles Widerstreben der Natur durchmachen. Aber er wird stark und unbesiegbar sein, da er liebt und demütig ist.
Jesus fügt ein letztes Wort hinzu: «Folge Mir nach!» Es ist dasselbe Wort, das Er bei den ersten Begegnungen gesprochen hat; aber derjenige, an den Er es richtet, ist ein anderer Mensch geworden. Er ist bereit, die steilen Pfade zu betreten, auf denen sein Meister vor ihm gewandelt ist, und den Menschen zu zeigen, wie man sein Blut für das Evangelium vergießt.
Preise deinen Meister für das Wunder, das Er in Seinem Jünger gewirkt hat, und bitte Ihn, es zu Seiner Ehre in dir zu erneuern!



30.01.2021
321. Der Primat des Petrus
(Joh 21)

II Er vertraut ihm die Leitung Seiner Kirche an
Da sprach Er zu ihm: «Weide Meine Lämmer!» Er fragte ihn abermals: «Simon, Sohn des Johannes, liebst du Mich?» Er antwortete Ihm: «Ja, Herr, Du weißt, dass ich Dich liebe.» Und Er sprach zu ihm: «Weide Meine Lämmer!» Er fragte ihn zum dritten Mal: «Simon, Sohn des Johannes, liebst du Mich?» Da ward Petrus traurig, weil Er ihn zum dritten Mal fragte: «Liebst du Mich?» Und er antwortete Ihm: «Herr, Du weißt alles, Du weißt, dass ich Dich liebe.» Jesus sprach zu ihm: « Weide Meine Schafe!»
Jesus fordert den begnadigten Apostel zu den Arbeiten des Seeleneifers auf. «Wie willst du Mir beweisen, dass du Mich mehr liebst als die anderen? Ich glaube an deine Liebe; sie gibt Mir das Recht, nach Belieben über dich zu verfügen und von dir mehr als von den anderen zu verlangen; bist du dazu bereit?» Und immer wieder antwortet Petrus von ganzem Herzen: «Ja, Herr, Du weißt es wohl!»
Was antwortet Jesus? Er hätte sagen können: «Weil du Mich mehr liebst als die anderen, sollst du größere Bußwerke verrichten.» Aber es gibt Besseres zu tun: «Weide Meine Lämmer, weide Meine Schafe!» sagt der Erlöser der Welt.
«Weil du Mich mehr liebst als die anderen, vertraue Ich dir die Meinigen, Meine ganze Herde, an. Vertritt Meine Stelle bei ihnen, Ich empfehle sie deiner Liebe. Weil du Mich liebst, kann Ich ohne Sorge zum Himmel zurückkehren. Mein Werk ist vollendet, nun, da du Mir dein Herz geschenkt hast. Meine Herde wird in Sicherheit sein, da du den Schafstall hüten wirst. Meine Kirche wird sich ausbreiten, da du sie leiten wirst.» Das alles bedeuten die Worte Jesu, und Petrus fasst sie auch so auf und antwortet in diesem Sinne: «Ja!»
«Ja, Meister, ich liebe Dich, und weil ich Dich liebe, will ich mich aufopfern für alle, die Du retten möchtest. Aus Liebe zu Dir will ich mich selbst in ihrem Dienst vergessen und will allen alles sein, weil ich ganz Dir gehöre. Meine Liebe zu Dir wird meine Kraft und mein Leben sein.» — So ergießt sich das Herz des Apostels in das des Meisters. Lass dich mit den gleichen Gesinnungen beseelen und erwecke in deinem Herzen ein glühendes Verlangen, für Jesus und Seine Kirche zu wirken!



29.01.2021
321. Der Primat des Petrus
(Joh 21)

I Jesus prüft die Liebe des Petrus
Nach dem Frühmahl sprach Jesus zu Simon Petrus: «Simon, Sohn des Johannes, liebst du Mich mehr als diese?» Er antwortete Ihm: «Ja, Herr, Du weißt, dass ich Dich liebe.»
Wohne dieser letzten Unterredung zwischen Jesus und Petrus bei! Sie zeigt uns einerseits die verzeihende Liebe des Heilandes, andererseits die demütige, hingebende Liebe des reuigen Petrus.
«Simon, liebst du Mich mehr als diese?» fragt der Herr. Welche Bußwerke hätte Petrus nicht auf sich genommen, um die ersehnte Verzeihung zu erlangen! Aber Jesus will von ihm nur Liebe, eine größere Liebe als die der andern, denen Er weniger zu verzeihen hat.
Gott hat uns ja nur erschaffen, damit wir Ihn lieben, und Er ist Mensch geworden und am Kreuz gestorben, damit wir Ihn immer mehr lieben. Wenn Er verzeiht, so tut Er es, damit wir Ihn lieben, und je größer die Verzeihung, desto größere Liebe fordert Er zum Dank. In dem Ausdruck unserer Reue sucht Er nur das Geständnis unserer Liebe. — Sieh, mit welcher Demut, Aufrichtigkeit und Hingebung Petrus dem Herrn seine Liebe bekennt! Die Demut hat seine Liebe gereinigt, alle Selbstsicherheit und Anmaßung ist geschwunden. Unter Tränen antwortet er: «Ja, Herr, Du weißt, dass ich Dich liebe.» Prüfe dein Herz; kannst du dem Apostel in Wahrheit diese Worte nachsprechen?



28.01.2021
320. Die Engel der Auferstehung
(Lk 24)

III Er lädt sie zum Frühmahl ein
Wie sie nun ans Land stiegen, sahen sie ein Kohlenfeuer angelegt, einen Fisch darauf und Brot dabei. Jesus sprach zu ihnen: «Bringt von den Fischen, die ihr eben gefangen habt.» Da stieg Simon Petrus in das Boot und zog das Netz ans Land. Dann sprach Jesus zu ihnen: «Kommt zum Frühmahl!» Jesus kam nun, nahm das Brot und reichte es ihnen, ebenso auch den Fisch.
Wohne der Zusammenkunft Jesu und seiner Jünger bei, du gehörst zu ihnen. Bete wie die Apostel den Herrn an und küsse Seine heiligen Wundmale! «Kommt zum Frühmahl», spricht Jesus. Bewundere die liebevolle Vertraulichkeit, womit Jesus Seine Jünger beehrt, und sieh, wie Er selbst ihnen das Mahl bereitet! So sorgt Jesus für das Leben derjenigen, die es in Seinen Dienst gestellt haben. Er lädt dich ein, an diesem Mahl teilzunehmen. Freue dich dieser Speise, die seine göttlichen Hände dir bereitet haben! Es ist ein einfaches Mahl, das Jesus den Seinigen spendet, aber das Wenige sättigt vollkommen. Sie kosten das Glück, das den Hunger nach sinnlichen Vergnügungen vertreibt. Genieße dieses Glück mit den Aposteln!
Nimm dir die Apostel zum Vorbild, um gleich ihnen dem göttlichen Meister durch die Tat für Seine Wohltaten zu danken. Jesus schenkt dir das wahre Himmelsbrot. Empfange es aus Seiner Hand und verbreite Seine Segnungen, wohin du kommst!



27.01.2021
320. Die Engel der Auferstehung
(Lk 24)

II Jesus erscheint Seinen Jüngern und gibt Sich ihnen zu erkennen
Als bereits der Morgen dämmerte, stand Jesus am Ufer. Aber die Jünger wussten nicht, dasa es Jesus war. Da sprach Jesus zu ihnen: «Kinder, habt ihr nicht etwas zu essen?» Sie antworteten ihm: «Nein!»
Höre den Ruf des göttlichen Meisters und erkenne Seine Stimme! Woher kommt Er zu dieser Stunde, da man Ihn weit entfernt glaubt? Jesus ist den Seinigen immer nahe und die Seinigen sind immer bei Ihm. Er ist immer da, wo ein Kind Gottes leidet und sich nach Ihm sehnt. Durch Mißgeschick will Er unser Vertrauen stärken.
Was sagt der Heiland? «Kinder, habt ihr etwas zu essen? Habt ihr Erfolg bei der Arbeit?» So nimmt der Herr Anteil an unserem Alltagsleben. Die Jünger antworten: «Wir haben nichts.» Woher kommt dieser Misserfolg? Ich bin unfähig, nichts gelingt mir, alle meine Anstrengungen sind vergeblich; warum?
Jesus antwortet: «Werft das Netz zur Rechten des Bootes aus.» Was bedeutet das? Der Heiland will dich dadurch lehren, wie du deiner Arbeit auf Erden den Erfolg sichern und zugleich deine Netze für die Ewigkeit füllen kannst. Die rechte Seite ist die Seite der Gnade und der göttlichen Einsprechungen, die Seite des Kreuzes und des Kampfes um den Fortschritt, die Seite Gottes und Seiner Ehre. Die linke Seite ist die Seite der Natur, des Eigennutzes, der Selbstsucht und der natürlichen Neigungen. Suche den Erfolg nach den Anweisungen des göttlichen Wortes und nicht nach deinem eigenen Belieben! Beim Klang dieser ermunternden Stimme fassen die Jünger neuen Mut und beeilen sich, zu gehorchen. Aber in das Herz des Liebesjüngers ist die göttliche Stimme noch tiefer gedrungen. Den reinsten Herzen offenbart sie sich am schnellsten. Er ruft aus: «Es ist der Herr!» Bewundere nun den Eifer des Petrus! Bei den Worten des Johannes stürzt er sich in die Fluten. Die Erinnerung an seinen Fehler hat sein Vertrauen nicht gemindert; er eilt, dem Herrn die Huldigung seiner Reue und seiner Liebe darzubringen. Je unwürdiger er sich fühlt, Ihm zu nahen, desto größere Anstrengungen macht er, um zu Ihm zu kommen. Er will vor all seinen Gefährten bei Ihm sein. So handelt die bußfertige Liebe.



26.01.2021
320. Die Erscheinung am See Genesareth
(Joh 21)

I Die Apostel verbringen die Nacht beim Fischfang
Danach offenbarte Sich Jesus abermals Seinen Jüngern, und zwar am See Tiberias. Er offenbarte Sich so: Simon Petrus, Thomas mit dem Beinamen Didymus, Nathanael aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und noch zwei andere von Seinen Jüngern waren beisammen.
Geselle dich zu den Jüngern am Ufer des Meeres von Tiberias! Auf Befehl ihres Meisters sind sie nach Galiläa gekommen. «Dort werdet ihr Mich wiedersehen», hatte Er gesagt, und sie haben Seinem Wort geglaubt. Jesus will nun Sein Versprechen halten. Er hat für dieses Wiedersehen die Gegend gewählt, die Er früher so oft mit ihnen besucht hatte.
Die Apostel erwarten Ihn, fern vom Weltgetriebe; sie vereinigen sich zu gemeinsamer Arbeit. Ihr Herz ist voll Frieden und Vertrauen, sie wissen, dass der Meister sie nicht täuscht, Er wird sicherlich kommen. Verkoste auch du das Glück einer Seele, die alles von Gott erwartet und nicht mehr an Seiner Vorsehung zweifelt.
Sieh die Jünger an der Arbeit und beachte, um welche Arbeit es sich handelt! Da sagte Simon Petrus zu ihnen: «Ich gehe zum Fischfang.» Sie erwiderten ihm: « Wir gehen mit.» Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot, fingen aber nichts in jener Nacht. Diese Männer sind geblieben, was sie waren: arme Fischer, die ihr Leben im Schweiße ihres Angesichts verdienen. Sie haben vom Evangelium nicht Ruhe und Wohlleben verlangt und denken nicht daran, etwas anderes zu werden. Sie arbeiten so angestrengt wie früher und ihre Arbeit scheint wie einstmals fruchtlos zu bleiben. Vergeblich mühen sie sich ab; sie müssen wieder gestehen: «Wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen.»
Aber auch dieses Mal, mehr noch als das erste, beobachtet Jesus ihre Anstrengungen. Die Vorsehung des himmlischen Vaters wacht mit Sorgfalt über denen, welche Seinen Sohn lieben.



25.01.2021
319. Der Oktavtag des Osterfestes
(Joh 20)

II Jesus veranlasst Thomas zum Bekenntnis Seiner Gottheit
Da kam Jesus bei verschlossenen Türen und trat in ihre Mitte mit den Worten: «Friede sei mit euch!»
Der Meister sucht Seinen Jünger auf. Er hat ihn gesehen und gehört und will ihn nun heimsuchen. Alles, was Jesus von Seinen Feinden erduldet hat, hat Seine Liebe zu den Sündern nur noch vergrößert. Wenn eine Seele in Gefahr ist unterzugehen, eilt Er ihr zu Hilfe. Er scheut keine Mühe, um die Seelen zu gewinnen, die Ihn soviel gekostet haben. Er kommt zu Seinem Apostel, um dessen Misstrauen zu beseitigen und dessen Zweifel zu lösen.
Betrachte diesen Vorgang, in dem die göttliche Barmherzigkeit Jesu sich so herrlich offenbart. Dann sprach Er zu Thomas: «Leg deinen Finger hierher und sieh Meine Hände. Reich deine Hand her und leg sie in Meine Seite und sei nicht mehr ungläubig, sondern gläubig!» Der Heiland fordert Seinen halsstarrigen Jünger auf, mit eignen Augen die Wahrheit Seiner Auferstehung festzustellen. «Hier sind Meine Hände, hier ist Meine Seite. Schau her, betaste sie und überzeuge dich!»
Es ist das größte Entgegenkommen des Meisters gegen Seinen Jünger. Er könnte ihn streng zurechtweisen und bestrafen. Er zieht es jedoch vor, nachzugeben und Sich der Schwäche des Ungläubigen anzupassen. — «Ich bin derjenige, Den du am Kreuz gesehen hast und dessen Seite mit der Lanze durchbohrt worden ist. Ich bin es, Der dich im Abendmahlssaal getröstet hat und Den du so mutig zum Grab des Lazarus begleitet hast. Erkenne Mich, und du wirst den Frieden und die Freude deiner Brüder teilen!»
Höre das Bekenntnis des bekehrten Apostels, der von der Güte des Herrn übermannt ausruft: «Mein Herr und mein Gott!» Wie selig ist er, Ihn wiederzufinden, Den er verloren glaubte! Es ist ein Ruf voll Glauben, Liebe und Reue. «Ich erkenne Dich als meinen Gott, ich erwähle Dich zu meinem Herrn und Meister. Deine Wunden offenbaren mir Deine unendliche Liebe, Deine göttliche Weisheit und Deine unvergleichliche Güte. Ich sehe, ich glaube, ich weihe mich Dir unwiderruflich.» — Vereinige deine Huldigung mit der des Apostels; wiederhole aus ganzer Seele: «Mein Herr und mein Gott!»
Das Schlusswort Jesu in diesem ergreifenden Geschehen ist an dich gerichtet. Du hast wohl im Grund deines Herzens gedacht: «Glücklich diejenigen, die den Heiland gesehen haben.» Jesus aber sagt: «Selig, die nicht sehen und doch glauben!» Bitte Ihn um Verständnis dieser Lehre. Was der Seele des Menschen Frieden bringt, ist also nicht die zweifelhafte Sicherheit seiner Vernunftschlüsse, nicht das, was die Sinne feststellen, sondern einzig die Überzeugung des Glaubens, welche sich nur auf das Wort Gottes stützt. Bete innig um Vermehrung deines Glaubens.



24.01.2021
319. Der Oktavtag des Osterfestes
(Joh 20)

I Der Unglaube des Thomas
Einer von den Zwölfen, Thomas mit dem Beinamen Didymus, war nicht dabei, als Jesus kam. Die andern jünger sagten ihm nun: «Wir haben den Herrn gesehen.» — Acht Tage darauf waren die Jünger wieder in dem Hause, und Thomas war bei ihnen.
Kehre zum Abendmahlssaal zurück, um mit den Aposteln den achten Tag des Osterfestes zu feiern. Bitte den Heiligen Geist, dass Er in dir die Freude dieses großen Tages erneuere! — Die Jünger erwarten den Meister. Ihr Glaube hat sich gekräftigt, ihr Eifer entzündet. Sie haben viel zusammen gebetet und sich gegenseitig erbaut; sie haben sich Maria, der Mutter der Gläubigen, anempfohlen. Sie sind eins in der Liebe zu ihrem Erlöser.
Beachte den ungläubigen Apostel in ihrer Mitte! Es bleibt dem Herrn noch eine Seele zu gewinnen. Hienieden gibt es keine vollkommene Einigkeit; überall schleichen sich kleine Meinungsverschiedenheiten ein. Warum war Thomas bei der ersten Erscheinung abwesend? War es aus Nachlässigkeit, Menschenfurcht, Niedergeschlagenheit? Oder beschäftigte er sich mit eigenen Angelegenheiten? Niemand weiß es; aber deutlich geht daraus hervor, daß man viel verliert, wenn man sich von der Gemeinschaft der Gläubigen absondert und eigene Wege geht.
Worin besteht das Unrecht des ungläubigen Apostels? Seine Worte lassen es uns erkennen. «Wenn ich an Seinen Händen nicht das Mal der Nägel sehen und meinen Finger nicht in die Stelle der Nägel und meine Hand nicht in Seine Seite legen kann, glaube ich nicht.» Er gehört zu jenen, die nur ihrer eigenen Erfahrung glauben, den Gegenstand ihres Glaubens mit den Augen sehen, mit dem Finger berühren wollen. Das ist eine große Täuschung, denn das ist kein göttlicher Glaube. Man muss glauben, was Gott sagt und weil Er es sagt. Gott Bedingungen zu stellen, um an Sein Wort zu glauben, ist große Anmaßung. Was das Verdienst des Glaubens ausmacht, ist das Opfer des eigenen Urteils und jeder rein menschlichen Anschauung. Im übernatürlichen Glauben, der sich ganz Gott öffnet und anheimstellt, liegt die wahre Frömmigkeit, der wahre Geistesadel und die wahre Seelengröße. Bete von Herzen um Erleuchtung für jene, die sich weigern zu glauben.



23.01.2021
318. Der Abend des Auferstehungstages
(Mk 16, Lk 24, Joh 20)

III Er bekleidet sie mit der Macht, Sünden zu vergeben
Abermals sprach Jesus zu ihnen: «Friede sei mit euch! Wie Mich der Vater gesandt hat, so sende Ich euch.» Nach diesen Worten hauchte Er sie an und sprach: «Empfanget den Heiligen Geist. Wem ihr die Sünden nachlasset, dem sind sie nachgelassen, und wem ihr sie behaltet, dem sind sie behalten.»
Ein feierlicher Auftritt beschließt das Wiedersehen der Jünger mit ihrem Meister. Trotz ihrer Untreue erhalten die Apostel nun die Bestätigung ihrer priesterlichen Sendung und die göttliche Vollmacht, Sünden zu vergeben. Die Gnaden, die Er ihnen spendet, sollen der Arbeit am Heil der Seelen dienen. Jesus ist für alle Menschen gestorben und will allen die Früchte Seines Todes zuwenden, darum verkündet Er die Bedingungen der Begnadigung für alle. Er setzt Richter ein, um über die Sache eines jeden zu urteilen. Er eröffnet den Menschen ein Bußgericht und versieht es mit der Gewalt, jeden reuigen Sünder loszusprechen. Dort sollen den Sündern die Früchte des Leidens und der Auferstehung Jesu zugewendet werden.
Warum wählt Jesus gerade diesen hohen Freudentag zur Einsetzung des Bußsakramentes? Er tut es, um den Sündern zu offenbaren, dass die Bekehrung eine Auferstehung und somit ein Freudenfest ist. Bewirkt die Lossprechung des Priesters in der begnadigten Seele nicht wahre Osterfreude?
Bezeige deinem Meister deine ganze Dankbarkeit, bewundere Seine Weisheit und preise Seine Güte! Zu deinem Heil hat Er dieses Sakrament eingesetzt und Seine Priester mit göttlicher Vollmacht versehen. Empfange auch du den Heiligen Geist: den Geist der Demut, der Frömmigkeit, der Stärke und der vollkommenen Unterwürfigkeit!



22.01.2021
318. Der Abend des Auferstehungstages
(Mk 16, Lk 24, Joh 20)

II Er lässt sie die Wirklichkeit Seiner Auferstehung feststellen
Er verwies ihnen ihren Unglauben und ihre Herzenshärte, dass sie denen nicht geglaubt hatten, die Ihn nach der Auferstehung gesehen hatten. Er sprach zu ihnen: «Weshalb seid ihr erschrocken und warum steigen Zweifel auf in euren Herzen?»
Stärke deinen Glauben beim Anblick deines Erlösers und höre den Vorwurf, den Er Seinen Jüngern macht! Mehreren kommt dies Glück so unerwartet, dass sie ihren Augen nicht trauen. Sie haben Angst, sich der Freude hinzugeben, und fürchten neue Enttäuschungen. Sie öffnen die Augen des Leibes und schließen die Augen der Seele. Gott lässt das zu, um auch unseren Glauben zu festigen.
Und Er sprach zu ihnen: «Seht meine Hände und meine Füße, Ich bin es.» Und Er zeigte ihnen Seine Hände, Seine Füße und Seine Seite. Er fordert die Seinigen auf, Seine Wundmale zu betrachten. Betrachte auch du ganz nahe die heiligen Quellen, denen das Erlöserblut entströmt ist, und küsse die Wunden, die deine Genesung bewirkt haben; sie sind der unzweifelhafte Beweis der Liebe Gottes zu dir. Für dich ist Jesu heiliger Leib verwundet worden, in Seine Wundmale hat Er deinen Namen geschrieben und Er erinnert Seinen himmlischen Vater an dich, so oft Er Ihm Seine Wunden zeigt. Jetzt weißt du so sicher, dass du niemals daran zweifeln darfst, wer dein bester Freund in dieser Welt ist. Wie wirst du Seine Liebe erwidern? Fürchtest du noch immer, Ihm zu folgen?
Jesus will Seinen Jüngern noch einen Beweis Seiner Auferstehung geben. «Habt ihr etwas zu essen hier?» fragt Er. «Da Ich Mich an euren Tisch setze, will Ich euch beweisen, dass Ich wirklich Derjenige bin, Den ihr gekannt habt und Der euer Leben jahrelang geteilt hat. Der Leib, den Mein Vater glorreich auferweckt hat, ist wirklich derselbe, der in Bethlehem geboren wurde. Ich gehöre zu euch mehr als je.»
Freue dich bei diesen Worten! Sieh, wie Jesus die Speise nimmt, die man Ihm anbietet. Erbitte dir ein Stückchen aus Seiner Hand!



21.01.2021
318. Der Abend des Auferstehungstages
(Mk 16, Lk 24, Joh 20)

I Der auferstandene Heiland erscheint Seinen Aposteln
Am Abend jenes ersten Wochentags waren die Jünger versammelt und hatten aus Furcht vor den Juden die Türen verschlossen. Da kam Jesus, trat in ihre Mitte und sprach zu ihnen: «Friede sei mit euch! Ich bin es, fürchtet euch nicht.»
Geselle dich wieder zu den Jüngern im Abendmahlssaal! Sie haben sich dort versammelt, um sich gegenseitig ihre Erleuchtungen, Freuden und Hoffnungen mitzuteilen. Sie fürchten sich immer noch aus Angst vor den Juden. Flüchte in ihre Mitte mit deiner furchtsamen Frömmigkeit und rufe dir mit ihnen die Freuden des Osterfestes in Erinnerung!
Die heilige Jungfrau ist auch in dieser Versammlung. Sie bittet ihren Sohn, den Abend dieses Tages durch Seine Gegenwart zu verherrlichen und ihre Kinder zu trösten und zu erfreuen.
Höre den liebevollen Gruß des Heilands: «Der Friede sei mit euch. Ich bin es, fürchtet euch nicht!» So hat Er im furchtbaren Sturm gesprochen, so auch vor seinem bitteren Leiden. Dasselbe Wort wiederholt Er nun am Abend des Tages Seiner Auferstehung: «Der Friede sei mit euch; Ich bin es! Ich bin treu; Ich habe meine Versprechungen gehalten, Ich bin eurer ganzen Liebe würdig.» Öffne deine Seele dem Frieden, den Jesus den Seinen mitteilt, und stille so alle Unruhe! Unter Seinem Blick bist du immer in Sicherheit.



20.01.2021
317. Die Emmausjünger
(Lk 24)

III Er nimmt ihre Einladung an und offenbart Sich ihnen
So kamen sie dem Flecken nahe, dem sie zustrebten. Er tat, als wolle Er weitergehen. Sie aber nötigten Ihn und sagten: «Bleibe bei uns, denn es will Abend werden, und der Tag hat sich schon geneigt.»
Versetze dich in die Gemütsverfassung der Jünger! Die Stimme Jesu dringt in ihr Herz wie die Frühlingssonne in die winterliche Erde. Das Feuer der Liebe, das unter der Asche glimmte, wird zu heller Flamme entfacht. Sie wissen nicht, wer Derjenige ist, Der mit ihnen spricht; aber sie fühlen, dass das, was Er sagt, Wahrheit ist. Sie haben also nichts verloren von dem, was sie beweinen; die Zukunft ist sogar schöner als sie geträumt haben. Jetzt heißt es, die letzten Zweifel zu lösen, die letzten Wolken zu verscheuchen.
Höre, wie sie sich an den Fremdling wenden, der so beglückend wahr geredet hat: «Bleibe bei uns! Vollende das Gute, das Du angefangen hast. Die Nacht bricht herein, sie könnte auch über unsere Seelen hereinbrechen, wenn Du uns verlässt, denn dann würden wir in die Mutlosigkeit zurückfallen.» — Vereinige deine Bitten mit den ihrigen. Bitte Jesus, dass Er sich allen, denen Er Anteil an Seinem Leiden gegeben hat, auch in der Herrlichkeit seiner Auferstehung offenbare!
Da kehrte Er mit ihnen ein. Während Er mit ihnen zu Tische saß, nahm Er das Brot, segnete es, brach es und reichte es ihnen. Da gingen ihnen die Augen auf und sie erkannten Ihn. Er aber entschwand ihren Blicken. — Nimm auch du an dem Tisch Platz, an den dein Meister sich setzt. Erwecke in deinem Herzen Glaube, Demut und Liebe! Was tut der Heiland? Er spricht nicht mehr, denn Er hat den Seinigen noch Besseres zu geben als Sein Wort. Seine Offenbarungen werden vollendet an dem heiligen Tisch, an dem die Jünger Platz genommen haben. Demütige dich, schlage an deine Brust und sprich: «Herr, ich bin nicht würdig!» Empfange aus den Händen Jesu das Brot, das Er gesegnet hat. Es ist das Brot der Auserwählten, das Brot der Starken.
Teile die Freude der beiden Tischgenossen Jesu. Ihre Augen wurden geöffnet, die ewigen Güter sind ihnen wieder geschenkt und der Himmel ist in ihrer Seele. Und sie sagten zueinander: «Brannte nicht das Herz in uns, als Er unterwegs mit uns redete und uns die Schrift erschloss?»
Aber warum entschwindet Jesus? Weil wir Ihn erst im Himmel ganz besitzen können und weil alle Seine Gunstbezeugungen hienieden eine Aufforderung sind, für Seine Ehre zu kämpfen. Beherzige das und erhebe dich mit den Jüngern. Biete dem Heiland, der zwar deinen Blicken entschwunden, deinem Herzen aber in Wahrheit stets gegenwärtig ist, deine Arbeiten und dein Leben an!



19.01.2021
317. Die Emmausjünger
(Lk 24)

II Er bestärkt sie im Glauben
«Wir aber hatten gehofft, Er werde Israel erlösen. Und nun ist nach alldem heute schon der dritte Tag, seit dies geschehen ist.»
Die Jünger erzählen dem Heiland vertraulich, was sich zu ihrem Schmerz in Jerusalem ereignet hat. «Wir hatten gehofft!» sagen sie. — Sie hofften nach ihrem Sinn, jetzt hoffen sie überhaupt nicht mehr. Die Dinge haben sich nicht so entwickelt, wie sie es sich vorgestellt hatten. Diese Männer bedenken nicht, dass die Erlösungstat ein Werk der Allmacht ist und dass Gott bei seinen Werken Mittel anwenden kann, die der menschlichen Vernunft und Erfahrung widerstreiten. Sie haben aufgehört zu hoffen, weil sie aufgehört haben zu glauben. Die Mutlosigkeit rührt immer von einem Mangel an Glauben her, wodurch der Mensch die göttlichen Verheißungen vergißt.
Die Jünger berichten weiter: «Zwar haben uns einige von unsern Frauen in Aufregung versetzt. Sie waren frühmorgens am Grabe, fanden aber Seinen Leichnam nicht. Sie kamen mit der Kunde, es seien ihnen Engel erschienen, die versichert hätten, dass Er lebe. — Wir möchten wenigstens die Vergangenheit vergessen, aber wir werden stets von neuem daran erinnert. Alles, was wir davon hören, bereitet uns neuen Schmerz. Was für ein Geheimnis liegt alledem zugrunde?»
Ja, es gibt hier ein Geheimnis aufzuklären, und der Augenblick ist gekommen, für immer das Dunkel zu lichten. Den Seelen, die guten Willens sind, wird Jesu Hilfe niemals fehlen. Da sprach Er zu ihnen: «O ihr Unverständigen! Wie schwer wird es eurem Herzen, alles zu glauben, was die Propheten verkündet haben. Musste der Messias nicht dies alles leiden und so in Seine Herrlichkeit eingehen?» Er wirft ihnen vor, dass sie das Geheimnis des Kreuzes nicht verstehen. Sie sind nicht zu entschuldigen nach all den Unterweisungen, die sie von Ihm erhalten hatten. Die göttliche Gerechtigkeit brauchte eine Sühne für die Sünden der Welt, die göttliche Majestät verlangte ein ihrer würdiges Anbetungsopfer, und die Menschen bedurften eines Vorbildes heroischer Tugend. Um diese Bedürfnisse zu erfüllen, hat sich der Sohn Gottes am Kreuz zum Opfer gebracht.
Warum haben die Jünger diese Gründe nicht verstanden? Weil ihr Auge von Tränen verdunkelt und ihr Herz von schmerzlichen Gemütsbewegungen erschüttert war. Sie haben nicht nachgedacht, nicht gebetet und nicht in den heiligen Büchern nachgelesen, wo geschrieben steht, daß Gott Sorge trägt für die Welt, die Er geschaffen hat, und dass Seine unendliche Weisheit alle Ereignisse lenkt.
Und Er begann mit Moses und allen Propheten und erklärte ihnen, was in allen Schriften von Ihm geschrieben steht. Folge aufmerksam diesem Unterricht in der Heiligen Schrift, der den Glauben stärkt, die Hoffnung belebt und das Herz zur Liebe entflammt!



18.01.2021
317. Die Emmausjünger
(Lk 24)

I Jesus trifft mit den beiden Jüngern zusammen
Noch am selben Tage wanderten zwei von ihnen nach einem Flecken mit Namen Emmaus, der sechzig Stadien von Jerusalem entfernt war. Sie unterhielten sich miteinander über alles, was sich zugetragen hatte.
Folge den beiden mutlosen Jüngern auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus. Was sprechen sie miteinander? Warum sind sie so betrübt? Ihr Glaube wankt, ihre Hoffnung ist dahin und ihre Liebe erkaltet. Die traurigen Ereignisse der letzten Tage haben all ihre Erwartungen und ihr ganzes Glück zerstört. Sie sind enttäuscht, denn mit Christus ist alles anders gekommen. Sie hatten Seinen Triumph erhofft, und nun ließ Er Sich von den Feinden ergreifen und kreuzigen. Statt aber die Ereignisse genauer zu prüfen, statt zu ihrem himmlischen Vater zu beten und das heilige Grab aufzusuchen, entfernen sie sich, um ihre Gedanken abzulenken. Sie suchen zu vergessen und wollen ihr altes Leben wieder aufnehmen, das sie verlassen hatten, um damals Jesus nachzufolgen. Kennst du diesen Seelenzustand? Hast du ihn nicht schon an dir erfahren? Lerne hier, wie man sich daraus befreien kann!
Beachte zuerst, dass sie von Jesus sprechen. Wenn auch ihre Liebe zu Ihm erkaltet ist, so ist sie doch noch nicht erloschen. Sie haben Ihm trotz alledem einen Platz in ihrem Herzen bewahrt. Das genügt dem Heiland, um Sich ihnen zu nähern und Sich ihrer zu erbarmen.
«Während sie sich so miteinander unterhielten und besprachen, nahte sich Jesus Selbst und ging mit ihnen. Ihre Augen aber waren gehalten, dass sie Ihn nicht erkannten.» Grüße den guten Hirten, der dem verirrten Schaf nachgeht! Sein Herz strömt über von Freude, die Er in alle Menschenherzen ergießen möchte. Er bietet für alle Lebenslagen Licht, Mut und Kraft. Aber warum erkennen die beiden Jünger den Herrn nicht, Den sie doch so oft gesehen haben? Weil die Mutlosigkeit, die ihren Glauben verminderte, auch ihre Augen trübte.
Er sprach zu ihnen: «Was sind das für Reden, die ihr auf dem Wege miteinander führt?» Da hielten sie traurig inne. Der eine, namens Kleophas, antwortete Ihm: «Bist Du der einzige Fremdling in Jerusalem, Der nicht weiß, was dort in diesen Tagen geschehen ist?» Er fragte sie: «Was denn?» Betrachte, wie der Heiland es anstellt, um diesen trostlosen Seelen die verlorene Freude wiederzugeben, ihren Glauben zu wecken und ihre Hoffnung aufzurichten! Zuerst gewinnt Er mit unwiderstehlicher Güte ihr Herz und entlockt ihnen das Geständnis ihrer bitteren Enttäuschung. Beachte auch, wie Jesus von den Ereignissen spricht, als ob Er nichts von alledem wüsste. «Was hat sich denn zugetragen?» fragt Er, um ihnen Gelegenheit zu geben, ihr Herz ausschütten zu können. — So sollen auch wir Jesus alles sagen, was uns bedrückt, obwohl Er ja schon alles weiß.



17.01.2021
316. Der Betrug der Hohenpriester und Ältesten
(Mt 28)

II Der Hohe Rat ersinnt eine neue List gegen den auferstandenen Heiland
Diese versammelten sich mit den Ältesten und hielten Rat. Sie gaben den Soldaten reichlich Geld und sprachen: «Sagt aus: Seine Jünger sind nachts gekommen und haben Ihn gestohlen, während wir schliefen.»
Die Feinde Jesu hoffen durch List die Pläne des Allmächtigen zu durchkreuzen. — «Fürchtet euch nicht zu lügen», sagen sie den Wächtern, «wir werden euch eure Lügen mit Gold bezahlen.» Alles lieber als eine Niederlage! Du siehst von neuem, dass der Stolz der unversöhnliche Feind der Wahrheit des Evangeliums ist. Nichts ist imstande, Ihn zu entwaffnen; er kann sich nicht beugen, um Gott herrschen zu lassen.
Was kann aber aus einer Seele werden, welche die angebotene Gnade hartnäckig zurückweist? Sie will Gott nicht angehören, darum wird sie auch keinen Teil an Gott haben; sie stößt Jesus zurück, deshalb wird Jesus sie Seinerseits zurückstoßen. Er wird für sie kein Wunder mehr wirken, Er wird an ihr vorübergehen, ohne Sich zu erkennen zu geben, und Er wird sie nicht mehr vor Angriffen des Feindes bewahren. Da sie sich freiwillig in die Gewalt Satans begibt, wird sie dessen Opfer werden und seine Verwerfung teilen. Der Sieg wird bei Gott bleiben und die Wahrheit muss triumphieren. Vergleiche die so verschiedene Sprache der Lüge und der Wahrheit! «Ihr sollt behaupten, was nicht wahr ist», fordern die Hohenpriester und Ältesten von den Wächtern des Grabes; «es ist nötig, damit wir die Herrschaft behalten!» Jesus hingegen befiehlt Seinen Jüngern: «Ihr sollt verkünden, was wirklich ist, denn Gott muss herrschen. Wenn ihr aber die Wahrheit sprecht, so wird man euch foltern und euch behandeln, wie man Mich behandelt hat. Fürchtet euch aber nicht, denn Ich bin mit euch!»
Ist die Sprache der Wahrheit nicht die einzige, die deiner würdig ist? Bestärke dich in deinem Entschluss, für Jesus Christus zu leben und zu sterben!



16.01.2021
316. Der Betrug der Hohenpriester und Ältesten
(Mt 28)

I Die Wächter teilen den Hohenpriestern die Auferstehung Jesu mit
Als die Frauen weggegangen waren, begaben sich einige von der Wache in die Stadt und meldeten den Hohenpriestern alles, was sich zugetragen hatte.
Betrachte das Verhalten der Wächter des Grabes! Diese Männer sind sehr zu bedauern. Sie sind die ersten Zeugen des Auferstehungswunders und denken nicht daran, es sich zunutze zu machen. Die Wahrheit erstrahlt vor ihren Augen, und sie wenden sich davon ab und verharren absichtlich in der Finsternis. Gott zwingt niemand zur Teilnahme an Seinen Festen. Die Osterfreude ist nur für die, welche mit dem auferstandenen Heiland in einem neuen Leben wandeln und von Ihm die Zusicherung ihrer künftigen Auferstehung erhalten wollen. Das bedeutet der Jubelruf des Alleluja.
Erneuere deinen Entschluss, einzig im auferstandenen Jesus zu leben! Der Glaube an die Auferstehung festigt die Seele gegen jede Menschenfurcht. Weder Tod noch Leiden noch Versuchung noch Verachtung noch Verfolgung können den geistig Erstandenen etwas anhaben. Lass die Wächter Schrecken verbreiten unter jenen, die nichts vom Heiland wissen wollen; du aber freue dich über ihre Nachricht und schöpfe daraus Vertrauen und Frieden!



15.01.2021
315. Jesus erscheint den heiligen Frauen
(Mk 16, Lk 24, Mt 28)

II Sie erfreuen sich mit ihren Gefährtinnen der Erscheinung Jesu
Sie gingen vom Grabe weg, und siehe, Jesus begegnete ihnen und sprach: «Seid gegrüßt!» Sie aber gingen auf Ihn zu, umfassten Seine Füße und beteten Ihn an.
Der Engel des Herrn hat den heiligen Frauen einen tröstlichen Auftrag gegeben: Sie sollen an der Gnade, die ihnen zuteil geworden ist, auch andere teilnehmen lassen. Sie erfüllen den Auftrag freudig und gehen wieder der Stadt zu. Was ereignet sich da plötzlich? Weil sie dem Wort des Engels geglaubt haben, verdienen sie, den auferstandenen Heiland selbst zu sehen.
Da ist Er! Falle mit ihnen nieder und überlasse dein Herz der Freude dieser göttlichen Erscheinung. «Seid gegrüßt!» sagt Jesus. Sie erkennen Seine Stimme, die stets so gütig mit ihnen sprach und sie zum Vertrauen ermunterte. «Ich grüße euch, Ich kenne euch, Ich danke euch, Ich segne euch. Ich gebe euch Meinen Frieden, den Ich durch Meinen Sieg errungen habe und den die Welt nicht geben kann. Für die ganze Ewigkeit gehöre Ich euch und ihr gehört Mir!» Der liebevolle Gruß des Heilands gilt auch dir. Küsse in dankbarer Liebe die Füße deines Erlösers!
Da sprach Jesus zu ihnen: «Fürchtet euch nicht! Gehet hin und verkündet meinen Brüdern, dass sie nach Galiläa gehen, daselbst werden sie Mich sehen.» Der Heiland gibt nun selbst den heiligen Frauen einen überaus freudigen Auftrag. Und mit welchen Worten tut Er es? Danke Ihm in staunendem Entzücken, dass Er die Menschen Seine Brüder nennt! Wenn Er dich Bruder nennt, dann bist du es in Wahrheit. Bitte Ihn inständig, dass du niemals durch dein Betragen diese göttliche Verwandtschaft verleugnen mögest!
Die heiligen Frauen erheben sich wieder und gehen ihren Weg. Mögen ihnen nun auch Voreingenommenheit, Widerspruch, ungerechte Verfolgung begegnen, sie werden sich nicht aufhalten lassen. Sie werden allen, die sie treffen, sagen, was sie gesehen und gehört, welche Freuden sie verkostet und wie viel Hoffnung sie geschöpft haben. Nimm sie dir zum Vorbild!



14.01.2021
315. Jesus erscheint den heiligen Frauen
(Mk 16, Lk 24, Mt 28)

I Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome treffen mit ihren Gefährtinnen am heiligen Grab zusammen
In der Morgenfrühe des ersten Wochentages, als die Sonne schon aufgegangen war, kamen Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome zum Grabe. Sie gingen in das Grab hinein und sahen zur Rechten einen Jüngling in weißem Gewande sitzen und sie erschraken sehr.
Teile noch einmal mit den heiligen Frauen die Freude über den auferstandenen Heiland! Maria und Salome fangen erst an, das Wunder zu ahnen. Aber wer den Heiland in der Einfalt seines Herzens sucht, dem schickt Er Seinen Engel.
Höre, was dieser zu den heiligen Frauen spricht: «Erschrecket nicht! Ihr sucht Jesus von Nazareth, den Gekreuzigten; Er ist auferstanden, Er ist nicht hier, sehet da den Ort, wo sie Ihn hingelegt hatten.» — «Erschrecket nicht! Ihr habt nichts zu fürchten.» In der Tat, was könnten diejenigen fürchten, die Jesus lieben? «Ich weiß, wen ihr sucht, ich kenne eure Absichten, ich bin gesandt, um euch zu beruhigen und zu erfreuen.»
Lege auch du zu den Füßen dieses guten Engels die Last deiner Sorgen und Kümmernisse nieder. Reinige deine Absichten und weite dein Herz in froher Hoffnung!
Der Engel fährt fort: «Sehet den Ort, wo sie euren Meister hingelegt haben!» — Schaue mit ihnen, was sich zeigt! Was sagen dir dieses Schweißtuch, dieses Linnen, diese Spezereien, diese Blutspuren, dieser Grabstein? Dort hat Jesus in Seiner äußersten Entblößung im Todesschlaf gelegen. Dieses Lager ist die Stätte Seiner tiefsten Armut und Erniedrigung und gibt so Seine Liebe zu den Menschen kund. Verehre andächtig diese heiligen Reliquien!



13.01.2020
314. Die Engel der Auferstehung
(Lk 24)

II Sie werden von den heiligen Engeln getröstet
Während sie darüber ganz bestürzt waren, standen zwei Männer in strahlendem Gewande vor ihnen. Vor Schrecken senkten sie den Blick zu Boden. Jene aber sprachen zu ihnen: «Was sucht ihr den Lebenden bei den Toten? Er ist nicht hier, Er ist auferstanden.»
Engel erscheinen den heiligen Frauen. Höre, was sie sagen: «Er lebt, Den ihr habt sterben sehen. Er hat den Tod besiegt und ihn Sich unterworfen; der Tod muss Ihm, wenn Er es verlangt, seine Opfer zurückgeben. Freuet euch, der auferstandene Heiland lässt euch jene lebend wiederfinden, die ihr unter den Toten sucht und beweint.»
Die Engel fügen hinzu: «Erinnert euch, wie Er zu euch geredet hat, als Er noch in Galiläa war.» O Seele, was sagte dir dein Heiland auf den Wegen von Galiläa, wo du mit Ihm warst? Verweile auf der Schwelle des heiligen Grabes zwischen den Engeln und den heiligen Frauen und gehe betrachtend die Worte Jesu durch!
Er hat gesagt: «Der Menschensohn muss leiden und sterben.» Er hat gesagt: «Wenn jemand Mir nachfolgen will, so verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz täglich auf sich.» Er hat gesagt: «Wer sein Kreuz nicht auf sich nimmt, ist Meiner nicht wert», Er hat auch gesagt: «Kommet alle zu Mir, die ihr mühselig und beladen seid. — Ich bin der Weg, der zum Leben führt. — Es ist der Wille Meines Vaters, dass ich diejenigen, die Er Mir gegeben hat, zum Leben erwecke.»
Es ist tröstlich, sich dieser Worte zu erinnern angesichts des verherrlichten Grabes, dieses Zeugen Seines Triumphes. Wie ermutigend ist es zu sehen, welchen Abschluss ein Leben im Dienste Jesu Christi findet!



12.01.2020
314. Die Engel der Auferstehung
(Lk 24)

I Einige fromme Frauen kommen zum Grab Jesu
Am ersten Tage der Woche gingen sie in aller Frühe mit den Gewürzkräutern, die sie zubereitet hatten, zum Grabe.
Begib dich von neuem mit diesen heiligen Frauen zum Grab des Herrn. Auch sie beeilen sich, um früh dort anzukommen. Sie bringen dem Heiland Balsam, feines Linnen, und was noch mehr wert ist: ein reines Gewissen, ein liebendes Herz und eine lautere Gesinnung. Sie zeigen dir, was auch du tun musst; nimm dir ein Beispiel an ihnen und eigne dir ihre Gesinnung an, denn auf diese Weise musst du dich auf die Begegnung mit Jesus vorbereiten.
Sie gingen hinein, fanden aber den Leib des Herrn Jesus nicht. Auch sie können nur die Abwesenheit ihres Meisters feststellen. Was sagen und tun sie bei diesem Anblick? Sie weinen, dass sie Jesus verloren haben, und bitten Gott, ihnen den Herrn wiederzugeben. Sie fühlen sich vielleicht schuldig, dass sie nicht genug für Jesus getan haben, weil andere ihnen zuvorgekommen sind und Seinen Leichnam geraubt haben. Die Frömmigkeit dieser zarten, liebenden Seelen ist dem Heiland überaus wohlgefällig und veranlasst Ihn, sie durch Seine Gegenwart zu erfreuen. Demütige dich, weil du so wenig von der Liebe eines zarten Gemütes verstehst, und erbitte dir von den heiligen Frauen das, was dir fehlt!



11.01.2021
313. Jesus erscheint Maria Magdalena
(Joh 20, Mk 13)

III Sie erkennt Ihn und teilt mit Ihm die Freuden Seiner Auferstehung
Da sprach Jesus zu ihr: «Maria!» Sie wandte sich um und sagte zu Ihm auf hebräisch: «Rabboni», das heißt «Meister». Jesus sprach zu ihr: «Halte Mich nicht fest! Ich bin noch nicht zu Meinem Vater aufgefahren. Doch gehe zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu Meinem Vater und eurem Vater, zu Meinem Gott und eurem Gott.1»
Sammle dich, um nichts von diesem ergreifenden Geschehen zu verlieren! Die Unvollkommenheiten Marias konnten Jesus einen Augenblick zurückhalten; aber Seine Liebe besiegt die letzten Hindernisse. Er offenbart Sich allen, die Ihn lieben.
«Maria!» sagt Jesus. — «Meister!» ruft Maria. Was enthalten diese beiden Worte? Jede Erläuterung würde sie entstellen. Flehe den Heiligen Geist an, dir all ihre Schönheit zu offenbaren und dich all ihre Freude verkosten zu lassen! Eine Begegnung, ein Blick, ein Wort genügt, um ein ganzes Leben zu verklären.
Wer ist diejenige, der Jesus Sich so herrlich offenbart? Diese so glücklich beschenkte Frau ist eine erst kürzlich bekehrte Sünderin! Warum solltest du nicht eine gleiche Gnade erlangen können, wenn du den Heiland liebst wie sie und dich ganz Ihm hingibst?
O meine Seele, Jesus spricht auch zu dir: «Ich bin es!» — Er hat Sein Blut vergossen, um dir die Himmelsfreuden zu erkaufen, und Er teilt sie dir jetzt schon mit, damit du davon lebest. Lerne von Ihm, dass man auf dieser Welt durch den Tod zum Leben und durch das Leiden zur Freude eingeht. Antworte dem Heiland wie Maria: «Meister! Ich gehöre einzig Dir und will ganz für Dich leben.»
1 Der Heiland gibt ihr hier die Hoffnung auf das vollkommene Glück und die Vereinigung mit Ihm im Himmel.



10.01.2021
313. Jesus erscheint Maria Magdalena
(Joh 20, Mk 13)

II Jesus zeigt Sich ihr unter fremder Gestalt
Sie wandte sich um und sah Jesus dastehen, erkannte aber nicht, dass es Jesus war. Jesus fragte sie: «Frau, was weinst du? Wen suchst du?» In der Meinung, es sei der Gärtner, antwortete sie Ihm: «Herr, hast Du Ihn weggetragen, so sage mir, wohin Du Ihn gelegt hast; dann will ich Ihn holen.»
Maria Magdalena weint immer noch, aber es sind ihre letzten Tränen. Auf dem Höhepunkt der Leiden findet man den Himmel. Der göttliche Meister ist einer Seele niemals näher, als wenn sie Ihn weit entfernt glaubt.
Ein Fremder tritt Maria entgegen; er fragt: «Warum weinst du?» und fügt hinzu: «Wen suchst du?» Er scheint sagen zu wollen: «Wozu die Tränen an diesem frohen Fest? Wozu dieses unruhige Suchen, da wir doch ans Ziel gelangt sind? Hat Der, Den du suchst, jemals Sein Wort gebrochen? Du gehörst doch zu den Seinigen, glaubst du, dass Er dich vergessen könnte?»
Betrachte diesen trostvollen Zuspruch! Maria nimmt sich nicht die Zeit, darüber nachzudenken. Sie wirft auf den Fremden nur einen flüchtigen, von Tränen verdunkelten Blick. Noch hindern sie ihre Hast und Überstürzung, ihre Erregung und übermäßige Sorge, die Gegenwart des Vielgeliebten zu erkennen.



09.01.2021
313. Jesus erscheint Maria Magdalena
(Joh 20, Mk 13)

I Maria Magdalena am Grab Jesu
Maria aber blieb draußen am Grab und weinte. Wie sie nun weinte, neigte sie sich vor und schaute in das Grab hinein.
Betrachte Maria Magdalena am Grab Jesu und schließe aus der Fülle ihrer Tränen auf die Glut ihrer Liebe und die Größe ihres Verlustes! Wer kann die Leere ergründen oder gar ausfüllen, die die Abwesenheit Jesu in solchen Seelen hinterlässt, die an die Freuden Seiner Gegenwart gewöhnt sind?
Maria weint, aber zugleich sucht sie eifrig ihren Meister. Die Trauer, die uns untätig macht, ist fruchtlos. Maria blickt um sich und fragt: «Wo ist Er, um Den ich weine?» Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen zu Häupten, den andern zu Füßen, dort, wo Jesu Leichnam gelegen hatte. — «Wo ist Er? Heilige Engel Gottes, sagt es mir! Alles will ich tun, um Ihn zu entdecken, kein Weg soll mir zu weit sein, um zu Ihm zu gelangen, kein Opfer wird mir zu schwer sein, um mein einziges Gut wiederzugewinnen.»
«Frau, warum weinst du?» fragen die Engel. Der Anblick eines Grabes soll uns nicht maßlos traurig machen, die Zeichen des Todes sollen uns nicht unversiegliche Tränen entlocken. Jenseits des Grabes erwartet uns die Auferstehung, der Himmel; dieser Gedanke trocknet die Tränen, tröstet und erfreut.
O meine Seele, beantworte du die Frage der Engel. Warum weinst du, wenn vom Sterben die Rede ist? Es fehlt dir an Glaubensgeist. Erhebe dich über alles, was vorübergeht, und erahne das helle Licht der Ostersonne!



08.01.2021
312. Petrus und Johannes am Grab
(Joh 20)

III Johannes betritt das leere Grab
Jetzt ging auch der andere Jünger, der zuerst am Grab angekommen war, hinein. Er sah und glaubte. Denn sie hatten noch nicht die Schrift verstanden, dass Er von den Toten auferstehen müsse. Dann kehrten die Jünger nach Hause zurück.
Begleite den Liebesjünger, wie er nun auch das Grab betritt! Er wird als erster zum Glauben an die Auferstehung Jesu kommen. Aber sein Herz hat am meisten am Heiland verloren. Wie sehnt er sich, noch einmal ein Haupt an Jesu Brust zu legen!
«O Gott, warum ist unser Glück von so kurzer Dauer? Warum können wir nur durch Leiden und Tod Denjenigen wiederfinden, der während Seines Erdenlebens uns die Schätze Seiner Liebe so freudig mitteilte?» So fragt sich der Liebesjünger und lehnt sein Haupt, statt an die Brust des Meisters, an den kalten Stein. Das Geheimnis bleibt undurchdringlich.
Doch plötzlich geht für Johannes wie für Petrus die Ostersonne strahlend auf. O Herrlichkeit und Freude! Im Glauben erkennt er, dass Jesus, Der ihn vor allen liebte, lebt. Jesus ist bei ihm und lässt ihn im Geist wieder an Seinem Herzen ruhen. Noch fester sind die Bande der Liebe, die Johannes nun mit seinem Meister verknüpfen, denn was der auferstandene Heiland bringt, ist ewig und unwandelbar. Sein Wort erhellt alle Finsternisse der Seele und Seine Nähe spendet Glück und Leben.



07.01.2021
312. Petrus und Johannes am Grab
(Joh 20)

II Petrus findet das Grab leer
Nun kam auch Simon Petrus ihm nach, ging in das Grab hinein und sah die Leinenbinden daliegen sowie das Schweißtuch, das auf Seinem Haupt gelegen hatte. Es lag aber nicht mit den Leinenbinden zusammen, sondern für sich zusammengefaltet an einer Stelle.
Folge dem Apostelfürsten, dessen innere Aufregung sich steigert, je näher er zum Grab kommt. «Ach, wenn es wahr wäre!» spricht er zu sich selbst. «Wenn es mir vergönnt wäre, Ihn wiederzusehen, Ihn, der mich so sehr geliebt hat und den ich so feige verleugnet habe. Wenn ich zu Seinen Füßen meine Sünden beweinen und aus Seinem Mund ein Wort der Verzeihung hören könnte!»
In dieser Stimmung betritt er das Grabgemach. Er küsst voll Liebe die Tücher, die Jesu Leichnam berührt haben, und benetzt sie mit Seinen Tränen. — «O Gott, gib uns den Führer unserer Seelen wieder. Wir haben noch so viel von Ihm zu lernen! Was soll aus uns werden ohne Ihn? Wer wird uns verzeihen, wer uns segnen, wer uns retten?»
So betet der reuige Apostel. Der verlorene Sohn steht wieder auf der Schwelle des Vaterhauses. Der gütige Heiland wird ihm an diesem Ostertag erscheinen. Höre, wie die Stimme des göttlichen Meisters Petrus antwortet: «Habe Vertrauen, fürchte nichts, Ich bin es!» — Lerne auch du, ein großes Vertrauen auf die Barmherzigkeit Jesu zu haben, die allen verzeiht, die ihre Sünden wahrhaft bereuen.
Sieh, wie Petrus von Freude überwältigt ist, als er Jesus sehen darf. — Freuet euch, all ihr Sünder, der Heiland ist wieder da, bereit, euch zu vergeben, damit ihr frohen Herzens an der Auferstehungsfeier teilnehmen könnt!



06.01.2021
312. Petrus und Johannes am Grab
(Joh 20)

I Petrus und Johannes eilen zum Grab Jesu
Da machten sich Petrus und der andere Jünger auf und gingen zum Grab. Die beiden liefen miteinander. Der andere Jünger lief schneller voran als Petrus und kam zuerst am Grab an.
Begib dich mit den beiden Aposteln, die Maria Magdalena benachrichtigt hat, wieder zum heiligen Grab. Versetze dich in ihre Stimmung; höre, was sie miteinander reden! Ist es wirklich wahr, was man ihnen angekündigt hat? Ist Jesus für sie verloren, oder bleibt ihnen noch eine Möglichkeit, Ihn wiederzufinden?
Das Herz der Jünger ist voll Bangigkeit, doch allmählich dringen die ersten Strahlen der Ostersonne hinein. Petrus und Johannes ahnen, dass die Ereignisse, deren Zeugen sie waren, nicht abgeschlossen sein können und dass Jesu Werk nicht mit Seinem Tod enden kann. Sie hören im Grund ihres Herzens die Stimmen des Himmels, die sie gleichzeitig mit Magdalena zum Grab des Meisters rufen, und obgleich sie nicht klar erkennen können, was diese Stimmen sagen, so lebt doch ihre Hoffnung wieder auf. Begleite sie und suche mit ihnen den auferstandenen Erlöser, das höchste Ziel unserer Sehnsucht! Der Weg ist dir bekannt, suche, und du wirst Ihn finden.



05.01.2021
311. Die heiligen Frauen am Grab
(Mk 16, Lk 24, Joh 20)

II Sie finden das Grab leer
Als sie hinblickten, sahen sie, dass der Stein schon weggewälzt war. Er war nämlich sehr groß. Da lief Maria Magdalena zu Simon Petrus und zu dem anderen Jünger, den Jesus lieb hatte.
Betrachte die schmerzliche Überraschung der heiligen Frauen! Das Hindernis, das sie fürchteten, ist entfernt, aber Jesus ist nicht mehr da. Sie wollten dem Sohn Gottes einen letzten Dienst erweisen, nun ist ihnen auch dieser Trost geraubt.
So führt Gott die Seelen bisweilen durch immer dunklere Pfade bis zur äußersten Trostlosigkeit, um sie danach mit Freude zu überschütten. So hat Er es auch mit Seinem eingeborenen Sohn gemacht. Die Stunde, da alles verloren scheint, ist gerade die Stunde, da alles gewonnen ist, wie wir es bei den heiligen Frauen sehen werden.
Bewundere ihre demütige, aufrichtige Frömmigkeit. Sie weinen, aber sie murren nicht gegen Gott wegen ihrer schmerzlichen Enttäuschung. Sie sagen nicht: «Wozu haben wir nun soviel getan und uns so aufgeopfert?» — Sie lassen auch nicht von ihrem Vorhaben ab. Eine unerwartete Schwierigkeit ist aufgetaucht, sie eilen deshalb, um sich Rat zu holen. Dieses Verlangen treibt Magdalena zu den Aposteln.
Sie sprach zu ihnen: «Man hat den Herrn aus dem Grabe genommen, und wir wissen nicht, wohin man Ihn gelegt hat.» Was mögen die Apostel empfinden, als sie von den Frauen hören: «Sie haben den Meister fortgenommen; sie haben uns unsere letzte Hoffnung geraubt!» Beruhige sie, lade sie freundlich ein, sich auf den Weg zu begeben und die Freuden zu finden, die Jesus ihnen so teuer erkauft hat!



04.01.2021
311. Die heiligen Frauen am Grab
(Mk 16, Lk 24, Joh 20)

I Die heiligen Frauen auf dem Weg zum Grab
Früh am Morgen des ersten Wochentages kamen Maria Magdalena, Maria, die Mutter des Jakobus, und Salome zum Grabe. Sie sprachen zu einander: «Wer wird uns den Stein vom Eingang des Grabes wegwälzen?»
Schließe dich Maria Magdalena und den heiligen Frauen an! Es ist noch Nacht, als sie sich auf den Weg machen; ihre Liebe zu Jesus hat sie wach gehalten. Lerne von ihnen, wie man sich des himmlischen Trostes würdig macht. Die Freude, die Gott ihnen bereitet, wird um so größer sein, je besser sie sich darauf vorbereitet haben. Sie ahnen noch nichts von dieser Freude, sie glauben sogar, dass es in diesem Leben keine Freude mehr für sie geben wird. Aber Gott bereitet Seinen Kindern gern Überraschungen. Da, wo sie Traurigkeit und Tod erwarten, lässt er sie Freude und Leben finden.
Höre, wie die heiligen Frauen sich unterwegs ihre Befürchtungen mitteilen: «Wer wird uns den Stein wegwälzen, der vor der Türe des Grabes liegt?» Auch auf deinem Wege zur Vollkommenheit liegt ein Stein, der deinem Fortschritt hinderlich ist. Wer wird dir helfen, das Hindernis zu beseitigen und deine großmütigen Vorsätze auszuführen? Wer wird dir den Sieg verleihen?
So beunruhigen sich oft Seelen, die voll guten Willens an ihrer Heiligung arbeiten. Die heiligen Frauen wissen keine Antwort auf ihre bange Frage. Sie wandeln erst im Morgenrot des beginnenden Tages, der ihnen leuchtende Klarheit bringen wird. Dann werden sie einsehen, dass man niemals das Werk Gottes wegen scheinbar unüberwindlicher Hindernisse im Stich lassen soll. In Gottes Kraft vermag man alles. Bei Gott ist kein Ding unmöglich.



03.01.2021
310. Die Auferstehung
(Mt 28)

II Der Schrecken der Wächter
Die Wächter erbebten aus Furcht vor ihm und waren wie tot.
Wirf einen Blick auf die Hüter des Grabes! Hölle und Welt vermögen nichts gegen die Verheißungen Jesu Christi. Alles, was Er vorausgesagt hat, wird sich erfüllen. Der Himmel gehört uns trotz der Angriffe des Teufels und seiner Helfershelfer. Koste in deinem innersten Herzen die Freude, dass du in dieser Welt nichts mehr zu fürchten hast. Nähere dich dem Engel der Auferstehung, welcher sich auf den Grabstein gesetzt hat, und unterhalte dich unbefangen mit ihm! Von nun an sind die Engel deine Brüder, da du ja ein ganz himmlisches Leben führen sollst.
Betrachte ganz in der Nähe die Zeichen des bitteren Leidens. Das blutige Kreuz steht noch aufgerichtet, als ob die Qual noch nicht zu Ende wäre. Und doch herrscht schon Freude, Leben und Sieg. Wenn das Kreuz dich schreckt, so betrachte es in den ersten Strahlen des Ostertages! Bei diesem Anblick haben die Märtyrer sich unbesiegbar gefühlt und die Heiligen die Auflehnung der gefallenen Natur bezwungen. Baue deinen Mut und deine Hoffnung auf den Felsen der Auferstehung!



02.01.2021
310. Die Auferstehung
(Mt 28)

I Jesus aufersteht von den Toten
Und siehe, ein großes Erdbeben entstand, denn ein Engel des Herrn stieg vom Himmel herab, trat hinzu, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.
Eile frohen Herzens zum Grab, die Engel des Himmels erwarten dich dort! Der große Festtag hat begonnen.
Siehe, wie der Engel des Herrn vom Himmel herabsteigt. Mit welcher Leichtigkeit räumt er alle Hindernisse hinweg. Nichts widersteht der Allmacht Gottes. Betrachte Jesus, wie Er aus dem Grab hervorgeht, und rufe mit dem ganzen Himmel: Alleluja! — Er ist es, Den die heiligen Seelen beweinten, Er ist es, dem du auf dem Kreuzweg gefolgt bist, der sich hat geißeln, mit Dornen krönen und zum Tode führen lassen. Er ist auferstanden! Überzeuge dich selbst und küsse Seine strahlenden Wundmale!
Jesus kommt auch zu dir und fordert dich auf, Seine Freude zu teilen. Er kann nicht mehr leiden, nicht mehr sterben. Eine Freude ohne Schmerz wird nach dem Tod auch unser Anteil sein.
Was ist aus den Qualen geworden, die den Leib und die Seele deines Erlösers zerrissen? Sie haben sich gewandelt in unaussprechliche Freude. Die Leidenswerkzeuge haben ihre schneidende Schärfe verloren, der Hass der Bösen kann sich nicht mehr betätigen, die Demütigungen haben keine Bitterkeit mehr, die Trostlosigkeit kehrt nicht wieder. Aber ewig bleibt die Freude, für Gott gelitten zu haben, und der sichere Besitz der himmlischen Herrlichkeit. So geht das Leiden vorüber. Bitte den auferstandenen Heiland, deinem Herzen die Freude mitzuteilen, von der Sein Herz überströmt!



01.01.2021
309. Der Karsamstag
(Lk 23, Mt 27)

II Die Juden lassen das Grab Jesu versiegeln
Tags darauf, nach dem Rüsttag, kamen die Hohenpriester und Pharisäer gemeinsam zu Pilatus und sagten: «Befiehl, daß man das Grab bis zum dritten Tag bewache!» — Sie gingen hin und sicherten das Grab, indem sie in Gegenwart der Wache den Stein versiegelten.
Kehre zum Grab deines Erlösers zurück! Die Wut der Feinde hat sich noch nicht gelegt; sie fürchten Jesus noch nach seinem Tod. Sieh, wie die Pharisäer mit den Soldaten ankommen. Die Erinnerung an das Wort des Erlösers von seiner Auferstehung beunruhigt sie. So bringen die Worte Jesu den einen Trost im Unglück, den andern Unruhe mitten im vermeintlichen Erfolg. Dies bewirkt die Weisheit des himmlischen Vaters. Der Erfolg der Feinde Gottes ist stets nur scheinbar; gerade in der Stunde wird er zunichte, in der er am größten zu sein scheint. Trotz aller Anschläge der Bösen wird Jesus erkannt und geliebt. Er wird auferstehen, Er wird herrschen und seines Reiches wird kein Ende sein. Stärke dein Gottvertrauen! Tröste dich über die gegenwärtigen Schicksalsschläge in dem Gedanken an die zukünftige Seligkeit. Derjenige, der im Grab ruht, ist der Urheber des Lebens. Sein Tod hat weder die Wahrheit seiner Verheißung geändert noch die Schönheit seiner Wunder verdunkelt. Wanke also nicht in deiner Zuversicht, erwarte im Frieden die Ankunft desjenigen, den du beweinst! Morgen wird Er kommen und dich mit Gnaden überschütten.